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Wr. 41 .
ZMenfleig, Samsterg den 8. April
1893 .
Der zweite Mann.
("Nachdruck verboten.)
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
Auf Schönheit konnte Theodore keinen Anspruch machen, aber sie war eine anmutige, gewinnende Erscheinung und in ihrem Auftreten lag neben der Sicherheit, die Reichtum und gediegene Erziehung zu geben pflegen, jene natürliche Bescheidenheit, die stets einen wohlthuenden Eindruck macht.
Ihr Vater war ein kleiner, hagerer Herr mit schon ergrautem Haar, klugen, scharfblickenden Augen und einer großen Habichtsnase; sein Anzug war schlicht und einfach wie sein Auftreten.
„Welch' angenehme Ileberraschung!" sagte Elisabeth in herzlichem Tone, indem sie dem Mädchen beide Hände reichte. „Sie hatten mir vor vierzehn Tagen Ihren Besuch halb und halb zugesagt und ich habe Sie seitdem täglich in Luzern erwartet; leider mußte ich bis heute auf die Ehre verzichten."
Grüner hatte bereits den neuen Gästen Stühle hingeschoben und den alten Herrn genötigt, Platz zu nehmen. Theodore ließ sich nun auch an der Seite des Vaters nieder, während Elisabeth ihren früheren Sitz wieder einnahm.
„Ich muß vielmals um Entschuldigung bitten," erwiderte Theodore in derselben freundlichen Weise; „wäre ich nach Luzern gekommen, so würde ich gewiß Ihrer freundlichen Einladung Folge geleistet haben, aber Papa machte jeden Tag einen anderen Ausflug und meine Pflicht ist es, ihm Gesellschaft zu leisten."
„Was trinken die Herren?" fragte Hallstädt.
„Vino d'Asti," anwortete Griesheim, „er ist sehr zu empfehlen, gerade in diesem Hause bekommt man ihn ausgezeichnet."
„Wenn Sie hier speisen wollen, dann lassen Sie sich Forellen geben," fügte Grüner hinzu, „sie sind ganz vorzüglich."
„Wollen Sie heute noch weiter?" fragte Griesheim mit einem raschen Blick auf die Tücher und Regenmäntel, die Hallstädt mitgebracht hatte.
„Nach Andermatt," erwiderte der letztere, „und morgen, voraus- , gesetzt, daß das Wetter es erlaubt, über die Furka zum Rhonegletscher."
„Und dann wieder nach Brunnen zurück?" fragte Elisabeth.
Theodore nickte bejahend.
„Wir gedenken in Brunnen noch einige Tage zu bleiben," sagte sie, „der Aufenthalt ist dort zu angenehm."
? Grüner hatte mit seiner Schwester rasch einen bedeutungsvollen Blick gewechselt.
Frau Elisabeth verstand ihn.
„Das trifft sich ja prächtig!" sagte sie heiter. „Wir wollen denselben Weg machen und wenn Sie erlauben, schließen wir uns an."
In dem Antlitz ihres Gatten spiegelte sich Ueberraschung, aber niemand achtete darauf; Hallstädt machte nach kurzer Beratung unt Theodore seine Bestellung und Grüner verließ den Balkon.
„Sie haben diese Partie noch nie gemacht?" wandte Elisabeth , sich wieder zu dem Mädchen.
„Nein."
„Dann wird das Großartige derselben Sie überraschen und ent- ! zücken. Göschenen, dieses Dorf mit seiner italienischen Bevölkerung, die ! Schellinen mit ihren steilen Felsmassen, die unaufhörliche Reuß und ' die Teufelsbrücke — spannen sie ihre Erwartungen recht hoch, Sie werden i sie doch immer noch übertroffen finden."
! „Das hat man uns auch in Brunnen gesagt" erwiderte Theodore,
! während sie auf ihre Uhr blickte, „und ich bin in der That gespannt, -ob es wirklich der Fall sein wird. Aber wir werben bald aufbrechen Müssen."
„Wir haben Zeit genug," sagte Hallstädt.
„Wir haben noch keinen Wagen," warf Theodore ein. s „Ueberlassen Sie es meinem Bruder, dafür zu sorgen," erwiderte -Elisabeth; „er hat in solchen Dingen Erfahrung, und die muß mau ! haben, wenn man nicht betrogen werden will!"
Hallstädt blickte seine Tochter fragend an; sie nickte, als ob sie sagen wollte, sie sei mit allem einverstanden.
Grüner kehrte gleich daraus zurück, er hatte einen Wagen gemietet; gegen die Erklärung Hallstädts, daß die Kosten gemeinschaftlich getragen werden sollten, fand er nichts einzuwenden.
Nach gemeinsam eingenommenem Mahl stieg die Gesellschaft in Inen bequemen Reisewagen; Hallstädt und Griesheim setzten sich hinter
den Kutscher ins Kabriolet, die beiden Damen und Grüner nahmen im Innern des Wagens Platz.
