*Mittelbexbach (Pfalz), 15. Juni. Auf der pfälzischen Grube »Frankenholz" erfolgte eine Ex­plosion schlagender Wetter, wodurch 13 Mann sofort getötet wurden.

* München. Eine hiesige BürgerSfrau hatte vor fünf Jahren wegen tiefer Melancholie in der Irren­anstalt untergebracht werden müssen, war während dieser Zeit dort gänzlich erblindet und wurde vor einigen Wochen zum Zweck der Vornahme einer Augen­operation aus der Irrenanstalt in die Augenklinik ver­bracht. Nachdem der Frau durch eine von Herrn Geheimrat Dr. v- Rothmund vorgenommene glückliche Operation das Sehvermögen wieder hergestellr war, hörte auch in kurzer Zeit ihre geistige Umnachtung auf. Sie hat die Klinik bereits verlassen und konnte geistig und körperlich gesund ihren erfreuten Ange­hörigen zurückgegeben werden.

* Würzburg. Der Unteroffizier H. im 19. Infanterie-Reglement zu erlangen wurde, weil er nach­weislich in dreizehn Fällen seine Untergebenen geohr- feigt und ihnen Faustschläge sowie Kolbenstöbe versetzt hatte, vom Militärgericht zu 4 Monat Gefängnis und Degradation verurteilt.

* Beachtenswerte Worte veröffentlicht der bekannte Herr v. Carstenn-Ltchterfelde in Berlin in einem Eingesandt zu den Wahlen. Er schreibt: »In der Bureaukratie fehlen Männer, die fürs praktische Leben gebildet sind, die es verstehen, Forderung der Staats- regterung und Können des Volks, Forderung des Volkes und Können der Regierung gegen einander abzuwägen und in Einklang zu bringen. Hieran aber wird sich in absehbarer Zeit nur wenig ändern lassen. Und gerade darum ist es erforderlich, daß das Volk in die gesetzgebenden Körperschaften Männer -es praktischen Lebens entsendet, welche die Fehler bureaukratischer unpraktischer Gesetzesmacher beseitigen und ausgleichen, damit nicht blos Gesetze, Verord­nungen und Einrichtungen geschaffen werden, mit denen sich regieren, sondern nach denen sich auch leben läßt. Nicht politische Parteien wollen wir, nicht regierungs­widrige wünschen wir, nicht regierungsfreundliche brauchen wir, sondern Berufsgruppen für die Bera­tungen in den Kommissionen, zur Belehrung des Plenums, zur Beschlußfassung in diesem. Um Polizei­gesetze zu schaffen, mit denen sich bequem regieren läßt, dazu brauchten wir keine Verfassung, wir brauchen diese vielmehr, jene Gesetze den Bedürfnissen von Zeit, Land und Volk anzupaffen. Sitzen aber in den Parlamenten vorwiegend nur Theoretiker ganz wie in den Ressorts der Behörden, so werden die Parla­mente zum Schauplatz mehr wissenschaftlicher Kon­ferenzen, nicht aber von Beratungen über den prak­tischen Wert oder Unwert der vorliegenden Materien."

* Finanzminister Dr. Miquel, sowie andere von Ahlwardt angegriffene Personen haben, denHamb. Nachr." zufolge, diesen wegen Beleidigung und Ver­leumdung verklagt.

* (Heimatskolonien.) Von sozialpolitischer Seite erhalten wir folgende Zuschrift: Unter den Fragen, welche der am 1. Juni in Berlin abgehaltene »Evangelisch-soziale Kongreß" behandelte, war eine von solcher Bedeutung, daß sie verdient, zur allge­meinen Diskussion gestellt zu werden. Es ist dies der vom Pastor Crornmayer aus Bremerhaven ange­regte und zum Teil schon verwirklichte Gedanke der Heimatskolonien, die eine Ergänzung der Arbeiler- kolonien bilden sollen. Den Gedanken, welchen die Arbeiterkolonien nicht auszuführen vermochten: den wirklich zur Arbeit Gewillten eine gesicherte Existenz zu schaffen, glaubt Pastor Crommayer in seiner ersten Heimatskolonie Friedrich - Wilhelmsdors ver­wirklicht zu haben. Es ist dies eine auf Moorboden

