erhalten bliebe, wenn niemand darauf biete;) die Kuh wurde jedoch nach Tauberbischofsheim gebracht und dort um 21 Mk. verkauft. Die Kosten des Verfahrens betrugen ca. 20 Mk., so daß der hochlöblichen Vor- schußkasfe ca. 1 Mk. abgeliefert werden konnte. Das Bäuerlein ist nun um seine Kuh gekommen, gleichzeitig aber noch 24 Mk. schuldig, die Kasse hat 1 Mk. und -er Staat hat 20 Mk. Kosten vereinnahmt.
* Ein empörender Vorfall hat, wie man aus Dresden schreibt, daselbst allgemeine Aufregung und Entrüstung hervorgerufen. Kürzlich fanden drei Arbeiter durch den Zusammensturz eines Hauses in der Pragerstraße ihren Tod. Am Sonntag den 9. Juli nun wurden zwei der Verunglückten auf dem Tolkewitzer Friedhofe begraben. Von einem bestimmten Verdachte erfüllt, waren zahlreiche Arbeiter auf dem Kirchhof erschienen und verlangten an der Grust die Oeffnung der Särge. Die Leichenfrau setzte dieser Aufforderung Widerstand entgegen, wurde aber mit Gewalt bet Seite geführt und man löste nunmehr den Deckel der Särge. Hier zeigte sich, daß die Verunglückten ohne Waschung und ohne würdige Toten- kleidunz in die Särge gelegt waren, genau in der nämlichen Verfassung, in der man sie unter den Schuttmassen des eingestürzten Hauses hervorgezogen hatte. Es ist dies um so verblüffender, als dem den Hausabbruch leitenden Baumeister rechtzeitig eine für eine würdige Bestattung ausreichende Summe zur Verfügung gestellt war. — In noch schlimmerer Art wiederholte sich der Vorfall vom Montag den 8. Juli bei der Beerdigung des dritten Verunglückten auf dem Löbtauer Friedhöfe. Hier warteten die empörten Arbeiter nicht erst, bis der Leichenkondukt den Kirchhof erreicht hatte, sondern zwangen den Zug noch auf der Straße zum Halten, öffneten den Sarg und hatten den gleichen Anblick wie am Sonntag. Eine Untersuchung, die wohl bald zur Ermittlung des Urhebers dieser unverantwortlichen Handlungsweise führen wird, ist bereits eingeleitet.
* Berlin, 15. Juli. Frhr. v. Stumm ist heute durch Verleihung des Komturkreuzes des Hohenzollern- schen Hausordens ausgezeichnet worden.
* Der Stadt Berlin ist eine reiche Erbschaft zugefallen. Daselbst verstarb vor kurzem ein Rentier Kube, welcher sein ganzes Vermögen im Betrage von fünf bis sechs Millionen Mark der Stadt Berlin vermachte, mit der Ausgabe, daraus eine Stiftung für alte.Berliner Lehrer und Lehrerinnen christlichen Glaubens zu gründen, einschließlich derjenigen, welche pensioniert sind, deren Pension aber zum Lebensunterhalt nicht ausreichl. In erster Linie sollen protestantische Lehrer und Lehrerinnen berücksichtigt werden. Die beiden Schwestern des Erblassers und seine übrigen Angehörigen erhalten nur Legate von den Zinsen, nach dem Tode derselben soll auch dies Kapital der Stadt zufallen.
* Die Generalversammlung des Rheinischen Zweig- Vereins des Eo. kirchl. Hilfsvereins hat ein Preisausschreiben veranlaßt mit einem Preis von 250 Mk. und 2 weiteren Preisen von je 75 Mk. für die Abfassung enier Volks!ümlichen Gegenschrift im Umfang von 3 Druckbogen gegen die sozialdem. Schrift: „Die Bibel in der Westentasche*. Die gewünschte Schrift soll positiv aufdauend, für jedermann verständlich, die
Wahrheit und Gewißheit der in der heiligen Schrift bezeugten Offenbarungsthaten darlegen. Der neueste Stand der wissenschaftlichen Forschung ist zu berücksichtigen. Die Einsendung der Manuskripte mit Motto und in versiegeltem Couvert eingeschloffenem Namen wird bis zum 1. Januar 1894 an Pfarrer Lic. Weber in München-Gladbach erbeten.
