stets der grimmige Feind aller ehrlich arbeitenden Leute, die erbittertste, von fanatischem, blindwütigem Haß erfüllte Gegnerin der Landwirtschaft, aber die be­geisterte Vorkämpferin des volksausbeutenden Börsen­kapitals gewesen sei." Von den Kandidaten, die sich verpflichtet hatten, die Forderungen des Bundes der Landwirte zu vertreten, sind 58, darunter 39 Konser­vative und 7 Nationalliberale, bereits gewählt, 64, darunter der Bundesvorsitzende v. Plötz, stehen in Stichwahl.

* Kiel, 24. Juni. Der Kaiser besichtigte gestern morgen das in der Vollendung begriffene Panzerschiff Wörth", im Laufe des Nachmittags die Kaiserliche Werft und den neuen AvisoKomet."

* Hamburg, 27. Juni. Bebel hat einem früher gegebenen Versprechen gemäß das Reichstagsmandat für Hamburg angenommen; in Straßburg hat also eine Nachwahl stattzufinden.

Ausländisches.

* P e st, 23. Juni. DemNeuen Wiener Abend­blatt" wird von hier folgendes Ehedrama gemeldet. Vacareseu, der Besitzer des Gutes Skulya in Süd­ungarn, hatte im verflossenen Jahre die Tochter eines rumänischen Bojaren in Bukarest geheiratet ein Mädchen von hervorragender Schönheit, das aber zugleich starken Emanzipationsgelüsten zuneigte. Vaca- rescu glaubte schon bald nach seiner Verehelichung auf seine junge Frau, die vielen jungen Leuten der Umgegend ihre Gunst bewies, eifersüchtig sein zu müssen. Eines Tages nun bestach Vacareseu seinen Hußaren" Georg Bitzu, gab ihm zu trinken und führte ihn vor das Fenster jenes Zimmers, in welchem seine Frau vor einem Schreibtisch saß. Hier gab Vacareseu dem Hußaren ein geladenes Gewehr in die Hand und steckte ihm zugleich 100 fl. in die Rechte. Daraufhin legte Bitza das Gewehr an, drückte los, und lautlos stürzte die junge Frau entseelt zu Boden. In demselben Augenblicke aber wurde Bitzu selbst von rückwärts angeschossen; Vacareseu wollte auf diese Art den Zeugen seiner Unthat aus der Welt schaffen. Bitzu wurde aber von der Kugel nur ge­streift, und als dies Vacareseu wahrnahm, schwanger sich in das Zimmer seiner Frau und entleibte sich neben ihrer Leiche. Der Hußar wurde von Gendarmen nach Delta gebracht, wo er die eben mitgeteilten Vor­fälle zu Protokoll gab.

* Parts, 25. Juni. Aus der Hochverrats­angelegenheit ist nun eudgiltig ein Fälschungsprozeß geworden. Norton hat vor dem Untersuchungsrichter das unumwundene Geständnis abgelegt, er habe die viel genannten Aktenstücke gefälscht, um mit ihnen em schönes Stück Geld zu verdienen. Aber er fügt hinzu, diese Fälschung sei im Einverständnis mit Ducret, dem Redakteur der Cocarde, begangen wor­den, und dieser habe ihm die für seine possenhaften diplomatischen Dokumente erforderlichen Hilfsmittel geliefert.

* Paris, 27. Juni. Der Marquis de Mores wurde gestern nachmittag vor dem Untersuchungs­richter mit Norton konfrontiert. Er teilte mit, Norton fei aus seine früheren Erklärungen zurückgegangen und habe erklärt, er werde vor Gericht die Wahr­haftigkeit der Dokumente Nachweisen.

* In einer Besprechung des französisch-russi­schen Handelsvertrages bemerkt derFigaro": Der Abschluß des Vertrages sei von einer nicht zu unter­schätzenden Bedeutung: der Zar habe einen neuen Beweis geliefert, wie sehr er wünsche, daß die Bande, die Frankreich und Rußland verknüpfen, sich so eng wie möglich gestalten möchten. Weiterhin bemerkt das Blatt, der Zar habe trotz aller Anstrengungen des deutschen Kaisers sich geweigert, den Handels­vertrag mit Deutschland zu unterzeichnen; dies be­weise wieder einmal, mit welcher Aufrichtigkeit der Zar an der in den Tagen von Kronstadt eiuge- schlagenen Politik treu festhalte.

