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Donnerstag dw 3. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
Gestorben: Octavia v. Gönz, Stuttgart; Bierbrauerei- befitzer Höhn, Ulm; Sta^tpfarrer Knapp, Stuttgart; Privatier Stützet, Aalen; Südsrüchtenhändler Pichler, Stuttgart.
D Der Zollkrieg mit Rußland ist durch den Beschluß des Bundesrates, den von Rußland aus eingesührten Waren mit einem Zuschlagszoll von 50 Prozent zu belegen, zur Tatsache geworden. Der Reichskanzler hatte dem Bundesrat eine Denkschrift zugehen lassen, wonach im Jahre 1891 der Warenaustausch des deutschen Zollgebiets mit Rußland betrug:
Einfuhr aus Rußland 578 704 000 Mk.
Ausfuhr nach Rußland 145 336 000 Mk. Deutschland entnimmt also etwa viermal so viel Waren aus Rußland, als es solche an Rußland ab giebt; es ist mithin ein sehr guter Abnehmer, gegen den man doch einige Rücksicht üben müßte.
Von der russischen Einfuhr nach Deutschland waren Werte von etwa 400 Mill. Mark zollpflichtig, darunter folgende wichtige Artikel (die zweite Reihe der Ziffern giebt die Gesamteinfuhr der betreffenden Artikel aus allen Ländern an)
im Wert von Mill. Mark.
Weizen.
91
163
Roggen.
99
187
Hafer.
11,7
13,8
Buchweizen .....
2,6
—
Hülsenfrüchte ....
9
—
Hirse.
1
—
Gerste.
37,5
104
Raps- und Rübsamen . .
8,5
25,6
Mais und Dari . . .
12,2
51,7
Holz und Waren daraus.
60
194
Kaulschukwaren....
1,3
4,7
Butter.
3,8
9
Fleisch, ausgeschlachtet .
2,4
16
Kaviar ......
1,7
—
Petroleum.
4,3
65,3
Eier von Geflügeln . .
20,8
56
Pferde.
15,8
73
Schweine ......
5,6
71,9
Die vorstehenden Ziffern zeigen deutlich, welch großes Interesse Rußland an der Offenhaltung des deutschen Marktes hat. Die Erfahrungen der Jahre 1891/92 während des Verbots der russischen Ge
treideausfuhr haben gelehrt, daß Deutschland bei Deckung seines Kornbedarfs nicht unbedingt auf Rußland angewiesen ist. Ungarn, Rumänien, Serbien und Nordamerika sind gleichfalls „Kornkammern" und selbst in einem ausnahmsweise ungünstigen Jahre, wie das oben angegebene, konnte der Weltmarkt ohne wesentliche Preiserhöhung den Bedarf Deutschlands decken, obwohl das russische Getreide demselben ferngeblieben war.
Das sind die Erwägungen, die zu dem Beschlüsse des Bundesrats geführt haben. Nach der,Nordd. Allg. Ztg/ hat auch die Militärverwaltung Anordnungen getroffen, um störenden Folgen vorzubcugen, die etwa der Ausschluß des russischen Getreides hinsichtlich der Verpflegung der Armee haben könnte. Schon längere Zeit war beabsichtigt, eine möglichst gründliche Schälung des Brotkorns aus der Vermahlung eintreten zu lassen, um zu einer ergiebigeren Ausnutzung des Nahrungsgehaltes des Korns zu gelangen. Versuche sind mit diesem Verfahren angestellt, die zur Zeit allerdings noch nicht abgeschlossen sind. Erfüllen sich indes die gehegten Erwartungen, so wird für die Folge eine nicht unwesentliche Ersparnis an Roggen bei der Brotverpflegung der Armee und damit auch eine verhältnismäßige Einschränkung in der Benutzung ausländischen Getreides eintreten. Ferner sind die Truppenkommandos verständigt worden, bei der Verpflegung der Pferde für Fouragebestandteile der reglementsmäßigen Rationen Ersatzmittel verwenden zu lassen. Da hierbei u. a. der verhältnismäßig billige Mais in Betracht kommt, besten Einführung hauptsächlich aus Amerika erfolgt, so wird auch durch diese Maßnahme dazu beigetragen werden, daß russisches Getreide nicht vermißt wird. Auch die teilweise Verwendung von Weizen zur Brotverpflegung der Truppen war in Erwägung gekommen. Davon ist jedoch Abstand genommen worden, weil hierzu wegen der mäßigen Höhe, auf der sich die Roggen- Preise halten, und mit Rücksicht auf den wahrscheinlich günstigen Ausfall der inländischen Getreide-Ernte ausreichender Anlaß zur Zeit nicht gegeben schien.
