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M.43.
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Donnerstag dm 13. April
> Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 ^ I ! bei mehrma ger je 6 auswärts je 8 j
1893.
Amtliches.
Durch Erlaß der K. Kreisregierung Reutlingen vom S. April ds. Js. Nr. 2453 ist der durchschnittliche Jahresarbeitsverdienst der land- und forüwirtschaftlichen Arbeiter i» folgender Weise festgesetzt worden:
») Nagold, Altensteig-Stadt, Enzthal und Haiterbach Erwachsene Arbeiter Jugendliche Arbeiter
männlich weiblich männlich weiblich
SOO Mk. 300 Mk. 300 Mk. 180 Mk.
d) in den übrigen Gemeinden 400 Mk. 250 Mk. 2SE Mk. ISO Mk. Uebcrtragen wurde die dritte Schulstelle in Vaihingen a. Fildern dem Schullehrer Haist in Schwarzen-
Gestorben; Adolf Bronn, Teinach; Gerichtsschreiber Geiger, Oberndorf; Langerichtsrat a. D. Gmelin, Kirch- hrim u. Teck; Amslie Brandecker, geb. Pfäfflin, Witwe des Herausgebers des „Schwarzw. Boten," Oberndorf.
^ Die Lage iu Serbien ist bunt und kraus. Fast gewinnt es den Anschein, als ob eine revolutionäre Entladung stattfinden wird, denn die bei den letzten Wahlen zweifellos stegreiche radikale Partei wird jetzt von den am Ruder befindlichen Liberalen vergewaltigt und sie scheint wenig geneigt, sich das ruhig gefallen zu lassen.
Als König Milan seine Krone niederlegte setzte er für seinen noch minderjährigen Sohn, den König Alexander, eine aus drei Personen bestehende Regentschaft, nämlich Ristitsch, Beli- markowitsch und Protitsch, ein. Alle drei gehören zu der Partei der Lieberalen. (Die Partei der Fortschrittler ist russisch gesinnt und steht zur Königin Natalie, hat aber bei den Wahlen keine größeren Erfolge zu erzielen vermocht.)
. Im vorigen Jahre starb einer der Regenten, Protttsch. Die Skupschtina hätte nun verfassungsmäßig sogleich einen andern Regen- en wählen müssen; sie bestand aber der Mehr- Ahl nach aus Radikalen, hätte also auch einen Radikalen in die Regentschaft befördert und das wollten Ristitsch und Belimarkowitsch verhindern. Das Ministerium selbst aber war gleichfalls radikal und wollte sich auf keine Hinzögerungen einlassen. Es hielt sich für unentbehrlich, da für ein Kabinett von anderer
Färbung in der Skupschtina keine Mehrheit zusammenzubringen war, und beging in dem Gefühl seiner Stärke den großen Fehler, der Regentschaft seine Entlassung anzubietcn. Diese wurde — wider Erwarten — angenommen Die beiden Regenten beriefen ein liberales Ministerium unter Avakumowitsch und dieses löste die Skupschtina auf, um sich eine gefügigere wählen zu lassen.
Der Wahlkampf war wie bekannt ein un- gemein erbitterter. Die Regierung griff in geradezu skandalöser Weise ein, ließ gegnerische Agitatoren und Kandidaten verhaften und er klärte eine Menge radikal ausgefallener Wahlen aus eigener Machtvollkommenheit für unpiltig. Trotz all' dieser Gewallthaten war die Mehrheit für die Regierung nur eine winzige und gleich die Eröffnungssitzung der neuen Volks Vertretung artete in einen großartigen Skandal aus. Es stehen noch einige Nachwahlen aus, die der Regierung erst eine bessere Mehrheit bringen sollen, und so waren die Radikalen in der Lage, die Skupschtina für beschlußunfähig zu erklären, worauf sie den Sitzungssaal verließen; die wenigen Fortschrittler schloßen sich ihnen an.
Wenn nun die Regierung daraufhin die sämtlichen radikalen und fortschrittlichen Mandate für verwirkt erklärt, wie offiziös versichert wird, und binnen drei Wochen Ergänzungswahlen veranstaltet, so fährt sie eben nur auf dem einmal betretenen Wege fort, von dem es für sie kein Abweichen mehr giebt, denn selbst die Einreichung ihrer Entlastung dürfte den Ministern abgeschnitten sein, da sie sich durch dieselbe nur der gewiß nicht zimperlichen Rache der zur Macht zurückkehrenden Radikalen ausliefern würden.
Die Sachlage hat sich in Belgrad so zugespitzt, daß es nur noch drei Möglichkeiten giebt: entweder das Kabinett Avakumowitsch tritt rühmlos vom Schauplatz ab oder es führt ein energisches Säbelregiment oder schließlich: Revolution. Sonderbar ist, daß in dem Kampfe der Name Karageorgiewitsch verhältnismäßig
wenig genannt wird. Nur vor kurzem hieß es, der jetzige Träger dieses Namens, bekanntlich der Schwiegersohn des Fürsten von Montenegro, sei unerlaubterweise nach Serbien gekommen und die Regierung habe einen Steckbrief gegen ihn erlassen. Serbien ist das klassische Land plötzlicher Umwälzungen und schon mehr als einmal haben die Karageorgiewitsch und die Obreno- witsch auf dem Thron miteinander abgewechselt.
