!
!
>
8
UttenMaFt
FMdlall für
Erscheint Dienstag Donnerstag und Samstag.
Lestellpreis pr. Quartal im Bezirk Nagold 80 ^, außerhalb 4 .—
I Mon abonniert auswärts auf dieses Blatt bei All, Oif» I den Postämtern und Postboten.
Samstag den 20. Wat
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8<A bei mehrmol.
je «
auswärts je 8 ^ die 1spalt.Zeile
1893.
E" Ufingsten.
Sonnenglanz und Blütenduft Schweben über grünen Matten Und von Liedern hallt die Luft In des Waldes Dämmerschatten. Pfingsten ward's in Feld und Hain: Sträuße prangen an den Hüten,
An den Thüren zarte Mai'n Und am Fenster duften Blüten.
Wenn di« muntre Biene summt Um den Kelch, den honigreichen,
Ist der Klag« Laut verstummt,
Muß das Leib der Freude weichen. Pfingsten ward es! Zieh hinaus Seine Wonnen zu genießen!
Auch für dich ein Blumenstrauß Wird in Gottes Garten spießen. —
Aber nicht in Lust allein
Soll das Herz sich aufwärts schwingen:
Laß des Festes Sonnenschein
Tief dir in die Seele dringen;
Freude, die vom Himmel stammt,
Ward vom Höchsten dir gegeben.
Und der Geist, der sie durchflammt,
Soll zum Höchsten dich erheben!
Sieh in Lenzessonnenpracht Die Natur sich freudig regen:
So nach trüber Winternacht Streb' auch du dem Licht entgegen; Ew'ger Liebe heil'ger Geist Naht sich in des Frühlingsprangen,
Und von ihm erfüllt sein, heißt:
„Liebe geben, Heil empfangen." —
Wolken wogen überm Thal,
Doch die Festtagsglocken klingen Und des Festes Sonnenstrahl Wird der Nebel Grau durchdrmgen. Wieder wird, was jetzt entzweit,
Einst der Liebe Geist verbinden,
Und geläutert und geweiht
Wird das Fest die Herzen finden. —
Freudcsang und Glockenlaut schwebt dann über lichten Matten Und ein sel'ger Friede baut Hütten in des Waldes Schatten.
Konim und kehre bei uns ein,
Heil'ger Geist, uns zu durchglühen,
Daß im Pfingstfestsonnenschein Dieses Friedens Blumen blühen! —
Amtliches.
Nach einer dem Justizministerium zugekommmen Mitteilung des K. Deutschen Konsularagenten in Washington hat nun der nordamerikanische Kongreß durch Gesetz vom 1. März d. I. bestimmt, daß vom 1. Juli 1893 an Pensionären im Ausland, welche nicht Bürger der Ver. Staaten sind, keine Pension mehr ausbezahlt wird, es sei denn, daß es sich um Personen handelt, welche im Dienst der Ver. Staaten invalid geworden find. Der Konsularagent hat angefügt, daß hienach alle diejenigen, welche am 4. Juni d. I. noch ihre (vierteljährliche) Pensionen zu beziehen haben, sich mit Einsendung der an oder nach diesem Tage auszustellenden Belegen beeilen sollten, damit sie noch vor dem 1. Juli d. I. zur Auszahlung gelangen.
Gestorben: Schultheiß Müller, Hutzenbach; Apotheker
Jmmendörffer, Reutlingen; Privatier Bonz, Stuttgart; Pfarrer a. D. Abegg, Tübingen; Pestamtssekretär Lendner, Stuttgart.
Württembergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 16. Mai. (41. Sitzung.) T.-O: Kommisfionsanträge zum Etat, Kap. 119—120 Post- und Telegraphenverwaltung. Berichterstatter Zipper- len giebt einen Ueberblick über die Einnahmen «nd Ausgaben des Etats. Die Einnahmen sind im Steigen begriffen, verglichen mit den Vorjahren; aber auch die Ausgaben weisen eine Steigerung auf, darum der Gesamtwenigerertrag gegen den letzten Etat. Auch Frhr. v. Mittnacht hebt hervor, daß der Rückgang nicht auf ein Minus an Einnahmen, sondern auf die erhebliche Steigerung der Ausgaben zurückzuführen ist (die allgemeine Gehaltsaufbesserung, bedeutende sachliche Ausgaben u. a.) Eine Ausgleichung sei nur allmählich herbeizusühren. Stalin wünscht eine Herabsetzung der Zuschlagsgebühren für den Telephonverkehr mit dem Ausland, ebenso eine Ausdehnung der Sprechzeit von 3 auf 5 Minuten. Auch möge für den inländischen Verkehr die Sprechzeit nicht von 5 auf 3 Minuten herabgesetzt werden. Frhr. v. Mittnacht berichtet kurz über die Entwicklung des in- und ausländischen Telephonverkehrs. Dem ersten Wunsche des Vorredners werde nicht entsprochen werden können, man habe das Möglichste gethan. Für den Reichsverkehr betrage die Gebühr 1 Mk., in Württ. 50 Pf. Mehr sei billigerwetse nicht zu erwarten (Zustimmung.) Mit dem andern Wunsch, die Sprechzeit mit dem Ausland möge auf 5 Min. ausgedehnt werden, weiß Redner nicht was anfangen, dazu werde doch die Reichspostverwaltung M nicht
hcrbeilassen. Bühl er wünscht, es möchte für amtliche Sendungen mit dem Finanzministerium eine Aversalentschädigung vereinbart werden. Die Titel 1—15 wurden ohne Debatte genehmigt. Zu Tit. 16 wird die Einrichtung von Dienstaltersstufen bei den Oberpostmeistern und Postinspektoren, wie sie im Entwurf vorgesehen war, mit Rückstchtsauf die gegenwärtige Finanzlage, nicht gut geheißen, dagegen eine Aenderung der Gehaltsvcrhältnifle für diese Beamten entsprechend der wie sie für die Eisenbahninspektoren genehmigt worden, nach dem Antrag der Kommission debattelos angenommen. Eine Petition der Postsekretäre und Postverwalter, welche sich über Gehaltsschädigung beklagt, geht der Regierung zur Kenntnisnahme zu. Ebenso wird eine Petition der Obertelegraphisten und ältesten Telegraphisten der K. Regierung zur Kenntnisnahme übergeben. Zu Titel 27 «nd 28 wünscht Spieß die Einrichtung von Telephonanstalten auch für die Bezirke Mergentheim und Künzelsau. Vom Reg.-Tisch aus wird erwidert, die bisherigen Versuche der Verwaltung in dieser Richtung seien gescheitert, weil es an dem nötigen Entgegenkommen seitens der betr. Bezirke gefehlt habe. Im ügrigen wird nichts erinnert.
* Stuttgart, 17. Mai. (42. Sitzung.) 2. Gegenstand der T.-O.: Komm.-Bericht zum Etat. Kap. 3 Staatsschuld, Kap. 3a Zinse aus Schatzanweisungen. Fin.-Ges. Art. 4—7. Berichterstatter Schnaidt giebt einen gedrängten Bericht über das allmähliche Anwachsen der Staatsschuld, sowie über die begonnene Tilgung derselben. Was speziell die Tilgung betrifft, beklagt Redner die Unterlassung einer planmäßigen Tilgung in dem nötigen Umfang, wenn auch das, was vertragsmäßig zu tilgen gewesen, getilgt worden sei und auch im neuen Etat entsprechende Tilgungs Pläne vorgesehen seien. Auch außerordentliche Tilgungen seien trotz der wiederholt sich hiezu bietenden Gelegenheiten nicht in dem wünschenswerten Maße gemacht worden. Frhr. v. Gültlingen wünscht die Einhaltung eines zum voraus festgesetzten Tilgungsplanes, und vermißt Einheitlichkeit in der vom Berichterstatter vorgeschlagenen Tilgungsweise. Redner bittet, Ziffer 3 des Komm.-Antrages, in welcher der K. Regierung zur Erwägung anheimgestellt werden soll, ob nicht wenigstens die neuaufzunehmen-
Der zweite Mann.
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
Was nun thun? Grüner befand sich wahrscheinlich schon in Brunnen, mit Griesheim mochte Gustav vorläufig nicht zusammentreffen und mit Elisabeth durfte er über diese Angelegenheiten nicht reden, wenn er nicht seine geheimen Pläne verraten wollte.
Unentschlossen ging er am See entlang spazieren; es war seine Pflicht, alles aufzubieten, um den Verhafteten wieder in Freiheit zu setzen. Aber ihm selbst waren die Hände gebunden. Es blieb ihm weiter nichts übrig, als die Antwort der Heimat abzuwarten.
