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Mittwoch den 24. Mai

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Amtliches.

Ern a nn t wurde derAmisrichter tit. Landgerichtkrat Frhr. r. Gültlingen in Stuttgart zum Landgerichtsrat bei dem Landgericht Stuttgart.

Mit Ermächtigung Cr. Moj. des Königs ist Regierungs­präsident v. Luz in Reutlingen seinem Ansuchen entsprechend von der Funktion des Vorsitzenden des Schiedsgerichts für die landw. Berufsgenossenschaft für den Schworzwaldkreis entbunden und der Reg.'Nat Holldvmpf in Reutlingen zum Vorsitzenden dieses Schieds­gerichts, sowie der Neg.-Assessor Lberomimann Seitz ebendaselbst zum Ctellvcrtr. des Vorsitzenden bestellt worden.

Die Aufgabe bei den Reichstagswahleu.

Turch die Auflösung des Reichstags ist die Na- sion früher als erwartet zur erneuten Mitwirkung an der Festlegung ihrer Geschicke für einen Zeitraum von fünf Jahren aufgebvtcn. Ter äußere Anlaß dazu ist die Ablehnung der Militärvorlage, aber cs wäre eine bedenkliche Täuschung über die Lage, wenn die Wühler etwa glauben sollten, daß es sich bei der Neu­wahl nur um die Militärvorlage handle. Wenn ein Parlament aus eine Zeitdauer von fünf Jahren ge­wählt wird, so treten an dasselbe in einem so langen Zeitraum und unter den heutigen Verhältnissen so zahlreiche und schwerwiegende Aufgaben heran, daß die Militärvorlage doch nur eine von ihnen darstcllt. Es kann daher nicht darauf allein ankommen, schreibt dieAllgem. Ztg.," wie der in Aussicht genommene Kandidat sich zur Militärvorlage zu verhalten gedenkt, welche wir uns doch nur als dm Ausdruck der an sich berechtigten Absicht einer Heeresverstärkung zu denken haben, sondern das Interesse des Vaterlandes erheischt, daß der Reichstag, dieses hauptsächlichste Baud unsrer nationalen Einheit, wieder eine Ver­sammlung unabhängiger, verständiger Männer werde, welche der heutigen Gesamtlage Deutschlands gewach­sen sind. Diese werden dann auch dem Heere, dem Schutz unsrer nationalen Existenz, geben, wessen es bedarf.

Die Reichstagsauflösung auf die Militärvorlage hin war weder notwendig noch geschickt. Wir wollen dabei nicht leugnen, daß eine Erneuerung des Reichs­tags aus manchen anderen Gründen wünschenswert erscheinen konnte. Wenn manche Vorgänge in dem­selben gerade in den letzten Wochen allgemeines Be­dauern hervorgerufen haben, so darf eben nicht über­sehen werden, daß der Reichstag der jetzigen Regie­

rung gegenüber in hochwichtigen Fragen ein so geringes Maß von Selbständigkeitsgefühl erwiesen hat, daß er selbst damit die Axt an die Wurzeln seiner Autorität legte und die schiefe Ebene betrat, auf welcher er sich schnell abwärts bewegt hat. Dies ist eine der Haupt- ursochen des Niedergangs unsres politischen Lebens. Um so mehr aber wird es die Aufgabe der Wähler sein, die Bewerber um die Mandate sich nicht auf den Antrag Hucne einschwören zu lassen, sondern die Kan­didaten auf ihren patriotischen Sinn, ihre Urteils­fähigkeit in öffentlichen Dingen und auf die Selbstän­digkeit und Unabhängigkeit ihres Charakters zu prüfen.

Ein Parlament, in welchem diese Eigenschaften überwiegen, wird selbstverständlich auch jenen Grad von Patriotismus besitzen, welcher in der Sicherung unsrer nationalen Unabhängigkeit nach außen eine der ersten Pflichten erkennt. Je mehr die Ansichten über das dazu Erforderliche von den wechselnden Persön­lichkeiten der jeweilig maßgebenden Militärs, ja von den wechselnden Anschauungen dieser Persönlichkeiten selbst abhängen, um so sicherer wird ein den Interessen des Landes entsprechendes Parlament die Durchschnitts­linie ermessen, auf welcher patriotische Opfer Willigkeit, wirtschaftliche Lage und militärisches Bedürfnis zum Heil des Ganzen sich zusammenfinden müssen. Was heute verweigert werden muß, kann in künftigen Jahren unter besseren wirtschaftlichen Verhältnissen und nach einer sorgfältig abgewogenen Reform der Reichsfinanzen vielleicht um so leichter bewilligt werden.