Der »schwarze Peter" ist mit dem russischen Kaiserhause verwandt; aber auch die Mutter des gegenwärtigen Königs Alexander ist eine geborene Russin. Natalie weilt jetzt inLivadia, wo auch der Zar residiert. Daß die intrigante Königin für ihren Sohn um den Schutz des mächtigen Zaren flehen wird, ist selbstverständlich. Hofft Natalie doch nach Eintritt der Großjährigkeit ihres Sohnes nach Belgrad zurückkehren und dann wieder eine einflußreiche politische Rolle spielen zu können. Dieser schöne Traum wird natürlich verfliegen, wenn die Regentschaft es zur Revolution kommen läßt, weil eine solche unzweifelhaft den Thron des jungen Alexanders zertrümmern würde.
Wüttermbergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 8. April. (21. Sitzung.) Fortsetzung der Beratung über den Gesetzentwurf, betr. das landwirtschaftliche Nachbarrecht. Zunächst wurde der tags zuvor zurückgestellte Artikel 17 mit dem Amendement Stälin und v. Hofacker angenommen, wonach zu Gunsten bevorzugter Weinberge ohne Rücksicht auf ihre Lage die Grenzabstände durch Ortsstatut verdoppelt werden können. Artikel 21, der von der Beseitigung überhängender Zweige handelt, macht eine besondere Ausnahme zu Gunsten der sogenannten Traufbäumc und bestimmt, daß darüber, ob die Ausnahme zu machen sei, im einzelnen Falle der Richter nach Vernehmung von Sachverständigen zu entscheiden habe. Diese Worte „nach Vernehmung von Sachverständigen" wurden auf Antrag von Dr. Göz gestrichen, da, wie der Antragsteller bemerkte, unsere LandcS-
Aer zweite Mann. ^«4^-°rb°t-n.)
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
„Welche stellst du?"
Elisabeth nippte an ihrem Glase und warf jetzt auch einen prüfenden, mißtrauischen Blick auf sie anderen Gäste, die über den Wert eines Rauchtopas von seltener Größe und Schönheit in Wortwechsel geraten waren.
„Wenn es dir wirklich gelingt, Herz und Hand dieser Bankierstochter zu erobern, dann wirst du ein sehr reicher Mann und wir verlieren dich," sagte sie; „somit wäre auf deiner Seite allein der Vorteil. Es ist also nicht unbillig, wenn ich sür meine Hilfe einen Anteil an der Mitgift beanspruche. Wie urteilst du darüber, Friedrich?"
„Ich finde die Forderung berechtigt," erwiederte Griesheim, „aber von dem Projekt halte ich nichts."
„Weshalb nicht?" fragte Grüner.
„Weil ich voraussehe, daß es in die Brüche gehen wird. Hall- städt gefällt mir nicht und seine Tochter ist eine Heuchlerin."
„Du bist rasch fertig mit deinem Urteil," spottete Elisabeth; „ich für meine Person glaube, daß Theodore ziemlich beschränkt ist. Sie glaubt mir aufs Wort, und gelingt es Willy, ihr Interesse für seine Person einzuflößen, wozu ich ja auch das meinige beitragen werde, dann darf er mit Sicherheit auf den Erfolg rechnen."
„Ich rechne schon jetzt auf ihn," sagte Grüner achselzuckend, „und der alte Herr wird gegen meine Person nichts einwenden können."
„Und auf meine Bedingungen gehst du ein ?" fragte seine Schwester.
„Wenn ich es nicht thäte?"
„Dann würde ich dir Hindernisse in den Weg legen, die du nicht überwinden könntest."
„Bah, daraus erwüchse auch kein Vorteil für dich!"
„Ich glaube das doch, ich würde in diesem Falle Hallstädt in meine Salons einführen."
„Das kann ohnedies geschehen," sagte Griesheim."
„Wenn ich die Pläne meines Bruders nicht durchkreuzen will, darf ich das nicht wagm."
„So denke ich auch", versetzte Grüner; in unsere Geheimnisse darf er nicht eingeweiht werden, wenn ich nicht von vornherein alles verloren geben soll. Ich werde dir deinen Anteil geben, Elisabeth, dafür aber verlange ich. daß du in dieser Angelegenheit mir mit Rat und That zur Seite stehst."
„Beides soll dir nicht fehlen."
„Und an dem Mißtrauen Hallstädts wie an der Klugheit seiner Tochter wird euer Plan scheitern," sagte Griesheim, mit der Hand über den blonden Vollbart streichend. „Denkt doch nicht, daß dieses Mädchen euch alles glaubt; ich vermute weit eher, daß sie uns nur deshalb so freundlich und scheinbar entgegenkommt, um im Interesse ihrer Freundin zu spionieren."
Ein spöttisches Lächeln umzuckte die Lippen Elisabeths.
„Was würde sie damit erreichen?" fragte sie. „Wir haben uns gegen jeden Angriff, der von jener Seite kommen könnte, sichergestellt und deshalb keine Spionage zu fürchten. Uebrigens tragen die Aeuße- rungen Theodores den Stempel der Wahrheit; ich glaube gern, daß ihre Freundin in gereiztem Tone geantwortet hat, und es würde mich keineswegs überraschen, wenn diese Verlobung schon gelöst wäre. Varnay hat seiner Braut keineswegs gejagt, daß er vor Jahren mit mir verlobt gewesen ist; sie muß nun an seiner Aufrichtigkeit zweifeln, und macht sie ihm Vorwürfe deshalb, so kann dies in derselben Stunde zum Bruch führen."
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