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1893.
Die von der freiheirlich v. Gültlingen'schen Paironatsherr- schast dtM Unterlehrer Ulshöser in Haiteibach erteilte paironatische Nrminotion auf die Cchulstelle zu Ueberberg ist von der evangelischen Obcrschulbehörde bestätigt worden.
Nach den feflgestelltcn Reiseplänen der K. Ober-Ersatz-Kommissionen finden die Vorstellungen der Militärpflichtigen zur Aushebung im Jahr 1883 u. a. statt: Am 23. Juni in Freudenstadt, am 28. Juni in Nagold, am l. Juli in Calw-
Gestorben: Obertrilunalrat a. D. v. Finkh, Tübingen; Kaufmann Comerer, Ciuttgart; Postsekrelär Schön, Stuttgart.
D Die lolrimbische Weltausstellung.
Die größte feierliche Veranstaltung der „neuen Welt" zvw Andenken an ihre vor viel hundert Jahren erfrlgte Entdeckung durch den Genuesen Christoph Kolvmbus bildet die am 1. d. in Ch'cago cröffnete Weltausstellung, an der bekam tlich auch Deutschland sehr stark beteiligt ist.
Der national-protzenhafte Zug der Amerikaner ist cs, der durch Umfang und Großartigkeit aller Veranstaltungen die an kleinere Verhältnisse gewohnte „alte Welt" zu überflügeln trachtet. So wird denn auch in Chicago alles aufgeboten, um das Staunenswerteste, was Amerikas junge, aber nach manchen Richtungen hin weit vorgeschrittene Kultur autzu- weisen Hot, der Welt vor Augen zu führen. Und dann kann ja kcin Zweifel bestehen, daß die arigel- sächsifche Raffe in ihrer Mischung mit anderen aus der alten Welt zugewanderten kulturfähigen Elementen auf dem Boden der «neuen Welt" eine Thatkrait entfaltete, die Bewundernswertes hervorgebracht und aus vielen Gebieten menschlicher Arbeit vor der alten Heimat einen Vorsprung gewonnen hat.
In Chicago, Nr „Gartenstadt," ist dos deutsche Element sehr stark vertreten. Die Deutschen mit einer Scelenzahl von etwa 1(0600 bilden die am stärksten vertretene Nationalität in dem dortigen Völkergemisch. Auf der anderen Seite bringt es die Lage der Stadt im Mittelpunkt des großartigsten Weltverkehrs mit sich, daß die Ausstellung im vollsten Sinne des Wortes die gesamte Kulturwelt repräsentieren wird. Sechsundzwanzig unabhängige große Bahnlinien gehen von Chicago, als dem Zentrum, aus. Mehr als je zuvor dürfte deshalb die Ausstellung auch in ihren Besuchern einen großartig internationalen Charakter tragen. Neben den Bewohnern der Ver. Staaten selbst werden zahlreiche Gäste aus Mexiko, Zentralamerika und den westindischen Inseln, aus Havanna, Brasilien, Argentinien, Chile und Peru, Hawai, China und Japan, Indien und Australien Ach bei dem großen Stelldichein zusammenfinden.
Wie schon avgedeuiet, ist ein Vergleich der Chicagoer Ausstellung mit den bisher in Europa abgehobenen, nicht möglich; denn noch nie ist eine Ausstellung so zahlreich beschickt worden, wie die von Chicago. Wenn a,üch nur die überhitzte Phantasie französischer Jourvalistm sich zu der Behauptung »ersteigen konnte, daß acht Millionen Deutsche die Reise über den Ozean machen würden, um in Chicago anzustaunen, was sie ln Paris anzusehen verschmäht hätten, so bleibt doch so viel wahr, daß ohne Zweifel viele Tausende unserer Landsleute aus allen Ständen und Berufszwetgen über das Wasser fahren werden, um von dem zahllosen Neuen, Bewundernswerten, was die Ausstellung bieten wird, reiche und nachhaltige Eindrücke in dse alte Heimat zurückzubringen. Eine solche ÄerührpM der Völker miteinander kann nur dazu diene», Mrurtetle zu zerstreuen, neue, weitere Gesichtspunkte zu gewinnen, aus dem Vergleich des Gesehenen und Erlebten zu einer gerechten Würdigung des Freyrden zu gelangen, und endlich für die Entwickelung des heimischen Lebens in Staat und Gesellschaft, auf dem Gebiete der wirtschaftlichen Arbeit, der Kunst und Wissenschaft neue Anregungen und Antriebe in sich aufzunehmen.
