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Samstag dw 10. Juni
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1893.
Amtliches.
Auszug aus der Grschworenenliste des Schwurgerichts Rottweil pro 2. Quartal 1893. Georg Armbruster, Spiltelbauer in Reirnrzau. Jakob Bernhardt, Zimmermann und Sägmühlebesttzer in Freudenstadt. Friedrich Eberhardt, Gutsbesitzer in Büchenberg, Gemeinde Loßburg. Oberförster Greiner in Pfalzgrafenweiler.
Gestorben: Jakob Braun, Gypser, Hirsau; Gottlob
Deuble, Müller, Gültlingcn; Gottlieb Köhrer, Bäckers Ehefrau, Freudenstadt: Vinzenz Steinhäuser, Stationsmeister, Gündringen.
b Kalnokys Erklärungen.
Alljährlich, wenn dieösterreichischmund ungarischen Delegationen zusammengetreten sind, deren Aufgabe darin besteht, die beiden habsburgischen Reichshälften gemeinsamen Angelegenheiten zu beraten, — alljährlich hält Graf Kalnoky in den Delegationen eine größere Rede über die auswärtige Politik und giebt damit immer ein Bild von der Weltlage, wie sich diese in dem österreichischen Spiegel zeigt.
Kalnokys diesmalige Rede ist allgemein durch ihren warmen Ton Rußland gegenüber aufgefallen; verstärkt wurde dieser Eindruck durch den Umstand, daß der Kaiser Franz Joseph in seiner Thronrede des Dreibundes mit keiner Silbe gedacht hat. Nun sagte Kalnoky allerdings, es sei die Zeit gekommen, um nicht alle Jahre die Betonung der Festigkeit und Dauerhaftigkeit des Dreibundes wiederholen zu müssen. Es sei im Gegenteil erstaunlich, daß das Wegblciben dieser ausdrücklichen Betonung eine Deutung im entgegengesetzten Sinne erhalten konnte.
Er könne zu allem Ueberfluß mit größter Bestimmtheit bestätigen, daß sich an den zwischen Oesterreich Ungarn, Deutschland und Italien bestehenden Beziehungen in keiner Richtung e-was geändert habe. Dieselben seien ebenso intim und fest wie sie es jemals gewesen, und werden dies auch bleiben.
Das ist in der That sehr beruhigend und wenn es nicht von der deutschen Militärvorlage bekannt wäre, daß ihre volle Wirksamkeit erst nach einer längeren Reihe von Jahren eintreten soll, so könnte man fast meinen, daß Kalnokys Erklärungen den Freunden der Vorlage entgegenarbeiten müßten. Noch mehr ist das der Fall durch die ferneren Ausführungen des leitenden Ministers über Oesterreich- Ungarns Stellung zu Rußland. Er konstatiert, daß die Beziehung sich fortwährend bessere; .es wird das
mit der Zeit einer der gewichtigsten Grunde werden, damit auch die in Europa herrschende militärische Spannung aufhöre, das Anspannen der Wehrmacht in allen Staaten ein Ende erreiche und solche normalen Zustände eintreten, welche wir, die wir nur eine Friedenspolitik ins Auge fassen, als unser Ziel betrachten." So sagte Kalnoky wörtlich.
Friede u. Freundschaft mit Rußland ist ganz schön, aber sie werden nur so lange andauern, bis wieder einmal die Balkanfrage angeschnitten wird. Diese Schwenkung Kalnokys befremdet in Deutschland, besonders da auch die Wiener Presse gegenwärtig geradezu von Lobpreisungen der Friedensliebe Rußlands trieft. Daneben sucht man in offiziöser Weise etwas vergessen zu machen, was in offizieller Form geschehen ist und das Mißbehagen über Oesterreichs europäische Haltung nur vermehren mußte. Kalnoky war nämlich direkt gefragt worden, ob die Nichterwähnung des Dreibundes in der Rede des Kaisers Franz Joseph dahin gedeutet werden dürfe, daß die Friedenstendenz des Bundes jetzt allgemein in Europa anerkannt werde. Der Minister schwieg sich aber vollständig hierüber aus und zog es vor, von den Gefahren zu sprechen, die in der ganzen militärischen Situtation Europas liegen.