* London, 26. Juni. Reuter meldet aus Rangun: Infolge des behördlichen Verbots, in der Nähe des Hindutempels Vieh zu schlachten, fand heute bei Beginn des Beiramfestes ernste Ruhestörung statt. Die aufgeregte Menge bewarf die Polizei mit Steinen und feuerte von den Moscheen aus in die Häuser. Ein Konstabler ist schwer verwundet, mehrere Richter sind verletzt. Die Polizei feuerte auf die Menge und verwundete etwa 20 Personen. Das Norfolk-Regiment säuberte schließlich die Straßen, weitere Unruhen werden befürchtet.

* London, 27. Juni. Unterhaus. Shuttleworth teilte mit, bei dem Untergang der Viktoria sei der Menschenverlust geringer als anfangs geglaubt wurde. Nach neuesten Feststellungen sind 22 Offiziere und 238 Mann Besatzung umgekommen, 29 Ostziere und 287 Mann gerettet.

* London, 27. Juni. Ein hier vorliegendes Telegramm von Bornemouth von gestern abend 11 Uhr erklärt das nach Paris übermittelte Gerücht vom Tode des Cornelius Herz für unrichtig, doch sei sein Zustand sehr bedenklich.

* London, 27. Juni. Aus Springfield (Illinois) wird gemeldet: Der Gouverneur von Illinois, Alt­geld, begnadigte die Anarchisten Fielden, Keebe und Schwab, welche anläßlich der Ruhestörungen in Chicago im Jahre 1886 verurteilt und ins Gefängnis gebracht worden waren. Der Gouverneur meint, die Ver­handlung gegen dieselben sei nicht unparteiisch erfolgt.

* Der Untergang derVictoria" erinnert lebhaft an den desGroßen Kurfürsten", der ebenfalls bei einem Panzerschiffs-Manöver am 30. Mai 1878 im Kanal bei Folkestone, von demKönig Wilhelm" in den Grund gebohrt wurde. Von der 500 Mann starken Bemannung ertranken 300. Die Ursache war damals ein falsches Manöver des Steuerruders und ein zu kleiner Abstand beider Schiffe. Beide Ereignisse haben auch das gemein, daß sie bei ruhigem Meere stattfandcn.

* Petersburg, 26. Juni. Dem Vernehmen nach ist die deutsche Antwort auf die im Apr l über­gebenen handelspolitischen Gegenvorschläge Rußlands hier eingegangen. Dieselbe bezeichnet die von russi­scher Seite angebotencn Zugeständnisse als ungenügend.

* Belgrad, 25. Juni. Nach einer Meldung derK. Ztg." hat die serbische Regierung von der Kammer die Ermächtigung zu einer Erklärung nach­gesucht, Deutschland vorläufig und bis zum Inkraft­treten des schließlichen Handelsvertrags die Meist­begünstigung zu gewähren; die serbische Kammer hat die Genehmigung in erster Lesung erteilt; die Unter­

zeichnung der Erklärung oder des vorläufigen Ab­kommens wird bald erwartet.

* Aus Konstantinopel kommt wieder ein­mal die Kunde von einer gegen den Sultan gerichte­ten Palastverschwörung, an der angeblich auch der Minister des Aeußern, Said-Pascha, Anteil gehabt haben sollte. Englischen Blättern wird darüber be­richtet: Am Hof des Sultans herrscht seit geraumer Zeit beträchtliche Aufregung, da mehrere Personen, darunter zwei Hauptleute der Feuerwehr, unter dem Verdacht, gegen den Sultan eine Verschwörung an­gezettelt zu haben, plötzlich verhaftet und verbannt worden sind. Said-Pascha selbst schwebte in Gefahr, wurde mehrere Male nach dem Palast berufen und einem scharfen Verhör unterzogen. Er war angeblich das Opfer einer falschen Anklage. Der Sultan ist höchst nervös; alle Palastbesucher werden streng über­wacht« Einstweilen klingt die Geschichte noch sehr unverständlich.

