Aärtigen habe nunmehr dem deutschen Bot­schafter mitgeteilt, nach der angestellten Unter­suchung hätten die beteiligten französischen Be­hörden einen bedauerlichen Mißgriff begangen. Nachdem der Verdacht der Spionage sich als unbegründet erwiesen habe, sei die Ausweisung nicht gerechtfertigt und das Aushalten der Briefe des verhafteten Roßarztes durchaus nicht unge­hörig gewesen. Der Minister habe dem Bot­schafter zugesagt, der Wiederkehr solcher Vorgänge vorzubeugen, und er habe den Botschafter er­mächtigt, Herrn Kurtz wissen zu lassen, daß ihm die ungehinderte Rückkehr nach Frankreich freistehe. Das Auswärtige Amt habe Herrn Kurtz hiervon verständigt.

* Aus Otterndorf, 6. April, wird dem Hamb. Kur." geschrieben: Die Seehunde mehren sich an der Mündung der Elbe in ganz außerordentlicher Weise. Unter den Fischen richten sie großen Schaden an. Der Finkenwärder Fischer Wortmann brachte kürz­lich 18 dieser Tiere, von denen einige 200 Pfund wogen, nach Hamburg. Die von her Regierung festgesetzte Fangprämie beträgt 5M. für jeden Seehund, außerdem kann der Fang veräußert werden. Die meisten in der Elbe gefangenen Seehunde werden von Hagenbeck in Hamburg angekauft.

* Breslau, 8. April. Die Strafkammer verurteilte heute den Bandwurmhetlkünstler Richard Mohrmann wegen Betrug zu acht Monaten Gefängnis.

Ausländisches.

* Wien, 8. April. Das Fremdenblatt meldet aus Konstantinopel: Von 300 russischen Pilgern nach Palästina, die zu Fuß von Nazareth nach Jerusalem wollten, seien infolge plötzlich eingetretenen Frostes 16 gänzlich erfroren, 9 hätten Arme und Beine etngebüßt, 200 seien halberstarrt in Ramley angekommen. Türkische Militärpatrouillen suchen nach dem Rest der Pilger, man fürchtet, daß sie gleichfalls er­froren seien.

"Zürich, 10. April. Nach zweijährigen Fahndungen ist es der Kriminalpolizei gelungen, den gewesenen Direktor der Lombard- und Diskonto-Bank Zürich Ludwig Durrich in Hamburg zu verhaften. (Durrich stand an der Spitze einer internationalen Schwindlerbande, welche es mit großem Geschick verstanden hatte, gestohlene und gefälschte Wertpapiere zu ver­werten. Er hatte ursprünglich eine Firma Appli u. Durrich und gründete dann die be­rüchtigte Lombard- und Diskonto Bank.)

"Brüssel, 10. April. Der Arbeiter Sichert wurde wegen grober Beleidigung des Königs angesichts der Truppen während der gestrigen Parade verhaftet.

* Madrid, 11. April. Vier Individuen, welche 44 Kisten Dynamit gestohlen haben, wurden verhaftet.

* Bombay, 10. April. Das Bureau Reuter meldet aus Lahore: Der Zivil- und

Militärgazette zufolge sei der Zusammenstoß zwischen Russen und Afghanen unmittelbar zu fürchten.

Handel «nd Berkehr.

* St»ttgart, 10. April. (Landesprodukten- Börse). Die süddeutschen Märkte melden gute Kauflust, bet nicht viel veränderten Preisen. Börse gut besucht. Umsatz 10 000 Zentner. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayr. Mk. 17.30 bis 18, rumän. Mk. 17.25, 1^ xiata Mk. 17.80, Kernen Mk. 17.50, bis 17.75, Dinkel Mk. 12.40, Gerste, mährisch Mk. 19, ungar. Mk. 18.25, Hafer, la. Mk. 15.10 bis 15.30, gewöhnl. 14.25 bis 14.50, Mais, Donau Mk. 12.50 bis 12.75. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung Suppengries: Mk. 29.50, Mehl Nr. 0: 28.50 bis 29, Nr. 1: Mk. 26.50 bis 27, Nr. 2: Mk. 25.50 bis 26, Nr. 3: Mk. 23 bis 23.50, Nr. 4: Mk. 19 bis 19.50. Kleie mit Sack Mk. 9 per 100 Kilo je nach Qualität.

Gesundheitspflege.

