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Erscheint Dienstag Donners­tag und Samstag.

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Die erste Dienstprüfung sür Volksschullehrer haben u. a. mit Erfolg bestanden: Johann Georg Brenner von Pfrondorf, OA. Nagold, Friedrich Völker von Nagold, Gottlieb Egen von Pfinz­weiler, OA. Neuenbürg, Karl Eisenhardt von Gechingen, OA. Ealw, Gustav Gräßle von Dennach OA. Neuenbürg, Christian Kober von Dornstctten, Eugen Lutz von Deckenpfronn, Jakob Luz von Deckenpfronn, Ernst Ringwald von Dietersweiler, OA. Freudenstadt, Friedrich Talmon-Gros von Egenhausen, Wilhelm Wurster von Ebershardt.

Gestorben: Wilhelm Schüller, Lehrer, Rottweil; Eduard Schwankerer, Generalagent, Stuttgart.

T Die französische Presse

hat in ihrer Unkenntnis der deutschen Verhältnisse über die Ablehnung der Militärvorlage im Reichstage einen förmlichen Triumphgesang angestimmt. Blätter der verschiedensten Parteischattierungen sind einig in ihrem Lob über das ablehnende Verhalten besonders der Sozialdemokraten, des Zentrums und derjenigen Elsaß- Lothnnger, die gegen die Vorlage gestimmt haben.

Allen Ernstes wird behauptet, das kaiserliche An­sehen und der Reichsgedanke seien in Deutschland er­schüttert und aus diesem Grunde wird die Wiederwahl einer gegnerischen Mehrheit prophezeit. Selbst ernste Blätter, wie der ,Temps', wollen in der Ablehnung der Regierungsvorlage ein Anzeichen sehen, daßdie Gesamtheit des deutschen Volkes eine erste Anstreng­ung mache, den preußischen Partikularismus zurück­zudrängen." Weitaus die meisten Blätter aber sind nicht so tiefsinnig, sondern begnügen sich damit, die beginnende Wahlbewegsng in Deutschland als eine Zeit der Drohungen und Gefahren zu bezeichnen. Die Reichsregierung, meinen sie, werde nach bewährter Vorschrift die Wähler zugleich zu erschrecken und auf­zuregen suchen, sie werde besonders den Haß gegen Frankreich aufstacheln wollen. Sie fürchten ferner, daß in dem Falle einer Wahlniederlage der Regierung ein innerer Verfaffungskampf ausbrechen könne, der seine Lösung vielleicht in einem auswärtigen Kriege finden würde!

Aus allen Zeitungsstimmen spricht deutlich eine starke Beklemmung und die Angst vor einem drohen­den Unbekannten. Häufig sind auch die Mahnungen an die Leser, sich mit Unempfindlichkeit zu wafsnen und gegen alles taub zu bleiben, was in den nächsten Wochen über die Vogesen an ihr Ohr dringen werde. Die Auffassung, man könne nicht wissen, ob nicht die deutsche Regierung in ihren Nöten einen Krieg an­fangen werde, wird geschickt von den französ. Staats­männern als Vorwand benutzt, um die vielfach ge­wünschte Auflösung der Deputiertenkammer, die ihr sehr ungelegen wäre, zu Hintertreiben. Sie schützen vor, es wäre bedenklich, in so böser Zeit diesen Schritt zu wagen.

Der ehemalige deutsche Reichstagsabgeordnete, Tierarzt Antoine aus Metz, der sich als Boulanger- töter so unsterblich blamiert hat, erklärte einem Be- frager, es sei unbestreitbar, daß die Deutschen nicht mehr das einstige Vertrauen zu sich selbst haben und die Franzosen zu fürchten beginnen. Er wisse übrigens, wo der Fehler der deutschen Armee stecke: Das 15. Korps in Elfaß-Lothringen sei dem ihm entgegenge­stellten französischen 6. Korps lange nicht gleichwertig. Die Franzosen hätten nicht genug Zuversicht zu ihrer Kraft, dagegen müsse energisch angekämpft werden. Die Pariser Presse ist ganz entzückt über die Weisheit des Tierarztes.

Man könnte das ganze Geschwätz ruhig auf sich beruhen lassen. Die Militärreform, wie sie von der Reichsregierung geplant war und von der Mehrheit des nun aufgelösten Reichstages verworfen wurde, ist eine innere Angelegenheit, in die wir uns vom Auslande nicht dreinreden lassen; selbst von unseren Freunden nicht, ob sie nun wie die meisten österreichi­schen Blätter auf seiten unserer Regierung, oder wie die meisten italienischen Blätter auf seiten unserer Opposition stehen.