* Barcelona, 21. Juni. In einem hier vor Anker liegenden Schiffe wurden eine -Menge Reming- ton-Gewehre beschagnahmt. Dieselben sollen für Marokko bestimmt gewesen sein.

*Newyoik, 22. Juni. Aus Perry (Kansas) eingetroffene Depeschen berichten von einem verhäng­nisvollen Zyklon, der gestern Abend über Williams- town und die benachbarte Gegend in der Grafschaft Jeffersohn einherfuhr und der von einem heftigen Sturmregen begleitet war. Der Zyklon fegte jedes Haus auf seinem Pfade nieder. 11 Tote sind bis­her aufgefunden worden. Man befürchtet noch wettere Verluste an Menschenleben.

-Alexandrien, 20. Juni. In Mekka sind vom 13. bis 16. Juni 317 Todesfälle an Cholera vorgekommen.

Handel «r»d Berkehr.

* Freuden st adt, 26. Juni.) Schrannenbericht.) Am letzten Wochenmarkt galt der Zentner Waizen 10 Mk., Kernen 9 Mk. 90 Pf. bis 10 Mk., Haber 9 Mk. 30 Pf. bis 10 Mk. Für den Ztr. Heu wird gegenwärtig bezahlt 67 Mk., Stroh 4 Mk. bis 4 Mk. 80 Pf. Kartoffeln kosten per Ztr. 1 Mk. 80 Pf. bis 1 Mk. 90 Pf., neue sind zu haben das Pfund zu 1218 Pf. Das Pfund Butter kostet 1 Mk., das Paar Eier 10 und 11 Pf. und das Pfund Kirschen 1215 Pf. Die Fleischpreise fallen immer noch: Schweinefleisch 54 Pf., Rindfleisch 25 bis 30 Pf., Kalbfleisch 30-36 Pf.. Ochsenfleich 45 Pf. Die Wurstwaren dagegen erhalten sich im Preis immer noch auf der alten Höhe. Das Liter Milch kostet 1520 Pf.

* Stuttgart, 26. Juni. (Landesprodukten-Börse. Die Börse ist ziemlich gut besucht. Umsatz nicht von Belang. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayer. Mk. 18.80, üaklataMk. 18.70, Haber Mk. 19.50, Mais Mk. 13.75. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries Mk. 30.50, Mehl Nr. 0: Mk. 29.50 bis 30, Nr. 1: Mk. 27.50 bis 28 50, Nr.2: Mk. 26 bis26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24.50, Nr. 4: Mk. 19,50 bis 20. Kleie mit Sack Mk. 10 per 100 Kilo je nach Qualität.

Verantwortlicher Redakteur: W. Kieker, Altensteig.

Haus und Landwirtschaftliches.

^ Die schwarzen Kornwürmer leben in allen Ge- Ireidesorten und machen oft großen Schaden. Der Käfer legt seine Eier in die Körner, in welchen sich dieselben auch nach 56 Wochen wieder zu Käfern entwickeln, «m nach 14 Tagen eine zweite Generation zu bilden. Die Larfe ist fußlos, gekrümmt, wulstig mit braunem Kopf. Die Puppe ist ähnlich, wie der Käfer, nur gelblich weiß. Der Käfer selbst überwintert in Ritzen, unter Brettern, in der Erde, unter sonstigen geschützten Plätz n, kommt im Frühling heraus und das Weib­chen legt 100150 Eier, jedes in ein Korn hinein. Da er zwei-, in wärmeren Gegenden sogar dreimal Im Jahr ecschemen kann, so ist sein Auftreten oft sehr gefährlich, besonders deshalb, weil er ungemein lebenszähe ist und sich gerne tot stellt. Die Speicher müssen möglichst gut gelüftet und alle R tzen möglichst verstrichen werden. Sind die Eier schon in die Körner gelegt, so ist das wirksamste Mittel, dieselben einer ziemlichen Hitze auszusctzcn; sind die Käfer jedoch schon als solche vorhanden, so können sie durch trockene Lumpen, unter denen sie sich gerne verstecken, hervor­geholt werden, am besten ist das Umschaufeln der Körner, das möglichst oft vorgenommen werden muß, da alle schädlichen Jnsekien Beunruhigungen nicht leiden können.

