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Samstag dm 29. April
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1893.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 26. April. Der Nachtragsetat für die Weltausstellung in Chicago, für die Erhebung der Gesandtschaft in Washington zur Botschaft und für das Botschaftsgebäude in Madrid wird debattelos der Budgetkommisston überwiesen. Zum Antrag Stadthagen (Soz.) bitr. die Strafverfolgung seiner selbst teilt Singer (Soz.) mit, daß der preuß. Justiz» minister die Staatsanwaltschaft angewiesen habe, in die sachliche Prüfung des Antrags einzutreten. Staatssekr. v. Bötticher verwahrt die preuß. Justizverwaltung gegen die Annahme, daß dieselbe sich einer Zeilversäumuts schuldig gemacht habe. Der Antrag wird angenommen. Es folgt die 1. Beratung des Antrags Barth- Gröber (d.freis. u. Zentr.) betr. die Sicherung des Wahlgeheimnisses durch Abgabe undurchsichtiger, amtlich abgestempelter Umschläge rc. Barth erinnert, daß der Antrag bereits in der vorigen Tagung in einer Kommission beraten, aber im Hause nicht zur 2. Lesung gekommen sei. Die vorgeschlagene, in Australien zuerst eingeführte, seither in vielen Staaten angenommene Art der Stimmabgabe gewährleiste die rechtliche Ausübung des Wahlrechts. Gröber: Den vorhandenen Uebel- ständen sei nur durch Gesetz abzuhelfen. Blos (Soz.) wünscht, daß im Interesse der Arbeüer am Sonntag gewählt werde, und weist aus das Beispiel Frankreichs hin. Damit schließt die l. Beratung. Verweisung an eine Kommission wird nicht beschlossen. Der Antrag Pieschel (n.l.) betr. die sogen, justifizterenden Kabiuetsordres in den Bemerkungen des Rech- «uvgshofs wird von der T O. abgesetzt, da Pieschel heute zu erscheinen verhindert ist. Das Haus ehrt das Andenken seines heute Mittag hier verstorbenen Alterspräsidenten v. Tetlan durch Erheben von den Plätzen.
* Berlin, 27. April. Der Gesetzentwurf über die Geltung des Gerichtsverfassungsgesetz-s in Helgoland wird debaltclos in 3. Lesung an genommen. Bet der 3. Beratung des Gesetzentwurfs gegen den Verrat militärischer Ge
heimnisse beantragen Schneider (n.-l.) und Genossen, nicht nur die Verbreitung von Schriften und Zeichnungen, sondern auch derjenigen Nachrichten, deren Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist, unter Strafe zu stellen, v. Bar (d.-fr.): Die jetzige Fassung des Gesetzes enthalte, wenn auch erheblich gegen die ursprüngliche abgeschwächt, doch noch Bedenken ernster Natur. Dem Vaterlande würde mit der Annahme des Gesetzes kein Gefallen geschehen. Schneider weist auf einige zu eng gefaßte Bestimmungen des Strafgesetzbuchs hin. Gröber (Zeutr.) bekämpft lebhaft den Gedanken, bloße Nachrichten so streng bestrafen zu wollen. Damit wird die allgemeine Debatte geschlossen. Bei 8 1 ersucht der Krtegsminister v. Kaltenborn, den Antrag Schneider anzunehmen. Wenn Nachrichten straflos blieben, werden eine Menge von Handlungen des Landesverrats straflos bleiben, unter anderen Mittellungen über geplante Aufstellung von Grenzschutzab- teilungen, Sammelpunkte der verschiedenen Armeekorps, Aufmarschstraße rc. Alles dies könne ohne Schriftstücke und Zeichnungen dem Gegner mitgetellt und damit strafbar werden.
Württemüergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 26. April. (29. Sitzung.) Vor Eintritt in die Tagesordnung machte Präsident v. Hohl die Mitteilung, daß von 20 Mitgliedern des hohen Hauses beantragt ist, dar Gesetzentwurf, betreffend die Enthebung dienstunfähig gewordener Körperschaftsbeamten vom Amte, in erster Lesung, also vor Ueber- wetsung an eine Kommission, im Hause zu beraten. Der Gegenstand soll nun auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen gesetzt werden. Wetter machte der Präsident noch bekannt, daß sich am SamStag und Montag das K. Staatsministertum mit dem noch einzubringenden Gesetzentwurf, betreffend die Pensionierung von Körperschaftsbcamten, beschäftigen wird. Man setzte hierauf die Beratung des
Etats des Ministeriums des Innern fort. Bei Kap. 38, Zentralstelle für Handel «nd Gewerbe, gab Stälin seiner Genugthuung Ausdruck über die schöne Harmonie, die bei uns zwischen Gewerbe und Landwirtschaft herrsche, sowie darüber, daß die Negierung stets bereit sei, ihre Hand für gewerbliche Zwecke zu öffnen. Mit groben Hoffnungen blicken die gewerblichen Kreise auf den Zeitpunkt der Eröffnung deS Landesgewerbemuseums. Weiter sprach Stälin für die beabsichtigte Reorganisation und Erweiterung des Gewerbeblatts der Regierung seine Anerkennung aus. Haffner bat um Beiträge für die Gewerbevereine, worauf Minister v. Schmid erwiderte, daß eine Voraussetzung hiezu eine straffere Organisation der Gewerbevereine bilden müßte. Referent Sachs beantragte Annahme der Exigenz von 20 000 M. für die Reise von Beamten der Zentralstelle nach Chicago, von 10000 M. für Ankauf von Musterstücken und 10000 M. für Reiseunterstützung von Gewerbetreibenden. Minister v. Schmid empfahl diesen Antrag, darauf hinweisend, daß Baden für den elfteren Zweck allein 30000 M. bewilligt habe. Die Exigenz wurde angenommen, ebenso die Exigenz von 18 000 Mark für Entsendung von vier Lehrern der Technischen Hochschule (Maschineningenieur, Elektrotechniker, Bauingenieur und Chemiker).