Das eine aber steht bombenfest: Die Franzosen irren, wenn sie auf einen inneren Konflikt bei uns

Samstag dm 13. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1893.

spekulieren und aus diesem heraus eine Erfüllung ihrer Wünsche hoffen. Sie irren in der Annahme, daß die Reichsregierung jemals ein so frevles Spiel treiben würde, daß sie innere Schwierigkeiten durch Anzettelung kriegerischer Abenteuer zu heben suchen sollte. Das mag das Rezept eines Napoleon sein das eines Hohenzollern ist es ganz gewiß nicht. Wenn die Militärvorlage angenommen wäre, so wäre ihre'Wirksamkeit doch wie Graf Caprivi selber dargelegt hat erst nach einer Reihe von Jahren voll zur Wirksamkeit gelangt; sie bildet überhaupt mehr eine Fürsorge für die Zukunft als für die Gegenwart.

Aus diesem Grunde ist die lüsterne Spekulation der französischen Chauvinisten eine total verfehlte und wenn darauf hin etwa irgend eine französtfche Unbe­sonnenheit begangen werden sollte, so würde es sich fofort zeigen, daß es in Deutschland in solchen Dingen keine Parteien giebt: wie 1870 würde sich ganz Deutschland wie Ein Mann erheben!

Laadesmchrichtell.

* Altensteig, 12. Mai. Auf Anregung ver­schiedener Wähler aus den Oberamtsstädten Nagold, Calw und Herrenberg wurde von unserem Gewerbe­vereinsvorstand, Hrn. Holzhändler Maier auf gestern nachmittag in denLöwen" eine Versammlung be­rufen um betreffs der bevorstehenden Reichstagswahl die einleitenden Schritte zu beraten. Man einigte sich dahin, daß der seitherige Reichstagsabgeordnete Hr. Landgerichtsrat Frhr. W. v. Gültlingen gebeten werden solle, eine Wiederwahl anzunehmen. (Heute schon sollte eine Deputation nach Stuttgart abgehen, um den Hrn. Landgerichtsrat um Annahme der Kan­didatur zu bitten, es traf aber ein Telegramm des Hrn. v. Gültlingen ein, daß er die Wahl ««nehme, und daß die Absendung einer Deputation unterlassen werden könne.) Der Wunsch der Versammlung war, einen Abgeordneten zu wählen, welcher für die Militärvorlage eintritt. Hr. v. Gültlingen bekennt sich zu dem freikonservativen Programm, und der Wahl­aufruf, den die Partei veröffentlicht und Hr. v. Gült­lingen Mitunterzeichnet hat, lautet im wesentlichen: Wie im Jahr 1887, so wird auch 1893 die Nation bei der Wahl dafür Zeugnis abzulegen haben, daß der Deutsche sür die Sicherheit und Größe des Vater­landes kein Opfer scheut. Ein wie mächtiges Boll­werk für die Erhaltung des Friedens auch der Zu­sammenschluß der zum Dreibunde vereinigten Staaten ist: seine nationale Existenz darf Deutschland nur auf die eigene Kraft stellen. Gegenüber den sich immer gewaltiger steigernden Rüstungen unserer Nach­barn kann eine erhebliche Verstärkung unserer Heeres­macht nicht hinausgeschoben werden. Wer durch die Wahl eines Vertreters, welcher das Notwendige ver­weigert, dazu beiträgt, daß vielleicht dereinst schweres Unheil über unser Vaterland hereinbricht, ladet eine schwere Verantwortung auf sich. Schwere Lasten werden durch die Verstärkung des Heeres dem Volke von neuem auferlegt. Sie werden gemildert durch die Verkürzung der Dienstzeit und die Schonung der älteren Jahrgänge. Auch aus den gegnerischen Parteien haben sich die einsichtsvollen Männer der Anerkennung des von den verbündeten Regierungen vorgelegten Organi sationsplans nicht entziehen können. Eine Zeit wirt­schaftlichen Niederganges lastet schwer auf breiten Schichten unseres Volkes. Um so dringender erscheint es geboten, die dem deutschen Volke zugemutetcn Opfer durch planmäßige und liebevolle Pflege unseres Erwerbslebens zu erleichtern. Die gedeihliche wirt­schaftliche Entwicklung Deutschlands beruht auf dem von dem Fürsten Bismarck in unsere Wirtschafts­politik eingeführten Grundgedanken gleichen Schutzes aller Zweige der nationalen Arbeit und gleichmäßiger Förderung der Interessen vonLandwirtschaft, Industrie und Handwerk. Hieran ist festzuhalten unter beson­derer Berücksichtigung von Landwirtschaft und Hand­

