* Aus einem Berichte der Handels- und Gewerbe­kammer Stuttgart über den Hausierbetrieb, sowie aus Petitionen, die gerade in Oberschwaben und dort, wo das Eivödsystem eingeführt ist, am meisten Unter­schriften erhielten, folgert die Konservative Korresp. dies sei ein unwiderleglicher Beweis gegen die Be­hauptung, als ob das Hausieren in verkehrsarmen Gegenden heute noch eine unentbehrliche oder will­kommene Erscheinung sei.

* DerSt.-A." bringt eine ausführliche Zusammen­stellung der Hagelschäden des Jahres 1892 in Württemberg. Hienach sind an 10 Hageltagen, wonach 1 in den Monat Mai, 7 in den Juli, ferner je 1 in die Monate August und September fielen, 27 Oberamtsbezirke und innerhalb derselben 86 Ge­meinden mehr oder weniger von Hagelschlag betroffen worden. Die (vollständig) verhagelte Fläche beträgt dabei im ganzen 8 798 Hektar, was bei einer Größe der gesamten Anbaufläche des Landes von rund 1170 000 Hektar, 0,75 Prozent ausmacht. An einem Hageltag wurde durchschnittlich der Ertrag von 880 Hektar vernichtet.

* Heilbronn, 28. April. Durch die anhaltend warme Witterung isi der Wasserverbrauch so ins un­geheure gestiegen, daß der Wasserzufluß nicht mehr ausreicht, das Reservoir genügend zu füllen. Wäh­rend bei Tag der Verbrauch der Witterung ent­sprechend gegen die Vorjahre noch ein normaler ist, haben die Untersuchungen ergeben, daß von nachts 11 Uhr bis morgens 4 Uhr ein Abgang von 6 bis 700 odw statrfindet 25 Prozent des ganzen Ver­brauchs. Der Gemeinderat hal daher beschlossen, bis auf weiteres die Leitung bei Nacht abzusperren.

* (Verschiedenes.) In Heilbronn hat sich ein löjährigcr Lehrling erschossen. Furcht vor Strafe wegen mehrfacher Geldcntwendungen veranlaßte ihn zu dieser That. In Uhlbach sind in den Wein­bergen blühende Trauben anzutreffen. In Heil- bronn sind in den letzten Tagen einem jungen Müller 200 Mk. gestohlen worden. Am Donners tag abend wollte der Bauer Zimmer von Klein- alrdorf die steile Steige bei Oberscheffach herab­fahren; plötzlich scheute sein Pferd und Z. kam unter den Wagen, wobei er so schwere Verletzungen an Arm, Rippen, und Brustkorb erlitt, daß er am folgenden Morgen verschied. Bei der Insel Berg in der Nähe von Cannstatt ist der 16jährige Uhrmacher­lehrling S. aus Deizisau beim Baden im Neckar er­trunken. Ein Mechaniker von Ebingen namens Danhaber tötete an einem Tag 9 Kreuzottern. In Ofterdtngen lebt eine Witwe, Sarah Steinhilber, die in der letzten Woche ihren 94. Geburtslag feierte. Sie ist körperlich und geistig noch rüstig. In Wildberg fiel das öjäh-tze Mädchen des Rosen­wirts Weik in die Nagold und ertrank.

* Karlsruhe, 29. April. Unter den Mann­schaften des hiesigen Grenadrerregiments ist die Diph- therttis ausgebrochen.

* Berlin, 27. April. Die Kommission des Reichstags für den Antrag Ahlwardt eröffnete in ihrer heutigen Sitzung die allgemeine Besprechung über die sogen. Aktenstücke. Ahlwardt erklärte, be­züglich des Jnvalidenfonds keine anderen Beweise