Rußland hat dem Höchsttarif, den es vom 1. August gegen Deutschland anwenden will, noch dadurch eine feindselige Verschärfung gegeben, daß er nicht nur auf Waren aus Deutschland, sondern auch
auf alle Waren, die über Deutschland kommen, angewandt werden soll. Der Güterverkehr in Deutschland leidet dadurch allerdings großen Schaden, da nun alle Waren aus Amerika, England und Frankreich, die nach Rußland gehen, den Seeweg nehmen werden. Demgegenüber werden jetzt schon in der deutschen Presse Stimmen laut, die „angesichts der drohenden Choleragefahr" fordern, die russische Grenze vollständig zu schließen.
Die Denkschrift, die der Reichskanzler dem Bundesrate hat zugehen lassen und die auch der ,Reichs- anz/ veröffentlicht, zeigt, daß die Reichsregierung in entgegenkommendster Weise mit Rußland verhandelt hat, um zu einem Handelsverträge zu kommen. Daß man den brüsken Abbruch Rußlands mit energischen Gegenmaßregeln beantwortet, wird die Russen hoffentlich zu der Einsicht bringen, daß auch deutsche Geduld eine Grenze hat. Der aufgenommcne Kampf aber muß mit allen Mitteln durchgeführt werden.
Lasdesrgchrichtev.
* Alten steig, 2. August. Nächsten Sonntag findet hier das Gauturvfest des Nagoldgaues statt, zu welchem sich eine große Zahl auswärtiger Teilnehmer, über 400, bereits angemeldet hat. Bei der bekanntlich in gutem Rufe der Gastfreundschaft stehenden hies. Einwohnerschaft ist nicht zu bezweifeln, daß sie zu würdigem Empfang der Gäste sich bestens rüstet und dem Feste der Turner durch allgemeine Teilnahme ihre Gunst erweist. Zeigt auch der Himmel dem Feste seine freundliche Seite, was zu wünschen ist, dann ist auf ein schönes Fest sicher zu rechnen. Auf das im Inseratenteil enthaltene Fest-Programm sei hiemit noch besonders hingewiesen.
* Alten steig, 2. August. Heute früh ist in Nonnenmtß, Enzthal, das gemeinsame große Wohnhaus mit angebauter Scheuer des Christian Schraft sen. und Friedrich Schraft jun. vollständig ntcdergebrannt. Der Schaden ist ein beträchtlicher. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt.
* Altensteig, 2. Aug. Nicht übel und verdientermaßen hereingefallen ist ein Handelsmann aus dem Orte D., OA. Neuenbürg, welcher am Montag abend hierherretste, um den gestrigen Jahrmarkt zu besuchen. Im Eisenbahnwagen unterhielt er sich mit
Girre Woche.
(Nachdruck verboten.)
Kriminal-Roman von M. . . .
1.
Die Witterung war den ganzen Tag hindurch scharf und rauh gewesen. Ein kalter, mit Schnee vermischter Regen fiel unaufhörlich vom Himmel herab; der Sturm durchsauste die Luft mit ohrenzerreißendem Geheul. Es war ein Hundewetter, und man konnte zufrieden sein für den geringsten Schutz, der sich bot.
Ich saß in einem unbequemen, rüttelnden, ausgekälteten Eisenbahnwaggon. Mit Windesschnelle eilten wir dahin durch die dichte undurchdringliche Finsternis. Ich sehe nach meiner Uhr, sie zeigt auf halb Zehn. Ich stecke den Kopf durch das Fenster: der eisige Wind sucht mir mit aller Macht meine Reisemütze zu entreißen. Der strömende Regen peitscht mir erbarmungslos ins Gesicht. — Ich ziehe mich wieder zurück und werfe mich auf die grünen Samtpolster. Nur noch eine halbe Stunde und ich bin wieder in New-Iork. Ich werde eine angenehme Nacht haben, zehn Stunden ununterbrochenen Schlafes, ohne durch jemand gestört zu werden.
