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Donnerstag dm 18. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

Wer ltzei bevorstehender Reichstagswahl

ein Fnmnd objektiver und ausführlicher Berichterstatt­ung ist, lese das BlattAus den Tannen." Jeder Postbote und jede Postanstalt nimmt für den Monat Juni Bestellungen entgegen.

Versetzt wurde der Oberförster Ha über iu Schönmün- rack auf das erledäate Revieranit Bietigheim, Forsts Leonberg.

Gestorben: Kaufmann Spathelf, Stuttgart; Kaufmann

Beisbarth frn., Stuttgarts Lehrer Gulden, Alleshausen, OA. Riedlingen; GerichtSnotar a. D. Kirchgraber, Tettnang; Major a. D. Klein, Cannstatt.

Eine Rede -es Großherzogs vou Baden.

Am verflossenen Sonntag hielt der Großherzog von Baden bei dem Verbovdstag der Militärvereine des Pfalzgavs in Heidelberg wieder eine seiner bedeut­samen Reden. Die Ansprache lautet nach demSchw. Merk." wie folgt:Zunächst meinen Dank für die schöne, inhalts- und gedankenreiche Rede des Ober­bürgermeister Wilckens. (Folgt noch mehreren Herren Dankesbezeugung.) ... Bedeutet doch diese Feier einen Zeitabschnitt von zwanzig Jahren, und deutet doch diese Zeit auf einen historisch westtragenden Teil der Geschichte unseres Vaterlandes, der uns allen wert ist, besonders denen, die noch diese Zeit mit erlebt haben. Erwarten Sie nicht, meine Herren, daß ich mich über die Gegenwart ausspreche, über die Ereig­nisse, die in der letzten Zeit die ganze Nation erfüllen, die nicht nur das deutsche Reich stark in Bewegung gesetzt, sondern auch die Aufmerksamkeit des Auslandes in hohem Grade auf sich gelenkt haben. Es giebt Ereignisse, und zu diesen gehören die letzterlebten, die ich nur andeuten will, über die ich vorziehe, zu schwei­gen. Viel lieber knüpfe ich an an die Zeit, von der wir vorhin sprachen, und die jetzt 20 Jahre hinter uns liegt; denn da finden wir die ganze Kraft, die wir brauchen, um der Zukunft getrost entgegevzusehen. Ich beschränke mich daher, von den Aufgaben zu reden, die uns Allen und insbesondere dem Militärverein gestellt sind. Das liegt, wie mir scheint, sehr einfach. Sie Alle haben das militärische Leben dnrchgemacht, haben kennen gelernt, welch praktische Schule das ist, welche Kraftentwicklung für jeden Einzelnen daraus entsteht, und daß, wenn die militärischen Aufgaben richtig erfaßt werden, der Einzelne eine Erziehung

durchlebt, die durch das ganze Leben und für olle Lebcnsberufe vorbildlich sind. Nichts kann dabei mehr erreicht werden, als diejenigen Eigenschaften, durch die Großes und Dauerndes erreicht werden kann: Selbst­ständigkeit, Hingebung und Treue. Sie Alle, meine Freunde, haben diese Erfahrung gemacht, und sehr viele von Ihnen haben den großen Krieg mitgemocht, die schönste und dauerhafteste Lebevsschule, die man sich denken kann, denn da lernt man erst, was es heißt, sich hingeben, Hingebung an das Ganze zu üben und dadurch eine Kraft zu entwickeln, die sich dahin ausdrückt, nicht Aiele aber Hute. Mit der Güte erreicht man bei weitem mehr als mit der Zahl. Jedes einzelne Individuum muß einstehen können mit der ganzen Kraft und Ausdauer, die lebendig ist und die Sie olle im Kriege kennen gelernt haben, die notwendig ist, um das durchzufüh­ren, was einen aufregcn kann. Trachten Sie Alle darnach, daß die Jugend cs erkennen lerne, was es heißt, dem Heere anzugehören. Das wild zu wenig verstanden, weil zu viel noch der Person getrachtet wird. Es ist der Egoismus an der Tagesordnung statt der Selbstlosigkeit und der Egoismus hat des­halb zugenommen, weil die Begehrlichkeit znniwmt. Hüten wir uns davor, seien wir nüchtern und beschei­den und trachten wir mit dem auszukommen, was wir hoben. Das sind die Grundlagen jeder christlichen Ordnung, und ohne die giebt es keine frohe Zukunft. Wenn ich in der Loge bin, Ihnen diese ernsten Worte zvzurufen, so bin ich gedrängt durch die Schwere der Zeitverhältnisse, und Sie olle werden mich gern ver­stehen. Trachten wir darnach, daß uns er­halten bleibe, was geschaffen worden ist, was mit vielem Blut und vielem Tod erkämpft wurde. Dafür sind wir alle verant­wortlich, jeder Einzelne so gut wie die ganze Gesell­schaft. Trachten wir darnach, daß «ns das > rhalten bleibe, und daß es sich weiter entwickle zum Glück des Reiches und zum Glück jedes einzelnen Deutschen. Daß das srrwird, vertraue ich der Kraft des deutschen Volkes, denn so alt ich bin, mein Herz ist noch jung, und froh n Mutes glaube ich daran, daß die deutsche Nation noch genügend Jugendkraft hat, um auch über die schwersten Zeiten hinwegzukommen. Mit dieser Zuversicht wende ich mich an Sie und fordere Sie

