Ertrag der indirekten Stenern im April 1891 ist um 9448000 Francs hinter dem Budgetvoranschlag und um 7 812000 Francs hinter dem Ertrag des April 1892 zurückgeblieben. Der Minderertrag erfolgte hauptsächlich bei den Registrirungsabgaben.
Ausländisches.
* London, 10. Mat. Aus New-York wird gemeldet: Der Dampfkessel des Pafsagierdampfers Ohio auf dem Mississippiflusse ist in die Luft geflogen ; 26 Personen wurden getötet, ein Heizer und 5 Matrosen sind verbrannt, außerdem sind 20 Neger tot: 16 Paffagiere sind schwer verwundet.
* (Das Ende des Hungerkünstlers.) Ein Telegramm aus London meldet, daß dort Dr. Tauner durch Selbstmord geendet hat. Dr. Tanners Name ist vor einigen Jahren viel genannt worden, er hat einen freiwilligen Sport in Mode gebracht, welcher bisher nur unfreiwillig geübt worden war, den Hungersport. Dr. Tanner war der erste Fastenkünstler von Beruf. Die Erfolge, welche er aufzuweisen hatte, begeisterte zwar zahlreiche Nachahmer, aber keiner, auch nicht der Italiener Succi, hat es zu jener „Vervollkommnung* * gebracht, deren sich der magere, blaffe, wortkarge Engländer rühmen konnte. Tanner hat es bis zu 40 Tagen Fastenzeit gebracht, während welcher er nichts zu sich nahm, als eine mtlchähnliche Flüssigkeit, deren Zusammensetzung er als ein Geheimnis bewahrte und die ihm nur unter Kontrolle der Aerzte eingeflößt wurde. Jetzt meldet der Draht, daß Tanner durch einen Sturz aus dem Fenster eines Hotels seinem Leben ein Ende gemacht habe. — Ueber das Motiv ist noch nichts bekannt. Nahrungssorgen dürsten es wohl kaum gewesen sein.
* Petersburg, 9. Mai. Dem ruff. Invaliden zufolge spendete der Kaiser 100000 Rubel, die in seinem Namen im Gebiete der Donkosaken unter die Notleidenden sowie an Personen erteilt werden sollen, die durch Mißernte, Cholera und andere Unglücksfälle heimgesucht wurden.
* Bukarest, 10. Mai. Die Ueberschw emmungen nehmen zu. Alle Eisenbahnverbindungen, ausgenommen Bukarest—Kalaraschi—Küstendje, sind unterbrochen.
* New-Aork, 10. Mai. In der Nähe der Stadt Lafayene entgleiste ein Expreßzug. 7 Personen sind tot, 6 schwer verwundet.
* Nach einer Depesche aus New-Jork wurden daselbst zwei Belgier Namens Leroux und Neumann in dem Augenblicke verhaftet, als sie aus dem Diebstahl bei dem Grafen von Flandern herrührende Juwelen verkaufen wollten. Eine Hausdurchsuchung führte die Beschlagnahme von Juwelen im Werte von mehreren Hunderttausend Francs herbei.
* Am 24. April wurde auf einem großen Felde nahe beiHarrow ein Versuch mit einer neuen Flugmaschine gemacht. Der Erfinder derselben ist ein Mechaniker Namens Harratio Philippus, welcher 28 Jahre seines Lebens dem äronaulischen Probleme gewidmet hat. Die Zuschauer die dem Experimente beiwohnten, sprachen ihre Zufriedenheit mit der Maschine aus.
* Eine in Kanton erscheinende chinesische Zeitung bringt folgende Mitteilung: „Die Hingerichteten Verbrecher werden im Norden Kantons, ohne eingesargt zu werden, begraben. Von den Gebeinen vieler der
selben hatte der Regen _ , .
waschen, so daß der Platz einen schauderhaften Anblick bot. Der Provinzialrtchter hat infolge dessen ein Massengrab machen und alle dort hinetnlegen lassen, er hat ferner ein an die Geister der Gerichteten adressiertes Schreiben verbrennen lasten, in dem er sein Bedauern mit dem Schicksal der Verbrecher ausspricht und seine gute Absicht mit der Neubeerdigung klarlegt. Gleichzeitig sind den Geistern Opfergabel! gespendet worden.*
Handel «nd Berkehr.
* Eßlingen, 9. Mat. (Viehmarkt.) Zufuhr: 9 Farren «nd Stiere zu 200 bis 280 Wk., 115 Kühe und Kalbeln zu 150 bis 300 Mk., 25 Stück Kleinvieh zu 50 bis 160 Mk., 86 Stück Läuferschweine zu 38 bis 93 Mk. und 16 Körbe Milchschweine, das Paar 20 bis 36 Mark. Auf dem Krämermarkt war die Nachfrage schwach, mehr Umsatz bot der Holzmarkt in Lettern, Pfählen, Stangen u. dergl.
* (Für Imker.) Am 5. ds. schleuderte Baron von Schütz in Hohenstein 132 Pfund neuen Hpasg; am 6. ds. erhielt ein Imker in Bachenau den erstell Bienenschwarm.