Er kannte den Agenten nicht näher, unmöglich war es nicht, daß derselbe sich durch Betrug bereichert und darauf die Flucht ergriffen hatte, aber Gustav konnte nicht daran glauben.
Das Auftreten Schüllers machte nicht den Eindruck eines schuldbewußten Flüchtlings.
Der Advokat war eben in sein Hotel zurückgekehrt, als die Thür seines Zimmers nach kurzem, hastigem Anpochen geöffnet wurde und der Agent fast atemlos eintrat.
„Die Schurken!" sagte der korpulente Herr in fieberhafter Erregung. Das hat man davon, wenn man die Nase in solche Geschichten hineinsteckt! Na, ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, daß Sie ein gutes Wort für mich eingelegt haben, aber geholfen hätte mir das nichts, wenn mich nicht unsere Polizei als Ehrenmann bezeichnet hätte!" _
Er war auf einen Stuhl niedergesunken und jetzt eifrig damit beschäftigt, sein kahles Haupt zu trocknen.
Gustav drückte auf den Knopf der elektrischen Glockenleitung und befahl dem Kellner, eine Flasche Wein zu bringen.
„Ich würde gestern schon Bürgschaft für Sie geleistet haben," sagte er, „aber ich bin gleich nach Tisch in unserer Angelegenheit nach Brunnen gefahren und von dort erst heute Morgen zurückgekommen. Kennen Sie die Anklage, die gegen Sie erhoben worden ist?"
„Natürlich! Sehe ich aber aus wie ein Fälscher?"
„Na, na, man kann's den Leuten nicht immer ansehen, ob sie ehrlich sind, und ist diese Anklage von Griesheim und Grüner ausgegangen, dann hatten sie ihre Karten gut gemischt."
„Versteht sich — ist sie von ihnen ausgegangen; das Telegramm wurde in Basel aufgegeben, und Basel kann man von hier aus mit dem Nachtzuge sehr bald erreichen. Aber ich werde es ihnen eintränken, den Hallunken! Was ich vorgestern abend behauptet habe, das behaupte ich auch heute und ich werde es ihm ins Gesicht sagen —"
„Was?" unterbrach Varnay ihn ernst. „Daß er der erste und nicht der zweite Gatte Elisabeth Gruners sei? Damit würden Sie nichts weiter erreichen, als daß man Sie vor die Thür wirft, und beweisen können Sie Ihre Behauptung nicht."
„Sic glauben nicht daran?"
„Ich glaube alles, aber ich behaupte nicht, was
ich nicht beweisen kann. Trinken Sie das Glas Wasser aus und bemühen Sie sich, Ihrer Erregung Herr zu werden. Wie gesagt, ich verwerfe Ihre Behauptung nicht, aber ehd stk geltend gemacht werden kann, müssen wir uns überzeugende Beweise verschaffen."
Der Agent stützte das Haupt auf den Arm, ein verächtlicher Zug umspielte seine Lippen.
„Wo kann man diese Beweise finden?" fragte er.
„Im Grabe des ersten Gatten."
„Hm, daran habe ich natürlich auch schon gedacht —"
„Und dort muß jetzt unter allen Umständen nachgeforscht werden!„ sagte Gustav in entschlossenem Tone. „Wann können Sie wieder in der Heimat sein?"
„Sehr bald, die Reise ist mir ohnedies ver-
„Und die Pflichten, die Sie gegen Ihre Gesellschaft haben, gebieten Ihnen baldige Rückkehr. Ich werde hier bleiben, um die Leute zu überwachen; das wird um so leichter sein, weil ich ihr Vertrauen schon gewonnen habe. Verzichten Sie darauf, den Absender des Telegramms zu erforschen!"
„Ich kann's nicht, meine Ehre ist angegriffen."
„Und glauben Sie, daß Ihre Nachforschungen zu einem sicheren Resultat führen werden? Denken Sie nicht daran, Sie opfern nur Zeit und Geld und erreichen nichts. Sie können nichts Besseres thun, als Luzern so bald wie möglich verlassen und über Ihre Vermutungen schweigen.
(Fortsetzung folgt.)
Nächste Woche erscheine» blos S Ausgaben »nd zwar Dienstag abend «nd Freitag abend.