durch Selbstentzündung in Brand geraten. Der furchtbare Qualm erschwerte die Rettungs- und Löscharbeit; doch gelang die Rettung mit vieler Mühe; aber der Schaden am Gebäude und an den kostbaren Maschinen ist sehr bedeutend.
* Stuttgart, 4. Mai. Die beiden Königinnen von Holland trafen heute nachmittag hier ein und statteten den Mitgliedern der Königl. Familie Besuche ab.
* Stuttgart, 4. Mai. Die Handels- und Gewerbekammer von Stuttgart hat zu der Frage der Beschränkung des Hausier- und Wandergewerbes Stellung genommen und ihr Urteil höheren Ortes unterbreitet. Die Kammer kommt dabet zu dem Schluffe, daß sie es nicht für richtig halte, gesetzliche Beschränkungen Eintreten zu lassen; einmal weil die ganze Entwicklung des Verkehrs die Erlassung von Ausnahmegesetzen nicht dulde und zum andern, weil durch solche Ausnahmegesetze dem ansässigen Gewerbe auch nicht geholfen wäre. Man habe eben mit dieser Konkurrenz zu rechnen; überhaupt herrsche namentlich in merkantilen Kreisen eine zu hohe Meinung von der staatlichen Omnipotenz.
* Ulm, 6. Mai. Heute früh sank hier das Thermometer auf 0 °. Im Laufe des Vormittags hat es geschneit.
* (Verschiedenes.) In Rechberghausen (Göppingen) wurden 2 Männer, Vater und Sohn, verhaftet, welche dabei betroffen worden waren, wie sie ihr Haus anzünden wollten. — Ein in früheren Jahren nach Amerika ausgewanderter Iebenhäuser hat seiner Heimatgemeinde 2000 Dollars vermacht, deren Zinsen jährlich unter die Armen verteilt oder zu sonstigen wohlthätigen Zwecken verwendet werden sollen. — Das Opfer eines schnöden Betrugs wurde dieser Tage der Bürger W. in Kirchentellinsfurt h. Derselbe erhielt aus Hamburg angeblich von seinem Sohn folgendes Telegramm: „Sendet mir sofort 100 Mk. zur Heimreise postlagernd aufs Hauptpostamt Hamburg, denn ich habe auf der Pferdebahn den Arm gebrochen." Der Vater schickte das Geld ab. Nachher stellte es sich aber heraus, daß der Sohn weder den Arm gebrochen noch um Geld geschrieben habe und also der Vater betrogen worden sei. Untersuchung ist eingeleitet.
* Berlin, 6. Mai. Der Reichsanzeiger publiziert eine kaiserliche Verordnung, welche die Wahlen auf den 15. Juni ausschretbt.
* Berlin, 6. Mai. In der gestrigen Antisemtten- versammlung wiederholte Schwennhagen die Beschuldigungen gegen Miguel, welche größtenteils Ahlwardt in den verschiedenen Reichstagssitzungen vorbrachte, der Staat und das deutsche Volk seien bei Gründung der braunschweigischen, der rumänischen und der Gott- hardeisenbahn durch die Schuld Miguels um große Summen geschädigt worden.
* Berlin, 6. Mai. Ein Arzt feuerte gestern zwei Schüsse auf einen Patienten ab, weil derselbe das Sprechzimmer verlassen wollte, um einen andern Arzt zu konsultieren. Der Patient wurde an der Kftabacke verletzt. Der schnell ernüchterte Arzt legte fettst den ersten Verband an.
Varnay hatte ihr ja erklärt, daß er mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu schaffen haben wolle, und Beweise fand der Agent trotz aller Bemühungen nicht.
Grüner begriff ihre Ruhe nicht, aber welche Gründe er auch für seine Besorgnisse Vorbringen mochte, den Glauben Elisabeths an die Aufrichtigkeit des einstigen Geliebten konnte er jetzt nicht mehr erschüttern.
Und dieser Glaube sollte im Laufe des Tages Mvch mehr befestigt werden.
Theodore hatte ihren Besuch angekündigt. Frau Griesheim nahm sie am Schiff in Empfang und führte sie in ihre Wohnung.
Der herzliche Empfang, der hier ihrer wartete, schien nicht nur Theodore, sondern auch Hallstädt angenehm zu berühren; unter heiterem Geplauder verstrich rasch eine Stunde, und Grüner hatte eben Theodore zum Pianino geführt, um mit ihr eine Sonate Beethovens vierhändig zu spielen, als das Dienstmädchen Varnays Besuch ankündigte.
Grüner warf seiner Schwester einen warnenden Blick zu; sie schien ihn nicht zu bemerken, ohne Zögern erwiderte sie, der Besuch sei ihr angenehm und gleich darauf trat Gustav ein. Kein Zug in seinem Antlitz verriet Ueberraschung, als er sich plötzlich der zahlreichen Gesellschaft gegenübersah; den Gatten und Bruder Elisabeths begrüßte er wie alte Bekannte, Hallstädt und Theodore dagegen nur mit einer förmlichen Verbeugung.
