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* Alten steig, 28. Juli. Bei der in diesem Sommer vorhandenen großen Anzahl von Wespen ist es sehr zu empfehlen, sowohl beim Trinken aus Gesöffen, welche ungedeckt standen, als namentlich beim Essen von Früchten vorsichiig zu sein und sich vorher zu überzeugen, ob keines dieser gefährlichen Nascher sich darin verborgen hält. Beim Verschlucken ist es schon öfters vorgekommen, daß die betr. Personen in den Hals gestochen wurden, wodurch nicht nur große Schmerzen verursacht, sondern sogar der Tod durch Ersticken herbeigeführt wurde. — Das beste Mittel zur Vertilgung der Wespen, wenn das Nest in der Erde ist, ist Jauche, die man mit einer Spritzkanne hineingießt. Hängt das Nest frei, so thut eine angezündete Schwefelschnitte, die man an einem langen Stecken befestigt, gute Dienste. Vor allem muß man bei jeder Zerstörung darauf ausgehen, daß auch die Waben und vor allem die junge Brut in denselben gründlich zerstört wird.
* Altensteig, 28. Juli. Nach den gesetzlichen Bestimmungen find Personen, welche zu den militärischen Uebungen einberufen werden, während der Zeit ihrer militärischen Uebung steuerfrei, sobald sie zu den Unteroffizieren und Mannschaften des Beurlaubtenstandes gehören und mit einem Einkommen von weniger als 3000 Mark veranlagt sind beziehungsweise ein Einkommen aus Gewerbebetrieb oder Grundbesitz nicht haben. Die Steuer wird von Amtswegen in Abgang gestellt, wenn sich diese Personen in dem Steucrbureau durch Vorlegung ihrer Militärpäffe über ihre Einberufung ausweisen.
* Teinach, 25. Juli. Dank einer Stiftung der verewigten Königin Katharina feierte auch heute Tei- nach wieder sein „Jakobisest". Dasselbe gestaltete sich zu einem wahren Volksfeste und lockte ein außergewöhnlich zahlreiches Publikum an. Auch Se. Ex- cellenz der Oberjägermeister v. Plato ist mit Familie von der Rchmühle aus hier eingetroffen. Den Anfang des Festes bildete ein Umzug der Mitwirkenden, von einer Musikkapelle begleitet. Nachher folgte Wettrennen von Knaben, Eselsrennnen, Wettlaufen von Mädchen mit gefüllten Wasserkübeln, Sackhüpfen und zum Schluß der Hahnentanz. Besonders zur Erheiterung der Zuschauer trug das Eselsrennen bei,
Hine merkwürdige Kandeksveröindung.
Novelle von Heinrich Berthold.
(Fortsetzung.)
„Ah — ist es das? Nun verstehe ich," lachte Antonio. „Also irgendeine alte Liebe? Ein unglückliches, aber unlösliches Herzensbündnis. Aber tröste dich! Wie geht doch das Sprichwort, welches in solchen Fällen eure Uankee-Schiffsleute brauchen? „Es gibt noch immer so gute Fische, als je gefangen wurden." Tröste dich, wenn du die eine nicht bekommen hast oder konntest, mit einer andern, und vergiß die erste über einer zweiten. Und unsere Brasilianer-Mädchen geben gute Weiber."
Aber Edward ward dieses Gespräch unangenehm. Er wechselte daher das Thema und die Liebesange- legenheit war bald vergessen.
Und wieder war er Geschäftsmann und nur solcher. Die Tratte von Lambert und Barr erwies ihm sozusagen unbezahlbare Dienste; sie ermöglichte dem jungen Handelsherrn den größten Teil der kommenden Ernte sicherzustelleu. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß die Kaffeebäume im nächsten Herbste ihre Fruchtbarkeit wieder erlangen und die Pflanzer damit in die Lage versetzt sein würden, ihre Schulden abzuzahlen. Das Haus Mac Pherfon und Co. gewährte denselben sogar wieder Vorschüsse, freilich nur unter ganz sicheren Bedingungen, aber was die Hauptsache war, der Kredit der Firma selbst war wieder auf der alten Höhe, das
Samstag dw 29. Juki
das den meisten der Kurgäste etwas Neues war. Ein hoher Kletterbaum, mit bunten Taschentüchern u. s. w. geschmückt, lud die Knaben ein, sich einen nützlichen Gegenstand zu erklettern. Ferner waren aufgeschlagen: 1 Zirkus, 1 Karussell, 1 Schieß- und 1 Photographiebude, deren Besitzer gute Geschäfte gemacht haben sollen. Leider ist zu bemerken, daß die Nationaltracht unter den Mitwirkenden beim Jakobifest von Jahr zu Jahr mehr in Abgang kommt, wodurch das Fest an seinem historischen Reize verliert. (N.T.)
