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umgeworfen, verschüttet und mußte ersticke». Er hinterläßt eine Fra« mit 3 Kindern, von denen da» jüngste erst 10 Tage alt ist und am Sonntag die Taufe empfangen sollte. Bei der Nachricht eilte die bestürzte Frau auf die Unfallstelle und mußte fast ohnmächtig vom Platze geführt werden.
Hall 25. Aug. (Pferdemarkt.) Dem Gesuch der Stadt Hall, den Pferdemarkt, dessen Abhaltung im Frühjahr mit Rücksicht auf die Maul- und Klauenseuche verboten worden war, nunmehr in Verbindung mü dem Fohlenmarkt am 28. d. Mt», abhalten zu dürfen, ist von der Kreiiregierung entsprochen worden.
Dornstetten OA. Freudenstadt, 25. Aug. (Vieh markt.) Gestern wurde hier nach längerer Pause wieder ei« Viehmarkt abgehalte». Zugeirieben waren 20 Paar Ochse», 75 Stück Kühe und Kalbinnen und 58 Stück Jungvieh. Der Handel ging flau. Auf den Schweinemarkt kamen 45 Stück Läufer und 145 Milchschweine. Hier war der Handel gut. Der ganze Vorrat wurde verkauft, elftere zu 70—80 letztere zu 28—45 per Paar.
Bernhausen a. F. 25.Aug. (Teure» Filderkraut.) Der bekannte Frühkrautzüchter Christian Briem verkaufte gestern 200 St. Filderkraut «ach Göppingen, da» 100 zu 60 Da» Kraut wog durchschnittlich 6 Zentner per 100 Stück. — In Vaihingen a. F. wurden 8 ^ per Zentner bezahlt.
Vom Bodensee 25. Aug. (Der Viehhändler al» Graf.) In Lindau wurde der Viehhändler Ernst Christian Heinrich Plünecke von Groß-Cafferde frstgenomme». Er schwindelte vor kurzem in Siegburg einem Bekannten unter dem Vorgebe», er benötige Geld zum Vieheinkauf, 700 ^ heran». Von Lindau au» versuchte er telegraphisch weitere 500 ^ herau»- zulocken. Der Verhaftete wohnte einige Tage al» Graf Plünecke in Bad Schachen und hinterließ sowohl dort al» im Lindauer Hof bedeutende Zechschulden. Bei seiner Verhaftung besaß er von den 700 ^ noch 5 A E» ist nicht au»- grschlofsen, daß der Verhaftete auch anderwärt» Betrügereien verübte.
München 24. Aug. Der gestrige Gewittersturm richtete namentlich auf seinem Wege von München über den Chiemsee gegen Salzburg zu große» Schaden an. In der Gegend zwischen Surheim und Laufen an der Salzach wurden Bäume von 20 Zentimeter Durchmesser in der Mitte abgerissen; alle» Obst ist von den Bäumen gerissen, Dächer wurden beschädigt. Ganze Bretterstöße wurden ««geworfen und die Bretter vom Sturm bi» zu 100 Meter weit in die Felder getragen. Auch die auf dem Felde stehenden Streuschober find zum Teil weggefegt worden. — In Prien auf der Herreninsel hatte der gestern plötzlich einsetzende Orkan zwei große Bäume entwurzelt, die im Fallen eine eben vorübergehende Familie erschlugen.
Metz 25. Aug. Die Fertigstellung de» „21" steht, wie die Metzer Zeitung schreibt, nahe bevor. Man hat da» Luftschiff um 13 m verlängert. Da» Schiff wird in den nächsten Tagen schon Ausflüge in Metz vornehme», um die Exaktheit der Motore, Propeller und Steuerungen zu prüfe«. Wenn alles tadellos funktioniert, wird 2 1 unter Führung de» Major« Sperling auf dem Luftwege »ach Berlin fahre». Da» Schiff soll die Siemenrhalle Bie»dorf al» Ortlunterkunft erhalten. Er soll für die Ausbildung von Offizieren der vom Luftschifferbataillon eingerichtete« Fachschule dienen. Diese müssen künftig wie die Führer von Flugmaschine» Führerzeugniffe aufweisen. Mit der Füllung ist heute begonnen worden. Da» Approbieren des Luftschiffes wird etwa acht Tage in Anspruch nehme», sodaß der Antritt der geplanten großen Fernfahrt anfangs September zu erwarten ist.