zu besitzen, als die 2 bekannten Niendocf'schen Flug schriften. Seine Akten beziehen sich nur auf die rumänischen Eisenbahnen, seine Beschuldigungen richten sich nur gegen Miguel, Bennigsen, Horwitz, Munckel. Gegen Bennigsen beweisen seine Akten nichts, er be­ziehe sich nur auf Flugschriften. Er weist insbeson­dere auf einen noch nicht vorgelegten Brief des rum. Senatspräsidenten Calandero hin, woraus die Be­stechung rumänischer Persönlichkeiten hervorgehe. Der anwesende preußische Finanzmtntster Miguel erklärt, niemals mit Calandero korrespondiert zu haben. Hierauf zieht Ahlwardt das Beweisstück des Briefs zurück, da derselbe unwesentlich sei; verspricht aber, auf mehrfaches Andringen, den Brief doch zu überreichen. Die Kommission bestellte hierauf Cuny, Porsch und Bebel als Berichterstatter und vertagte dann die Sitzung. Weitere Berichte aus der Ahlwardt-Kom- mission melden: Miguel sprach den Verdacht aus, daß der von Ahlwardt angckündigte, nicht vorgelegte Brief des angeblichen Senatspräsidenten Calandero gefälscht sei; es dürfte niemals einen solchen Senats Präsidenten gegeben haben. Lieber (Ztr.), Bebel (Soz.) und Porsch (Ztr.) bezeugten, Ahlwardt habe sr. Zi. im Seniorenkonvent diesen Brief als besonders be­deutsam, alsBeweis" für die Anschuldigungen gegen Miguel bezeichnet.

"Deggendorf, 29. April. Bürgermeister Men- zinger, Landtagsabgeordneter, wurde wegen selbstsüch­tigen Mißbrauchs der Amtsgewalt zu 14tägigem Gefängnis und 150 Mk. Geldstrafe verurteilt.

- Eine mannhafte That, die wert ist in weiteren Kreisen be­kannt zu werden, vollbrachte am letzten Samstag der Bäckerge­selle Eduard Funke aus Bisnitz in Oderschlefien, der bei dem Bäckermeister Hempel in Forst i. L. in Arbeit steht. Am Nach­mittage des genannten Tages schlief Funke, wie gewöhnlich, mit dem Lehrling Willy Woirke in einer Bodenkammer, als aus noch unermittelten Gründen Feuer in dem Bodenräume ausbrach. Da dieses reiche Nahrung fand, verbreitete es sich schnell, ohne daß die Schlafenden ihre Gefahr merkten. Erst der Lärm auf der Straße und wohl auch der in die Kammer dringende Rauch weckten den Lehrling. Voller Entsetzen sprang er aus dem Bett und rief den Gesellen wach. Beide suchten nun, entkleidet wie sie waren, durch die Thür zu entkommen; allein es war ihnen unmöglich, die brennende Treppe zu erreichen. Der dichte Qualm trieb sie in die Kammer zurück. Wohl rief nun der Lehrling aus dem Fenster laut um Hilfe, allein Rettung schien unmöglich, da die Feuerwehr, welche auf der wegen Umpflasterung zum Teil aufgerissenen Straße mit ihren Geräten autgehalten wurde, noch nicht auf der ziemlich entfernten Brandstelle eingetroffcn war, die vorhandenen Leitern aber nicht bis ins dritte Stockwerk reichten. Trotz der gräßlichen Gefahr verließ den Gesellen nicht die Be­sonnenheit. Mit einer Hand sich am Fensterkreuz haltend, pro­bierte er mit der andern, ob die Dachrinne, die in der Nähe des Fensters an dem vorspringenden Dachsims ein Knie bildete, fest war; dann schwang er sich mit kühnem Schwünge zu dem Knie empor und zog sich von hier auf das platte Dach. Und nun ging er mit eigener Lebensgefahr daran, den Lehrling zu rette». Platt auf dem Dache ausgestreckt, lehnte er sich mit dem Oberkörper so weit vor, um mit beiden Armen den Unglücklichen erreichen und emporziehen zu können, ein Anblick der alle Zu­schauer erstarren ließ. Aber die Verzweiflung schien die Kräfte des Braven vervielfältigt zu haben, und alles atmete erleichtert auf, als die kühne That gelang. Aber schon schlugen hier und da die Flammen durch das heiße Dach, welches die Unglücklichen nötigte, hin- und herzulaufen. Endlich, als auch der Versuch, sie durch eine zugeworfene Leine zu retten, fehlgeschlagen war, weil dieselbe riß, gelang es, mehrere Leitern zufammenzubinden und so die aufs äußerste Gefährdeten aus ihrer furchtbaren Lage zu befreien. Beide haben bei dem Brande alle ihre Habseligkeiten eingebüßt; aber es läßt sich erwarten, daß sie für ihren Verlust entschädigt werden und daß der brave Retter die Anerkennung findet, die seine hochherzige That verdient.

Ausländisches.

