in Verwesung übergegangene Leiche eines diesen Winter erfrorenen Handwerksburschen gefunden. Eine Diebesbande leerte in Vaihingen a. E. den Aushängkasten eines Messerschmieds vollständig und stattete dem Keller einer Wirts- witwe einen Besuch ab, woselbst die Diebe Wein teils stahlen, teils ungenießbar machten. Polizeidiener Gutbub inWildbad geriet unter das Fuhrwerk eines von ihm wegen Not­beleuchtung desselben angehaltenen Fuhrmanns und erlitt schwere innere Verletzungen. Der Fuhrmann ist in Haft.

* Sigmaringen, 18. April. Im fürst­lichen Restdenzschloffe ist Feuer ausgebrochen, die berühmten Kunstsammlungen schweben in großer Gefahr.

* Sigmaringen, 18. April. Die Gefahr ist vorüber. Der Schaden ist weniger groß als befürch­tet. Der ganze Fürstenbau ist ausgebrannt. Der Kunstbau ist unbeschädigt. Kein Menschenverlust.

* Karlsruhe, 18. April. Am nächsten Sonntag soll in Heidelberg eine große konser­vative agrarische Versammlung stattfinden.

* Donaueschingen, 17. April. Es verlautet, daß die Gr. Domänenverwaltung in Dürrhetm bet der diesjährigen Felderverpachtung auch Feld verkauft. Gegenwärtig werden größere Grundstücke in kleinere Stücke vermessen, wo­durch es eher möglich ist, daß kleinere Land­wirte solche erwerben können.

* Rothenburg o. T., 15. April. Das historische FestspielDer Meistertrunk" wird wie im vorigen Jahre mit darauffolgendem Festzug und Feldlager nur einmal und zwar am Pfingstmontag den 22. Mai zur Aufführung kommen.

* Augsburg, 17. April. Der Markt­flecken Wertach bei Sonthofen im Allgäu ist gestern abend niedergebrannt. 110 Anwesen und die Kirche sind zerstört. Von 1300 Ein wohnern sind 700 obdachlos.

* Dresden, 15. April. Die internationale Sanitätskonferenz erreichte heute mit der Unter­zeichnung der Konvention, der sich zunächst Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Belgien, Frank­reich, Italien, Luxemburg, Montenegro, die Niederlande, Rußland und die Schweiz an­schloffen, ihr Ende. Die Vertreter der übrigen Staaten nahmen die Konvention all rskörsnäum. Die Ratifikation erfolgt innerhalb 6 Moniten in Berlin. Die Konvention zerfällt in zwei Haupt­abschnitte. Der erste enthält internationale Abwehrmaßregeln gegen die Cholera in Bezug auf den Reise- und Warenverkehr, sowie Maß­regeln, wodurch in Zukunft allen unnützen Er­schwerungen des Verkehrs und Handels vorge- beugt werden soll. Der zweite Abschnitt be­trifft die Behandlung des Gesundheitswesens an der Donaumündung.

* Das Bezirkskommando in Erfurt machte am Sonntag den Versuch, die Ueberbringung der Gestellungsbefehle im Landkreise Erfurt durch Radfahrer bewirken zu lassen. Wie man

derS.-Ztg." von zuständiger Seite mitteilt, ist der Versuch günstig ausgefallen. Es hatte« sich dem Bezirkskommando elf ältere Radfahrer freiwillig zur Verfügung gestellt. Sie em­pfingen die Gestellungs-Befehle in Blechbüchsen, die an den Rädern befestigt wurden, und be­fuhren in raschestem Tempo die 43 Ortschaften des Kreises. Die entferntesten Dörfer wie Mühlberg. Wandersleben und Röhrensee wurde« in 1 Stunde 30 Minuten erreicht. Die je­weiligen Ortsschulzen stellten den schnellen Bote« Empfangsbescheinigungen aus und mobilisiertes dann alle diejenigen Mannschaften, die über­haupt an den Frühjahrskontrollen teilzunehmen haben. Binnen kaum 20 Minuten standen die Leute sämtlich auf dem Platze.

* Berlin, 15. April. Der Bericht des Reichstagsabgeordneten Gröber (Zentrum) für die Militärkommission ist fertiggestellt. Die Kommission tritt voraussichtlich Montag zu­sammen, um den Wortlaut des Berichtes zu beraten, welcher im Laufe der Woche endgtlttg festgestellt werden dürfte.

* Berlin, 15. April. Die Nationalliberale Korrespondenz fragt, wo denn das Bismarck- Denkmal bleibe. Es sei endlich an der Zeit, daß das Komite sich äußere. Sollte in der Reichshauptstadt kein Platz für das Denkmal sein, so gäbe es genug andere Städte, wo das Monument willkommen geheißen werde.