Der wolkenlose Himmel versprach eine schöne Fahrt, und hätte Theodore ihre Reisegesellschaft nicht von einer anderen Seite gekannt, so würde sie über die Liebenswürdigkeit derselben nicht minder entzückt gewesen sein, wie sie es über das prächtige Wetter und die Schönheit der Landschaft war.
Nachdem die Reisegesellschaft Alldorf passiert hatte, brachte Elisabeth die Rede auf ihre erste Begegnung mit Theodore.
„Sie schienen meine Mitteilungen über Ihre Freundin mit Mißtrauen aufzunehmen," sagte sie, „ich darf wohl vermuten, daß Sie der Dame darüber geschrieben haben, um auch von jener Seite näheres zu erfahren, das Liillmtnr ot altsra pars hat ja stets seine Berechtigung."
„Diese Vermutung hat Sie nicht getäuscht," erwiderte Theodore, vor dem forschenden Blick Gruners unwillkürlich die Augen niederschlagend, „ich habe allerdings geschrieben und auch eine Antwort Verhalten, aber ich finde in dieser Antwort einen so gereizten Ton, daß ich wirklich nicht weiß, was ich dazu sagen soll."
„Fräulein Hagen behauptet natürlich von allem, was meine Schwester Ihnen mitgeteilt hat, das Gegenteil?" fragte Grüner.
„Sie versucht es allerdings, aber ich kann nicht behaupten, daß es ihr gelungen sei, mich zu überzeugen. Und offen gestanden, habe ich mir auch vergeblich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie in den Besitz dieser immerhin namhaften Summe gekommen sein soll. Ihr Vater war Hauptmann außer Diensten; ich weiß, daß er eine sehr kleine Pension bezog, und wenn er daneben auch litterarisch sich beschäftigte, Ersparnisse kann er nicht gemacht haben."
Elisabeth nickte lebhaft, sie glaubte an die Aufrichtigkeit, die Theodore zu heucheln verstand.
„Dieser Punkt könnte ja doch auch als Gegenbeweis aufgeführt werden," sagte Elisabeth; „die ganze Sache war Schwindel; man hatte erfahren, daß ich von der Versicherungs-Gesellschaft zehntausend Thaler zu fordern hatte, und um diese Summe wollte man mich betrügen."
„Das kann ich nun auch nicht glauben. Paula Hagen war stets ehrenhaft," entgegnete Theodore.
„Wer weiß, wie die Dinge Zusammenhängen," erwiderte Grüner achselzuckend. „Ich will keinen Flecken auf die Ehre dieser Dame werfen, aber ich kann auch nicht verschweigen, daß dieser Handel zu seltsamen Vermutungen führt. Ob nun Fräulein Hagen meinem Schwager näher gestanden hat, oder ob ein Dritter den Plan entwarf und sich zu diesem Zweck mit jener Dame verbündete — wir werden darüber wohl keine Gewißheit erhalten. Im Nachlaß meines Schwagers sind keine Wertpapiere gefunden worden, er hat überhaupt nichts Nennenswertes hinterlassen und so ganz spurlos können jene zehntausend Thaler doch nicht verschwunden sein."
„Mir ist das alles auch ein dunkles Rätsel, das ich nicht zu lösen vermag," sagte Theodore gleichgültig, als ob sie auf diese Lösung überhaupt keinen großen Wert lege; „eine Mitteilung in ihrem Briefe aber überraschte mich in hohem Grade. Sie schrieb mir, sie sei mit dem Advokaten Varnay verlobt —"
„Verlobt? Mit ihm?" fragte Elisabeth hastig. Das überrascht mich ebenfalls."
„Sie wußten das noch nicht?"
„Bewahre, wie sollte ich das erfahren haben?"
„Mich überrascht das nicht," sagte Grüner; „im Gegenteil, ich glaube nun den Schlüssel zu finden, der das Rätsel lösen kann. Fräulein Hagen befand sich nach dem Tode ihres Vaters in gedrückten Verhältnissen, der Gedanke an die Zukunft bereitete ihr schwere Sorgen. (Forts.f.)
I> i e Eiche.
Am schattigen Waldesrande Da steht ein Eichenbaum,
Die Zeiten flieh'n vorüber.
Er grünt und merkt es kaum.
Mit jedem Frühling wieder Bedeckt er sich init Laub.
Wenn Herbstesstllrme tosen,
Dann fällt's und wird zu Staub.
So steht er viele Jahre,
Schon an demselben Ort. Geschlechter kommen und gehen; Doch er steht immerfort.
Und wenn des Windes Wehen Die Sprache ihm verleiht, Dann tönt aus seinen Zweigen Ein Lied aus alter Zeit.
Auchstaven-Nätfel.
In einem Orte am Rheine Mit U, da steht ein Haus,
Da ruhte Großpapachen Von seiner Arbeit aus.
"Als das mit E kam häufig Ich dorthin zu Besuch;
Sein Sohn, der mirs mit O war, Mich Knirps herum oft trug. Auflösung des Rätsels folgt in nächster Nr.