Schienen lag und von dem Straßenbahnwagen über­fahren wurde. Während sie den fremden Knaben rettete, war der Wagen, in dem ihr Enkel lag, ins Rollen geraten und vor den Schienen umgeschlagen. Das Kind war auf der Stelle tot. Der Jammer der bedauernswerten Dame über den von ihr herbei­geführten Tod ihres Enkels war herzzerreißend.

* Man schreibt demSt. N. Tgbl.": Sehr erregt ist die österreichische und ungarische Presse, daß man in Deutschland sich erlaubt, auf die Geringfügigkeit der militärischen Ausgaben unseres Verbündeten hin- zuwetsen. Der offiziöse Pester Lloyd bezeichnet die Behauptung, Oesterreich-Ungarn mache keine An­strengungen zur Steigerung seiner WehrkraftalsLüge". Gemach. Ein kurzer Zahlenvergleich wird darthun, auf welcher Seite das Recht liegt: Deutschland hat rund 50 Millionen, Oesterreich-Ungarn rund 43Mill. Einwohner. Unsere Friedensstärke beträgt gegenwärtig 517 000 Mann, bei einem Heeresbudget von 573 Mill. Mark. Oesterreich-Ungarns Friedensstärke beläuft sich auf etwa 309,000 Mann, das Budget ist auf 316 Millionen Mark veranschlagt. Also bei einer Ein­wohner-Differenz von rund 7 Millionen würden wir, falls die Heeresreform in Kraft tritt, genau eine doppelt so große Friedenspräsenz und ein doppelt so großes Heeresbudget wie Oesterreich-Ungarn haben! Italien mit nur 31 Millionen Einwohnern, mit un­gleich ungünstigeren Finanzen als Oesterreich-Ungarn stellt dennoch 15 000 Rekruten mehr jährlich ein als Oesterreich-Ungarn! Diese Zahlen find doch wohl be­weiskräftig. Für Oesterreich-Ungarns militärische Aus­gaben entfallen auf den Kopf der Bevölkerung im Jahre ca. 7 Mk., gegen jetzt 12 und eventuell künftig 13,10 Mk. bei uns. Und Oesterreich Ungarn sollte bereits an der Grenze der Leistungsfähigkeit stehend Das glaube, wer kann.

* Bern, 9. Juni. Für den in die Bundesver­fassung aufzunehmcnden Grundsatz des Rechtes auf Arbeit hat die sozialdemokratische Partei bis jetzt über 42000 Unterschriften gesammelt. Für die Initiative dazu find 50000 nötig.

* Paris, 10. Juni. Der Figaro veröffentlicht einen pessimistischen Bericht des Prinzen Heinrich von Orleans aus Tonkin: Die Lage der französischen Kolonie sei trostlos, das Räuberwesen nehme epi­demisch überhand, das Land befinde sich in einem fortgesetzten Zustande des Bürgerkriegs, welchen nur eine neue Expedition unter großen Opfern an Men­schen und Geld beendigen könne; die Ztvilbehörden stehen permanent in Konflikten mit den Militärbehörden. Die Monopolwirtschaft verschwende den Reichtum des Landes.

" Marseille, 9. Juni. Auf dem morgen hier auslaufenden Postdampfer Thibet ist der sämtliche verfügbare Raum zum Transport von Offizieren und Truppen nach Dahome seitens der Regierung in An­spruch genommen worden.

* In dem Jndustrieort Düdeldingen (Luxem­burg) wurde gelegentlich der Fronleichnamsprozession mit Böllern geschossen. Dabei zersprang ein Böller, und die umherfliegenden Stücke verletzten 6 der Um­stehenden; einer blieb tot; den fünf anderen wurden

die Beine zerschmettert, so daß eine Amputation vor­genommen werden muß.

* Aus Petersburg schreibt man der Kön. Z.: Nach der Zeitung Wladiwostok entflohen in letzter Zeit eine Menge Sträflinge von der Insel Onora infolge unmenschlicher Behandlung seitens der Aufseher. Der Chef leitete eine Untersuchung ein, deren erstes Ergebnis die sofortige Enthebung mehrerer Aufseher von ihrem Posten, darunter auch des ältesten Auf­sehers Chanow war. Der letztere, selbst ein ehe­maliger Zwangsansiedler, hat die Sträflinge so schlecht behandelt, daß gegen 20 derselben sich selbst verstümmelten, umals arbeitsunfähig" zu anderen Abteilungen versetzt zu werden. Ändere Sträflinge entflohen in die Taiga (Urwald) wo sie entsetzliches Elend durchzuleben hatten. So wurde bei einem der wieder­eingefangenen Flüchtlinge im Ranzenein StückMenschen- fleisch gefunden. Es soll oft Vorkommen, daß die flüchtigen Sträflinge einander totschlagen, um sich vom Fleische des Erschlagenen zu nähren. Gegen­wärtig ist in 3 solchen Fällen die Untersuchung ein­geleitet worden.

