Wolle beschließen, eine Kommission einzusetzen, die zu untersuchen hat, ob und wieweit der Inhalt der von Ahlwardt übergebenen Akten, die von dem genannten Abgeordneten in den beiden letzten Sitzungen vor den Ferien gegen frühere und jetzige Mitglieder des Reichstags und des Bundesrats erhobenen Anschuldigungen zurechtfertigen geeignet ist. Dieser Antrag wird vom Präsidenten für zulässig erachtet, wenn Ahlwardt gleichzeitig die sogenannten Akten übergiebt.
* Das genaue Resultat der Zeichnung auf die am 11. d. M. aufgelegten 160 Millionen Mark Zprozenttger Reichsanleihe und 140Mill. Mark Zprozentiger preußischer Konsols ist folgendes: Auf die Reichsanleihe wurden 671 Mill. Mark, auf preußische Konsols 533 Millionen Mark gezeichnet.
* Die Vosstsche Zeitung schreibt: Wie verlautet, ist man im Reichsamte des Innern und im preußischen Handelsministerium seit einigen Monaten mit Neuregelung des Lehrlings- wesens beschäftigt. Es handelt sich besonders um die Frage, wer Lehrlinge halten dürfe, um die Länge der Lehrzeit, die Entziehung der Befugnis, Lehrlinge zu halten, und die Verhältnisziffer zwischen Lehrlingen und Gesellen.
* Zweibrücken, 15. April. Bei einem Ausbruchsversuch erschlug ein Gefangener den Aufseher Wehrfrttz.
Ausländisches.
* Aus Prag wird der N. Fr. Pr. berichtet: Heute um 1 Uhr nachmittags wurde die Besitzerin des „Cafe Central", Frau Katharina Anger, eine 51 Jahre alte Witwe, ermordet. Die That verübte der 37 Jahre alte Weinagent Sandor Subotic, der gegen die Frau Anger einen Revolverschuß abfeuerte und sich dann selbst entleibte. Als Ursache der Blutthat wird angegeben, daß Frau Anger den Liebeswerbungen des Mörders nicht habe stattgeben wollen. Subotic hinterließ einen Brief, worin er sich über mehrere Personen beklagt, weil dieselben der Frau Anger von einer Heirat mit ihm «brieten. „Ich habe", schreibt Subotic, „Frau Anger trotz des Unterschiedes der Jahre heiß geliebt. Diejenigen,
> die meinen Werbungen Hindernisse in den Weg legten, sind schuld daran, daß die Geschichte so unglücklich endet."
* Triest, 14. April. Zwei der infolge der unglaublichen Brutalität des Bootsmannes Stainke mit Brandwunden durch siedendes Wasser übersäeten Arbeiter sind unter entsetzlichen Qualen gestorben. Dieselben hinterlaffen ihre Familien im tiefsten Elende. Auch zwei weitere Opfer schweben in Lebensgefahr. Die Anteilnahme der Bevölkerung ist außerordentlich.
* Zürich, 15. April. Der Gesetzentwurf, betreffend die Sonntagsruhe wurde im Basler Großen Rat bei der zweiten Beratung mit großer Mehrheit angenommen.
* Die erste Briefmarke Europas hatte der Kanton Zürich; im Mai 1843 wurde dort für den Briefpostverkehr in der Stadt eine Marke
zu 4 Rappen, für den Kanton zu 6 Rappen eingeführt. Im Oktober 1843 führte auch Genf Briefmarken ein.
* Paris, 15. April. Die Polizei verhaftete gestern einen gewissen Duprat und dessen Geliebte Desnasle, welche unter dem Verdachte stehen, die Urheber der Explosion am 8. Nov. des vorigen Jahres im Polizeikommiffariat der Rue des Bons Enfants zu sein.
* In Casteln au im Süden von Frankreich, bet Albi, wurde von einem gewissen Vey- rios ein Vatermord scheußlichster Art begangen. Er versuchte zuerst den Unglücklichen Hungers sterben zu lassen, indem er ihn in ein leeres Faß einsperrte; als der Vater ihm zu lange lebte, erwürgte er ihn. Der Pfarrer Calvet von Brugnac zeigte die Sache an. Früher vor 9 Jahren, kam Vey rios, der Sohn, der augeklagt war, ein Mädchen ermordet zu haben, nur dadurch los, daß sein Vater ihm ein Alibi bezeugte und behauptete, der Sohn sei bei ihm in der ganzen Nacht des Verbrechens zu Hause gewesen.