In diesen beiden Dingen: Festigung einer dem Interesse des Reiches entsprechenden Wirtschaft!. Lage, soweit und so vielseitig durch die Gesetzgebung darauf eingewirkt werden kann, und sorgfältige Reform der Reichsfinanzen, erblicken wir die hauptsächliche Aufgabe der nächsten Legislaturperiode. Vor allem Andern aber muß der Reichstag als vornehmster Ausdruck unsrer nationalen Einheit sich der Pflege des nationa­len Gedankens bewußt bleiben.Hervorzuheben, was uns eint, und zurücktreten zu lassen, was uns trennen könnte/ ist auch heute noch das erste Erfordernis deutscher Staaiskunst und derjenigen Politik, auf die bestimmend einzuwtrken und in die fördernd mitzu- wirken der Deutsche Reichstag das Recht wie die Pflicht hat. Möge er sich auf der Würde und auf der Höhe dieser Aufgabe erhalten!

Würltembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 18. Mai. (43. Sitzung.) 1. Ge­genstand der T.-O.: Komm.-Anträge zu den abweichen­den Beschlüssen der ersten Kammer bez. des Gesetz­entwurfes betr. das landwirtschaftliche Nachbarrecht. Ehe in die T.-O. eingetreten wird ergreift Frhr. v. Gültlingen das Wort bezügl. der Anfrage an die H. Staatsm. des Innern und der Finanzen, wie der großen Not, welche infolge der anhaltenden großen Trockenheit namentlich unter der kleinbäuerlichen Be­völkerung des Landes eingetreten ist, zu steuern sei. Redner giebt dieser Not beredten Ausdruck. Staatsm. v. Ri ecke teilt zugleich im Namen des Staatsm. des Innern mit, daß die Forst- und Revierämtcr angewiesen find, Gras und Streu aus Körperschafts- und Staatswaldungen, möglichst ausgiebig, soweit dies ohne Schädigung der Forsten geschehen kann und gegen billige Entschädigung abzugeben. Was die allgemeine Frage über die Maßnahmen betrifft, die zur Linderung der Not zu ergreifen seien, so werde von Seiten der Regierung alles geschehen, was in ihrer Macht stehe. (Bravo.) Frhr.v.Wöllwarth wünscht, daß mit Rücksicht auf die Schafhalter, die besonders übel daran seien, die Schafe auf solche Waldbestände, in denen kein Schaden geschehen kann, aufgetrieben werden dürfen. Bayha empfiehlt die Erwägung, daß bei der Dürre auch das Waldgras nicht genügen werde. Die Holz- und Reistgfütterung bezieht sich auf die Aeußerungen von Fachmännern über Versuche, die in dieser Richtung schon gewacht worden sind. Haußmann (Balingen) bespricht die gemachte Bedingung, insofern der Wald nicht geschädigt werde und wünscht, daß angesichts der äußerlichen Verhält­nisse den ausführenden Organen darüber kein Zweifel gelassen werde, daß die Abgabe von Gras und Streu in anderer ausgiebigerer Weise erfolge als sonst, und daß die Ausführung überall überwacht werde. Das finanz. Interesse der Staatswaldungen stehe tiefer als der Wirtschaft!. Notstand. Staatsm. v. Riccke giebt dies zu, glaubt aber, daß der Zweck erreicht werden kann, auch ohne daß der Wald preisgegeben wird. Mehrere Redner sprechen den H. Staatsm. des Innern und der Finanzen ihren Dank für die rasche Hilfe

Der: zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Seien Sie überzeugt, daß man im Hotel Rigi sich sehr genau dgnach erkundigen wird, ob und welche Drohungen Sie ausgesprochen haben."

Ich soll auf die Vergeltung verzichten?"

Das sage ich nicht; ich zeige Ihnen ja den Weg, auf dem Sie diese Vergeltung sich sichern können. Wohin wollten Sie von hier reisen?"

lieber den Brünig nach Brienz und Jnterlacken."

Haben Sie mit Grüner darüber gesprochen?"

