aus. Haug hebt die Gefahr der Steigerung hervor, die bei Verkäufen im Aufstreich liegen und wünscht, daß die Abgabe von Laubstreu nicht auf den Herbst verschoben, sondern jetzt schon gewährt werde. Staatsm. v. Schmid hat mit dem Präsidium der Forstdirektion der Körperschaftswaldungen mündlich Rücksprache ge­nommen, daß die Abgabe in ausgedehntem Maße geschehe, nur die notwendigen Rücksichten sollen ge­nommen werden. Auch soll jetzt schon Laubstreu aus dem Walde abgegeben werden. Verschiedene Gesuche seien schon genehm gt. Redner kommt auf verschiedene Maßnahmen zu sprechen, die etwa noch ergriffen werden können (gute Bezugsquellen, Bewässerungs­regulierungen u. a.) (Beifall.) Graf Adelmann empfiehlt Torfstreu und bittet um möglichst billige Abgabe derselben. Hartmaun wünscht, daß bei 45jährigen Kulturen auch zwischen den Kulturen Gras genommen werde» dürfe. Brodbeck spricht gegen den Verkauf im Aufstreich, damit der ärmere Teil der Bevölkerung nicht zu kurz komme. Vielleicht könnte diesem Gras und Heu unentgeltlich abgegeben werden. Es wird sodann in die T.-O. eingetreten. Den Beschlüssen der Kammer der Standesherren wird von der Kammer der Abg. zugestimmt. Eine Debatte erhebt sich nur zu Abs. 2 des Art. 24, welcher fol­gende Fassung erhält:Diese Bestimmung findet keine Anwendung, wenn das Nachbargrundstück dem öffentl. Gebrauche dient" (unter welch letzterem Ausdruck auch öffentliche Gewässer verstanden werden.) Bei der Endabsümmung wird einstimmig den Beschlüssen des anderen Hauses beigetreten. Der 2. Gegenstand der T.-O. (Komm. - Bericht betr. die Ueberstcht über die Verwendung der für den Eisenbahnbau sowie für außerordentl. Bedürfnisse der Eisenbahnverwaltung berwilligten Geldmittel) giebt keinen Anlaß zu Er­örterungen, der Nachweis der richtigen Verwendung der bewilligten Mittel wird für erbracht anerkannt- 3. Gegenstand. Komm.-Antrag zum abweichenden Beschluß der 1. Kammer über die Petition der oberamtl. Revifionsasststenten. Derselbe geht dahin, auf dem Beschlüsse der Kammer der Abg. zu beharren, und wird debattelos angenommen.

Laudesrmchrichte».

-i. Altensteig, 22. Mai. Die Pfingstfeiertage brachten unserem Schwarzwald manche Touristen; auch hieher kamen zahl­reiche Gäste, der Sängerkranz von Stuttgart machte dem hiesigen Liederkranz einen 2tägigen Besuch. Die Herren machten den Weg von Teinach hieher zu Fuß und kamen gegen drei Uhr hier an, wo sie schon beim Anker vom hies. Verein empfangen wurden. Im Gasthos zur Traube war gemeinschaftliches Mittagsmahl, reichlich und gut. Nach demselben zerstreuten sich die Herren Sänger in ihre Quartiere. Von 7 Uhr ab war im Gasthof zur Linde von beiden Vereinen gemeinschaftliches Konzert, das eine Menge Gesangsfreunde angezogen hat, so daß die Räume über­füllt waren. Der Vorstand des hiesigen Vereins, Hr. C. W. Lutz begrüßte zuerst die Stuttgarter HH. Sänger, worauf durch die gemein- schaftl.Chöre:Brüderreicht" (Mozart), »Sagt, obeinschönresLand" (Hetsch), dirigiert von H. Finkh, dasMonzert eröffnet wurde. Vom Sängerkranz wurde dann dasHerz am Rhein" (Schulz), zum Vortrag gebracht. Nun folgten programmmäßig: TenorsoliSchwarz- wald, o Heimat" (Abt), ein Klaviervortrag,Impromptu" von Lachner, der beliebte ChorNachtzanber" von Storch, dessen Pianostellen der Sängerkranz famos zur Geltung zu bringen wußte, und ein TenorsoliGute Nacht, du mein herziges Kind" von Abt, das brausenden Beifall fand. Beide Vereine brachten in rascher Reihenfolge noch manches schöne Lied zum Vortrag und ernteten damit vielen Beifall. Nachdem der Vorstand des Sänger­kranzes den Dank der Gäste für den freundlichen Empfang und

teilungen ausführlich machen muß. Ueberreichen Sie persönlich das Schreiben, damit es nicht a<Ka ge­legt wird; ich werde meine Forderung mit aller Ent­schiedenheit stellen, thun Sie es ebenfalls, wir müssen um jeden Preis durchdringen."