* Solingen, 14. Juli. Berechtigtes Aufsehen erregt hier die Verhaftung der jungen Frau des Eisenbahnstationsdiätar. Die Frau hatte es verstanden, innerhalb weniger Jahre während ihrer Thätigkeit als Ladenmädchen in einer Konditorei und als Aushelferin in einem Solinger Kolonialwarengeschäft, als sie schon Frau war, fortgesetzt Geld zu unterschlagen, das einen Betrug von etwa 20 000 Mk. erreicht hat. Sie war so klug, das Geld sicher an- zulegen. So begab sie eine Hypothek damit, belegte ein Sparkassenbuch, schaffte sich schöne Möbel an und zahlte für ihren Mann die Dienstkautton (Sicherstellung) ein. Natürlich konnte das Paar von dem durch die Frau „erworbenen" Vermögen ganz herrlich und in Freuden leben, jetzt kam aber das dicke Ende nach.
* Reipertsweiler i. Elsaß, 11. Juli. In der vorigen Woche wurde nr dm zu unserer Gemeinde gehörigen Weiler Wildenguih ein eigenartiger Schwindel verübt. „Guten Morgen, liebe Schwiegermutter!* Mit diesen Worten trat ein Herr in das Haus eines Bürgers und fiel gleich der Frau um den Hals. Als diese den fremden Mann fragt, woher ihre Verwandtschaft käme, teilte ihr der Mann mit, er habe ihre Tochter in Amerika geheiratet. „Haben Sie denn unsere Photographie noch nicht erhalten?" fügte er hinzu. „Ich bin hieher gekommen, um meine Schwiegereltern kennen zu lernen und will morgen nach Straß- burg reisen, um dort beim Bankier mein Geld umzuwechseln." Da der Leute Tochter in Amerika war und von ihrer Verheiratung Meldung gemacht hatte, schenkte man dem Manne vollen Glauben und dies um so mehr, als er in die Verhältnisse hüben und drüben eingeweiht war. Groß war die Freude im ganzen Hause, und abends wurde ein gutes Essen bereitet. Am anderen Morgen brachte ihn die Frau selbst auf ihrem Fuhrwerk nach der Station Lemberg. Vorher sprach der junge Mann sein Bedenken aus, ob er für sein amerikanisches Geld eine Fahrkarte erhalten könne. Sofort wurde sämtliche im Hause vorhandene Barschaft in der Höhe von 32 Mk. dem „Schwiegersohn" eingehändigt und außerdem noch ein großer Reisesack, um die Geschenke, welche er sämtlichen Familienmitgliedern aus Straßburg mitbrtngen wollte, hineinzupacken. Abends fuhr die Frau nach der Station Ingweiler, um, wie verabredet worden den Gast abzuholen. Allein dieser kam weder am Abend noch Tags darauf zurück. Erst am darauffolgenden Tag, als die von dem Schwiegersohn angekündigten Photographien aus Amerika eintrafen, wurde der Betrug wahrgenommen.
Äuslälldisches.
* Wien, 15. Juli. Das Futtcrausfuhrverboterfuhr eine Verzögerung. Ungarn soll ernstliche Schwierig leiten machen, und überhaupt das Ausfuhrverbot für überflüssig halten. Heute findet darüber in Budapest ein entscheidender Ministerrat stttt.
* Aas der Schweiz, 16. Juli. Wegen baulicher Veränderungen wurden in der Klosterkirche zu Königsfelden die Gräber der in der Schlacht bei Sempach (1386) gefallenen Ritter geöffnet. Meistens sind die Schädel noch gut erhalten. Die Gebisse besonders sind vollkommen schön und regelmäßig. Da die meisten Ritter den wuchtigen Schlägen der mit Morgenstern und Mordaxt bewaffneten Eidgenoffen erlegen find, sind nur wenige Schädel unversehrt.