auf, ein dreifaches Hoch auf unser liebes deutsches Vaterland auszubringen. Die Worte des Großherzogs

wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen.

» *

DasStuttg. Neue Tagbl." bemerkt zu dieser Rede: Die Worte des Großherzogs lassen wohl keinen Zweifel daran übrig, daß derselbe ein Gegner der Militärborloge ist und in der großen Frage, die gegen­wärtig das deutsche Volk bewegt, ganz auf Seiten des Fürsten Bismarck steht. Bekanntlich hat auch Bis­marck ausgesprochen, daß mau mit der Güte mehr erreiche als mit der Zahl.

Tagespolitik.

Ter Bund der Landwirte hat einen eigenen Wahlaufruf erlassen, welcher im wesentlichen lautet: Landwirte Deutschlands! Ter Reichstag ist aufgelöst. Schneller, als wir cs erwarten konnten, wird uns die Gelegenheit geboten, zu zeigen, daß die deutschen Landwirte fest entschlossen sind, für die Forderungen einzuireten, welche sie zur Einigung im Bunde der Landwirte geführt haben. An alle Berufs- genossen, an alle Freunde unseres Gewerbes, an alle, welchen des Vaterlandes dauernde Blüte höher steht als öde Parteitheorien, richten wir deshalb die Auf­forderung, an die Wahlurne zu treten und Männer zu wählen, welche fest entschlossen sind, für unsere be­rechtigten Forderungen einzutreten. Wir fordern vor allen Dingen: 1. Erhaltung der jetzt bestehenden landwirtschaftlichen Zölle, Ablehnung aller Handels­verträge, welche dieselben herobzusetzcn bestimmt find; 2. Sperrung unserer Grenzen gegen die Einfuhr von Vieh aus verseuchten Ländern; 3. Entschädigung für die Verluste, welche die Landwirtschaft durch die von ihr nicht verschuldeten Verheerungen der Maul- und Klauenseuche erleidet; 4. Beschränkung des Börsen­spiels mit den wichtigsten Volksnahrungsmitteln; 5. Vereinfachung der Unfallversicherung, des Alters- und Jnvaliditätsgesetzes in Bezug auf Verbilligung der Verwaltung und den Markenzwang; 6. Klärung und internationale Regelung der Währungsfrage. Zum ersten Mal treten wir Landwirte als geschlossener, geeinter Stand in die Wahlbewegung. Schon heute sieht man sich genötigt, mit uns zu rechnen: Laßt uns zeigen, daß wir eine Macht bilden und daß wir

Aer zweite Mann.

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Ich wollte das auch, aber er wurde grob und da hielt ich es für besser, darauf zu verzichten."

Er hatte wirklich zu viel getrunken," sagte Eli­sabeth besorgtwenn er den Weg verfehlt"

Dann kommt er sicher wieder hierher," unter­brach sie ihr Bruder achselzuckend.Mache dir nur seinetwegen keine Sorgen, du kennst ja das alte Sprich­wort von dem Unkraut. Ich bin herzlich froh, daß er sich auf dem Wege nach Bern befindet, ich kann nun um so besser die Angelegenheit mit Hallstädt ordnen."