Gesundheitspflege.
* Milch ist weißes Blut, sagt Professor Bock und erinnert damit an ihre Nahrhaftigkeit und leichte Verdaulichkeit, freilich letzteres ist nur der Fall, wenn man etwas, wie Brot, Zwieback dazu itzt. Sehr schmackhaft ist die in manchen Gegenden sehr viel genossene „Semmelmilch * Milch ist ferner das reinste Nahrungsmittel. Reine Nahrung erzeugt reineS Blut; darum braucht man sie mit Recht zu Frühjahrskuren. In frischer Morgenlust bet Frühlingsblütenduft dieses süße Getränk zu genießen, ist nicht nur angenehm, sondern erspart vielen eine kostspielige Badereise «nd ist besonders den weniger Bemittelten sehr zu empfehlen. Gerade zur Frühjahrszeit ist der Körper zu einer Regeneration am meisten geneigt
Vermischtes.
* Ein lustiger Konkurrenzkampf zwischen zwei feindlichen Gemüsekrämern, deren Verkaufskeller in einer Straße von Berlin 8. einander gegenüberltegen, und die sich fortwährend zu unterbieten suchen, entspann sich dieser Tage in dem gegenwärtig so beliebten Artikel: Maltakartoffein. Der eine Budiker — so erzählt das „Berl. Tagbl.* — steckte ein Täfelchen heraus, worauf der Preis für zwei Pfund neuer Maltakartoffeln mit 25 Pfennigen angegeben war, worauf sein Konkurrent dieselbe Waare und dasselbe Quantum den Vorübergehenden mit 20 Pf. anbot. Das ärgerte wiederum den anderen, und er setzte den Preis auf 18 Pfennige herab, was zur Folge hatte, daß sein vis-a-vis 13 Pf. auf das Täfelchen schrieb. Dieser niedrige Preis lockte nach wenigen Minuten einen Käufer an, der dem billigen Händler den ganzen Vorrat an Maltakartoffeln abkaufte. Kaum hatte sich der Kunde entfernt, als auf dem Täfelchen gegenüber die Zahl 25 wieder auftauchte und zugleich das lachende Gesicht des Konkurrenten, denn dieser war es gewesen, der dem Gegner die Ware hatte abkaufen lassen, um ihn unschädlich zu machen.
Woche das „Hotel de Rome* tn BerckH, zeichnen. Dort haben in fünf nebeneinander liegenden Zimmem (Nr. 93—97), völlig unabhängig von einander, fünf Herren Namens Müller gewohnt. Jeder dieser Herren Müller war aus einer anderen Stadt zugereist und nicht einer war mit dem Andern verwandt oder bekannt.
* (Papier aus Hopfen-Abfällen.) Die Abfälle von Hopfen, welche die Brauer nicht verkaufen können und für deren Wegschaffung sie noch bezahlen müssen, haben bisher nicht zur Fabrikation von Papier oder Pappdeckel verwendet werden können, weil dieselben ein Del enthalten, welches die Qualität des aus denselben fabrizierten Papieres beeinträchtigt. Jetzt ist nun, wie der „Engl. Korr.* meldet, eine Maschine erfunden «nd patentiert worden, durch welche dieses Oel mit geringen Kosten ausgeschieden wird. Die Folge davon soll sein, daß Papier und Pappe bedeutend billiger als bisher hergestellt werden können.
* (Praktische Adressierung.) Welche Zumutung an die Müdigkeit der Post* zuweilen gestellt werden, davon erzählt die „Deutsche Verkehrsztg.* nachstehende Probe: Am 10. April wurde bet der Bahnpost im Zuge Nr. 106 von Würzburg nach Mannheim ein Brief etngeltesert, dessen Adresse in einem Bilderrätsel bestand. Der in der Bahnpost beschäftigte Beamte, Postpraktikayt P., entzifferte den Rebus «nd-vermerkte auf der Sendung die Aufschrift mit Blaustift, während er die Rückseite mit folgendem poetischem Erguß versah:
»Das Rätsel ist fürwahr ganz schön,
Mein ich muß es eingestehen,
Geeignet sehr um jeden aufzuhalten Die vielbedrängten Postanstalten.
Drum die Moral von der Geschicht',
Adressen schreib in Bildern nicht."
Der nach Grünsfeld bestimmte Brief wurde noch an demselben Tage dem Empfänger ausgehändigt. — Daß die dichterische Mahnung überall beherzigt werden möge, ist auf das Lebhafteste zu wünschen.
* Gereimte Epistel gegen das Corsett von Pfarrer Kneipp tn Wörtshofen:
„Schnürleib! Falscher "-Freund des Weibes,
Feind der Leber und des Magens,
Feind des ganzen Unterleibes,
Mörder alles Wohlbehagens!
Wie viel Mädchen machst Du krank Und vernichtest alle Lungen I Wie viel Mädchen stolz und schlank Hast Du wohl schon umgebrungen!"