Der korpulente Herr hatte sein Glas ausgetrunken und sich erhoben, er bot dem Advokaten die Hand.

Es bleibt bei der Absprache," sagte er; ich will Ihrem Rate folgen und heute nachmittag abreisen. Bis dahin habe ich noch manches zu thun und die Zeit vergeht rasch. Somit leben Sie wohl, ich scheide von Ihnen in der Hoffnung auf ein baldiges und vergnügtes Wiedersehen."

Er schüttelte ihm die Hand und ging hinaus. Gustav hielt eine geraume Weile den Blick sinnend auf die Thür geheftet, hinter der sein Verbündeter verschwunden war.

Sofort nach Tisch begann er den Brief an den Staatsanwalt und der Abend dämmerte schon, als er die Feder niederlegte.

Die Beendigung des Berichts bis zum nächsten Morgen verschiebend, stand er von seinem Sitze auf, um Madame Griesheim zu besuchen.

Grüner war jetzt wohl von Brunnen zurückgekehrt, vielleicht verriet ihm im Laufe des Gesprächs irgend eine Aeußerung das Resultat dieses Besuchs; er wollte mit scharfem Blick beobachten.

Die junge Frau schien ihn erwartet zu haben, sie empfing ihn in der liebenswürdigsten Weise, aber dem Advokaten entging dabei nicht, daß sie keineswegs so unbefangen war, wie sie scheinen wollte.

die gastlicheAufnahme in warmen Worten zum Ausdruck gebracht, beschloß der gemeinsame Chor:Das deutsche Lied" (Kalliwoda), das gelungene Konzert, das den hies. Gesangsfreunden so viel Neues und Schönes geboten hatte. Am andern Morgen wurden von den Stuttgarter HH. Sängern kleine Ausflüge gemacht. Der Zug um 6 Uhr abends führte die liebzewordenen Gäste, die nur ungern von hier schieden, wieder ihrer Heimat zu.

M Pfalzgrafenweiler, 22. Mai. Am Pfingst­fest war unser Ort von Fremden zahlreich besucht. Von überallher strömten sie herbei, zu Fuße und zu Wagen. Galt es doch unserem langjährigen Orts- vorstande Hrn. Schultheiß Wiedmayrr die letzte Ehre zu erweisen. Um 2 Uhr bewegte sich ein großer Leichenzug vom Marktplatz aus auf den Friedhof. Die meisten Bezicksbeamten und die Octsvorsteher der Umgegend, die bürgerlichen Kollegien, Veteranen­verein, Militärverein, Gesangverein, Mustkoerein und Feuerwehr hatten sich angeschloffen. Nachdem Herr Pfarrer Hiller seine treffliche, wohldurchdachte Rede geendet hatte, legte Gemeinderat Gneittng einen Kranz am Grabe nieder und dankte seinem alten Freunde im Namen der Gemeinde und der bürgerlichen Kollegien für seine treuen Dienste. Auch Herr Stadtschulthetß Hartranst von Freudenstadt widmete seinem ruhigen, einsichtsvollen Kollegen warme Worte des Dankes und legte im Namen seiner Kollegen und des Bezirks ebenfalls einen Kranz nieder. Jedermann aber nahm den Eindruck mit nach Hause: Wir haben heute einen stillen, pfltchtgetreuen und tüchtigen Mann zur letzten Ruhestätte begleitet. Friede seiner Asche!

* Calw, 19. Mai. Gestern begab sich eine Ab­ordnung aus dem VII. Wahlkreis zu Herrn Reinhold Cleß, früher Eisenbahnbauunternehmer und jetzt Priva­tier in Stuttgart, um ihm die volkspartetl. Reichstags- wahl-Candidatur anzubieten. Cleß nahm an.