* London, 28. April. Daily News meldet aus Konstantinopel: Der beabsichtigte Besuch des Prinzen Ferdinand von Bulgarien und seiner Gemahlin beim Sultan ist anfgegrben, in Folge des Einspruchs des ruff. Botschafters Nelidow.

" JnderNachtauf Montag wurde russischen Blättern zufolge in der Nähe von Astrachan ein im Schnee stecken gebliebener Bahnzug von einer ungeheuren Schar Wölfe angefallen. Sechs russische Reisende, zwei Schaffner und der Heizer, die nicht Zeit gefunden hatten, sich in den Wagen einzuschließen, wurden zer­fleischt und aufgefreffen. Die gräßlich heulenden Bestien belagerten den Zug während der ganzen Nacht. Kurz vor Sonnenaufgang ergriffen sie die Flucht; gegen zwanzig Wölfe waren von den Schüssen der mit Revolver versehenen Reisenden getötet worden.

* Madrid, 29. April. Amtliche Depeschen melden aus Cuba, daß dort zwei bewaffnete Jnsur- gententrupps aufgetreten sind, welche Zuckerplantagen anzündeten und mehrere Herbergen plünderten.

Handel rmd Verkehr.

* Nagold, 28. April. Unser gestriger Viehmarkt war mittel­mäßig befahren. Der Handel ging flau bei ziemlich gedrückten Preisen. Nur Fettvieh ging bei guten Preisen rasch ab. Zng- und Einstellvieh fand aber wenig Käufer. Die anhaltende Trockenheit wirkt nachteilig auf den Viehhandel. Das Futter steigt wieder rasch im Preise und es werden gegenwärtig 5 Mk. bis S Mk. 50 Pf. per Zentner bezahlt- Manche Wiesenplätze haben schon tüchtige Brandplatten und die Hoffnung auf baldiges reichliches Grünfutter ist bedeutend reduziert.

* Stuttgart. Der Ledermefse am 25. April waren 10M Zentner (gegen 1100 Ztr. fernd) zuge­führt. Käufer waren nicht sehr zahlreich erschienen; einige größere Posten Sohl- und Wildleder blieben unverkauft. In den Preisen ist eine Veränderung nicht eingetreten.

Gemeinnütziges.

"(Das Wasser als Zahnerhaltungs­und Reinigungsmittel.) Auf die Erhaltung der Zähne und ihrer Glasur sollten wir von Jugend auf weit mehr Sorgfalt verwenden, als es gewöhn­lich geschieht. Man muß deswegen nicht nur früh nüchtern den Mund mit frischem Wasser ausspülen, die Zähne damit abretben und den Hals ausgurgeln, sondern diese Mund- und Zahnreinigung auch nach jeder Mahlzeit vornehmen.

Vermischtes.

* (Gedankensplitter.) Ueber zwei Dinge soll man sich nicht ärgern: nicht über solche, die nicht mehr zu ändern sind, und nicht über solche, die noch zu ändern sind.

* (Welche Fragens) Madame zur neuen Dtenstmagd:Verstehen Sie auch ein Zimmer ordent­lich rein zu machen?" Katht:Waar' nit übi; Hab' z' Haus immer d' Ställ' ansg'mist, und da war no' a' ganz anderer Dreck, als hier herinna!"

Verantwortlicher Redakteur W. Rieker, Alt-nüeig.

* Wir wolle« nicht verfehlen, unsere Leser auf daS volks­tümliche Wochenblatt für naturgemäße Heilweise und Körper­pflege, den Matgekor für Ksfrrnöe unö Kranke (Verlag des Nalgeders in Dresden) 4. Jahrgang Preis vierteljährlich, bei direkter Franko-Zusendung, Mk. 1.25.

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Walddorf.

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Danksagung.

Für die liebevolle Teilnahme und die freund- lichen Besuche, die unser I. Gatte, Bruder u. Schwager

Wpe. Johannes Kirn, Metzger

während seiner Krankheit genießen durfte, sowie für die zahlreiche Leichenbeglettung von nah und fern sagt den herzlichsten Dank

die trauernde Gattin:

Dorothea Kirn, geb. Gäntzle zugleich im Namen der übrigen Hinterbliebenen.

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Pfalzgrafenweiler.

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Zwerenberg, OA. Calw.

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Den 27. April 1893.

Karotine Luh.

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Wolter

Bauer.

Mtrich

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