anwesend seien, und verlassen ebenfalls den Saal. Der Minister des Innern erklärt, es sei Pflicht der Zurückbleibenden, die Verfassung und Gesetzmäßigkeit unter den schwierigsten Verhältnissen hochzuhalten. Gemäß dem Gesetze und der Geschäftsordnung sei die Versammlung , beschlußfähig. (Beifall.) Die Skupschtina loste die Sektionen aus und wählte den Verifikaiions- ausschuß. Die Sitzung verlief ohne weitere Störung. Die Regierung w'rd der Skupschtina Vorschlägen, die Mandate der Radikalen und Fortschrittler als nichtig zu erklären und Nachwahlen anzuordnen, wobei die Regierung den Steg zu erringen hofft. In der Stadt herrscht Ruhe.
* Die Nationalzeitung führt aus, die Dinge in Serbien seien jetzt so scharf zugespitzt, daß wenn die liberale Regierung nicht zurücktrete, nur 2 Möglichkeiten übrig geblieben seien, energisches Säbelregiment oder Revoluton. Serbien sei das klassische Laad plötzlicher Katastrophen auf der Balkanhalbinsel. Aus Belgrad wird gemeldet: Die Regierung traf militärische Vorbereitungen, um etwaigen Unruhen vorzubeugen.
* Sofia, 8. Avril. Gegen den Metropoliten Clement wird die Anklage auf Hochverrat erhoben.
* Zur Unterdrückung der Sekte der Stun- disten in Rußland ist ein neues Gesetz erlassen worden. Es ordnet an, daß alle Kinder von Stundisten unter die Obhut von Klerikern gestellt und nach dem orthodoxen Ritus getauft werden sollen. Die Stundisten sollen keine orlhodoxm Dienstboten mehr halten dürfen und in ihren Pässen soll ihre Zugehörigkeit zu den Stundisten vermerkt werden. Auf den Kirchhöfen endlich soll ihren Gräbern ein abgesonderter Platz angewiesen werden.
* New-Iork, 3. April. Ein Neger wurde heute tm Sing-Sing-Gefänznis mittels Elektrizität hingerichtet. Die Stärke des dabei benutzten Stromes betrug 1,740 Volt pro Minute. Der Tod trat augenblicklich ein und die Hinrichtung wird als die „gelungenste" aller bisher durch Elektrizität bewirkten betrachtet.
H esundh eitspflege.
* Die Influenza hält leider auch da und dort wieder ihren Einzug und glaubt Einsender dieses seinen Mitmenschen mit nachstehendem einen Dienst zu erweisen. Ueber die Heilkraft -es ächten Schleuderhonig schreibt die Leipziger Bienen-Zeitung: Der Schleuderhonig enthält die meiste Ameisensäure und spielt deshalb in der Medizin keine schlechte Rolle. Viele Leidende haben sich durch ihn schon von den heftigsten Hals- und Brustschmerzen befreit. Ein ganz sicheres, zuverlässiges Mittel gegen die Influenza ist Schasgarbenthee mit Schleuderhonig. Man trinke bet Beginn der Krankheit morgens und abends eine Tasse Schasgarbenthee mit einem Eßlöffel voll Schleuderhonig und nach kurzer Zeit ist man vollständig hergestellt. Dieses ein
fache Mittel sei hiemit allen Leidende« emgr- legentlichst empfohlen.
Haus und Landwirtschaftliches.
* (Schinken.) Um rechtseinen und zarten Schinken zu gewinnen, legt man denselben nicht in die sogen. Lake (Salzbrühe gemischt mit Salpeter und Zucker), sondern reibt ihn etwa jeden Tag mit der Flüssigkeit ab und legt ihn in eine trockene Mulde oder irdene Schüssel. Nach fünf Wochen ist er reichlich durchgesalzen; man hängt ihn dann auf einige Tage an die Luft, bestreut ihn tüchtig mit gemahlenem Pfeffer und bringt ihn nun erst in mäßigen Rauch. Ende April hüllt man die Schinken in Mullbeutel, um sie gegen die lästigen Schmeißfliegen zu schützen.,
Handel «ud Verkehr.
* Gmünd, 4. April. Der heutige Monatsviehmarkt war sehr schwach befahren. Der Handel ging bet Kleinvieh sehr lebhaft. Es herr schte Mangel an Fettvieh. Preise gestiegen.
Vermischtes.