* Konstantin opel, 10. Juni. Der Sultan empfing heute in Privataudienz den Geheimen Hof­rat Alfred von Kaulla von Stuttgart und den Kom­merzienrat Mauser von Oberndorf und sprach ihnen seine Anerkennung für ihre Arbeiten im Interesse der Türkei aus. Kommerzienrat Mauser erhielt den Osmanje-Orden 2. Klasse.

* In Madrid beschlossen die Apotheker, die Läden zu schließen, wenn sie gezwungen werden soll­ten, Gewerbesteuer zu bezahlen. Eine spätere Ver­sammlung stellte den Tag der Schließung fest.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* Von allen Seiten hört man Heuer Klagen über das massenhafte Auftreten der Blattläuse, welche, be­günstigt durch die abnorme Witterung dieses Früh­jahrs, nun schon seit dem ersten Austrieb an Obst­bäumen, Beeren- und Ziersträuchern u. s. w. ihr Zerstörungswerk treiben und an Blättern und Blatt­stielen mannigfache Auswüchse und Verkrüppelungen erzeugen. Ihre Stiche veranlassen bei heißem Wetter das Ausfließen des unter dem Namen Honigtaus bekannten zuckerigen Saftes. Man sieht alle Pflanzen von der klebrigen Masse überzogen, welche die Blatt­laus ausgeschwitzt und durch welche wieder anderes Ungeziefer angelocki wird. Die Absonderung ist auf manchen Streichern so reichlich, daß dieselbe in Form eines feinen Sprühregens abfällt, sobald das Laub­werk leicht bewegt wird.

* Um Schnecken von Gemüsen, hauptsächlich aber von Gcmüseaussaaten fernzuhalten, bedecke man alle Saatbeete mit feingesiebter Steinkohlenasche.

Handel nnd Berkehr

* Horb, 10. Juni. Seit heute trat bei den hiesigen Metzgern ein weiterer Fleischabschlag ein. Ein Pfund Rindfleisch kostet 40 Pfg., Kalbfleisch 40 Pfg., Schweineschmalz 90 Pfg.

Vermischtes.

* (Turnwesen in Schwaben am 1. Januar 1893.) Seit einem halben Jahrhundert hat die Turnsache in unserem engeren Vaterlande Wurzel ge­

faßt. Die Vereine in Württemberg und Hohenzollern bilden den 11. deutschen Turnkreis. Nach der jetzt fertiggestellten Statistik befinden sich am 1. Januar 1883 in 194 Orten mit 833,805 Einwohnern 205 Turnvereine mit 22,073 Turnern. Daran beteiligten sich 10,790 an den Uebungen, 4006 Zöglinge find gleichfalls mit eingerechnet. Der Uebungsplan wird von dem Kreisturnwart Renz in Stuttgart festgestellt und den 15 Gauturnwarten, welche alljährlich in Stuttgart sich zusammenfinden, mitgeteilt, die wieder 936 Vorturner in 1219 Vorturnerstunden unterrichten. Das Jahr 1892 hindurch wurde an 15,811 Abenden von 132857 Mann geturnt. 85 Gemeinde- oder Schulturnhallen sind bereitwillig den Vereinsturnern zu ihren Uebungen überlasten. 3 Vereine besitzen eigene Turnhallen, 33 eigene Turnplätze, 71 Vereinen fehlt die Gelegenheit, im Winter üben zu können. Es wurden 74 Gauvorturnerstunden abgehalten. 10 Gaue hielten je ein Gaufest ab mit 4560 Teilnehmern, Gauturnfahrten gab es 8 mit 4560 Beteiligungen. Das Kreisturnfest in Schwäbisch Hall war von 3500 Turnern besucht und nahm den schönsten Ver­laus. Neu eingeführt war auf demselben ein Wett- tarnen der Vereine, das sich gut bewährte. Der Kreis ist in 15 Gaue geteilt:

Oberschwabeu

mit 19 Vereinen und 1610 Mann

Ulm

55

9

55

957

55

Oberer Schwarzwald

5k

15

55

5/

1694

55

Nagold

55

8

55

55

603

55

Kepler

»5

7

55

55

791

55

Achalm

55

19

55

5/

2258

55

Mittl. Neckar (Städte)

55

23

55

55

4378

55

(Land)

55

12

55

55

634

55

Unterer Neckar

19

55

1828

55

Brauuenberg

55

13

55

55

1412

55

Rems

55

10

55

55

926

55

Zollern-Smalksburg

55

9

55

55

1035

55

Die Zunahme beträgt gegen das Vorjahr 9 Vereine und 802 Mitglieder. 1630 Turner beteiligten sich weiter an den Uebungen als im vergangenen Johre.

* (Eine geheimnisvolle Familiennach- richt) steht im Juniheft vonWestermanns Monats­heften." Sie lautet:Ernst Renan's eigener Vater erlebte seine Geburt erst als alter Mann, nachdem er von einer langen Reise zu seiner Familie zurück- gekehrt war."

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Mensteig.

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