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Samstag dm 8. Juli

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Die Neuwahl eines riiterschastlichen Landtagsabgeordneten für den Echwarzwaldkreis findet am Donnerstag den 20. ds. Mts., vormittags 1l Uhr, auf dem Rathause in Reutlingen statt. '

Die rrste höhere Justizdienstprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Sigmund Gmelin von Horb, Karl Klopfer von Calw-

Eiu fürstlicher Vermittler.

Unter dieser Ueberschrift veröffentlichte die illu­strierte Zeitschrift »Universum" einen Artikel, der bedeutendes Aufsehen zu machen beginnt. Im Ein­gänge wird von dem Schmerz gesprochen, der alle Vaterlandsfreunde ergriff, als durch Bismarcks Ent­lassung über Deutschland eine Atmosphäre von bleier­ner Schwere sich lagerte. Es wird daran erinnert, daß der Regent von Braunfchweig Prinz Albrecht zum Kaiser sagte: »Wenn Bismarck stirbt, ohne daß Du Dich mit ihm ausgesöhnt hast, was wird die Mit- und Nachwelt dazu sagen?" Ferner heißt cs: Die Hoffnung auf Versöhnung har fortgelebt in den Herzen, auch als auf die Blüte dieser Hoffnung sich der giftige Mehltau der Wiener Erlasse gesenkt hat. Hier und da glaubte man zu wissen, daß unser Kaiser selbst nicht abgeneigt sei, dem greisen Kanzler die Hand zu bieten. Ist doch der Kaiser gern bereit, Impulsen zum Guten rasche Folge zu geben. Als Zar Alexander in Kiel weilte und Graf Waldersee in feinem Austrage nach Friedrichsruh reiste, da glaubten schon Viele sich am Ziele ihrer Wünsche. Aber Andere drängten sich immer dazwischen, vor allem hat Graf Caprivi jede Annäherung durchkreuzt. Der Lehrling fürchtet den Meister. Da ist zum zweitenmale Prinz Albrecht zum Träger des Vcr- söhnungsgedankevs geworden. Und indem er selbst ein leuchtendes Bild fürstlichen Edelsinns gab, Hai er zugleich von neuem die Frage in Fluß gebracht, die nicht ruhen darf, bis sie erwünschte Lösung ge­funden hat. Denn das mag gesagt sein: Deutschland, ganz Deutschland krankt an dem Riß, der zwischen Berlin und Friedrichsruh emporglafft. Dahin ist die nationale Freude, das nationale Hochgefühl, über allem liegt der Reif der Verstimmung. Wenn die Geschichte dereinst ihr Urteil fällt, dann wird sie auch hiervon Vermerk nehmen. Mit Bismarck zugleich fehlte in Görlitz, wo man den Helden unserer großen Zeit ein Standbild wachte, ein anderer, Prinz Albrecht, der schon vor zwei Jahren auf dem Bahnhofe zu

Hammermühle versuchte, die Versöhnung einzuleiten, der auch nachher wiederum durch seinen Brief in den Vordergrund der Patrioten getreten ist. Was den Prinzen getrieben hat? Selbst nicht der Schatten eines Verdachtes, als verfolgte er selbstsüchtige Zwecke, fiel auf sein Haupt. So weit man auch gespäht hat, man hat nur hochherzige Motive gefunden. Prinz Albrecht ist kein jugendlicher Heißsporn mehr, der seinem heißen Temperament folgt, er ist auch kein Streber, der die Gunst seines Kaisers eintauschen möchte, für die Gunst des Volks. Er ist ein Mann von geradem Sinn und schlichtem Charakter, der es fühlt, daß ein Unrecht geschehen ist, und der das Un­recht sühnen will. Seine schöne, männliche Erschei­nung und sein vornehmes, ruhiges Wesen boten den Anlaß, ihn als Vertreter Deutschlands, solange Kaiser Wilhelm I. lebte, zu den großen Festen des Aus­landes zu entsenden. Wohin er auch kam, stets er­warb er sich die Herzen im Fluge. Und das hat er vor Allem jetzt erreicht, er hat die Herzen der Deutschen erobert, indem er, der Sohn der Hohen- zollern, das aussprach, was auf unzähligen Lippen liegt. Längst hat Fürst Bismarck die Grenze des Psalmisien überschritten, bald sind die Stürme von 8 Jahrzehnten über seinem Haupte dahingebraust. Prinz Albrecht fürchtet das, was wir alle fürchten, er fürchtet, daß einst in bitterer Stunde von den Lippen seines kaiserlichen Lehnsherrn das reuevolle Wort sich losringt:Zu spät" und er will den Kaiser vor dieser Stunde schützen!