* Brüssel, 18. April. Die Etoile belge erklärt, das Land sei regierungslos, die Kammern unfähig, einen Entschluß zu fassen und fast unzurechnungsfähig. Das Blatt beschwört im Namen der liberalen Bourgeoisie den König, der Angesichts der Schwierigkeit der Lage die einzige Hoffnung bleibe, sich als König zu zeigen und zu handeln.
* Brüssel, 18. April. Die Regierung berief die Jahrgänge 1889/90 der Miliz sofort zu ihren Regimentern. Die Garnison erhält heute die Ordnung aufrecht, die seit dem frühen Morgen marschbereit ist. General Oultremont übernahm den Oberbefehl über sämtliche Garden. Die Karabiniers wurden aus dem Beverlolager herangezogen.
* Petersburg, 17. April. Das „Petersburger Journal" erklärt, es sei ein Akt der Kraft und Weisheit gewesen, womit König Alexander den mißlichen und gefährlichen Zustand Serbiens beendet habe. Die Ruhe, mit welcher die Umwälzung sich vollzogen, beweise, daß dieselbe den Wünschen der Nation und den Interessen des Landes entspreche. Ja Rußland verfolge man mit viel zu großer Sympathie die freie Entwicklung Serbiens, um nicht aufrichtig zu wünschen, daß dieses Ereignis unter dem Schutz des Königs zur Beruhigung und Unabhängigkeit Serbiens diene.
* Athen, 17. April. Heute vormittag zerstörte ein Erdbeben die meisten Häuser der Stadt Zante. Zwanzig Menschen wurden getötet, zahlreiche verwundet.
* Belgrad, 17. April. Gestern vormittag fand ein feierliches Tedeum statt, dem der König und die Minister beiwohnten. Nach dem Gottesdienst war großer Empfang im Palais. Garaschanin wurde nachmittags zur Speztalau- dienz befohlen, wo der König ihm für seine bisherige korrekte Haltung dankte. Die Exce- genlen Ristitsch u.Belimarkowitsch sind pensioniert.
* Belgrad, 17. April. Die enthobenen
Haus- und Landwirtschaftliches.
* Was wendet man gegen die Maulund Klauenseuche an? Ein Tierarzt schreibt darüber folgendes: Ich lasse die erkrankten Tiere womöglich im Stall behalten, den Stall ziemlich kühl halten, doch so, daß jede Zugluft möglichst vermieden wird, und den Tieren trockene und reinliche Streu geben. Hinsichtlich der Ernährung bedürfen gölte Tiere weniger Aufmerksamkeit, wenn diese auch einige Tage wenig oder gar nichts fressen, so erholen sie sich doch schnell, dagegen sind hochtragende Kühe oder solche, welche geboren haben und viel Milch geben, besonders sorgfältig zu ernähren. Man gebe ihnen dasjenige, was ste am gerasten fressen, das feinste Heu oder Oehmd, Runkeln, auch Milch ist ein sehr passendes Futter, ebenso Mehltränken. Jedenfalls reiche man ihnen öfters Trinkwaffer. Gegen das Fieber wende ich Aconit Tinktur, und zwar bet einem Großvieh 8—15 Tropfen in Via Liter Wasser, bei kleineren Tieren entsprechend weniger an. Je nach der Heftigkeit des Fiebers Abe ich diese Arznei per Tag 4—8mal, bet Nacht lasse ich die Tiere in Ruhe. Bet recht starkem Fieber, verbunden mit starkem Zittern, ist die Aconitgabe alle Stunden zu reichen, bis das Fieber nachläßt. Auch ist es gut, den Rucken und das Kreuz mit kaltem Wasser, dem rtwas Salz und Essig zugesetzt ist, alle Stunden
zu waschen und dann mit einer Decke zuzudecken. Ist der Ftebersturm gewichen und Freßlust wieder vorhanden, so gebe ich zur Nachkur Lviäum llltrioum 1. Verdünnung täglich zweimal je 10—20 Tropfen in V«, Liter Wasser. Wenn die Tiere liegen, lasse ich die Krone, die Klauenspalte und die Ballen täglich einmal mit einem in Baum- und Mohnöl getränkten Tüchlein einreiben, um die Entzündungen zu mäßigen. Nach 5—8 Tagen, wenn die Klauenspalten eine stinkende Flüssigkeit und später Eiter ausschetden, lasse ich sie mit einem schwachen Schafgarbenoder Heublumenabsud, dem etwas Salz und Essig beigemischt ist, auswaschen. Bei großen Schmerzen in den Füßen ist es dienlich, den unteren Teil der Füße (Köte und Fessel und Krone) täglich mehrmals mit diesem Absud kalt zu waschen.