So scharf Elisabeth ihn auch beobachten mochte, sie entdeckte nichts, was nur im entferntesten geeignet gewesen wäre, ihr Mißtrauen einzuflößen.
* Greiz. Ein Schwindler gefährlicher Art wurde hier dieser Tage für längere Zeit unschädlich gemacht. Der vormalige Dienstknecht und spätere Kolporteur August Meyer aus Altona, der die Hälfte seines Lebens im Zuchthaus zugebracht hat, hat seit 1890 ganz Thüringen in der abgefeimtesten Weise gebrandschatzt. Er gab sich als einen auf Erholungsurlaub befindlichen Missionar aus und fand hierdurch Eingang in religiösen Kreisen, sowie eine Anstellung als Prediger der „Vereinigten Brüder in Christo" zu Zeitz. Er hielt Vorträge über seine angebliche Erlebnisse als Missionar in Ost-Afrika, veranstaltete Sammlungen für die Heidenmtssion und vertrieb erbauliche Schriften. U eberall heimste er, auf die ehrenwertesten Referenzen, reichen Gewinn ein. In den „Greizer Männer- und Jünglings-Verein" drängte er sich ein, in der Stadtkirche zu Zeulenroda predigte er vor allem Volk, auch soller (als Leichenprediger) bei Begräbnissen durch seine ergreifenden Ansprachen die Leidtragengen bis zu Thränen gerührt haben. Nachdem das geheimnisvolle Dunkel, das der freche Gauner um seine Person zu breiten gewußt, gelichtet, verurteilte ihn das Greizer Landgericht zu zwei Jahr Zuchthaus.
* Der Selbstmord eines »rm'oes erregtin Nemarkt (Oberpfalz) Aufsehen. Das 13jährige Mädchen des Gerbers Neustädter verlor ein Markstück. Die Matter, die das Kind überhaupt hart behandelt haben soll, soll es heftig geschlagen und ihm harte Strafen von seiten des abwesenden Vaters in Aussicht gestellt haben. Das Kind machte sich erneut mit Freundinnen auf die Suche nach dem Geldstück, ohne dieses zu finden, und erhängte sich alsdann auf dem Dachboden des Elternhauses.
* Schwerin, 6. Mai. Wegen Soldatenmißhandlungen wurden 3 Unteroffiziere zu 1 bis 2Vs Jahren Gefängnis verurteilt.
Ausländisches.
* Wien, 4. Mai. In ganz Böhmen und Niederösterreich herrscht Regenweiter.
* Die Vosiische Zeitung meldet aus Rom: Der vatikanische Moniteur de Rome bespricht an hervorragender Stelle die Romfahrt des Kaisers als glänzenden Erfolg des Papsttums.
* Paris, 4. Mai. Zwei Gründer des Comptoir Parisien sind flüchtig geworden. Die Deponenten verlieren große Summen, man spricht von 1—400000 Francs. Die Passiva find noch nicht ermittelt.
* Paris, 5. Mai. Marschall Mac Mahon ist bedenklich erkrankt, der Zustand ruft Besorgnis hervor.
* London, 4. Mai. Der „Times" wird aus Sansibar gemeldet, daß der britische Kreuzer Philo- mele eine vom deutschen Gebiet nach Norden fahrende Dhau gekapert und 42 Sklaven, die sich an Bord derselben befanden, in Freiheit gesetzt hat.
* Petersburg, 3. Mai. Ein ungeheurer Eisblock, der unerwartet den Oberlauf der Wolga hinab- trieb, hat bei Nffchnei-Nowgorod zwei Dampfer der Dampfschiffahrts Gesellschaft Ssamolet förmlich zerschnitten und einen Dampfer einer andern Gesellschaft stark beschädigt.
* New-Aork, 4. Mai. Im Staate Newyork
dauern die Ueberschwemmungen an. Ein Wasserreservoir bei Lewistone ist gestern früh geborsten. Dessen Waffermassen haben in der Umgegend große Verwüstungen angerichtet. Zwanzig Menschenleben gingen verloren. Auch der südliche Teil von jOhio mit seinem ausgedehnten Getreidebau ist von Ueberschwemmungen schwer heimgesucht.
Vermischtes.
* (Für Briefmarkensammler.) Das Bureau der amerikanischen Republiken in Washington macht bekannt, daß die Regierung von Venezuela den Vereinigten Staaten Kolumbusbriefmarken ähnliche Postwertzeichen auszugeben beabsichtige. Die Marken werden als Vignette eia Bild der Landung der Untergebenen Columbus au der Küste von Venezuela im Jahre 1498 haben. Der Wert der neuen Kolumbusmarke wird ein Cent sein, die erste Ausgabe soll