Und ich bedarf dessen wohl, denn ich bin erschöpft, ermattet, totmüde Während der letzten vierzehn Tage war ich gezwungen, mich an einem kleinen Ort bei New-Iork aufzuhalten. Ich war dahin geschickt. Es war eine schwere, verwickelte Aufgabe, die man mir anvertraut hatte. Falsche Wechsel, durchtriebene Schurken, die nicht die geringste Spur hinterlassen hatten, aber es war mir, dank meiner über
menschlichen Anstrengungen gelungen, Licht in die Sache zu bringen. Und während ich halbschlafend daliege, durchlebe ich im Geiste noch einmal alle die Ereignisse, die sich in den verflossenen Tagen oder richtiger in den Nächten abgespielt haben.
Denn die Nächte sind die Hauptarbeitszeit für den Detektiv. Im Schutze der Finsternis gelingt es ihm, die Fäden aufzuspüren, die im Schutze der Finsternis gesponnen sind.
Und daher ist es wohl zu verstehen, daß ich mich schon in Gedanken auf die herrliche Ruhe freute, die ich nun während zehn langer Stunden genießen soll.
Ein greller Pfiff. Der Zug vermindert seine Fahrt. Ich springe auf, nehme meinen leichten Koffer in die Hand und stelle mich an die Thür. Noch ein langgezogener Pfiff, der Zug hält vor dem Bahnsteig, die Thüren werden aufgerissen und ich springe hinaus.
New-York! Gottlob und Dank! Eiligst durchschreite ich den Wartesaal und belege eine Droschke. Ich wechsle einige Worte mit dem Kutscher und die Sache ist abgemacht. Er peitscht auf die Pferde los und dahin fliegt das Gefährt.
Gleich einem dunklen, sich geheimnisvoll hinschlängelnden Riesenwurm liegt der Broadway in seiner ganzen Länge vor mir. Es ist finster und menschenleer auf diesem Zentrum der Weltstadt, wenigstens für das Auge eine Amerikaners, und doch ist es erst 10 Uhr. Aber es gehören auch freilich viele Menscheu dazu, um eine sieben (englische) Meilen lange Straße zu bevölkern.
Und der Wagen rollt dahin. Der Schmutz springt hoch an den Rädern auf. Ich sitze müde und abgespannt in meiner Ecke. Jetzt biegen wir in eine Querstraße ein, noch wenige Augenblicke und ich bin daheim.
Der Kutscher erhält seine Bezahlung und ich springe die vielen Treppen hinan, ohne auf den Elevator zu warten.
Mein Diener erwartet mich offenbar. Rechtzeitig öffnet der aufmerksame Bursche die Thür, heißt mich willkommen und befreit mich im Handumdrehen von meinem durchnäßten Ueberrock. Ich trete in mein Zimmer, mein großes gemütliches Zimmer, mache ein w nig Toilette und begebe mich dann in die Eßstube, wo ein einfaches Junggesellenabendbrot auf dem Tische steht. In der Regel speise ich außer dem Hause.
Meine Mahlzeit ist bald beendet. Ich bin sehr mäßig. Mäßigkeit und zwar in allen Dingen, ist eine notwendige Bedingung für einen Sicherheitsbeamten. Es ist dies das dritte der drei Gebote, die befolgt werden müssen. Das erste Gebot lautet: „Du sollst schnell zu Werke gehen." Geschwind wie der Pfeil, damit keine Spur verwischt, kein Beweis vernichtet wird. Und das zweite: „Du sollst genau sein!" Kein Umstand, wie gering er auch scheinen mag, darf dir entgehen. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Wenn du nur einen einzigen Faden erfaßt, kannst du mit Hilfe desselben vielleicht das ganze Gewebe entwirren. Und das dritte, bereits vorhin erwähnte Gebot heißt: „Du sollst mäßig sein!" Welche Versuchungen dich auch locken mögen, in welcher Gestalt sie