" R o m, 14. Juli. Kronen und Millionen wohnen gern beieinander — so könnte man die Losung für die neueste Kroneu Milltonen-Heirat fassen, die hier großes Aufsehen erregt. Prinz Scipio Borghese, der Sohn des Prinzen Paul Borghese, welcher im vorigen Jahre den Zusammensturz seines Vermögens beklagte, hat sich nämlich mit Miß Vanderbilt, der Tochter des amerikanischen Eisenbahnkönig, verlobt, deren Mitgift etwa 64 Millionen Mark beträgt. Prinz Scipi ist Arttllerie-Oberleutenant. Die Verlobung, welche die Finanzen des Hauses Borghese flottmachen soll, ist, wie das „N. Wien. Tagbl." behauptet, ein Werk des päpstlichen Legaten Betelli in New-Iork.
* London, 18. Juli. In militärischen und politischen Kreisen herrscht die Ansicht vor, daß England nie zugeben werde, daß Siam nach einem unglücklichen Kriege unter das Protektorat Frankreichs komme.
— Der englische Botschafter in Frankreich Lord Duffertu bleibt darum schon längere Zeit von Paris fern, weil die französische Regierung entweder nicht den Willen oder die Macht besitzt, den diplomatischen Vertreter Englands gegen die Beschimpfungen seitens der Pariser Skandalpresse zu schützen. Das muß man sagen, feiger hat sich noch keine Regierung benommen als das Ministerium Dupuy.
* Malta, 16. Juli. Das englische Panzerschiff Inflexible erhielt den Befehl, sich sofort nach Alexandrien zu begeben. Das Schiff machte sich augenblicklich segelfertig und dürfte abends abfahren. Gerüchtweise verlautet, der Befehl sei durch Unruhen in Alexandrien veranlaßt.
* Petersburg, 17. Juli. Es verlautet immer bestimmter, bereits in den nächsten Tagen solle der Maxtmaltarif in Kraft treten, da Deutschland der russischen Bitte, die Verhandlungen zu beschleunigen, nicht Gehör geschenkt habe.
* Die serbische Regierung brachte einen Gesetzentwurf ein, betr. eine neue Anleihe von 18 Millionen für außerordentliche Militärerfordernisse und Deckung der am 1. April 1893 Vorgefundenen schwebenden Staatsschuld.
Vermischtes.
* (Kasernenhofblüte.) „Wahrlich, Kerl, Sie find ein — ein — in der Entwicklung zurückgebliebenes Rhinozeros!"
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Garantiert waschächte Sommerstoffe L 75 Pf.
dis Mk. 2.65 p. Mir. in ca. 2800 verschiedenen neuesten Dessins und besten Qualitäten. Att-kstiu,
Kammgarne L KHeviots L M 1.75 Pf. pr. Mt.
versenden sede beliebige einzelne Meterzahl direkt an Private Buxkin Fabrik-Depot OsttrnAsr L Oo.» ^rairlr- krrrt s>. M. Neueste Musterauswahl franco ins Haus.
Haus- und Landwirtschaftliches.
' (Was verhilft zu fettreicher Milch?) Die richtige Verteilung der Futterzeiten; lange, große Ruhepausen nach der Fütterung sind sehr dienlich. Zweimalige Fütterung hat sich gut bewährt (täglich von 5—Vg9 Uhr früh und von 4—6 Uhr nachmittags.) Ob zwei- oder dreimaliges Melken besser, ist noch nicht erwiesen; die Erträgnisse blieben sich in beiden Fällen gleich. Bestimmend bleibt die äußere Einrichtung. Schließlich dürfen eine sorgsame Hautpflege, die Anwendung von Striegel und Bürste, sanfte Behandlung und gute Ställe als selbstverständlich zur Steigerung der Leistungsfähigkeit vorausgesetzt werden.
* Wie hoch schüttet man das frische Getreide auf? Das frische Getreide darf nur dünn aufgeschüttet werden, und zwar je feuchter, desto dünner. Mit Einschluß des zum Umschaufeln nötigen Raums hat man für jeden Hektoliter 0,325 Quadratmeter Schüttbodenraum zu rechnen. Dieses Umschaufeln ist anfangs täglich vorzunehmen und kann später etwa alle 14 Tage geschehen. Auf keinen Fall dürfen die Getreidehaufen warm werden und find daher stets zu untersuchen.