1000000 Stück umfassen.
*<Zehn Gebote, um mit den Hausbewohnern in Frieden zu leben.) 1) Man sei stets Nachgiebig und nachsichtig.— 2) Man begrüße sich stets freundlich und zuvorkommend, meide aber soviel als möglich näheren Verkehr. —3) Man lasse sich nie von den Dienstmädchen über die Verhältnisse der Mitbewohner etwas erzählen. — 4) Man halte nie dieselbe Waschfrau, Näherin, Flickerin rc.—5) Man miete nie ein Mädchen, das schon bet einer Herrschaft im Hause gedient hat. — 6) Man borge sich nie etwas aus, müßte es aber geschehen, so gebe man das Geliehene so rasch als möglich wieder zurück. — 7) Hat man auf der Treppe etwas verstreut oder ausgegoffen, lasse man es sofort wegbrtngen. — 8) Man nehme stets Rücksicht auf die nebenan und in höherer Etage Wohnenden und vermeide überflüssiges Lärmen. —9) Hört man einen Wortwechsel, so schließe man sofort die Fenster und entferne sich, um nichts davon zu verstehen. — 10) Man bilde sich nie ein, daß die eigenen Kinder artiger find, als die der Mitbewohner.
* (Ein guter Rat für die Küche.) Der Schaum, welcher auf der Fleischbrühe entsteht, wenn dieselbe ins Kochen kommt, wird meistens von der Hausfrauen für Schmutz angesehen und abgeschöpft. Dieses ist jedoch ganz verkehrt, denn es handelt sich nicht um Schmutz, sondern um wertvolles Eiweiß, welches erst in der Flüssigkeit gelöst war, durch die höhere Wärme aber nachträglich ausgeschieden wurde. Namentlich wenn das Fleisch mit kaltem Wasser zugesetzt wird, enthält es, sobald es ins Kochen kommt viel vou solchem gelösten Eiweiß, bildet somit viel Schaum. Der Verlust ist hier ein beträchtlicher. Man rühre den Schaum, wenn er entsteht, unter die Supppe und er verschwindet bald. Zwar erhält man bei diesem Verfahren keine so klare, aber eine umso nahrhaftere Suppe.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rteker, Altensteig.
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Er nahm an dem Gespräch in der unbefangensten Weise teil und in der Unterhaltung mit Theodore lag auf seiner Seite eine so kühle und gemessene Zurückhaltung, daß man wohl mit ziemlicher Sicherheit annehmen durste, er werde niemals sich mit ihr befreunden.
Er mochte wohl ahnen, daß ihre Briefe an Paula Hagen zu dem Bruch beigetragen hatten, dies ging schon daraus hervor, daß er es vermied, die Rede auf seine Braut zu bringen.
Mit Griesheim sprach er über die Gesetzgebung in Amerika und mit dem Bruder Elisabeths unterhielt er sich eine geraume Zeit über die Besteigung des Pilatus, die er an einem der nächsten Tage unternehmen wollte.
Der jungen Frau gegenüber war er so liebenswürdig und herzlich, daß Theodore ihr Erstaunen über dieses Verstellungstalent kaum verbergen konnte.
Die Einladung zur Tafel lehnte er ab, er nahm in der Mittagsstunde Abschied und niemand ahnte, daß er mit dem nächsten Schiff nach Brunnen fuhr, um dort Hallstädt und Theodore zu erwarten.
„Wie urteilen Sie über ihn?" wandte Elisabeth sich zu dem Mädchen, das scheinbar in Sinnen versunken vor sich hinblickte.
„Glauben Sie nicht auch, daß es leicht ist, Varnay zu betrügen?" fuhr Elisabeth nach kurzer Pause fort. „Ec ist eine aufrichtige und für den Eindruck des Augenblicks sehr empfängliche Natur; um so tiefer muß es ihn schmerzen, wenn er erkennt, daß man mit
den heiligsten Gefühlen seines Herzens ein falsches Spiel gespielt hat."
„Könnte er Ihnen nicht auch den Vorwurf machen?" erwiderte Theodore. „Sie sagten mir ja, Sie seien mit ihm verlobt gewesen."
„Nein, zu diesem Borwurf ist er nicht berechtigt. Von einer wirklichen Verlobung war damals keine Rede, und wenn er eine scherzhaft hingeworfene Aeußerung mißverstand, so war das doch nicht meine Schuld. Wir liebten uns, wie Judendgespielen einander zu lieben pflegen; glaubte Gustav Varnay, auf diese Liebe auch für die Zukunft Hoffnungen gründen zu dürfen, so mußte er auf eine Enttäuschung gefaßt sein, denn von meiner Seite geschah nichts, was seinen Hoffnungen eine feste Stütze verlieh."
„Das kann ich bestätigen," nickte Grüner, der hinter dem Sessel Theodores stand, „aber ich glaube nickt, daß Varnay diese Enttäuschung so bald vergessen hat."
„Zertrümmerte Jugendhoffnungen klingen ja immer, auch im spätesten Alter, noch einmal nach", sagte Elisabeth. „Ich vermute auch, daß er die Anklage, die Fräulein Hagen gegen mich erhob, als eine willkommene Gelegenheit betrachtete, mich jene Enttäuschung entgelten zu lassen; später hat er dann etn- gesehen, welch großes Unrecht er mir anthat."
„Ob Varnay es wirklich eingcsehen hat?" fragte Grüner in spöttischem Tone. „Ich glaube es nicht, mir will die Freundlichkeit dieses Mannes nicht gefallen."'
(Fortsetzung folgt.)