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 5. Juli, nachm. Das Haus wählt mit 310 von 319 abgegebenen Stimmen v. Levetzow (kons.) zum Präsidenlen. 4 Stimmen wurden für Lieber (Zentr.), eine für Ahlwardt abgegeben, v. Levetzow nimmt das Präsidium mit einer Ansprache an, worin er sagt:Halten Sie mich für das, was ich vor Allem sein möchte, für einen aufrichtigen, un­parteiischen, unabhängigen Mann, der bestrebt ist, auch an dieser Stelle dem Vaterlande zu dienen." Das Haus erhebt sich von den Plätzen zum Dank für die Mühewaltung des Alterspräsidenten. Mit 300 von 313 Stimmen wählt das Haus sodann v. Buol (Zentr.) zum 1.Vizepräsidenten. Zum2. Vizepräsidenten

wählt das Haus mit 226 von 285 Stimmen Bürkl in (nat.lib.) (Somit sind 2 Süddeutsche ins Präsidium berufen.) Zu Schriftführern werden durch Zuruf ge­wählt: Braun, Cegielski, Hermes, Holleufer, Krebs, Krobatschek, Merbach, Pieschel; zu Quästoren: Rin- telen, Böttcher. Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr: Beratung der heute eingegangenen schleunigen Anträge betr. Einstellung des Strafverfahrens gegen Müller (freist Volksp.), Schmidt, Meyer und Schulze (Sozial­demokraten), sowie Militärvorlage, erste Lesung.

. , *

* Berlin, 5. Juli. Eine Kommissionsberatung über die Militärvorlage wird nach der allgemeinen Stimmung zu schließen nicht stattfinden. Einen Be­schluß haben die Fraktionen noch nicht gefaßt. Der Präsident teilte heute mit, daß für die neuen Abgeord­neten noch genug Kommisstonsberichte aus der ver­flossenen Tagung auf dem Bureau vorhanden wären, falls sie solche wünschten.

Laadesrrachrichtev.

' Altensteig, 7. Juli. Dank dem in vorletzter Woche niedergegangenen ausgiebigen Regen haben sich die Feldflüchte noch gut erholt und reifen jetzt bei der herrschenden Hitze in schöner Vollkommenheit zu­sehends heran: auch den Kartoffeln kam der Regen trefflich zu statten, dagegen will es mit dem Wachs­tum des Futters nicht recht vorwärts gehen, ein frisch grüner Rasen ist alles, was die feuchtwarme Witterung hervorgezaubert hat. Der Grasboden war eben zu sehr ausgebrannt. Gestern früh ging ein erwünschter Gewitterregen nieder, leider war er aber von keiner großen Ergiebigkeit.

* Freuden st adt, 5. Juli. Gestern nachmittag 3Vs Uhr brach in dem Bühneraum der Seidespinneret von Metz und Söhne in Christofsthal ein Brand aus, der jedoch von den Arbeiterinnen der Fabrik, sowie von den herbeigceilten Nachbarn rechtzeitig gelöscht werden konnte. Ein nennenswerter Schaden ist nicht entstanden.

* Stuttgart, 4. Juli. Der sozialdemokratisch angehauchte württemb. Predigtamtskandidat Theodor v. Wächter ist von dem evangelischen Konsistorium aus der Zahl der Predtgtamtskandidaten gestrichen worden.

Der zweite Wann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Daraus kann nun nichts werden, einige Tage muß er noch bleiben, inzwischen verabreden wir den Plan zur Weiterreise."

Mein Urlaub läuft in diesen Tagen ab," sagte er mit leisem Seufzer,ich werde bald an die Heim­reise denken müssen."

Das wäre der erste Schatten, der auf unser junges Glück fällt," erwiderte sie scherzend.

Ich fürchte, ihm könnte ein anderer vorausgehen!"

Welcher?"