* Was thut man gegen das Blähen der Rinder? Man nimmt 2—3 Knollen Knoblauch, zerschneidet solche klein und siedet sie in je einem Liter Milch ab, schüttelt das Ganze in ein anderes Gefäß, deckt cs mit einem Brett zu und läßt es im Stall stehen. Je älter die Flüssigkeit, desto wirksamer soll sie infolge der sauren Gärung werden. Man giebt im
Blähungsfalle Liter davon und wiederholt
diese Gabe alle V»—V 2 Stunden, bis das Tier besser wird. Solchem Vieh, welches an Vsrdauungsschwäche leidet und davon öfters Aufblähen bekommt, Aebt man mit gutem Erfolg einige Tage täglich 1—2mal davon ein.
* (Düngen des Obstbaums.) Viele Landwirte glauben immer noch, dem Obstbaume genüge der Dünger, den man gewöhnlich auf das Grundstück bringt; wenn dieses nicht gedüngt wird, erhält auch der Baum keine Nahrungszufuhr. Der aufmerksame Landwirt wird aber leicht etnsehen, welche Masse Nahrung ein mit Früchten beladener Obstbaum nur in einem einzigen Herbst dem Boden entziehen muß, um alle Früchte zur Reife bringen zu können; daher wird er denn auch seine Bäume in rechter Weise düngen.
* Wie hilft man sich gegen die Kohlweißlinge an den Krantpflanzen? Man zerdrücke die deutlich sichtbaren Eier jeden Tag als geringste Arbeit, begieße die Raupen mit 41 Grad heißem Wasser, bespritze sie mit Seifenwaffer oder schlage sie mit Reistgruten ab. Ein Umpflanzen des Krautstückes mit Hanf und Tabak soll die wandernden Raupen — nicht die Schmetterlinge — abhalten.
* Ueber die Bekämpfung der Blattläuse. Infolge anhaltender Trockenheit der letzten Monate treten, durch die abnorme Witterung tn außergewöhnlicher Weise begünstigt, Blattläuse und Honigtau auf den verschiedensten Bäumen und Sträuchern in höchst bedenklicher Menge auf, so daß eine energische Bekäm
pfung dieser Schädlinge dringend geboten erscheint. Zweck dieser kurzen Notiz ist, auf ein einfaches und billiges Mittel hinzuweisen, das kürzlich im botanischen Garten der technischen Hochschule in Karlsruhe mit sehr zufriedenstellendem Erfolg an einigen sehr stark verlausten kräftigen Hollunderbüschen (schwarze Läuse) und dto. Lärchen (weiße Wolllänse), sowie bei Raps und Senf (graugrüne Läuse) versuchsweise augewendet und das bei anderen Pflanzen und Blattläusen zweifelsohne von gleicher Wirkung ist. Das Mittel oesteht aus einer Mischung einer IV 2 Prozentigen Quasstalösung und einer 2V,Prozentigen Lösung von schwarzer Schmierseife, welche mittels einer Perona- fpora- oder sonstigen Spritze auf die verlausten Pflanzentelle gespritzt wird. Zubereitet wird das Mittel, indem man IV 2 Kilogramm Quasstaspähne vom Drogutsteu (ca. 1,20 Mk.) mit einigen Litern Wasser übergteßt. aufkocht und dann 12—24 Stunden stehen läßt. Dann werden 2Vs Kilo Schmierseife (ca. 1,25 Mk.) in einer Gießkanne (ca. 10 Liter) Wasser gelöst, die von den Quasfiaspähnen abgegoffene Brühe daran geschüttet und die so erhaltene Mischung mit Wasser ans 100 Liter verdünnt. Im botanischen Garten hat das Mittel, daS am 6. Juni angewendet wurde, radikal gewirkt, so gut wie sämtliche Läuse wurden getötet, während die Pflanzen bis jetzt keinerlei Schädigungen an den Blättern erkennen lassen, obwohl sie des Morgens gespritzt und später nicht mehr abgewaschen wurden. Es empfiehlt sich darum, das Mittel zunächst ans keinen Fall stärker als hier angegeben, zu machen.