* (Zur Krankenpflege.) Nie wecke man einen Kranken aus dem Schlafe, auch nicht zum Eingeben von Arzneien. Ist der Kranke aus dem ersten Schlafe aufgestört worden, so schläft er sobald nicht wieder ein. Niemals rede man ihn plötzlich an, auch lasse man ihn nie lange auf etwas warten; Lärm und Ge­räusch, das den Kranken aufregt oder sein Ge­hör anspannt, ist ihm besonders schädlich. Nichts erfreut denselben mehr, als ein frischer Blumen­strauß. Dies sollten sich Krankenbesucher mer­ken. Man zeige dem Kranken seine Ratlosigkeit und Unschlüsfigkeit, sonst nötigt man ihn, seine Gedanken anzustrengen. Es muß der Eindruck auf ihn gemacht werden, daß man weiß, was man will. In vielen Fällen kann man seine Hoffnung auf Genesung des Kranken mehr auf eine richtige Krankenpstege als auf die Apotheke setzen. Zur richtigen Krankenpflege gehört aber auch ein angeborener Takt und große Geschick­lichkeit, die sich nicht allein aus Büchern er­lernen läßt.

Ber misch tes.

* (Die Folgen eines angeblichen Lotterie­gewinnes.) Aus Barmen. 6. April wird berichtet: Ein hiesiges Blatt hatte vor einigen Wochen die Nachricht gebracht, daß die Dienstmagd eines hiesigen Schuhwaren­händlers in der Saalfelder Lotterie 30 000 M. gewonnen habe. Das Mädchen war seitdem Gegenstand vielfacher Umwerbungen. Kürzlich ist es auch einem hiesigen Pferde­bahnaufseher gelungen, das Herz der Vielbegehrten zu erobern. Die Verlobung wurde gefeiert, das Brautpaar mietete eine Wohnung, kaufte die Aussteuer und setzte die Hochzeit auf Mai fest. Jetzt stellte sich heraus, daß die Geschichte von dem Gewinn eine Erfindung war. Das Mädchen hatte seinem Bräutigam schon vor der Verlob­ung die Wahrheit gesagt; allein der Bräutigam glaubte ihm nicht, war vielmehr der Meinung, daß er auf die Probe gestellt werden sollte, und versicherte seiner Braut, es sei ihm ganz gleich, ob sie reich oder arm sei, er habe sie lediglich aus Liebe gewählt. Wie die Nachricht von dem Gewinne des Mädchens in die Oeffentlichkeit gekom­men ist, konnte noch nicht ermittelt werden.

* Etwas kostspielig gestaltete sich «a April­scherz, den ein in Berlin wohnender Herr A. sich geleistet hat. Schon snt ekligen Tagen hatte er seiner Gattin geheimnisvolle Anden­tungen über eine zu erwartende größere Geld­sendung gemacht, und die Gattin war schon im stillen mit sich zu Rate gegangen, in welcher Weise sie am besten einen Teil des Mammons für ihre eigenen Bedürfnisse verwenden könne. Für eine Badereise oder für eine neue Robe oder vielleicht für beides zusammen ? Aber vor­läufig mußte sie noch mit ihren Entschlüssen zurückhalten, da ihr Gatte über die Höhe der zu erwartenden außergewöhnlichen Geldsendungen ein geheimnisvolles Schweigen bewahrte. Da endlich es war gestern früh erscheint der Geldbriefträger mit schmunpändem Gefühl und der Mitteilung, daß er eine für Madame per­sönlich bestimmte Postanweisung habe. Mit zitternder Hand quittierte sie, ohne in her Auf­regung erst nach dem Betrage der Einzahlung zu sehen, und dann legte der Postbote lächelnd . . . fünf Pfennig auf den Tisch.Die Geld­sendung beträgt zehn Pfennig", sagte er.davon gehen 5 Pfennig Bestellgebühr ab, so daß . ." Behalten Sie den Rest, ich danke ... eia Scherz meines Mannes," ruft Frau V., die einer Ohnmacht nahe ist. Ihr Gatte findet sie bald darauf in einem sehr bedenklichen Zu­stande, sie hat einen ihrer Zufälle, der ste erst verläßt, nachdem er ihr nuter heiligen Schwüren . . . eine Badereise und drei neue Roben ver­sprochen hat. Er hat aber auch geschworen, niemals mehr emen Aprilscherz zu machen.

* (Die rettende Säule.) Bevorin Jena das neue Univerfitätsgebäude eingerichtet war, lasen die Professoren meistens in durch die Stadt zerstreuten Hörsälen. In dem Audi­torium eines theologischen Professors stand eine Säule. Als am Schluffe des Halbjahres die Studenten von dem Professor ihre Vorlesungs- zeugniffe holten, äußerte dieser gegen einen der Studierenden:Aber, mein lieber Herr, ich habe Ste nie in meinem Kolleg gesehen!" O, Herr Professor, ich habe immer hinter der Säule gesessen."Merkwürdig!" entgegnet« der Herr Professor,Sie find nun schon der Vierte, der immer hinter der Säule gesessen haben will."

* (Die Wahrheit über alles.) Krämer (zu einem Lehrling):Was thust Du denn da, Fritz?" Lehrling: .Ich schütte Sand in den Zucker." Krämer: ^Das darfst Da nicht. Wenn die Kunden Dich nun fragen, ob wir Sand in den Zucker thun? Du mußt den Zucker in den Sand schütten."