Altona 25. Aug. Um 7 Uhr abends begann die Festtafel für die Provinz Schleswig-Holstein im Hotel Kaiserhof. Gegenüber dem Kaiserpaar saß Oberprästdent v. Bü- l o w. An der Tafel «ahmen teil die Söhne de» Kaiser», Prinzessin Viktoria Luise, Prinz Friedrich Leopold, der Großherzog von Oldenburg, der Großherzog und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz sowie u. a. die amerikanischen Generalmajore E. A. Garlington und W. Wotherspoo». Bei der Tafel hielt Oberprästdent v Bülow eine Ansprache, in der er den Majestäten den tiefempfundenen Dank der Provinz Schleswig-Holstein darbrachte für da», wa» sie der Krone Preußen» und dem Kaiser in wenigen Jahrzenten schuldig geworden sei. Da» Bewußtsein, heute ein unveräußerlicher Bestandteil de» Deutschen Reiche» zu sein und zu bleibe», so führte Redner aus, erfüllt un» mit dem Gefühl sicherer Geborgenheit und stolzer Freude. Zwar ist die Geschichte unsere» Lande» nicht von alterther verbunden mit der Vergangenheit de» glorreiche» Hause» Ew. Majestät. Aber da» wissen wir alle: Ew. Majestät lieben unsere Küsten, unsere Buchten und See«, von denen umgebe» sech» Kaisersöhne zu Männern herangewachsen find. Da« Herz Ew. Majestät gehört diesem Land, da es die Heimat I. M. der Kaiserin ist. Daß Gott nicht aufhöre, da» geliebte Kaiserpaar und da« kaiserliche Haus zu schützen und zu segne», ist unser Wunsch, unsere Hoffnung und unser Gebet.
London 25. Aug. Al» der Diamantenhändler Hopton gestern mit Diamanten im Werte von 60000 die er in eine« Hand- täschchen trug, sich zu seinem Bureau begeben wollte, überfielen ihn zwei gut gekleidete Herren. Während der eine mit ihm rang, entriß ihm der andere di« Tasche. Dann befliegen beide eine bereit stehende Automobildroschke und entkamen.
Newyork 25. Aug. Der Luftschiffer Atwood brach gestern den Weltrekord im
Ueberlandflug. Er legte, dem „Berl. Tagebl." zufolge, in seinem Biplau die 12000 Meilen betragende Strecke von St. Loui« nach Newyork in 11 Tagen ohne jeden Unfall zurück. Die tatsächliche Flugdauer betrug 27 Stunde». Der bisherige Weltrekord war 11064 Meilen.
Vermischtes.
(Weinherbstaussichten 1911.) Der „Weinbau" schreibt: Wir erleben Heuer ein Jahr, da» in der Geschichte des Weinbaues voraussichtlich besondere Anmerkung finden wird. Während infolge der seit anfangs Juli herrschenden, hochsommerlichen, trockenen und heiße» Witterung fast alle Gewächse Anzeichen tiefster Erschlaffung durch die andauernde Trockenheit zeigen, strahlen unsere Weinberge in weithin leuchtendem saftigem Grün in die Täler herab und hinter dem gesunde» Laub der Rebstöcke berge» sich die fast ausgewachsenen Traube», die bei den Frühsorten seit der ersten Augustwoche schon weiche Beeren zeigen. Ein schöne», seit langen Jahren entbehrte« Bild ist'», da» sich unseren Augen bei einrm Gang durch die Rebflure» auftut, und in den Weinorte» sieht man endlich wieder einmal frohe Mienen. Unsere Vertrauensmännner rühmen eine« besonder» gute« Behang beim Weißrie»li«g, Sylvaner (in jungen Weinberge«) weißen Burgunder, Portugieser und Trollinger. Die Elbingsorten, namentlich der weiße, die Urbansorten, rot und schwarz, Lemberger und Gutedel, haben in der Blüte notgelittev. Auch besteht ein deutlicher Unterschied zwischen den Gegenden mit früher und später Rebblüte, erster« halten unter Hen- wurmschadrn mehr zu leiden, als die letztere«, bei denen der Blüteverlauf hauptsächlich in die erste Juliwoche fiel. Di« zu erwartenden Herbst- erträgniffe werden von den Vertrauensmännern für die Tauber- und Vorbachgegend auf Vs Herbst, (Wrikersheim V»—V- Herbst »nd noch mehr), für da» Kocher- und Jagsttal auf V«—Vs Herbst, für den Bodensee auf V»—V- Herbst angegeben. Glücksherbste mit Vs—Erträgnissen werden nicht gar feiten sein. Durchdringende Niederschläge wäre» nun