LavdeSuachrichteu.
-r. Alten steig, 28. April. Der Lehrlingsprüfung wird diesmal ein erhöhtes Interesse entgegengebracht, insofern als sich 19 Lehrlinge, welche dieses Frühjahr ihre Lehrzeit schließen, zur Prüfung angemeldet haben. Es ist dies eine recht respektable Zahl. Die Prüfung wird nächsten Freitag staitfinden.
-st Böstngen,26.Aprll. UnserJahrhundert Hai das Wasser der Erde zu ungeahnten Höhen geführt. Die Erkenntnis der ungeheuren Bedeutung dieser Gottesgabe steigert sich, wie es auch mit andern Gütern zu gehen pflegt, mit dem Mangel an derselben. — Mit Freuden begrüßte deshalb
Der zweite Wann.
(Nachdruck verboten.)
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
»Hat Varnäy gesagt, daß er sogleich kommen werde?" fragte Elisabeth.
„Jawohl, er wollte vorher nur noch Toilette machen."
„Dann muß auch ich an meine Toilette denken," sagte die junge F au, indem sie sich erhob; „ich bin entschlossen, ihn zu empfangen, und ich bitte euch, unsere Unterredung nicht zu stören."
6 .
In ihrem luxuriös ausgestatteten Salon empfing die junge Frau, m eleganter Toilette den einstigen Geliebten.
Gustav Varnay mußte sich gestehen, daß sie ihm nie zuvor in solcher strahlenden Schönheit erschienen war; aber diese Schönheit machte auf ihn keinen Eindruck mehr, kostete es ihn doch Ueberwindung genug, seinen Groll zurückzudrängen und ihr mit scheinbar herzlicher Freundlichkeit rntgegenzukommen.
„Darf ich Sie als Feind oder als Freund empfangen?" fragte
sie. indes jenes reizende Lächeln, das ihn so oft bezaubert hatte, ihre
Lippen umspielte.
„Unbedingt als Freund," erwiderte er, indem er ihre Hand an feine Lippen zog. Die Verhältnisse haben mich gezwungen, eine Erholungsreise anzutreten; ich wollte Luzern nicht passieren, ohne Ihnen meine Aufwartung zu machen."
Er führte sie zum Divan und nahm dann in einem Sessel vor
ihr Platz und kein Zug in seinem Antlitz verriet dabei sein wahres
Denken.
„Ich konnte das nach dem Briefe, welchen ich vor einiger Zeit von Ihnen erhielt, nicht erwarten," sagte sie in halb scherzendem, halb vorwurfsvollem Tone, „Sie werden entschuldigen, daß ich nicht geantwortet habe — die betreffende Angelegenheit hat mir Aerger genug bereitet. Ich weiß heute noch nicht, wie damals die Dinge lagen und ob Sie wirklich zu der Anklage gegen meinen verstorbenen Gatten berechtigt waren; aber tief gekränkt hat es mich doch, diese Anklage aus Ihrem Munde vernehmen zu müssen," fuhr Elisabeth nach kurzer Pause fort.
„Meine Pflicht als Anwalt mußte ich erfüllen," erwiderte Varnay ruhig; „mich kränkte es auch, daß Sie in dieser Pflicht gehässige Absichten sehen wollten. Offen gestanden, ist auch mir die Sachlage nicht recht klar geworden und ich fürchte, daß wohl niemals volle Klarheit hineinkommen wird."
„Ich für meine Person kann nichts dazu beitragen," sagte Elisabeth, leicht das Haupt wiegend; „ich stehe da selbst vor einem Rätsel, wenn das Dokument, auf welches sich die Anklage stützt, wirklich echt ist. Aber ich erinnere mich dunkel, vor einiger Zeit eine Verlobungsanzeige gelesen zu haben — ist Fräulein Hagen wirklich Ihre Braut?"
Er nickte schweigend.
„Dann gratuliere ich von Herzen —"
„Lassen wir das!" sagte er rauh mit einer abwehrenden Handbewegung ; „auch die herzlichsten Glückwünsche können den Unstern nicht bannen, der über mir zu walten scheint."
In den dunklen Augen Elisabeths blitzte es kaum merkbar auf. Er hatte das in einem so schwermütigen Tone gesagt, daß sie die Aufrichtigkeit seiner Behauptung nicht bezweifeln konnte.
„Sie sind nicht glücklich?" fragte sie teilnehmend.
„Ich bin zum zweiten Male betrogen worden," antwortete er.