Die Erkenntnis, daß Deutschland bei dem großen internationalen Wettkampfe in achtunggebietender Weise vertreten sein muffe, hat sich immer mehr Lahn gebrochen Md heute besteht kein Zweifel, daß die Be-
! teiligung unserer nationalen Kunst, Industrie und
Wissenschaft an der Weltausstellung eine der Stellung des Deutschen Reiches im Weltverkehr und seiner Bedeutung unter den europäischen Möchten durchaus würdige sein wird. Deutschland darf vielleicht für sich den Ruhm in Anspruch nehmen, die vielseitigste aller Kvlturentwicklungcn zu besitzen. In Chicago aber ist man von Anbeginn an von dem außerordentlich weitsichtigen Gedanken ausgegongcn, in gewissem Sinne olle nur irgend nennenswerten Richtungen menschlicher Thätigkeit in einem besonderen Bilde zu veranschaulichen und vor Augen M führen, und es kennzeichnet sich eben darin in erster Linie das Besondere und Eigenartige der Kolumbischen Wilt- ausstellung. Wenn cs auch bei früheren Anlassen n'cht an Tcrbietungm aus den verschiedensten Zweigen der Kultr rarbeit gefehlt hat, so scheint es doch der Weltausstellung zu Ch'cago vorbehaltenzu sein, einen so umfassenden Plan zur Ausführung zu bringen, wie dies bisher niemals der Fall gewesen.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 5. Mai. Fortsetzung der 2. Lesung der Militürvorlage. v. Manteusfel (kons.): D-e gestrige „Wahlrede" Richters läßt bei Neuwahlen einen Ton gegen die Konservativen erwarten, der nicht gerade sehr angenehm sein wird. Richter fragte, wodurch die Konservativen das Lob des Reichskanzlers verdient haben; er erinnerte wieder an das sogen. 40 Mül ouengeschenk. Letzteres an- langend, so ist darüber so oft und erschöpfend geredet worden, daß mit- dieser Behauptung absolut nichts anzufongen 'st. Richter hat auch gleich den Kernpunkt der künftigen Wahlflugblätter getroffen, als er sagte, der allgemeine Ruf werde sein: Keine neuen Soldaten, Steuern und Gesetze! *Zu diesen Gesetzen gehört aber das Wuchergesetz, dessen Notwendigkeit das Volk genau kennt. Eine ganz neue Beleuchtung erhält die Sachlage durch das Erscheinen der Elsaß-Lothringer, die eigens hieher gekommen sind, um gegen das Gesetz zu stimmen, und doch ist ihr Land zuerst dem Anprall des Feindes ausgesetzt. Die Vorlage dient in erster Linie zum Schutze ihres Landes. Obwohl wir die Auflösung nicht fürchten, werden wir doch, um zu einem Ausgleich unsererseits das Mögliche beizutragen, für den Antrag Hüne stimmen. Zu unterer Freude konnten wir aus der vorgestrigen Rede des Reichskanzlers die Anerkennung heraushören, daß keinem von uns der wirtschaftliche Vorteil höher steht als die Ehre, Existenz und Wehrhaftigkeit des Vaterlandes. (Lebhafter Beifall.) Wir setzen alle die Parteipolirik bei Seite und stimmen für den Antrag Hüne, um im Interesse des Vaterlandes jeden Konflikt zu vermeiden. — Lieber (Zentr.): Ich empfehle den Antrag Preysing Ihrer Annahme. Redner verteidigt sich gegen den Von Wurf des Reichskanzlers, daß in seiner (Ltebers) Aschaffenburger Rede der Patriotismus nicht zu finden sei. Ich Halle den Fortbestand des Zentrums nicht sowohl im Interesse der Partei selbst, als im wohlverstandenen Interesse des Deutschen Reichs für wichtiger, als diese Militärvorlage. (Lachen.) Der Reichskanzler hat meine Aschaffenburger Aeußerungen in das schlechteste Bis- marck'scke übersetzt. Ich erhebe gegen ein solches Ver fahren Widerspruch. Wenn wir unseren Patriotismus gegenseitig verhöhnen, dann kann man ja wieder die Ausdrücke „Retchsfeinde", „Vaterlandsverräter" anwendcn. den Tanz wieder beginnen, den wir unter Caprivi ausgetanzt glaubten. Was würde der Reichskanzler sagen, wenn ich behauptete, sein Standpunkt bedeute Gleichgilügkeit gegen die Gesinnung innerhalb des Landes. Das Zentrum wird im Wahlkamps gegen den Antrag Hüne als den Regierungsantrag sprechen. Das deutsche Volk will nichts von dem preußischen Militarismus wissen. Im Reichstag muß deutsche Politik getrieben werden! (Bewegung.) Wenn eine solche Mehrbelastung nicht zu vermeiden war, so