Und in welcher Weise soll das geschehen?"

Ich kann es dir noch nicht jagen; wahrschein­lich wird mir nichts anderes übrig bleiben, als ihm das verlorene Geld zurückzugeben."

Wir haben es nicht."

Unbesorgt! Alles hat er nicht mitgenommen, ich habe früher schon Sorge getragen, daß er das nicht konnte. Und im Grunde genommen weiß ich wirklich nicht, ob es nicht besser wäre, wenn wir ihn nie wiedersähen."

Willy!"

Wäre der Verlust so groß? Ich glaube es nicht. Meint Varnay es ehrlich mit dir, dann könnte er dir möglicherweise seine Hand reichen"

Nimmermehr!"

Weshalb sollte das nicht möglich jsein? Du glaubst ja noch immer seiner Liebe sicher zu sein."

Wie du nur reden kannst!" sagte Elisabeth in vorwurfsvollem Tone.Mein Gatte lebt, er steht im blühendsten Mannesalter und du willst über meine Hand verfügen! Gehen wir zu Bett, Willy, es ist spät genug geworden gute Nacht!"

Sie hatte eine Kerze angezündet, die sie ihm über­reichte. Grüner nahm das Licht und entfernte sich.

8 .

Erst am Morgen des nächsten Tages kehrte Gu­stav Varnay von Brunnen zurück.

Hallstädt und Theodore waren freudig überrascht, als sie gleich nach ihrer Rückkehr von Luzern so un­erwartet den Advokaten in Brunnen antrafen. Sie hatten ihm viel zu berichten, sie wollten mit ihm über das Vorgefallene und das, was nun geschehen mußte beraten. Gustav durfte an diesem Abend nicht an die Heimreise denken.

Er zweifelte nicht daran, daß die Vermutungen Hallstädts durchaus begründet waren. Griesheim hatte sich der zu solchem Zweck präparierten Zigarren bedient, um die Sinne seines Gastes zu betäuben und ihn geplündert.

Hallstädt machte sich selbst die bittersten Vorwürfe, seine früheren Erfahrungen hätten ihn ja vor jedem Betrug schützen müssen; er begriff nicht, daß er so unklug gewesen war, seinen Leidenschaften die Zügel schießen zu lassen.

Die Karten waren auf der Rückseite gezeichnet, aber erst nach langem Forschen fanden Hallstädt und Varnay die Zeichen, die der geübte Blick sofort er­kennen konnte.

Varnay riet davon ab, der Behörde sogleich An­zeige zu machen; da das Spiel in einem Privathaus- stattgefunden hatte, so konnte die Polizei nicht eine schreiten und es ließ sich voraussehen, daß Griesheim leugnete, diese Karten jemals besessen zu haben.

Grüner hatte ja für den nächsten Tag seinen Besuch in Aussicht gestellt. Hallstädt sollte abwarten, welche Vorschläge dieser ihm machen würde, es war ja möglich, daß diese Vorschläge weitere Waffen gegen die Gaunerbande lieferten.

Die Sache jetzt schon an die Oeffentlichkeit zu bringen, hielt Varnay nicht für ratsam, ihm selbst wurde es dadurch unmöglich gemacht, seine Rolle weiter zu spielen; und unter den obwaltenden Ver­hältnissen durfte man an die Verhaftung Griesheims nicht denken.

Der Advokat hatte bereits einen anderen Plan entworfen, dessen Ausführung er dem Agenten Schüller übertragen wollte; ergab die Ausführung das ge­wünschte Resultat, dann konnte man mit einem ein­zigen Schlage die ganze Bande vernichten.

Hallstädt verzichtete ungern auf die sofortige An­zeige, aber die Gründe, die Varnay ihm dagegen an­führte, mußte er anerkennen, und da auch Theodore in ihn drang, den Rat des Advokaten zu befolgen, so fügte er sich mit der Erklärung, daß er seinen definitiven Entschluß nach dem Besuch fassen werde.

Kaum in Luzern angekommen, empfing Gustav die Mitteilung, daß schon am vorigen Tage ein Poli­zeibeamter im Hotel gewesen sei, der in einer dringen­den Angelegenheit mit ihm zu reden gewünscht habe.