angelegte Ansiedelung. Die Kolonisten werden zunächst in zwei Jahren mit den hauptsächlichen Kenntnissen der Moorkultur, des Gartenbaues und der Viehzucht ausgerüstet. Haben Mann und Frau es wird auf Ehepaare gerechnet sich dabet gut geführt, so erhalten sie ein eigenes Kolonat, nicht zu verfügbarem Eigentum, das sie vielleicht verschulden würden, son­dern gegen eine jährliche Pachtsumme. Wird diese pünktlich gezahlt und hält sich der Ansiedler gut, so ist eine Kündigung ausgeschlossen. Genossenschaftliche Einrichtungen erleichtern den Bezug der Produktions­mittel, den Verkauf der Produkte u. s. w. Auf diese Weise wird nicht nur neue Arbeitsgelegenheit ge­schaffen und mancher der bürgerlichen Gesellschaft erhalten, es werden auch weite Gebiete im Nordwesten Deutschlands wirtschaftlich ausgenützt, die nach Ur­teilen von Sachkennern Raum für IVs bis 2 Mill. Menschen zu gewähren vermögen:Eine neue Provinz, im Frieden gewonnen."

* In Tri er gerieten zwei Brüder bei der Teilung des Nachlasses ihrer Mutter, die gestern beerdigt worden war, um ein Zweimarkstück in Streit. Beide griffen zu den Messern und brachten sich mehrere Wunden bei. Der eine erhielt einen tätlichen Stich in die Lunge. Der Thäter ist verhaftet.

* Brandenburg a. H. Die angeordnete Ab­sperrung einer Landstraße, lediglich im Interesse eines Sportvergnügens, macht hier viel böses Blut. Der Märkische Reiter- und Pserdezuchtverein hielt am 18. d. bet Neuendorf ein Rennen ab und macht bekannt, daß der von Neuendorf südlich des Kavallerie-Exer­zierplatzes nach Brandenburg führende Weg nachm, von 1 bis 6 Uhr für alle Personen und Fuhrwerke, die nicht mit Karten des Vereins versehen sind, ge­sperrt ist. Die Absperrung der Landstraße erfolgt durch Militär. DieBrandend. Ztg." fordert, da der Märkische Reiiervereiu keine Behörde ist, die Ein­wohner Brandenburgs auf, die Bekanntmachung un­beachtet zu lassen.

* Simm ern. Bei der hiesigen Kreissparkaffe ist ein in seinen Anfängen bis Ende der siebziger Jahre zurückzuführender Fehlbetrag in einer Höhe von mindestens 160000 Mk. ohne den Zinsverlust zu rechnen entdeckt worden. Der verhaftete Rendant Götz, der bis vor kurzem das volle Vertrauen der ganzen Bevölkerung genoß, ist zum größten Teil ge­ständig, die ihm zur Last gelegten Unterschlagungen begangen zu haben. Auf Antrag des vom Regierungs­präsidenten zu Koblenz zur Feststellung des Thatbe- standes nach Simmern entsandten Regierungsaffeflors Büchting ist vom Untersuchungsrichter noch eine weitere, seit langen Jahren bei der Kaffe beschäftigte Persön­lichkeit verhaftet.

* Der Zuzug russischer Auswanderer nach Hamburg ist vom Freitag ab polizeilich verboten, auch wenn die Auswanderer mit Fahrkarten und ausreichenden Geld­mitteln versehen sind.

Ausländisches.

* Paris, 16. Juni. Die Kassation des Urteils im Panama Prozeß wird mit ziemlicher Indifferenz ausgenommen. Einzelne Opposttionsblätter verhöhnen die Justizkomödie, die mit der Kassation ihr Ende erreicht hat.

* Paris, 16. Juni. Die den Präsidenten Car­not behandelnden Aerzte halten dessen Gesundheits­zustand für äußerst bedenklich, da sie sich der Krankheit, chronisches Leberleiden, verbunden mit be­ständiger Kolik, gegenüber machtlos befinden. Die Lage wird deshalb allgemein für kritisch gehalten.

* Aus Athen wird gemeldet: Das staatliche Pulvermagazin beim Piräus explodierte. 15 Personen

werden vermißt. Der Schaden beziffert sich auf 3 Millionen Francs.

Handel «ud Berkehr.

* Sulz a. N., 14. Juni. Auf den hiesigen Woll- markt kamen etwa 400 Zentner, welche zu folgenden Preisen abgesetzt wurden: im Kleinverkauf bis zu 10 Pfd. 1,10 Mk. bis 1,20 Mk. und schwarze natur­farbige 1,60 Mk., im Großverkauf nach Zentnern 100, 105, und 110 Mark.