* Berlin, 16 . April. Am Freitag war der Abge­ordnete Ahlwardt wirklich entschlossen, das Geheimnis der Akten" zu enthüllen. Geraume Zeit vor Beginn der Sitzung gewahrte man Herrn Ahlwardt ink Saale, tief­sinnig grübelnd, vor sich ein starkes Bündel Papiere, zu seinen Füßen ein dickes Packet und eine Reisetasche. Ei« fast imponierendes Bild. Als der Präsident erschien, be­gab sich Ahlwardt zu ihm und überreichte einen eng be­schriebenen Foliobogen. Herr v. Levetzow überflog das Schriftstück, schüttelte mehrmals das Haupt und setzte darauf Herrn Ahlwardt eingehend etwas auseinander, das diesem indessen durchaus nicht einleuchten wollte. Unmut in den Mienen ging nunmehr Ahlwardt zum Abgeordneten Bebel, der überrascht aufsah. Auch Bebel las das Manuskript; dann eilte er mit dem Abgeordnete« Singer in das Foyer, den Fall zu besprechen. Inzwischen hatte der Präsident das Wort zur Tagesordnung erteilt. Richter blickte spöttisch zu dem unruhig im L-aale wan­delnden Ahlwardt hin und lachte aus Leibeskräften. Alles lachte mit: die Abgeordneten, das Präsidium, die Tri­bünenbesucher, die Saaldiener; selbst die anwesenden Mi­nister und Regierungskommissarien, die sonst so würde­vollen Ernst bewahren, stimmten ein. Auf dem Zettel Ahlwardrs aber stand zu lesen: der Herr Staatssekretär v. Maltzahn, der Kriegsminister und der Seniorenkonvent des Reichstags hätten seine, Ahlwardts, Behauptungen als unrichtig bezeichnet. Der Augenblick sei gekommen, die Wahrheit der Behauptungen zu erweisen! Diese vielver­sprechende Ankündigung! entworfen in dem Stile einer Feldherrnansprache vor der Schlacht, blieb dem Reichstage vorenthalten. Im Foyer erzielte die geharnischte Erklärung einen herzhaften Heiterkeitserfolg. Es sei einmal etwas anderes, sagte man, dankbar für das Bergaüge». Nir­gends eine Spur von Haß oder Erbitterung. Nein, nur die angeregte Stimmung, wie sie in den Zwischenakte« eines lustigen Schwankes herrscht. Die Zuschauer habe« sich trefflich amüsiert und warten auf die nächste komische Pointe.

* Berlin, 17. April. Ahlwardt hat rum mit Unterstützung der Sozialdemokraten folgen­den neuen Antrag eingebracht: Der Reichstag

Blätter über ein Eisenbahnrencontre des Grafen mit einem Schaffner.

* Waldsee, 16. April. (Naturerscheinung.) Gestern vormittag zwischen 10 und 11 Uhr konnte hier bei vollständig wolkenlosem Himmel eine ganz eigenartige Naturerscheinung beob­achtet werden. Um die Sonne herum waren 4 Regenbogen sichtbar, welche 4 ineinander laufende Kreise bildeten. Hievon zeigten zwei die gewöhnlichen Farben, während die zwei anderen sich wolkenartig weiß darstellten. Die Erscheinung war über eine halbe Stunde sichtbar.

* Vom Lande, 17. April. Ein für Inserenten wichtiges Urteil fällte vor kurzem daS Reichsgericht, indem es entschied, daß für Anzeigen, die infolge unleserlich und undeutlich geschriebenen Manuskripts fehlerhaft in die Zeitungen kommen, von den Zeitungs-Eigen­tümern kein Ersatz geleistet zu werden braucht. Das Reichsgericht wurde hiebei von der Ansicht geleitet, daß Anzeigen, die man einer Zeitung zusendet, deutlich geschrieben sein müssen.

* (Verschiedenes.) In Heilbronn geriet eine Kärchersfrau mit der Frau eines Mithausbewohners in Streit, wobei sie dem abwehrenden Ehemann der Letzteren die Kohlen­schaufel so auf die Nase schlug, daß er eine klaffende Wunde davontrug. In der Ftscher- gaffe in Heilbronn wurde ein 8jähriger Knabe erwischt, der im Begriff war aus dem Auslagefenster eines Verkäufers eine silberne Taschenuhr zu entwenden. In Hardt bei Schramberg hat sich vor einigen Tagen ein Maurer aus Wehingen erhängt. In Ulm wurde aus der Magdkammer eines Gasthauses eine silberne Damenuhr, 2 Portemonnaies mit 8 Mk. und I Mk. 50 Pf. Inhalt gestohlen. Zwischen Sigmaringen und Jungnau wurde der Leichnam eines Beamten der Spar- und Leih­kaffe von Gammertingen aus dem Wasser gezogen. Auf welche Weise der noch junge Mann in das Wasser geriet, ist nicht festgestellt. In Rüsselhausen wollte ein lOjähriger Knabe des Kronenwirts Sch. seinen an der Wand hängenden Hut holen, stürzte dabei rück­lings vom Stuhl herab und schlug seinen Kopf so stark an den Ofenstein, daß er nach dreitägigem Schmerzenslager starb. Bei der Militärmusterung in Nürnberg hat sich ein 20- jähriger Mensch namens Koch auS der Nähe vonLudwtgsburg gebürtig, gestellt, welcher eine Größe von nicht weniger als 2,07 Meter hat. Er besitzt eine Schrittweite von 1,13 Meter und sein Stiefel weist eine Länge von 30 om auf. Kürzlich fand in Kemmeten, OA. Oehringen, eine große Schlägerei zwischen jungen Burschen statt. Einer davon aus der Mühle von Neufels brauchte das Messer und wurde dann von mehreren Burschen derart ge­prügelt, daß er bewußtlos liegen blieb. Am andern Morgen wurde er in diesem Zustande aufgefunden und soll kurz darauf gestorben sein. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. Auf dem Kniebis (Freudenstadt) wurde die stark