* St«tLgart, 24. Juli. Nach einem Ausschreiben der K. Garnisons-Verwaltung wird auf der Markung Stuttgart nebst Vorstädten in beliebiger Lage ein 4—6 Morgen großes Grundstück zum Bau einer Infanterie-Kaserne zu kaufen gesucht.
* Stuttgart, 26. Juli. Um ein genaues Bild von dem z. Z. in Württemberg herrschenden Notstand zu gewinnen, wurden dieser Tage an sämtliche 1918 Ortsvorsteher Württembergs Fragebögen versandt. Die Antworten sind bis jetzt größtenteils eingelaufen. Es wird darin festgcstellt, wie groß der Ertrag an Heu, Oehmd, Kleeheu, Stroh ist und wie der Stand des Stoppelklees zu schätzen ist. Desgleichen soll beantwortet werden, der wievielte Teil des Gesamtacker- feldes einer jeden Markung im August und September d. I. mit Reps und Futterpflanzen angebaut sind. Die Antworten werden kartographisch zusammengestellt werden und die Karte wird dann als Unterlage dienen können für die Beurteilung der Frage, ob von den beabsichtigten Manövern ganz abgesehen werden soll oder ob eine räumliche Verlegung angängig erscheint. Dadurch sollen diejenigen Landesgegenden bezeichnet werden, in denen der beabsichtigte Ankauf von Vieh seitens der Intendantur des XV. Armeecorps besonders angezeigt erscheint. Man kann indes jetzt schon erkennen, daß die Verhälnisse lokal oft sogar in demselben Bezirk sehr verschieden sind; es existieren auch Gegenden in welchen gar kein Oehmdertrag zu erwarten steht.
* Stuttgart, 26. Juli. Der bekannte große Zeitungsverleger Pollitzer von New-Aork, welcher sich mit Familie hier aufgehalten hatte, versäumte vorgestern den Zug nach Freudenstadt. Rasch entschlossen bestellte er sich einen Extrazug, der ihn noch eher an Ort und Stelle brachte als der fahrplanmäßige Zug.
Haus im Vollbesitze seines alten Ansehens und die Geschäfte blühten. Zum nicht geringsten Teile mochte hier indessen die geschäftige Fama mitgewirkt haben, welche die Tratte von Lambert und Barr in New- Jork um das fünffache erhöht hatte. In wenigen Monaten hatte das renommierte Handelshaus seine Schulden abgetragen, alles war wieder im alten Gange; auch die Pflanzer stellten sich ein und nach mehr denn Jahresfrist hatten sie gleichfalls ihre Schulden abgetragen und erhielten wieder den früheren Kredit. Nach einem Jahr aber hatte Barmore dem Hause Lambert und Barr auch den Betrag der Tratte vollständig retourniert
Im Geheimen beschäftigte sich Edward sehr oft mit der Person seines unbekannten Wohlthäters und er mußte sich fragen, wer er wohl sein möge, daß er ein so außerordentliches Interesse an ihm nehme. Die seltsamsten Vermutungen stellte er an; keiner von all seinem ausgedehnten Bekannten- und Verwandtenkreise schien ihm dieser edlen Handlungsweise fähig.
Soweit konnte doch kaum die Fürsorge des seligen Mr. Morris reichen. . . . Edwards Neugierde, den großmütigen Unbekannten kennen zu lernen und der Wunsch, demselben persönlich seinen Dank abzustatten, ließ in ihm den festen Entschluß entstehen, sobald es nur die Geschäfte gestatteten, nach New-Aork abzureisen und so einem Zuge des Herzens Genüge zu leisten. Bald kam e ne kurze Zeit, wo seine Gegenwart im Geschäfte nicht so notwendig war, er betraute seinen ersten Beamten mit der Leitung des Unternehmens, sein Freund Antonio übernahm während
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1893.