Die „Neue Freie Presse" fühlte sehr richtig, wenn sie hierzu bemerkt, man könnte diese Worte des Ministers als gegen die militärischen Bestrebungen des deutschen Reichskanzlers gerichtet deuten. Ja, man könnte dies nicht nur, sondern man wird es auch und zwar mit Recht. Oesterreich-Ungarn ist zwar an das Bündnis mit Deutschland noch auf mehrere Jahre gebunden, aber, was sogenannte Pessimisten schon längst behaupteten, scheint Wahrheit werden zu wollen, es hat keine Freude mehr an dem Bunde, er ist ihm zur Last geworden und es sucht für seinen eigenen Teil auf andere Weise wett zu machen. Es verträgt sich allmählich mit Rußland, um von dieser Seite nichts mehr fürchten zu müssen und sieht, wenn der Tag der Katastrophe kommt, dann ruhig zu, wie Deutschland mit Frankreich und mit dem diesem verbundenen Rußland fertig werde oder ihnen unterliege.
Bekanntlich hat sich auch Kaiser Franz Joseph geäußert, das Heerwesen koste zu viel. Die Empfindung hat wohl jeder; es wäre besser, wenn die Unsummen, die
der „Militäimoloch" verschlingt, zur Lösung kultureller Aufgaben verwendet werden könnten. Aber die Notwendigkeit des hohen Aufwandes wird leider durch die Konkurrenz bedingt und wenn die habsburgische Monarchie in diesem Punkte spart, so wird man sich in Wien und Budapest nicht wundern dürfen, wenn über kurz oder lang die Weltgeschichte ohne Oesterreich-Ungarns Beihilfe gemacht wird.
Laadesaachrichteu.
- In unserer letzten Nummer verzeichneten wir eine Ausführung der „Hamb. Nachr.", welche sich für den Fall einer Ablehnung der Militärvorlage durch den neuen Reichstag gegen ein« nochmalige Auflösung des Reichstags wendete. Die offiziöse Entgegnung auf diese Darstellung liegt nun in einem Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" vor, welcher die Behauptung der „Hamburger Nachrichten", daß eine nochmalige Auflösung deS Reichstags im Falle einer abermaligen Ablehnung der Militär-Vorlage gegen den Geist ;der Verfassung verstoßen würde, als einen Versuch, die Verfassung zum Nachteil der Regierungs - Gewalt auszulegen, zurückweist. Die Auslegung, daß der „Geist der Verfassung" der Regierung irgend welche im Wortlaut nicht vorgesehene Schranken auferlege, sei juristisch unhaltbar und im konkreten Falle um so verkehrter, weil am allerwenigsten bei einer militärischen Frage die Absicht der Reichsverfassung gewesen sein könne, dem Votum des Reichstags den Charakter eines letztinstanzlichen Urteils beizulegen, dem die Regierung sich unweigerlich fügen müßte. Die Regierung werde die Verfassung gewissenhaft halten, aber jedem Versuche entgegentreten, die verfassungsmäßigen Rechte der Gewalten zu ihren Ungunsten zu verschieben.
-r. Bern eck, 8. Juni. Freiherr v. Gültltngen, der, wie bekannt ist, in der Abgeordnetenkammer den Antrag gestellt, in der gegenwärtigen Zeit des Futter- und Streumangels vom Staat aus den Waldungen Waldgras und Waldstreu möglichst billig zu verabfolgen, ist in dieser Beziehung selbst mit gutem Beispiel vorangegangen. Er vergicbt an bedürftige Vteh- besitzer im Wald sogenannte Lose unentgeltlich. Solche Viehbesitzer, welche im Besitz von Thal- und Wässer - wiesen und dadurch den andern gegenüber Heuer in großem Vorteil stehen, find von diesen Gaben ausgeschlossen. — Wie man sonst hört, find in andern Orten die Viehbesitzer mit der Abgabe von Gras und Streu aus den Staatswaldungcn nicht ganz zufrieden. Sie klagen darüber, daß die Lose nach vorhergeschehener Bekanntmachung (in mehreren Ortschaften) der Versteigerung ausgesetzt werden. Es finden sich dann so viel heulose Leute ein, daß sie heillos steigern und
Der zweite Wann.
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
„Aber Sie sagten ja selbst, daß Griesheim einen Zwillingsbruder gehabt habe!" fiel Hallstädt ihm betroffen in die Rede.