* Stuttgart, 18. Mat. Seit einigen Tagen ist hier das Gerücht verbreitet, auch die Konservativen und sogar die Antisemiten wollen sich hier eine eigene Kandidatur leisten, ein Luxus, der selbstredend nur den Sozialdemokraten zu gut käme. Desgleichen wird uns mitgeteilt, daß man namentlich in höheren Krei­sen sich einerlebhaften Wahlsnthaltung" befleißigen werde. Etliche sanguinische Btsmarcksfreunde wollen Bismarck wählenals Protest gegen denneuen Kurs." Falls dieselben mit der nötigen Energie Vorgehen ist nicht daran zu zweifeln, daß in Stuttgart der NameBismarck" sehr viele Stimmen auf sich vereinigen würde. Die Situation ist hier ungeklärt und verworren. Die Einigkeit der Sozialdemokraten hier hat die staatserhaltenden Parteien von der Pflicht eines geschloffenen Zusammengehens noch nicht zu über­zeugen vermocht.

* (Ve rs ch ied e n es.) Der 53jährige Witwer Ruckaberle von Elttngen (Leonberg) fuhr letzten Samstag mit seinem Gefährt durchs Dorf, wobei sein Pferd scheute. Er fiel vom Wrgeu und erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach einigen Tagen starb. Von den Limpurger Bergen wird ge­schrieben, daß einem Bäuerlein, als er in seinen Stall kam, eine Kuh verendet war. Sie hatte wie tier­ärztlich festgestellt wurde den Hungertod erlitten. In Gmünd wurde eine Zigeunerin vom Zug überfahren und sofort getötet. Von schwerem Leid wurde die Familie des Gertchtsschretbers Stegmaier in Herrenberg betroffen, indem derselben ihre

beiden Kinder im Alter von 1 und 2Vi Jahren durch die Diphtherttis entrissen wurden. InAalen wurde der Weichenwärter Werner von einer Lokomotive erfaßt und getötet. -

"Berlin, 17. Mai. DieNordd. Allg. Ztg." thut durch detaillierte Angaben dar, daß Preußen mehr für Unterrichtszwecke aufwendet, als irgend ein anderes Land. Preußen wendet pro Kopf der Be­völkerung auf 6,54 Frcs., Frankreich 4,43, auch find die dauernden Ausgaben des Kultusetats pro 1879/80 bis 1893/94 in einem viel größeren Ver­hältnis gestiegen, als die dauernden Ausgaben deS Milttäretats von 1879/80 bis 1893/94.

* Berlin, 20. Mat. Am 29. Juni tritt der Kaiser seine Seereise an; später folgt eine Fahrtnach Schottland.

* B e rl in, 20. Mai. Die Kreuzzettung meldet aus

Prag: Jungtschechische Demonstranten legten dem Standbild des Kaisers Franz einen Srick um dm Hals. -

Ausländisches.

"Wien, 16. Mai. In der Abendsttzung des Prager Landtages entstanden gestern stürmische Skau- dalscenen, weil der Landmarschall Prinz Lobkowitz auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung die Re­gierungsvorlage wegen Errichtung eines KretSgertchteS in Trautenau setzte, welche die Jungtschecheu hinter- tceiben wollen. Letztere drohten mit den Fäusten und als Graf Palffy ihnen zurief:Das ist Skan­dal!" wurde so getobt, daß der Landmarschall die Sitzung für geschloffen erklärte. Trotzdem wurden die Scenen fortgesetzt. Den Großgrundbesitzern riefen die Jungtschechen zu:Schämt euch, ihr Volksverräter!"

* Zürich, 17. Mat. In Aarau wurde soeben der bekannte Advokat und Schweizerische Naitonalrat Weißenbach von Bremgarten wegen Unterschlagung von Depositengeldern verhaftet.

* St. Petersburg, 20. Mai. Gestern wurde ein Gesetz amtlich veröffentlicht, wonach die körperliche Züchtigung von zur Deportation verurteilten Frauen abgeschafft wird.