werk, welche schwer um die Existenz ringen. Nur so wird es gelingen, Deutschland einen kräftigen Mittelstand in Stadt und Land, einen kräftige« Bauern- und Handwerkerstand und damit die wesent­lichsten Bedingungen für die Gesundheit und Stärke des Volkes zu erhalten. Wir erkennen an, daß bei der Ausführung der sozialen Gesetzgebung Mängel hervorgetreten sind, deren baldige Beseitigung angestrebt werden muß. Den Traditionen unserer Partei ent­sprechend werden wir unablässig bemüht sein, das Wohl der Arbeiter nach jeder Richtung zu fördern. In diesem Sinne verlangen wir auch wirksamen Schutz für den friedlichen und fleißigen Arbeiter gegen die Vergewaltigung durch gewissenlose Hetzer und deren Anhang, wie wir auch Schutz verlangen für den Arbeitgeber gegen frivole Ausstände. Wir wissen uns frei von engherzigen Fraktionsbestrebungen. Unser Sinn ist gerichtet auf das Wohl des Vater­landes. Es kommt vor allem darauf an, patriotische Männer zu wählen, deren Blick nicht getrübt ist durch Parteirücksichten. Was mit Strömen deutschen Blutes in großer Zeit erworben ward, unter der Führung unvergleichlicher Staatsmänner und Heerführer, muß verteidigt werden mit der ganzen Kraft des deutschen Volkes".

* Altensteig, 12. Mat. Am gestrigen Himmel­fahrtsfeste machten die Schüler der Handelsschule Calw, begleitet von ihrem Direktor, Hrn. Spöhrer, einen Ausflug hierher. Sie marschierten, vorauf eine spielende Musikkapelle um 11 Uhr in die Stadt ein. Quartier wurde im Gasthof zum grünen Baum ge­nommen, wo sich bei trefflicher Bewirtung bald eine recht gemütliche Unterhaltung entwickelte. Nachmit­tags wurde die Stadt einer Besichtigung unterzogen. Es waren 90 Personen, die sich an dem Ausfluge beteiligt hatten und es zeigt diese ansehnliche Zahl, daß die Calwer Handelsschule stark frequentiert wird. Auch unser Familienkranz machte gestern nach­mittag zu Wagen einen Ausflug und zwar nach Pfalzgrafen Weiler zum Besuch des dortigen Mustk- vereins. Das Stelldichein fand im Gasthof zum Schwanen statt. Daselbst entwickelte sich eine schöne genußreiche Unterhaltung. Die zahlreichen Streich- mufikstücke zum Teil auch mit Waldhornbegleitung, welche der Mustkoerein zum besten gab fanden den dankbarsten Beifall, ja man war von den Leistungen ganz überrascht. Von Mitgliedern des Familienkranzes wurden ebenfalls mit vielem Beifall ausgenommene Gesangsvorträge und Deklamationen gegeben. Auch die Bewirtung ließ nichts zu wünschen übrig, nur verflogen den Teilnehmern die schönen Stunden viel zu rasch, weshalb die Trennung unter allgemeinem Be­dauern sich vollzog. Vom Mustkoerein wurde ein baldiger Besuch in Altensteig in Aussicht gestellt, was mit Freuden begrüßt wurde.

* Altensteig, 12. Mai. Jeder Reservist und Landwehrmann die Bedürftigkeit kommt nicht in Betracht hat für die Zeit der Frühjahrsübungen einen gesetzlichen Anspruch auf Unterstützung seiner Familie. Derselbe erlischt, wenn er nicht binnen vier Wochen nach Beendigung der Uebung bet der Gemeinde­behörde angebracht ist. Die Unterstützung wird ge­währt: 1) für die Ehefrau des Einberufenen und dessen eheliche Kinder unter 15 Jahren, sowie 2) für dessen Kinder über 15 Jahre, Verwandte in aufstei- gender Linie (Eltern) und Geschwister, diese jedoch nur dann, wenn der Einberuser ihr Ernährer ist. Die täglichen Unterstützungen betragen für die Ehefrau 30 Proz. und jede andere unterstützungsberechtigte Person 10 Proz. des ortsüblichen Tagelohns für er­wachsene männliche Arbeiter am Aufenthaltsorte des Einberufenen. Wie offiziös verlautet, werden kurz nach Pfingsten die Mannschaften des Beurlaubten­standes in größerem Umfange zu militärischen Uebungen etnberufen werden.

Gestern nachmittag wurde in Pfalzgrafen- weil er ein Veteran des 70er Krieges zu Grabe ge-

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