„Das bestreite ich auch jetzt noch nicht. Kann i indes dieser Bruder nicht drüben untergegangen sein? k Man brauchte nur den Vornamen zu wechseln und die Komödie einer zweiten Trauung ins Werk zu setzen, um den Leuten Sand in die Augen zu streuen. Und solches fluchwürdige Verbrechen sollte ungeahndet bleiben? Ich halte es für eine heilige Pflicht, die Bestrafung desselben herbeizuführen, so weit das in meinen Kräften steht."
„Und wo willst du die Beweise suchen?" fragte Friedrich den Advokaten.
„Im Grabe des angeblich Verstorbenen."
„Sind dazu bereits Schritte gethan?" fragte Hallstädt.
„Sie weichen in den nächsten Tagen geschehen. Vor allen Dingen handelt es sich darum, die Leute hier festzuhalten. Machen Sie die Polizei nur darauf aufmerksam; liegt keine Berechtigung zur sofortigen Verhaftung vor, so muß der Mann scharf überwacht und unter irgend einem Vorwände die Abreise verhindert werden. Inzwischen gehe ich zu Madame Griesheim, um auch hier die Flucht zu verhindern. Ich werde mich dabei über das rohe Benehmen ihres i Bruders beschweren und ihr erklären, daß er unter
jeder Bedingung eine befriedigende Genugthuung geben müsse."
„Damit wirst du deinen Zweck nicht erreichen," erwiderte Friedrich achselzuckend. „Wenn der Schurk-. keine Genugthuung geben will —
„So werden wir ihn nicht cazu zwingen," fuhr Gustav fort, „wir köunen's ja auch nicht und Fräulein Hallstädt wird gewiß gern darauf verzichten, daß er sie um Verzeihung bittet. Ich bezwecke ja nur, ihn hier festzuhalten, bis ich sichere Beweise habe, und wir müssen alles aufbieten, um das zu erreichen."
„Ich werde das meinige thun," nickte Hallstädt.
„So gehen Sie jetzt, damit keine Zeit versäumt wird," drängte der Advokat; „du bleibst hier, Friedrich, wir finden wohl nachher noch eine ruhige Stunde, in der wir über unsere eigenen Angelegenheiten plaudern können"
Der alte Herr nahm seinen Hut und eilte hinaus. Friedrich machte noch einmal einen Versuch, Gustav zu bewegen, von seinem Vorhaben abzustehen, aber Varnay achtete nicht auf ihn und seine Gründe, er entfernte sich ebenfalls, um Elisabeth zu besuchen.
Er wußte sehr wohl, aus welchem Grunde Friedrich nach Luzern gekommen war und ihn aufgesucht hatte, er zweifelte keinen Augenblick daran, daß Paula den Bruder geschickt hatte, um ihn zurückzuholen, und er fand darin seitens seiner Braut eine Bevormundung, die ihn erbitterte.
Aber er erinnerte sich auch, daß Elisabeth es gewesen war. die dieses Mißtrauen in die Seele seiner Braut gesäet hatte, und seine ganze Erbitterung rich
tete sich gegen diese Frau, die mit ihren Machinationen sein Lebensglück zu vernichten suchte.
Als er in die Straße einbog, in der sie wohnte, fiel es ihm sofort auf, daß sie heute belebter war, wie an den früheren Tagen. Er sah mehrere Gruppen von Personen aus den unteren Volksklassen, die sich eifrig miteinander unterhielten, aber er achtete nicht darauf; erst als er in das verstörte Gesicht des Dienstmädchens blickte, das ihm die Hausthür öffnete, ward er aufmerksam.
„Ist etwas Besonderes vorgefallen?" fragte er.
„Wissen Sie es noch nicht?" erwiderte das Mädchen. „Lieber Gott, welch ein Unglück!"
„Ein Unglück? Ich weiß noch nichts."
„Der Herr ist in der vorigen Nacht tot in das Haus gebracht worden."
„Herr Grüner?"
„Nein, Herr Griesheim."
„Aber der war ja verreist!" sagte Varnay bestürzt.
„So glaubten wir; sie haben ihn gestern abend spät im Wasser gefunden."
„Sollte das abermals eine Komödie sein?" dachte Gustav, aber im nächsten Augenblick verwarf er diesen Gedanken wieder.
„Melden Sie mich an," sagte er. „Ist Herr Grüner ebenfalls zu Hause?"
„Nein, er ist vorhin ausgegangen."
Elisabeth trug wieder ihr Trauergewand, beim Eintritt Varnays drückte sie ihr weißes Batisttuch vor die Augen.