"Petersburg, 20. Mai. Der Stand des Wintergetreides war am 15. Mai von 604 Kreisen des europäischen Rußlands in 54 noch nicht zu über­sehen, 124 vorzüglich, in 305 befriedigend, in 87 mittelmäßig, in 26 unbefriedigend, in 10 ganz schlecht. Das Sommergetreide ist bisher nur in der Süvhälfte des Reiches aufgegarigen.

* Kladowo, 20. Mat. Gestern abend fand auf einem Dampfer zwischen Turnseoerin und Brsa Pa- lanka die Begegnung des Königs Alexander mit der Königin Natalie statt. Der König war lebhaft er­regt. Die Landung erfolgte in Kladowo, wo etwa zehntausend Menschen znm Empfange anwesend waren.

"Rio de Janeiro, 19. Mat. Das Bureau Reuter meldet: In Rio Grande do Sul hat, telegra­phischen Berichten zufolge, bet Ponche Verde eine Schlacht zwischen den Nationaltruppen unter General Telles und den Föderalisten unter General'Tavares stattgefunden. Die erstecen wurden in einen Hinter­halt gelockt und erlitten eine Niederlage unter schweren Verlusten. Artillerie, Waffen und Munition sind in die Hände der Aufständischen gefallen. Die letzteren marschieren auf Bagr.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rteker, Altensteig.

Ich war den ganzen Tag allein," sagte sie, ihn mit ihrem bezaubernden Lächeln anblickend. Die Langeweile drohte mich schier zu erdrücken. Um so dankbarer bin ich Ihnen für diesen Besuch."

Hätte ich nur eine Ahnung davon gehabt, so würde ich mir heute morgen die Ehre gegeben haben," er­widerte er, während er ihr gegenüber Platz nahm.

Sie sind stets willkommen, Herr Doktor!"

Ihnen vielleicht, ich bezweifle das nicht, aber Ihr Herr Gemahl"

Er weiß, welche Rücksichten ich von ihm für meine Gäste fordere. Und glauben Sie mir, welchen Eindruck Friedrich auch auf Sie gemacht hat, in der rauhen Schale steckt ein guter Kern."

Er ist augenblicklich verreist?" fragte Gustav, der kein Interesse daran hatte, auf die letzte Erklärung näher etnzugehen.

Jawohl, er hat gestern abend eine Reise ange­treten, von der er erst in einigen Tagen zurückkehren wird. Der Entschluß ist plötzlich gefaßt worden, ich glaube, er hat kurz vorher einen Brief erhalten, der rhn dazu veranlaßte."

Sie glauben das nur?" erwiederte Gustav in scherzendem Tone;hat er Ihnen den Zweck und Zielseiner Reise mitgeteilt?"

Das thut er nie, er ist in diesem Punkte selb­ständig. Mich überrascht es nicht, wenn er mit der Reisetasche in der Hand vor mich hintritt und mir erklärt, er werde nach acht Tagen wiederkommen; die Freiheiten, die er für sich fordert, räumt er mir ebenfalls ein."

Gustav schüttelte das Haupt; den Verdacht, ! der in ihm aufstteg, durfte er nicht verraten. (Fortsetzung folgt.)

(Lesefrucht.) Narren spotten oftmals der Weisen, aber die Weisen niemals der Narren.

Jugendzeit.

Das war vor Jahren! AllerwärtS Stand jedem offen Hand und Herz,

Und man betrog mich dort und hier Gottlob, das Hab ich hinter mir!

Ein schiefer Blick, ein böses Wort

Und jählings riß der Zorn mich fort,

Da flammte hell mein Grimm empor!

Das kommt nun alles nicht mehr vor!

Ein Wölkchen brachte Leid und Qual Und Segen jeder Sonnenstrahl.

Jetzt löst sich hübsch der Dinge Lauf In Ursach, und in Wirkung auf.

Ein weltverachtender Titan Strebt' einst der Jüngling himmelan;

Heut' Hab' ich mir den bessern Schatz Erobert, in der Welt den Platz!

Wie bin ich glücklich nun, ihr Herrn!-

ES ist nicht wahr, ich küßte gern,

Ach nur den Saum von deinem Kleid, Bergang'ne gold'ne Jugendzeit!

A S t s e k.

Ein Verbrechen nennt die Erste,

Einen Berg das letzte Paar;

Eigentum und Menschenleben Bringt das Ganze in Gefahr.

Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nummer.