Frau bei einer Hochzeit auch noch einmal ein Tänzchen wagen. Aber schon nach wenigen Minuten des Vergnügens sank sie, vom Herzschlag betroffen, zu Boden und mußte als Leiche in ihre Wohnung zurückgebracht werden. — In Oßweil hat ein Bauernbursche seinem Dienstherrn ein Kalb gestohlen und an einen Metzger in Winnenden verkauft. Der Bestohlene, der alsbald die Richtung, welche der Dieb mit seinem Eigentum genommen, entdeckte, veranlaßte die Festnahme des frechen Gesellen. — Dieser Tage ist die Frau eines Bürstenfabrikanten in Stuttgart Mutter von 6 Kindern, mit einem um ca. 20 Jahre jüngeren Pferdebahnkondukteur durchgebrannt. Der Gatte soll darüber keineswegs unglücklich sein.
* Mannheim, 2. Mai. Nach dem hiesigen „Volksblatt" ist der Ex-Jesuitenpater Graf Hoens- broech wegen Verletzung des Beichtgeheimnisses rc. exkommuniziert worden.
* Mannheim, 9. Mai. Pferdemetzger Stefan schoß in vergangener Nacht seiner 21 Jahre alten Tochter im Streit aus einem Gewehr eine Kugel in den Leib. Das Mädchen ist schwer verletzt, der Vater verhaftet.
* Neustadt a. H., 9. Mai. Delegierte aus der gesamten Pfalz traten heute zur Gründung einer Bauern- und Mittelstandspartei zusammen, welche eigene Kandidaten aufstellt.
* Berlin, 7. Mai. (Abstimmung.) Mit „Nein" stimmten bei der entscheidenden Abstimmung im Reichstage folgende württembergische Abgeordnete: Braun, Gröber, Hähnle, Hartmann, Haüßmann, Kercher, Frhr. v. Münch, Payer, Pflüger, Rembold, Schnaidt, Speiser. Also 12. Mit „Ja": Graf Adelmann, Frhr. v. Gültlingen, Siegle, Weiß. Also 4. — Es fehlte: Härle.
* Berlin, 9. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt heute abend: Nach der heutigen Truppen- bestchtigung sagte der Kaiser zu den Generalen und Stabsoffizieren, er habe sich leider in der Hoffnung getäuscht, daß der Reichstag der Militärvorlage zustimme; er erhoffe von dem neuen Reichstag die Zustimmung. Sollte auch diese Hoffnung täuschen, so sei er gewillt, alles was er vermöge, an die Erreichung derselben zu setzen, denn er sei zu sehr von der Notwendigkeit der Mtlttärvorlage zur Erhaltung des Friedens überzeugt. Er glaube nicht, daß das Volk von Unberufenen sich erregen lassen werde. Im Gegenteil, er wisse sich eins in dieser Militärvorlage mit dev Bundesfürsten, dem Volk und der Armee.
* Berlin, 8. Mai. Die Sozialisten entwickeln bereits die lebhafteste Wahlagitation. Gestern wurden mehrere Flugblätter geheimnisvoll verteilt. Sozialistische Wanderredner beginnen heute auf dem flachen Lande ihre Thätigkeit. Die Sozialisten hoffen, ihre Kandidaten in allen 6 Berliner Wahlkreisen durchzubringen. Die Anarchisten beschlossen sämtliche Wahlversammlungen zu sprengen. Gestern kamen bereits heftige Zusammenstöße vor.
* Bückeburg, 8. Mat. Fürst Adolf Georg ist heute nachmittag um 5Vs Uhr verschieden.
* Chemnitz, 7. Mai. Hier herrscht bereits 12 Stunden Schneefall, der viele Laubbäume zerbricht. Die Schneetiefe beträgt 10 Centimeter.
* In Riegel versuchte der Kaufmann Willmann seine Frau zu vergiften. Er stürzte seine 14jährige Tochter ins Wasser und erschoß sich selbst. Er war säufcrwahnstnnig.