* (Ein vorsichtiger Mann.) Arzt:Wo fehlts?" Bauer:Zahnwehs Hab' i!" Arzt:Und deswegen lassen sie mich eine Stunde weit herbeiholen? Fehlt Ihnen denn sonst nichts?" Bimer:,Ja, schon aber was verlangen S' denn, wenn t Ihnen Alles sag' ?"

Verantwortlicher Stedakteur: LS. 'ottiker, -»rreii.trtg.

Haus- «nd Landwirtschaftliches.

* Aldingen, 7. April. Der Saatenstand ist hier gegenwärtig ein solch guter, daß er dem Landmunn seine viele Mühe zu vergelten ver­spricht. Beinahe nirgends steht man ent­gegen früheren Jahren ein leeres Plätzchen. Ueberhaupt ist die derzeitige Witterung geeignet, die Aussicht auf ein durchaus ertragreiches Jahr und dem Bauernstand einige Hoffnung auf Besserung in seinen vielfach bedrängten Verhältnissen zu bringen.

* (Wie behandelt man den Durch­sall?) Es kommt zunächst darauf an, die Ursachen abzustellen; dann umhülle man das Tier mit wollenen Decken, schütze es gegen Zugluft, gebe nur wenig und stets lauwarmes Getränk und entziehe das Grünfutter. Dies genügt meistens zur Heilung leichter Durchfälle. Genügt diese Behandlung nicht, so versuche man Reibungen des ganzen Körpers, nament­lich des Bauches, mit Branntwein oder Kampher- spiritus, und gebe Abkochungen von Hülsen­früchten (ohne Hülsen) und von braun geröstetem Malz als Futter Ist Erkältung Ursache, so sind auch Biersuppen, Kamillenthee mit Branntwein am Platze. Stopfende Arznei, mittel kommen erst zur Verwendung, wenn obiges Verfahren tsicht htnretcht. Bet größeren Haustieren ist die Eichenrinde, die Weidenrtnde

und das Eisenvitriol zu empfehlen. Diesen Mitteln pflegt man noch magenstärkende hinzu­zusetzen, wie z. B. Enzian, Kalmus. Man be­ginne aber stets mit kleinen Gaben.

* Um den Kühen das Selbstaussaugen abzugewöhnen, genügt nach einer Mitteilung derBraunschw. landw. Zeitung" ein Stückchen Alos von der Größe einer welschen Nuß, welches man in einem halben Liter heißem Wasser auflöst; mit dieser Flüssigkeit bestreicht man das Euter der Kuh dreimal des Tages. Aloö ist billig und in jeder Apotheke zu haben.

* Das Besteigen der Bäume mit Stiefeln, deren Sohlen voll eckiger Nägel sind, ist zu vermeiden, denn jeder Nagel drückt sich in die Stammrinde ein, und es entstehen oft böse Wunden.

* (Bohnen-Anpflanzung im April.) Im April kann man in sonnige Länder Busch­bohnen legen. Stelle neben jeden ausgehenden Busch, später neben die Gurken einen leeren Blumentopf, alte Häfen oder Papierdüten, um an kühlen Abenden, wo Frost zu befürchten ist, zu decken. Bohnen stecke man von zehn zu zehn Tagen; sollten auch die ersteren erfrieren, so kommen doch bald wieder andere nach.

* (Unangenehme Gäste im Haus­garte«.) Darüber schreibt ein Gartenfreund:

In den Monaten März «nd April machte ich in meinem Garten i die. Wahrnehmung, daß die gesetzten Pflanzen vielseitig abgewelkt, die Wur­zeln durchdtssen.waren.sud ich sah, daß in Gängen dicht an der Erde.in-der Bormittags­zeit Maulwurfsgrillen (Werren) sich sonnten. An einzelnen Stellen nahm ich ganz ähnliche, fast regelmäßig wtederkehrende Einrichtungen der Gänge wahr. Ich bohrte deshalb mit einem Finger in den Gängen nach und stieß auf ein Nest in einem ziemlich hart geformten, eiförmigen hohlen Ballen. In den Monaten Juni und Juli habe ich die Nester hauptsäch­lich verfolgt und Nester mit mehreren hundert Eiern gesunden (etwas größer als ein Steck­nadelknopf, gründlich und gläsern, die Larven haben große Aehnltchkett mit den Ameisen.) Wo ich einen Werrengang wahrnahm, goß ich mit einer Gießkanne gehörig Wasser mit etwas Rüböl hinein und gewöhnlich zeigte sich bald die Werre an der Oberfläche, wo ich ste daun leicht töten konnte. Auf diese Weise habe ich im Laufe des Sommers mindestens 2309 Stück vertilgt. Selbst im Winter ist es mir gelungen, eine bedeutende Zahl Werren damit zu fangen, daß ich mehrere Gruben mit Pferde­mist anlegte, wohin sich dieselben der Wärme halber etnnisteten und wo ste duvu leicht getütet werden konnten.