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* Den Raupen ist jetzt besonders nachzustellen. Man sollte keine auf dem Boden küechen taffen, ohne sie tot zu treten, da sie nur Schaden verursachen und zwar durch ihre große Gefräßigkeit. Man muß be­

denken, daß eine Raupe vterundzwanzigmal so viel frißt, wie sie wiegt. Rechnet man nun die große Zahl derselben, welche sich oft in einem Neste befindet, so laßt sich wohl erklären, daß blätterlose Bäume das Resultat ihrer Arbeit sind. Am besten steuert man ihrem Schaden durch Aufsuchen der Nester, die gerade zur jetzigen Zeit groß und weithin sichtbar sind. Besonders schädlich sind die Raupen den Obst­bäumen. Am besten ist, man schneidet gleich den Zweig ab und zertritt die Nester auf dem Boden oder verbrennt sie mittels einer Raupenfackel, wozu jedoch auch ein vorsichtig gehandhabter Strohwisch genügt. Ebenfalls werden die Raupen vertilgt durch Hauen der Nester mit Peitschen oder Ruten, weil mau da­durch diese weichen Tiere zerschlägt, was an Zweigen anzuwenden ist, wohin man mit den Händen nicht gut reichen kann.

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' Die Distelvertilgung. Die Distel ist eine so er­tragsschädigende Pflanze, daß man sich wundern muß, daß so wenig Durchgreifendes für ihre Vertilgung geschützt, und daß man im Sommer so viele Felder sieht, die solche Massen von Disteln aufweisen, daß nicht allein der Erntcertrag bedeutend geschmälert ist, sondern auch die Erntearbeit derartig erschwert wird, daß man es oft vorzieht, einzelne Distelstellen stehen zu lasst», wodurch nun erst recht der freien Verbreitung dieses Unkrautes Vorschub geleistet wird. Die Disteln vermehren sich bekanntlich nicht allein durch die vom Winde fortgetragenen Samen, sondern auch durch tiefgehende unterirdische Stengel, die, wenn

nur flach abgeschnitten oder abgerissen, immer wieder austceiben. Flaches Pflügen nach der Ernte ist nun sehr angezetgt, um die durch Wind verbreiteten Samen zur Keimung und durch eine bald darauf folgende tiefe Pflugfurche zur Vernichtung zu bringen. Bei diesem Tiefpflügen im Herbst werden die unterirdischen Stengel zugleich tief abgeschnitten, treiben dann nicht mehr aus, müssen aber natürlich hinter dem Pflug abgelesen werden. Ferner empfiehlt es sich, Felder, welche stark mit Disteln verunkrautet sind, mit mehr­jährigem Klecgcasgemenge anzusäen; im dichten Klee kommen die Disteln nicht auf und die Wurzelstöcke sterben infolge des öfteren Abgemähtwerdens ab. Eine nur einjährige Kleegrasnutzung des Feldes reicht aber dazu nicht aus. Weiter ist wichtig, im Früh- jahr die mit Disteln besetzten Getreidefelder zu jäten und hiebei die Disteln nicht abzuschnetden oder abzu­reißen, sondern Möglichst tief auszustechen, weit nur auf diese Weise die erneute Ausschlagsfähigkeit des Wurzelstockes zerstört wird. Zu diesem Zweck wer­den besondere Distelstecher angewendet. Dieselben bestehen aus einem an einem Stab befestigten 20 Ctm. langen Messer, das in den Boden gestoßen den unter­irdischen Stengel viel tiefer abschneidet, als man ihn bet sorgfältigstem Jäten abretßen könnte. Jeder

Schmid kann einen solchen Distelstecher verfertigen.

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ch:

* Gerberlohe als Dünger m großer Menge verwendet kann schädlich sein. Um dies zu vermeiden, mische man dieselben mit gebranntem, zu Pulver gelöschtem Kalk und viel Erde und läßt sie einige Monate liegen.