' Altona. Ueber die Aufsehen erregende Verhaftung von zehn Eisenbahnschaffnern teilt das .Hamb. Fremdenbl/ mit: „Schon lange hatte die Eisenbahn- direktion Altona Verdacht, daß mehrere Schaffner Passagiere ohne Billets mitfahren ließen, aber man konnte den Betrügern nicht auf die Spur kommen, da die Schaffner Billets benutzten, die auf mehrere Tage gültig waren und die sie eingesammelt hatten. Schließlich kam ein höherer Etsenbahnbeamter auf die Idee, sich als Viehhändler zu verkleiden und in dieser Maske die Schaffner zu kontrollieren. Der Koup gelang und am 3. Mai wurden die, Betrüger verhaftet.
* Kiel, 9. Mai. Der praktische Arzt Dr. Feldmann, früher in Rendsburg wurde von der hiesigen Strafkammer wegen fahrlässiger Tötung einer Wöchnerin zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt.
* Wien, 8. Mat. Hier und in Pest fällt seit der vergangenen Nacht ein intensiver Landregen.
* Wien. Der Besuch des Kaisers Franz Joseph in der ungarischen Hauptstadt scheint den beabsichtigten Zweck, alle Mißstimmungen zu beseitigen, vollauf zu erreichen. Der Kaiser empfing am Freitag eine Deputation der Stadtvertrelung, die für die Erhebung von Budapest zur Haupt- und Residenzstadt den Dank abstattete. Der Kaiser erwiderte darauf, er zweifle nicht, daß die Stadtvertretung von Budapest treue Anhänglichkeit und Loyalität, deren Betätigung er in vielen Fällen, insbesondere auch jetzt bet seiner Ankunft mit Freuden bemerkt habe, unter allen Umständen beweisen werde.
* Parts, 7. Mai. Zur deutschen Militärvorlage sagt der Siecle: Nie seit 23 Jahren hatten die Elsaß-Lothringer eine schönere Gelegenheit, ihre unbesiegbare Anhänglichkeit an ihr wahres Vaterland zu zeigen, das das französische ist (!), und die unüberwindliche Abneigung, welche ihnen der Eroberer etnflößt, der nicht verstanden hat, sich auch nur erträglich zu machen. Mögen die Elsaß-Lothringer ihre Stimmen mit der Opposition vereinigen, ganz Frankreich wird ihnen applaudieren und für diesen neuen Liebesbeweis Dank wissen.
* London. Bet dem Gartenfeste, das der Ex- Premier Lord Salisbury neulich den Abgesandten aus Ulster gab, wurden 1000 Flaschen Champagner, 1000 Flaschen französischer Rotwein und 30 Flaschen Whiskey getrunken. Das Fest kostete 5000 Pfund (10 000 Mk.) Kein Wunder, daß die Delegierten sehr vergnügt waren!
* New-Uork, 9. Mai. 70 englische Matrosen, welche an der Flottenrevue teilgenommen haben, sind desertiert.
Handel und Berkehr.
* Dürrmenz-Mühlacker, 7. Mai. Im Gegensatz zu den hohen Futterpreisen stehen die Holz- Preise. Während bei den ersten Verkäufen 1 Meter buchene Scheiter 12 bis 13 Mark kostete, ist solches
gegenwärtig zu 8—9 Mark zu haben, in Gemeinde- Waldungen wurde solches sogar zu 7 Mark verkauft. 100 buchene Wellen kosten 11—12 Mark gegen 22 bis 26 Mark früher.
* Stuttgart, 8. Mai. (Landesprodukten-Börse). Sämtliche süddeutschen Märkte melden schwache Zufuhren und höhere Preise. Wir notieren per 100 Kllogr.: Weizen, bayr. Mk. 18 bis 18.50, Kansas Mk. 18.80, rumän. Mk. 17.75 bis 17.80, I-u klatu Mk. 18.50, ntederbayerisch Mk. 18.75, Gerste, Ungar. Mk. 18.25 bis 19.25, Haber prima Mk. 15.50 bis 17, Mats, Donau Mk. 12.75 bis 13, I-u?1»t»Mk. 13. Mehlpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk. 29.50, Mehl Nr. 0: Mk. 28.50 bis 29.50, Nr. 1: Mk. 26.50 bis 27.50, Nr.2: Mk. 25.50 bis 26, Nr. 3: Mk. 23 bis 23.50, Nr. .4: Mk. 19 bis 19.50. Kleie mit Sack Mk. 9 per 100 Kilo je nach Qual.