doch allmählich erwünscht, sie könnten die Vollkommenheit des Traubenbehang», in welchem ein Stillstand im Wachstum ein- getreten ist, noch sehr fördern. Auf jeden Fall werden wir mit einer frühen Weinlefe zu rechnen habe». Die Pilzkrankheiten konnten sich in der Trockenheit nicht weiter entwickeln, der wahre Mehltau hatte sich im Juli in dichtbelaubten Weinbergen eingestellt, mit Schwefel wurde fleißig gegen ihn angekämpst, leider find da und dort infolge der übergroßen Hitze, die öfter» 50 Grad Celsiu« erreichte, in den Weinbergen an den geschwefelten Rebe« Blätter und teilweise auch Trauben versengt worden, doch ist der Schaden nicht allzugroß, weil sich die verbrannten Beeren mit einem Schutzkork überzogen, unter dem sich eine neue, gesunde Beerenhaut bildete. Der
„Da» glaubst Du in Deiner blinden Liebe, mein Kind. In Wahr- ! heit sind gerade diese beiden recht wohl auf ihren Vorteil bedacht gewesen. Oder war e» etwa selbstlos von Deinen Elter», ihr Vermöge» ängstlich für sich zu behalten und diesen geriebenen Lott zum Verwalter und Testamentsvollstrecker zu machen? Hast Du Dich nie gefragt, ob Du nicht auch ei« Recht darauf hättest? Sogar um den Pflichtteil habe» sie Euch gebracht! Ich muß sagen, daß ich e» schmählich finde. Al» mir Peter Lott damal« die TrstamentSabschrift zeigte, habe ich natürlich auch nicht mit meiner Meinung hinter dem Berge gehalten, und da man Euch offenbar übertölpelte, hatte ich nicht übel Lust, da» Testament anzugreifen. Leider haben Dein Vater und dieser Lott — gerissene Juristen — die Sache so fei« gemacht, daß man nicht an kann dagegen. Und da redest Du von Selbstlosigkeit! Mach' Dich nicht lächerlich, Kind. Wäre Mama da», sie würde mir jetzt, wo ich doppelt leicht arbeiten würde, wenn ich ein Stück eigene» Geld in Händen hätte, von selbst entgegengekommen sein. So aber-"
Assunta war aufgesprungen. Ihr Blick bohrte sich förmlich in de« ihre« Manne».
„Du —Du hast wirklich meine» Vaters Testament angreifen wolle» ? Hast da» Onkel Peter in» Gesicht gesagt?"
„Natürlich. Wir find ganz ordentlich dabei aneinander gekommen, denn natürlich nimmt er denselben verdrehten Standpunkt ein, wie Dein Vater."
„Also darum schlug er all' meine Einladungen au»!" murmelte Assunta fast tonlo». „Darum kommt er immer nur, wenn Du nicht zu Hause bist."
„Vermutlich. Von mir au» braucht er gar nicht zu kommen. Und weil wir schon dabei find: Du hast Mama heute für die Sonntag- Nachmittage eingeladen. Liebes Kind, da» paßt mir nicht. Ich will keine fremde Leute in meinem Hause, wenn ich daheim bin."
Etwas wie Haß blitzte in Assuntas Auge» auf. Sie hatte diesen Man« bi» heute vergöttert, jetzt war e» auf einmal, al» sänken Schleier von ihrem Götterbilde, und wa» blieb — war eine häßliche Fratze. Ganz deutlich fühlte sie, daß er ihre Mutter und Peter Lott anders behandeln würde, wenn ein Teil de» Gelbe», welches sie in den Händen hatten, auf sie übergegangen wäre.
Diese Erkenntni» erfüllte sie mit namenloser Verachtung. „Um Geld — wie gemein! Hatte er immer «och gedacht, — vielleicht schon vor der Vermählung gerechnet — daß die Fabriziu» Geld hatten war ja bekannt-"
Eine Bitterkeit überkam sie. Und ihre Mutter »annte er eine Fremde. Diese Mutter! Die keine» Tag vorübergehen ließ, ohne ihm irgend eine Aufmerksamkeit zu erweisen! Die ersten Hühner, die ersten Erbsen, heute ein Fisch, morgen Wildpret — jeden Morgen kam Barbe mit etwa» dergleichen-
„Die gnädige Fra« lasse» schön grüße» «nd da» wäre für de» Herr» Direktor."
Und dann ließ Barbe au» eigener Initiative nebenbei durchblicke«, wie Mama an sich selber spare, ja knausere. Der Arzt hat ihr Wein verordnet zur Stärkung, aber Gott bewahre! Woher denn? Na ja, für Fräulein Eva» Ausstattung ginge auch ein hübscher Batzen auf.
(Fortsetzung folgt.)