* (Ermäßigung von Frachten.) Durch Entschließung des K. Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, vom 15. Juni d. I. werden mit Rücksicht auf den vorhandenen Futter- und Streumangel die Frachten für die verschiedenen Futterstoffe, sowie Heu, Stroh, Spreu, Torfstreu rc., welche in der Zeit vom 15. Juni bis 30. September ds. Js. auf württembergischen Stationen in Wagenladungen als Frachtgut einrreffea und au landwirtschaftliche Bezirksvereine, Ortsvereine oder Konsumvereine oder an Gemeinden adressier! sind, auf den württembergischen Bahnstrecken gegen Vorlage der Ortginalfrachtbriefe im Rückvergütungs­wege um ein Drittel ermäßigt.

Vermischtes.

* (Guter Rat.) A.: »Wenn ich nur wüßte, wie ich schnell reich werden könnte!" B.:Da müssen Sie einfach Anarchist werden!" A.:Anarchist? Warum?" B.: »Nun, die machen ja bekanntlich lauter Bombengeschäfte!"

* (Gedankensplitter.) Einer großen Zu­kunft so manchen Mannes stand eine kleine Zukünftige im Wege.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenüeig.

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Aerzte, welche selbst die Apotheker Richard Brandt s Schweizerpille« gebranch- Se«, scheeiben:

Arnstorf (Bayern). Habe Ihre Pillen schon seit langer Zeit bei Patienten mit gutem Ecfotg angewendet und habe seit einiger Zeit dieselben an mir selbst versucht und habe gefunden, daß sie dem Ruhme, den sie haben, vollständig würdig sind.

Ar. Kauber.

Bergen (Rügen). Ew. Wohlgeboren erlaube ich mir ganz ergebenst mitzuteilen, daß die mir zeitigst übersandten Pillen eine ausgezeichnete Wirkung haben und demnach nur zu empfehlen sind.

Mornbelon, Kreiswundarzt. Salzungen i. St.-Meiningen. Ich habe die Pillen der mir früher zugesandten Probeschachtel bei mir selbst angewandt. Soweit ich bei der kurzen Anwendungszeit und geringer Erfahrung es beurteilen kann, scheinen sie ein zweckentsprechendes Mittel zu sein. Ich werde eoent. weitere Versuche anstellen.

Ar. rneö. Vrautvetter.

Loerrach (Baden). Seit etwa 10 Jahren schon gebrauche ich, sowohl für mich selbst, als für die Kranken, die ich behandle, Ihre Pillen in geeigneten Fällen mit gutem Erfolge. Wunderlich ist mir bez. Ihrem Fabrikate jedoch, daß es bei uns in Baden als Geheimmittel nicht zum Verkauf darf kommen und wir es also nur aus der nahen Schweiz uns holen müssen, wenn wir es notig haben.

K. Kaiser, Arzt.

Winzig. Ein an mir selbst gemachter Versuch hatte ge­wünschten Erfolg ohne Nebenunbeqnemlichkeiten.

Ar. Strünsee.

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Herzliche Bitte um Gaben für Abgebrannte!

Am 27. Mai und darauf am 12. Juni ds. Js. ist unsere Gemeinde durch schweres Brandunglück heimgesucht worden. Es brannten im Ganzen 4 Wohn­häuser samt Scheunen nieder, wodurch 9 zum Teil sehr kinderreiche Fa­milien obdachlos wurden. Die Abgebrannten sind zumeist sehr bedürftig, waren gering bezw. gar nicht versichert und sehen jetzt zumal auch bei herrschendem Futtermangel großer Not entgegen. Wir erlauben uns deshalb, uns an edle Menschenfreunde mit der Bitte um freund!. Unterstützung der schwer betroffenen Familien (durch Geld oder Kleidungsstücke und sonstiges) hiedurch zu wenden, indem wir dabei zum Voraus für alle Liebe und Handreichung herzlich danken.

Neuweiler, 14. Juni 1893.

Das gemeinschaftl. Amt.

Pf. Storz. Schulth. Strehler.

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Nähere Auskunft durch John. G. Roller in Altensteig,

Gottlob Schmid in Nagold,

C. F. Heintel in Pfalzgrafenweiler.

Vorzügliche Tinte bei W. Rieker.