Vermischtes.
* (Wert einer Briefmarkensammlung.) Die rühm- lichst bekannte Sammlung des Herrn Harrer in Nürnberg, komplett bis 1877, mit Ausnahme von 12 Stück, ging dieser Tage zum hohen Preise von 18,000 Mk. in den Besitz des Herrn W. Schmidt, Briefmarkensammlung, Adelheidstraße 75, über. Letzterer Herr ist gern bereit, ernsteren Liebhabern dieselbe in den nächsten 8 Tagen zu zeigen.
* (Was ein Vogelnest wert ist.) Eine Grasmücke mit 5 Jungen wurde in folgender Weise gefüttert: Jedes brauchte alles zusammen täglich 50 Raupen verschiedener Art, also täglich 250 Stück. Die Aetzung dauerte 30 Tage, also verzehrten sie, bis sie flügge waren, 7500 Raupen. — Jede Raupe frißt aber täglich ihr eigenes Gewicht an Blätter», Blüten rc. und durchschnittlich dauert ihre Zeit, bis sie sich groß gefressen hat, auch 30 Tage; frißt nun eine Raupe täglich nur eine Blüte, in 30 Tagen also 30 Blüten, so hatte das einzige Grasmückennest 225 000 Blüten gerettet. Oft aber kann eine einzige Raupe 10 bis 30 Blüten zerstören, dann mag man selbst berechnen, wie groß das Verderbnis ist, aber auch zugleich, was ein Vogelnest wert ist.
' (Passende Bezeichnung.) „Herr: „ . . Aber hat die Dame denn auch Vermögen?" Heirats- agent: „Aber ich bitte! — das ist ja Prtmakommerzien- ratstochterqualität!"
* (Macht der Gewohnheit.) Er: „Liebes Weiberl, morgen mach' ich eine Lvftballonfahrt mit." — Sie: „Ich Hab' nichts dagegen, mein Lieber, — nur bring' mir was Schönes mit."
* LakonischeKürze.) Kellnerin: „Herr Doktor, Sie werden ans Telephon gerufen!" —Studiosus (am Telephon): „Pumpmaier hier! Wer dort?" — Stimme aus dem Telephon: „Schneider Hosenmann!" Studiosus: „Schluß!"
Verantwortlicher Redakteur' W. Nieker
Aechte englische Kheviots und Kammgarne,
Luxki» llllä ülslto», Osteviol,
L Mk. 1.75 bis Mk. 9.75 per Meter
versenden jede beliebige einzelne Meterzahl direkt an Private.
Burkin-Fabrik-Depot Osttirr^or <L Oo., r'rs.uLk'urt
s. LL. Neueste Musterauswahl franko in's Hans.
Haus und Landwirtschaftliches.
* Um alte Pferde jünger erscheinen zu lassen brennt der Händler mit einem glühenden Eisen künstliche Kunden (Marken, Bohnen) in die Schnetdezähne ein. Er nennt das „Gütchen". Dieser Betrug ist nicht schwer zu erkennen. Man merke sich folgendes: Die natürlichen Kunden sind an den Schneidezähnen des Unterkiefers, wenn das Pferd acht Jahre alt ist, im Oberkiefer, wenn es zwölf Jahre alt ist, verschwunden; zugleich ist die Reibe- (obere) Fläche der -Schnetdezähne breiter als lang (eiförmig). Später ändert sich die Gestalt der Reibfläche, indem sie rund (Alter von 12—18 Jahren), dreieckig (Alter von 18—24 Jahren) und noch später zweieckig wird, so daß der größte Durchmesser auf der Reibfläche des Zahnes von vorn nach hinten gerichtet ist. Fmdet man Kunden, d. h. schwarze Gruben auf der Reibfläche von Zähn n, welche nicht mehr die eiförmige Gestalt besitzen, so ist das Pferd zweifellos „gegitscht" worden. Das „Gitschen" geschieht aber auch an den Zähnen, welche noch die eiförmige Gestalt haben, z. B. um ein achtjähriges Pferd fünfjährig erscheinen zu lassen. Das ist nun an folgenden Zeichen zu erkennen: Um die natürliche Kunde herum zieht sich ein etwas erhabener, gelblich gefärbter Ring, sog. Schmelzring, welcher mit dem Verschwinden der Kunden immer kleiner wird und schließlich nur noch einen Punkt darstellt. Dieser Schmelzring fehlt bet einem „gegttschien" Pferde oder ist wenigstens nicht um die abgebrannte Marke herum sondern hinter derselben gelagert. Merke auch, daß Pferde, welche noch Kunden und eiförmig gestaltete
Reibflächen der Schneidezähne haben, sdie gewöhnlich sehr schräg stehen, in der Regel fünf bis sechs Jahre älter sind als sie zeigen.