* (Eine Petition gegen das Küssen.) Ein Arzt in Ohio hat an das Parlament in Washington eine Petition gerichtet, in der er ein strenges Gesetz gegen eine böse und schädliche Angewohnheit verlangt. Diese Angewohnheit ist — das Küssen. Das ist eine »ungesunde und unreinliche Sache," sagt er, „und eine beständige Bedrohung der Gesundheit." Die Wissenschaftliche Revue/ die die Petition mit sehr ernster Miene bespricht, erklärt, daß sie sich dem strengen Mann aus Ohio vollkommen anschließt, wenn auch nicht gerade darin, ein Gesetz zu verlangen, so doch darin, daß eine Gewohnheit verlassen würde, „die zu einem guten Teile die Uebertragung ansteckender Krankheiten verschuldet."
* Eine energische Stadtverwaltung. Aus Waverly (Iowa) wird geschrieben: Ein Radikalmittel gegen die Verbreitung der Diph- theritis hat der Stadtrat von Vinton in Iowa in Anwendung gebracht. Er faßte nämlich den Beschluß, daß alle Häuser, in denen Personen an der Diphtheritis gestorben sind, mit samt dem Inhalt verbrannt werden müssen; in mehreren Fällen ist auch bereits dementsprechend vorgegangen worden.
Verantwortlicher Redakteur: D. Kieker, Mwnsteig.
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der Vereinigung der römischen und griechischen Kirche gethan hat.
* Die „Vosstsche Ztg." meldet aus Rom,
8. April. In Sankt Alberio bei Ravenna drangen 200 Frauen Arbeitsloser mit Kindern in die Bäckerläden. Das Militär schritt ein.
* Bern, 2. April. Aus einem Berner Schulexamen wird dem „Bund" folgende heitere Geschichte berichtet: Lehrer: „Was isch das für e große Ma gff, wo in Frankrich kürzlich gstorbe isch? Sie Heine uf Staatsköste begrabe."
— Keine Antwort. — Lehrer: „Kennt de keine da Ma?" — Schüler Hans: „Ja wohl, der PanaMa."
* Paris, 5. April. Der Ministerrat teilte dem Minister des Auswärtigen, Develle, mit, daß die Regierung von Columbia eine zwanzig- monartge Verlängerung der französischen Konzession zum Bau des Panamakanals zugestanden habe. (Also nur wieder frisch draus los!)
* Die driue Republik hat jetzt glücklich das dreißigste Ministerium, das der „Unberühmten," wie der Pariser Volkswitz das neue Kabinett Dupuy getauft hat. Dupuy selbst, früher Unterrichtsminister, ist ein behäbiger Bürger von kugelrunder Gestalt, der „gesunde Menschenverstand in dicker Auflage." Die andern Minister find selbst in Frankreich kaum bekannt. Keine Preßstimme traut der neuesten Kabinettsbildung Dauer zu.
* DieP a riserPresse widmet dem Kabinett Dupuy sehr unfreundliche Besprechungen. Vortrefflich ist die Charakteristik, die der »RadicaU vom neuen Ministerium gab, bevor noch Dupuy dasselbe zu stände gebracht hatte. Henri Moret schreibt: Was würde man von einem Manne sagen, der euch folgendes erzählte: Gestern habe ich eine Veränderung in meinem Hause vorgenommen. Der Köchin habe ich die Wäsche anvertraut; mein Kassierer wird in Zukunft den Koch spielen. Die Kasse werde ich meinem Kammermädchen anverrrauen, die mir meine Hemden ganz vortrefflich säumte. Mein Gärtner übernimmt die Korrespondenz; der Kutscher wird den Kellner besorgen und so hoffe ich, daß alles besser gehen wird. So liegt der Fall ganz genau beim gegenwärtigen Kabinettswechscl!
* Belgrad, 6. April. Erste Sitzung der Skupschtina. Die Liberalen beriefen unter Widerspruch der Radikalen zum Alterspräsidenten den Unterrichtsminister Georgewitsch, der die Auslosung der Sektionen vornehmen wollte.