wüßte man vorher für angemessene Deckung sorgen. So lange die wirtschaftliche Lage sich nicht gebeffert hat, ist die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht unerschwinglich. Für diesen Preis ist selbst die zweijährige Dienstzeit zu teuer. Man hat einen Ver- faffungsbruch vor uns erscheinen lasten. Wir halten in Deutschland auch nur die Annahme eines Ver- faffungsbruchs für völlig ausgeschlossen. Wer in dieser Frage recht hat, das wöge Gott entscheiden. Aus Furcht lasten wir uns nicht zur Annahme der Vorlage bewegen. — Reichskanzler Graf Caprivi: Wenn ich den Abg. Lieber angreife, greife ich noch nicht die kalhol. Kirche an. Lieber ist nicht die kathol. Küche, auch nicht das ganze Zentrum. (Heiterkeit.) Die Motive für alle Militärvorlagen werden immer die gleichen sein müssen. (Zustimmung.) Die nunmehrigen Forderungen der Regierung bedeuten die Diagonale, welche das Notwendige müdem möglichen verbindet. Die Regierung hat von ihren Forderungen nachgelassen, was sie im Interesse des inneren Friedens Nachlassen zu müssen glaubte. Lieber hat nicht die geringste Befugnis, den Hinweis der Regierung auf die Ehre und Sicherheit Deutschlands als Ueber- treibung zu bezeichnen. Die Annahme des Zentrums- avtrags (Preysing) würde die Armee schwächen; deshalb würde ich gewissenlos und pflichtvergessen handeln, wenn ich nicht vor dem ganzen Reiche mich auf das Entschiedenste gegen den Antrag aussprechen würde. (Lebh. Beifall.) —'v. Bennigsen (nat.-lib.) erklärt sich für den Antrag Hüne. Mit der Gutheißung des Antrags Hüne hat die Regierung politisch richtig gehandelt. An und für sich verdiente die Vorlage die freudige Zustimmung der gesamten Nation. Die Forderung der zweijährigen Dienstzeit war seit vielen Jahren erhoben worden; aber als die Regierung sich ernsthaft mit der Ausführung des Gedankens beschäftigte, trat bei manchen Politikern eine merkwürdige Abkühlung ein. Diese Art von Politik ist noch eine Erbschaft aus der Kleinstaaterei, W Mir uns entwöhnt hatten, große Fragen von großen Gesichtspunkten zu erörtern. (Zustimmung.) Die Auflösung und die Neuwahlen wünscht im Hause eigentlich Niemand (Rufe bet den Sozialdemokraten: doch!), mit Ausnahme der Sozialdemokraten, welche Erfolge erhoffen.
"Berlin, 6. Mai. Es folgt die Fortsetzung der 2. Beratung der Militärvorlage. Wisser (wildlib.) zieht seinen Antrag (jährliche Festsetzung des Etats, die schon besteht) zurück und erklärt sich für den Antrag Hüne. — v. Helldorff (kons.): Wir dürfen uns freuen, daß in der jetzigen Lage an der Spitze des Reichs ein so sachverständiger Reichskanzlersteht. (Sehr gut!) Die fortwährenden Militär- sorderungen waren die notwendigen Folgen der politischen Verhältnisse. Der Kern der jetzigen Vorlage liegt in der Hebung der Offenstvkraft und in der Beschleunigung der Mobilisierung. Wenn die Vorlage angenommen wird, so wird uns Frankreich nicht mehr erreichen können. Die vorhandene ernste Gefahr wird dringend, wenn in Rußland das neue Gewehr fertig ik. Redner wendet sich sodann gegen Lieber und erklärt, der preußische Staatsgedanke allein habe das Reich möglich gemacht. Lieder habe die vom Reichskanzler unpatriotisch genannte Aeußerung über die Notwendigkeit des Zentrums nach einem Bericht in Düsseldorfer Blättern auch in Düsseldorf gemacht. Der preußische Staatsgedanke hat manches Unliebenswürdige. (v. Voll mar, Soz., ruft: Sehr! Heiterkeit!), aber die deutsche Volksseele wird den guten Kern dieses Staatsgedankens mehr und mehr erkennen. Ich danke Lieber, daß er die Erwiderung des Reichskanzlers bismarckisch genannt hat. Man wird das in Deutschland überall verstehen. (Beifall.) Bismarck bedeutet die Verkörperung des Reichsgedankens. (Beifall.) Echt bismarckisch war d:e Verteidigung der Vorlage durch den Reichskanzler. (Zustimmung.) Das wird namentlich in