* Hautpflege des Rinviehs. Der Hautpflege der Rinder soll unbedingt große Sorgfalt zuteil werden, denn eine Vernachlässigung derselben schadet nicht nur der Gesundheit der Tiere, sondern vermindert auch die Qualität der Milch und ihre Produkte. Der Etnwand, die Haut des Rindviehes sei kitzltch und eine Reinigung derselben, wie bet den Pferden allgemein üblich, verursache Unbehagen und beinflusse deshalb den Milchertrag nachteilig, ist völlig haltlos. Die Erfahrung lehrt vielmehr, daß Rindvieh, welches gewöhnt wird, durch Striegel, Strohwisch und Wasser regelmäßig gesäubert zu werden, für solche Pflege in jeder Beziehung dankbar ist. Wenn freilich große Kuhfladen auf den Haaren festgetrocknet sind, so ist deren Entfernung schmerzhaft für die Tiere. Diesem Uebelstande ist vor allen Dingen vorzubeugen. Das kann geschehen, wenn der Rindviehstand nicht zu lang und hinter demselben eine Jauchertnne angebracht ist. Die Tiere erhalten dadurch einen leicht sauber zu haltenden Stand, welcher umso reinlicher ist, je öfter ausgemistet und je bester gestreut wird. Da Schwanz, Lenden und Bauch am meisten der Verunreinigung ausgesetzt sind, so besteht ein treffliches Vorbeugungsmittel darin, daß die langen Schwanzhaare bis auf eine Troddel abgeschoreu werden, ebenfalls die langen Haare an Lenden und Bauch bis zum Euter. Es haftet der Kot dann weniger leicht, ist auch müheloser und für das Tier schmerzloser zu ent
fernen, als wenn er in langen Haaren festgetrocknet ist. Erhärtete Schmutzstellen sind erforderlichenfalls einzuweichen. Bet einem Tiere, dessen Hautporen mit Schmutz und Staub verstopft sind, kann die Hautausdünstung nicht normal verlaufen, es leidet die Gesundheit. Oefter kommt es vor, daß Hautstellen, auf welchen lange Zeit Exkremente gehastet haben, wund an den Rändern werden. Wenn Futter verabreicht wird, nach dessen Verzehr das Rindvieh stark laxiert, wie Blätter und Köpfe von Rüben, so ist der Hautpflege besondere Sorgfalt zu widmen. Unter Umstänöen kann sogar die aus schmutzigen Eutern gemolkene Milch so viel Kolh enthalten, daß sie durch drei- und viermaliges Durchsethen noch keineswegs schmutzfret wird.
* Wie lagert man die Weinflaschen, aufrecht oder liegend? Wurden die Korke nicht mit Paraffin luftdicht gemacht, so sind die Flaschen nur liegend aufzubewahcen, weil sonst die Korke austrock- nen und den Eintritt der Luft gestatten. Flaschen mir guten, in Paraffin getauchten Korken oder Flaschen mit sogenanntem Patentdrahtverschluß können auch gestellt werden. Es hat dies den Vorteil, daß etwa entstehende unlöslich: Stoff: sich am Boden an- sammeln und die Weine beim Gebrauch weniger trüben, als wenn die Flaschen liegend aufbewahrt werden.
* Als Dünger für Topfpflanzen eignen sich solche stickstoffhaltige Stoffe am Vesten, welche sich nach und uach zersetzen und Nährstoffe an die Pflanzen abgeben; Hornstaub, Kaffeesatz, Oelkuchmmehtrc; sie sind aber nicht blos aufzustreuen, sondern mit der Erde zu mischen.