(Großer Lärm.) Die Radikalen verlangen vorerst die Abzählung durch Namensaufruf, um die gleiche Anzahl der Stimmen wie die Liberalen darzuthun, wobei sie die im Rudniker Kreis gewählten und tm Saal erschienenen Abgeordneten Mitzählen wollten. Der Minister des Innern spricht dagegen, worauf eine heftige Debatte sich entspinnr. Die Radikalen, von Pasttsch und Sava Gruitsch geführt, verlassen korporativ den Saal. Die Fortschrittler Garaschanin und Novakowitsch erklären, die Skupschtina sei beschlußunfähig, da weniger als 68 Mitglieder
bieten. Ich gestehe, daß die rasche, ungestüme Werbung mich im ersten Augenblick verletzte, aber bei ruhigem Nachdenken sah ich ein, daß nur die edelsten Absichten ihr zu Grunde lagen, und in meiner Lage wäre es Thorheit gewesen, sie abzulehnen. Und nachdem ich das Jawort gegeben hatte, mußte ich auch darin einwilligen, daß die Hochzeit noch vor Ablauf des Trauerjahres gefeiert wurde. Friedrich wünschte es und mein Bruder riet auch dazu."
„Es war ja besser so," sagte Grüner, während sein lauernder Blick forschend das Antlitz Theodore? streifte. „Du konntest deinen Hausstand gründen, und ich glaube, bis heute hast du noch keine Veranlassung gefunden, diesen Schritt zu bereuen. Aber da sind wir schon in Amsteg — hier müssen wir einen kurzen Aufenthalt nehmen, damit sich die Pferde aus den beschwerlichen Weg vorbereiten können."
Der Wagen hielt vor dem Posthause; die Gesellschaft stieg aus, Grüner sorgte für Erfrischungen. Hallstädt schien sich während der Fahrt mit Griesheim vortrefflich unterhalten zu haben; Theodore konnte sich der Bemerkung nicht enthalten, sie habe ihren Vater selten m solcher heiteren Stimmung gesehen.
Diese heitere Stimmung bemächtigte sich auf der Weiterfahrt der ganzen Gesellschaft; Grüner war unerschöpflich in humoristischen Bemerkungen und rm Erzählen interessanter Geschichten, c. . aber hinderte ihn nicht, Theodore auf alles Schöne und Interessante wahrend der Fahrt aufmerksam zu machen, ihr die Bohrung des Gotthardtunnels m anschaulicher Weise zu schildern und ihre Fragen bezüglich dieser Bahn in der eingehendsten Weise zu beantworten.
Auf der Teufelsbrücke ließ er den Kutscher halten; er hob Theodore aus dem Wagen und führte sie zu dem imposanten Wasserfall, er zeigte r I, Brücke und erzählte ihr von den blutigen Kämpfen, die im Letzten ^ahre des vorigen Jahrhunderts zwischen Oesterreichern, Russen
und Franzosen hier gekämpft worden waren, und Theodore hörte ihm mit wachsendem Interesse zu, sie hatte in diesem Augenblick vergessen, wer der Mann war, der an ihrer Seite stand.
Bald darauf langte man in Andermatt an. Hier wollte man übernachten. Gleich nach vem Abendessen zogen Theodore und Hallstädt sich in ihre Zimmer zurück, Grüner forderte eine Flasche Champagner und zündete eine Zigarre an.
„Jetzt möchte ich endlich fragen, was diese Tour, die wir heute morgen keineswegs beabsichtigten, bezwecken soll?" nahm Griesheim mit gedämpfter Stimme das Wort, während er einen forschenden Blick auf die Gesellschaft warf, die am nächsten Tische saß und sich sehr lebhaft mit Mineralien beschäftigte, die sie kurz vorher eingekauft zu Haben schien. „Liegt ihr kein bestimmter Zweck zu Grunde —"
„Mich wundert's, daß du ihn noch nicht erraten hast," unterbrach Grüner seinen Schwager spöttisch. „Hallstädt ist ein reicher Manu und Theodore seine einzige Erbin; auch wirst du zugeben, daß ich'alt genug bin, um den eigenen Herd zu gründen."
„Ich dachte es mir," sagte Elisabeth; „aber ohne meine Hilfe wirst du das verlockende Ziel nicht erreichen."
„Bah, wer weiß, ob es nicht besser wäre —"
„Keine Sottisen, Willy!" sagte die junge Frau in scharfem Tone. „Durch mich ist diese Bekanntschaft eingeleitet und heute neu befestigt worden; ich allein kann dir die Brücke bauen, die zum Ziele führt."
„Und meine liebenswürdige Schwester wird diese Arbeit gewiß gern übernehmen."
„Es kommt auf die Bedingungen an."
(Fortsetzung folgt.)
Auflösung des Rätsels in 'Nr. 41 (Beilage^: Unkel — Enkel — Onkel.