* Beim Kalben soll man der Kuh erst dann helfen, wenn es notwendig ist. EswerdenoftsolcheGewaltmaßregelnangewendet, daß es wirklich ein wahres Wunder ist, daß Kalb und Mutter nicht verletzt werden. Es gtebt Fälle, wo man helfen muß, aber auch nur dann soll man eingretfen. Jeder soll ungefähr die Zeit wissen, wenn seine Kühe kalbeln und es ist daher allgemein in geordneten Bauernwirtschaften Gesträuch, den Tag des Rinderns der Kuh etnzu- tragen, so daß mau sich ausrechnen kann, wann
Minister sollen wegen in dm StaaMaff« fehlender 2 Millionen, die Regenten wegen Ver- fafsungsverletzung angeklagt werden.
Handel «nd Berlehr.
"Stuttgart, 17. April. (Landesprodukten- Börse). Die schwach beschickten süddeutsche« Märkte melden schlanken Absatz bei etwas besseren Preisen. Die Börse ist gut besucht. Umsatz schwach. Wir notiere« per 100 Kilogr.: Weizen, bahr. Mk. 17.30 bis 17.80, rumäm Mk. 17.90, I-a klata Mk. 17.60, ruff. fax. Mk. 17.15 bis 17.60, Kernen Mk. 17.20. btS
17.50, Dinkel Mk. 12.40, Gerste, Tauber Mk. 18.25, ungar. Mk. 17.80 bis 18.75, Hafer Mk. 14.75 bis 15.35, Mais, Donau Mk. 12.20 bis 12.75. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk.
29.50, Mehl Nr. 0 : 28.50 bis 29, Nr. 1: Mk. 26.50 bis 27, Nr.2: Mk. 25.50 bis 26, Nr. 3: Mk. 23 bis 23.50, Nr. 4: Mk. 19. Kleie mit Sack Mk. 9 per 100 Kilo je nach Qual.
* (Höchste Zerstreutheit.) Professor: „Fräulein, Sie entschuldigen schon, daß ich mich gestern in meiner Zerstreutheit mit Ihnen verlobt habe!"
* (Schmeichelei.) „Nun, wie gefällt Ihnen meine neue Frisur, Herr Doktor?" „Reizend, Fräulein Melanie, Ste sehen um zwanzig Jahre jünger aus."
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unter regelmäßigen Verhältnissen die Kuh kalbeln soll. Merkmale am Tierkörpec, daß die Zeit der Gebart heranrückc, find: das Enter schwillt an und manchmal zeigen die Tiere, daß es ihnen Schmerz verursacht, wenn man dasselbeberührt; die Scham, Scheide, schwillt«« und Schleim sondert sich aus derselben ab, der zeitweise mit Blut vermischt ist. Das Kreuz und die Seiten desselben senken sich ein, die Gruben neben der Schwanz- Wurzel vertiefen sich stark. — Der Kuh wird ein guter Platz im Stalle angewiesen und für reine Streu gesorgt. Beginnen die Wehen, ss thnt man wohl daran, die Kuh zu beobachten, aber nicht zu stören und bei regelmäßiger Laze der Frucht ist in den weitaus meisten Fällen in 3 bis 4 Stunden nach dem Beginn der Gebnrtswehen die Geburt vorüber. Es kommen aber nicht selten Fälle vor, wo die Geburt ein bis zwei Tage dauert, wo man die Lage des Kalbes tm Knh- körper ändern muß.
* Ein einfaches Mittel, den Maulwurf zu vertreiben, das ihn aber nicht das Leben kostet und wodurch der Zveck vollkommen erreicht wird, ist das in jeder Apotheke käufliche Fcanzosenöl. Man begießt Tach- oder Lein- wandlappen oder auch Papier mit diesem Oeleund steckt es in die Manlwnrfslöcher; der Gestank vertreibt die Bewohner dieser Gänze m einem gewisse« Zeitraum, so daß ste nicht mehr zarückkehreL