Pollitzer, der heute für einen mehrfachen Millionär gilt, hat seine Laufbahn in New-Jork als Zeitungsausträger begonnen. In Freudenstadt nahm Pollitzer an einer Jagd teil. So ein Jagd-Vergnügen muß doch ein großes Glück sein!
* Untertürkheim, 26. Juli. Heute wurde hier Metzgermeister Theodor Cantz, ein geborener Cannstatter, zur Ruhe bestattet, welcher vorgestern unter den Symptomen des Starrkrampfes ungewöhnlich rasch verschieden ist. Wie nachgewtesen, hatte er sich leyten Mittwoch beim Schlachten einer milzkranken Kuh eine leichte, unscheinbare Verletzung an der linken Hand zugezogen, die er, Wiedas leider so häufig geschieht, nicht beachtete, bis nach 5 Tagen plötzlich eine Anschwellung des linken Arms eintrat und die Wirkung des so gefährlichen Milzbrandgifts in der Form des schmerzhaften Starrkrampfs binnen weniger Minuten seinen Tod herbeiführte. Bei seinem 23jährigen Neffen, Metzger Haug, welcher beim Schlachten der Kuh geholfen hat, stellten sich die dieselben Krank- heitssymptone ein, und er mußte ins Bezirkskrankenhaus Cannstatt verbracht werden, wo er zwischen Leben und Tod schwebt. Aber damit sind die Wirkungen des Milzbrandfalles noch nicht abgeschlossen: im Nachbarhausr, wo das kranke Tier in der Scheuer zerlegt wurde, erkrankte einige Tage später eine Kuh am Milzbrand und mußte nach Gesetzesvorschrift verscharrt werden. In noch nicht aufgeklärter Weise, worüber wohl eine zu erwartende gerichtliche Verhandlung volles Licht verbreiten wird, wurde das Fleisch der ersten milzkranken Kuh auf der Freibank verkauft, anstatt verscharrt zu werden, wofür der Staat Entschädigung gewährt. Schlimme Folgen für die Konsumenten brachte der Genuß des Fleisches bis jetzt allerdings glücklicherweise nicht, da durch das hierzulande übliche Garkochen die Wirkung des Milzbrandgiftes aufgehoben wird. Wie stark dieses aber im rohen Zustande des Fleisches wirkt, mag daraus entnommen werden, daß einige Katzen, welche davon fraßen, sofort daran zu Grunde gegangen sind. AuS diesem Vorkommnis ergiebt sich für Metzger wie für Landwirte aufs neue die eindringliche Warnung, die längst bekannte hochgefährliche Wirkung des Milzbrandgiftes doch ja nicht zu unterschätzen und sich mit den gesetzlichen Vorschriften, deren praktische Richtiger Zeit seiner Abwesenheit die erforderliche Kontrolle und dann verließ er die Hauptstadt Brasiliens, die ihm zur zweiten Heimat geworden war — das erste Mal in den sieben Jahren seines hiesigen Aufenthaltes — und ein Schnelldampfer brachte ihn in wenigen Wochen an die Küste der Vereinigten Staaten — nach New-Aork.
Es war Abend als der Dampfer im Hafen der Weltstadt einlief. Edward Barmore verfügte sich in ein Hotel ersten Ranges und erfuhr dort ohne Schwierigkeiten die Adresse Mr. A. G. Richards, des Korrespondenten von Lambert und Barrs Nachfolger, und richtete einBillet an denselben, worin er ihn ersuchte, den Chef des Hauses zu benachrichtigen, daß er am nächsten Tage in feinem Kontor vorsprechen wolle.
Nachdem er den Brief geschrieben und ihn, wie er's bei allen seinen Schreiben zu thun gewohnt war, nochmals durchgelesen hatte, fiel sein Blick auf das Datum, welches er zu Anfang mechanisch auf den Brief gesetzt hatte.
„Der 13. Februar," sagte er einigermaßen be- !rossen. „Und morgen werden es sieben Jahre seit dem Tage, an welchem ich von Delia geschieden." Er sandte den Brief ab. Der einmal erweckte Gedanke an Delia ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Was hätte er nicht darum gegeben, zu wissen, wo die Geliebte weile, was sie mache, wie es ihr erging. Spät, sehr spät suchte er sein Lager auf. Und noch im Traum umschwebte seinen Geist das Bild der Geliebten, die
er längst verloren gegeben.-—
Als Barmore am nächsten Morgen sich eben zum