Ich glaube wohl, daß ich es im Laufe des Ge­sprächs ihm gesagt habe."

So müssen wir auch an dieser Route festhalten," erwiderte der Advokat.Von Jnterlacken aus können Sie auf dem kürzesten Wege direkt Heimreisen. Gehen Sie gleich nach Ihrer Heimkehr zum Staatsanwalt und teilen Sie ihm alles mit. Sie können Ihre eige­nen Entdeckungen hinzufügen oder nein, es ist besser, ich gebe Ihnen einen Brief an ihn mit, in dem ich die Resultate meiner Beobachtungen nieder­lege. In dem Hause, in dem Griesheim gestorben sein soll, dient jetzt noch eine frühere Magd dieses Gauners, Karoline Kahl, die schwerwiegende Aussagen machen kann. Vergessen Sie den Namen nicht; er­innern Sie das Mädchen an mich und an die Mit­teilungen, die es mir gemacht hat. Aber seien Sie vorsichtig, ich weiß nicht, ob in jenem Hause nicht Personen wohnen, die mit den Griesheims noch in

Verbindung stehen; möglich wäre das, und eine recht­zeitige Warnung könnte unseren ganzen Plan durch­kreuzen.

Ich werde daran denken," nickte Schüller;Rache muß ich nehmen, sollte es auch mir selbst Opfer kosten".

Und diese Rache glaube ich Ihnen versprechen zu können, wenn Sie sich genau an meine Anordnungen halten. Dringen Sie mit aller Energie auf die Aus­grabung der Leiche, wir werden ja erfahren, was man in dem Grabe vorfindet."

Habe keine großen Hoffnungen!" sagte der Agent kopfschüttelnd.Findet man eine Leiche, wie wohl anzunehmen ist, wer will sie rekognoszieren? Es ist schon zu viel Zeit seit der Beerdigung verstrichen."

Warten wir es ab; ich suche in jenem Grabe den Schlüssel des dunklen Rätsels, ich hoffe auch, ihn darin zu finden."

Und wenn der Staatsanwalt meinen Antrag ablehnt?"

Ich glaube nicht, daß er es thun wird, wenn er meinen Brief gelesen hat; aber sollte es dennoch der Fall sein, dann müssen Sie sich an eine höhere Instanz wenden. Sie dürfen nicht ruhen, bis Sie das Ziel erreicht haben, und je eher Sie es erreichen, desto besser ist es."

Inzwischen machen die Gauner hier sich aus dem Staube; mit ihren feinen Nasen werden sie den Braten wittern, und Sie haben keine Macht, sie zurück­zuhalten."

Eben deshalb thut Eile not, eben darum muß

auch alles vermieden werden, was unsere Pläne ihnen verraten könnte. Wann wollen Sie abreisen?"

Wenn Sie die Reise für nötig erachten, dann soll sie auch heute noch erfolgen."

Fährt heute noch eine Post über denBrünig?"

Heute nicht mehr, aber ich gedenke auch nicht die Post zu benutzen, ich reise mit dem Schiff nach Beggenrted und miete dort einen Einspänner. Es ist etwas theuer, aber dafür die Fahrt auch bedeutend angenehmer. Morgen abend bin ich in Jnterlaken, übermorgen schon trete ich die Heimreise an."

Gustav Varnay erhob sein Glas und betrachtete prüfend die Farbe des Weines.

Sie werden dadurch freilich um Ihre Erholungs­reise betrogen," sagte er;aber Ihnen muß doch auch daran liegen, die Gauner zu entlarven und dem Richter zu überliefern."

Könnte ich nur eigenhändig sie aufknüpfen."

Das wäre auch ein unangenehmes Geschäft, überlassen Sie das anderen! Wenn alle meine Ver­mutungen richtig sind, dann werden für jeden wohl einige Jahre Zuchthaus abfallen, und so sehr ich auch das Schicksal der jungen Frau bedaure, muß ich doch zugeben, daßsie die Strafe verdient hat," erklärte Varnay.

Sie wird eben nicht besser sein, wie die anderen," nickte der Agent;mit gefangen mit gehangen! Wann kann ich Ihren Brief an den Staatsanwalt in Em­pfang nehmen?"

Bei Ihrer Heimkehr werden Sie ihn vorfinden, spätestens morgen sende ich ihn von hier ab. Ich kann ihn so rasch nicht schreiben, da ich meine Mit-