Ich kann's nicht glauben, Herr Doktor," sagte Hallstädt kopf­schüttelnd,die Falle ist gar zu plump, man muß sie ja augenblicklich erkennen. Aber wenn wir den Sonnenuntergang nicht versäumen wollen, so werden wir nun wohl aufbrechen müssen, später läßt sich dann noch weiter über die Sache reden."

Der immer und aller Orten, in der Ebene wie auf dem Gebirge das Auge entzückende Sonnenuntergang war heute auf dem Rigi be­sonders prachtvoll.

Versunken in den wundervollen Anblick stand Gustav, von der übrigen Gesellschaft getrennt, am Gebäude, als plötzlich eine Hand sich leicht auf seinen Arm legte.

Die sanfte Berührung weckte ihn aus seinem Sinnen. Aufschauend blickte er in die blauen Augen Theodores.

Ist es wahr, daß Paula jenen Verleumdungen Gehör gegeben hat?" fragte sie leise.Ich kann das nicht fassen, muß sie doch fürchten, daß sie dadurch ihr eigenes Glück zertrümmert."

Hoffen wir, daß es nicht so weit kommen wird," erwiderte er, mit ernster Miene das Haupt wiegend.Aber muß ich nicht annehmen, daß es Mißtrauen war, was sie bewog, mich von dieser Reise zurück­zuhalten? Und wird sie mir nun nicht zürnen, weil ich ihren Wunsch nicht erfüllen wollte?"

Ich begreife auch das nicht liegt es doch in ihrem eigenen Interesse, daß die Betrüger entlarvt werden."

Sie hat aus die verlorene Summe längst verzichtet."

Wenn auch der Bettug selbst muß bestraft werden, ich würde auf gerechte Vergeltung in solchem Falle nie verzichten können. Wie ist es aber möglich, zu glauben, daß Sie für jene Frau noch einen Rest von Liebe und Ächtung empfinden können.

Ein bitteres Lächeln glitt über seine Lippen.

Sie begreifen das nicht, mein Fräulein," sagte er,Sie wissen nicht, welcher Thorheiten die Eifersucht fähig ist. Einer thörichten Laune wegen konnte und wollte ich nicht auf diese Reise verzichten, aber ich hoffe, das Resultat derselben wird alle Zweifel heben."

Und wenn Sie kein Resultar erzielen?"

Das wäre freilich bös, aber Paula wird ja verständig sein, und an Ihnen hoffe ich auch eine Freundin zu gewinnen."

Darauf dürfen Sie vertrauen," nickte Theodore.Aus dem Briefe, den Sie mir überbrachten, erkannte ich, daß auf das Glück Paulas ein dunkler Schatten gefallen war; sie blickt besorgt in die Zukunft, sie fürchtet, daß der schöne Traum in Nebel zerrinnen könne ich verstehe das alles nicht, mich mußte dieser Wankelmut überraschen. Nun frei­lich geben Sie mir einen Schlüssel zu dem Rätsel, aber lösen kann ich es noch immer nicht."

Arm in Arm schritten die beiden langsam zum Hotel hinunter.

Es wird wohl nur eine Laune gewesen sein," sagte er,ernstes, ruhiges Nachdenken wird meine Braut erkennen lassen, daß ich dieser Laune nicht nachgeben durfte. Noch in der letzten Stunde wollte sie mir beweisen, daß diese Reise im Grunde genommen eine Thorheit sei, die uns allen nur Aerger und Aufregungen bringen würde."

Die Aufregungen werden sich freilich nicht vermeiden lassen, aber was thut's, wenn nur der Erfolg das Werk krönt! Was halten Sie von meinem Projekte? Grüner wird vielleicht schon heute überzeugt sein, daß er mein Herz im Sturm erobert habe"

Es ist ein gefährliches Projekt," unterbrach er sie;ohne es zu wissen oder zu ahnen, können Sie sich verleiten lassen, diesem Manne, wenn auch nur scheinbar, Rechte einzuräumen, von denen er dann ganz sicher Gebrauch machen wird."

(Fortsetzung folgt).