* Absonderliche Annäherung. Bankier: „Ich sage Dir noch einmal, Emilie, der Baron ist eine brillante Partie für Dich, schlage ihm nicht noch einmal den Tanz ab.* — Emilie: „Der garstige Mensch tritt mich ja beim Tanzen immer auf den Fuß.* —Bankier: „Ach was — um so bester! So sängt gewöhnlich jede vertrauliche Unterhaltung an.*
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenstrig.
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„Und wenn es der Fall wäre, was läge daran ?" spottete Griesheim, während er in dem Zimmer auf- und niederwanderte. „Suchen sie uns hier, so werden sie das Nest leer finden und nach Italien werden sie uns nicht folgen wollen."
„Ich habe dir schon wiederholt gesagt, daß wir dich nicht begleiten werden, und unter den obwaltenden Umständen geschieht das erst recht nicht," antwortete Grüner in entschlossenem Tone. Wenn wir alle abreisen, dann fällt deine Schuld auf uns, und man wird uns eine Gaunerbande nennen."
„Du kannst ja hier bleiben!"
„Bleibe ich, so muß ich den Zorn des alten Mannes zu besänftigen suchen, ich muß verhüten, daß er eine Anzeige macht. Das aber kann ich nur dann, wenn auch Elisabeth hier bleibt, sie inuß auf die Tochter des Mannes einwirken und daneben zu verhindern suchen, daß Varnay diesen Leuten sich nähert."
„Willy hat recht," sagte die junge Frau, „ich muß hier bleiben, unser Interesse fordert es."
„Du bleibst bei deinem Manne!" rief Griesheim.
„Glaubst du, ich müsse deinen Befehlen gehorchen?"
„Du wirst gehorchen, wenn —"
„Ereifere dich nicht," sagte Grüner kalt; „Elisabeth wird sich um deine Befehle wenig kümmern. Hier handelt es sich darum, ob ein entehrender Verdacht dich allein treffen, oder auch auf uns sich erstrecken soll, und du müßtest mir Dank dafür wissen, daß ich diesen Verdacht von dir nehmen will. In der Hauptsache handelt es sich darum, die Karten ihm aus den Händen zu spielen —"
„Ich hätte sie ihm gewaltsam abgenommen, wenn du nicht gekommen wärst."
„Um den Skandal noch größer zu machen?* erwiderte Elisabeth vorwurfsvoll. „In dieser Angelegenheit hast du deine sonstige Klugheit nicht bewiesen, die Folgen können für uns alle sehr unangenehm werden. Wenn du abreisen willst, so muß es bald geschehen —"
„Heute noch!" warf Griesheim ein.
„Ueberlegen wir das reiflich," sagte Grüner mit gemessenem Ernst. „Ungeschehen läßt die Sache sich leider nicht machen, wir können nur noch den schlimmen Folgen Vorbeugen. Ich reise morgen nach Brunnen und suche Hallstädt unter irgend einem Vorwände zu versöhnen, auf mein Projekt kann und will ich nicht verzichten, wenigstens so lange nicht, als ich noch eine leise Hoffnung hegen darf. Wohin willst du reisen?"
„Vorerst nach Bern!"
„Wann?"
„Mit dem Zuge, der um Mitternacht hier abgeht."
„Ich würde schon früher reisen," sagte Elisabeth. „Am Abend fährt auch ein Zug."
„Es ist besser so, wie er es beabsichtigt," antwortete Grüner. „Mit dem Zuge nach Mitternacht fahren nicht so viele Personen, seine Abreise wird nicht bemerkt werden. Er kommt in der Frühe an und auch dort sieht ihn niemand. Es wäre ja möglich, daß Hallstädt ihn verfolgen ließe."
„Ach was, er wird nicht daran denken !" unterbrach Griesheim ihn höhnisch.
(Fortsetzung folgt.)
Mein Schwesterlei« Marie.
Das Bildnis jener Mondennacht, .Aus meinem Herzen weicht es nie. Als ich an deinem Bett gewacht, Mein Schwesterlein Marie.
Ich sah dich ruhn so sanft und bleich Und meine Seele schrie voll Pein: Du großer Gott im Himmelreich Laß mir mein Schwesterlein!
„O bleib, es ist so schön die Welt, Der junge Frühling zog herein." »Beim lieben Gott im Himmelszelt Wirds immer Frühling lein!"
„Und hör doch, wie im Gartm singt So süß, die Nachtigall!"
„Wenn droben Engelsang erklingt, Das ist ein süßer Schall!"
Ich sah sie ruhn so sanft und bleich Und meine Seele schrie voll Pein: „Du großer Gott im Himmelreich, Laß mir mein Schwestrrlein!"
Wie litt ich selbst des Todes Qual, Bis daß der Morgen brach herein: Und mit dem letzten Mondenstrahl Verschieb mein Schwesterlein. —
A S t s - t.
Wenn man wägt, zeigt sich das Erste Und das Zweite, wenn man wagt.
Von dem ganze» wird so manches Junge Meuschenherz geplagt.
Doch besiege diesen Dämon Der am Baum des Lebuis nagt.
Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nummer.
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