Wir haben die Zustimmung deines Vaters noch nicht."

Theodore blickte sich lächelnd nach dem alten Herrn uni; ziemlich weit von ihnen entfernt stand er bei einigen Damen, denen er die Alpenkette zu erklären schien.

Auf dem Schreckhorn dunkelt's, die Spitzen des Mönchs und der Jungfrau sind bereits unsichtbar ge­worden," sagte sie,wir wollen ins Hotel zurückkehren. Ueberlaß es mir, mit Papa zu reden, ich vertraue auf seine Güte."

Wird er nicht das erste Wort von mir erwarten ?"

Er könnte mir den Vorwurf machen, daß ich ihm gegenüber nicht offenherzig sei"

Nicht doch, ich werde diesen Vorwurf dir fern­halten."

Sie gingen ins Konversationszimmer, in dem eben die Gaslampen angezündet wurden und bald fand sich auch Hallstädt ein.

Theodore legte ihren Arm um den des Vaters und verließ mit ihm den Saal.

In fieberhafter Erregung trat Friedrich ans Fen­ster, ihm bangte vor der Entscheidung; die Zuversicht Theodores vermochte er nicht zu teilen.

Hallstädt war ein reicher Herr, er kannte den Wert des Geldes, und um die Hand seines einzigen Kindes wagte jetzt ein Mann zu werben, der weiter nichts besaß, als einen ehrlichen Namen.

Wer konnte wissen, welche Wünsche und Hoff­nungen Hallstädt bezüglich seines Kindes hegte.

Und wenn er seine Zustimmung zu diesem Bunde verweigerte, was konnte und durfte dann noch geschehen, um sein Herz zu erweichen und die Einwilligung zu erlangen?

Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn Fried­rich selbst mit männlicher Offenheit das erste Wort ge­sprochen hätte, schon darin, daß dies nicht geschehen und die Verlobung hinter seinem Rücken bereits er­folgt war, kennte Hallstädt einen Grund zur Verwei­gerung seiner Zustimmung finden.

Schwankend zwischen Fürchten und Hoffen, suchte Friedrich gewaltsam seine Erregung zu bemeistern, mochte die Entscheidung auch seine Hoffnungen vernichten, sie sollte ihn stark und ruhig finden, wie es dem Mann geziemt.

Aber er schrak doch sichtlich zusammen, als eine Hand sich jetzt auf seine Schulter legte und er um­schauend in das Antlitz tzallstädts blickte.

Hier ist meine Hand und mit ihr mein Segen zu diesem Bunde," sagte der alte Herr,ich habe mich

recht herzlich gefreut, denn ich wüßte keinen Mann, dem ich lieber die Zukunft meines Kindes anvertrauen würde."

Im ersten Augenblick fand Friedrich keine Worte, auf dieses herzliche Entgegenkommen war er nicht vor­bereitet.

Hand in Hand standen die beiden Männer eine ge­raume Weile einander gegenüber, nur die Blicke sprachen, und diese stumme Sprache sagte mehr, als Worte es vermochten.

Daß nur die innigste Liebe mich zu dieser Wer­bung bewogen hat, brauche ich nicht zu sagen," brach Friedrich das Schweigen und seine zitternde Stimme bekundete tiefinnere Erregung.Sie wissen, ich bin völlig mittellos"

Lassen wir das," unterbrach Hallstädt ihn ab­wehrend;solche Erörterungen würden diesen schönen Augenblick entweihen. Was ich von dem Gatten meiner Tochter verlange, besitzen Sie in vollem Maße und alles übrige ist Nebensache. Ich weiß, Sie werden mein Kind glücklich machen und Theodore verdient es, glücklich zu werden. Nur e nen Wunsch möchte ich noch aussprechen und ich denke, er wird Ihnen nicht schwer fallen, ihn zu erfüllen."

Fordern Sie alles"

Ich wünsche nichts weiter, als in der Nähe Theo­dores den Rest meines Lebens verbringen zu dürfen. Ich stehe allein, das Schicksal hat mich schwer geprüft, die Erinnerung an seinen furchtbarsten Schlag würde mich erdrücken, wenn ich in der Einsamkeit mit ihr mich beschäftigen müßte!"

Ihr Wunsch ist auch der weinige," sagte Friedrich,