* Mainz, 25. März. Die süddeutsche Land­wirteversammlung war aus Baden, Hessen, dem Reichslande, Bayern und Württemberg, im ganzen von mehreren Tausenden besucht. An­genommen wurde eine Resolution, die den An­schluß Süddeutschlands an den »Bund deutscher Landwirte* * befürwortet, die Handelsverträge bedauert und Ablehnung des russischen Handels­vertrags verlangt. An den Kaiser wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt und die Ver­sammlung mit einem Hoch auf den Fürsten Bismarck, den »größten deutschen Bauern,* ge­schlossen.

* Berlin, 24. März. Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, dem Bruder der Kaiserin, ist ein einjähriger Urlaub be­willigt, den er u. A. zum Besuch der Aus­stellung in Chicago benutzt.

* Berlin, 28. März. Angeblich von be­teiligter Seite erfährt dieVosstsche Zeitung," daß der Erfinder des kugelfesten Panzers, der Schneidermeister Dowe in Mannheim, seine Er­findung bis jetzt weder dem Reichskanzler noch einer anderen Regierung angeboten habe.

* Ein kostspieliges Vergnügen muß der Be­such von sozialdemokratischen Versammlungen sein. In einer dieser Tage in Berlin statt­gehabten Versammlung von Hausdienern tadelte ein Hausdiener es scharf, daß die Versamm­lungen geradezu wie Weihnachtsmärkte wären; wenn man eine Versammlung besuche, so sei man gezwungen, sich den halben Wochenlohn einzustecken (Zurufe: Sehr richtig!); außer daß man schon auf den Teller etwas lege, müsse man, wenn, man nicht sofort als abtrünnig be­zeichnet werden wolle, verschiedene Bons kaufen und außerdem noch einen ganzen Berg von Schriften für sein sauer verdientes Geld mit nach Hause schleppen; das Anbieten von Bons müffe entschieden eingeschränkt werden. Wenn ein Hausdiener alle Abend eine Versammlung besuchen solle, müffe er seinen Chef bestehlen, sonst könne er das nicht. (Zurufe: Sehr richtig!) Ein zweiter Redner sprach auch gegen diesen »Unfug", den man endlich beseitigen müffe. In einer Versammlung seien nicht weniger als 30 Bonsvertreiber anwesend ge­wesen (hört! hört!), ja, es gebe sogar einige Klubs, die vollständig organisiert vorgtngen und die Versammlungen mit solchen überschwemmten.

* Die Antisklaverei-Kommission hat endgiltig beschlossen, das Wißmann'schr Unternehmen nach dem Nyaffasee abzubrechen, die Nyassastation an das Reich zu übertragen, zur Rechnungs­prüfung der Borchertschen Expedition eine Kom­mission einzusetzen und keine neuen Unternehm­ungen zu beginnen. Es sind nur noch 500 000 Mark vorhanden, viel zu wenig, um damit etwas halbwegs Ersprießliches in Angriff zu nehmen.

* Minden, 20. März. Vor einigen Tagen starb hier die Witwe W. Christen, Inhaberin der Firma Vogelfang. Die Frau gönnte sich keinen Lebensgenuß und verbrachte ihre Tage in Abgeschiedenheit. Zur Ueberraschung der Erben fand sich nach ihrem Tode ein bedeuten­des Vermögen vor. Die Freude der lachenden Erben sollte aber noch durch ein unerwartetes Ereignis erhöht werden. Der Nachlaßpfleger fand nämlich ein Stück preußischer Prämien­anleihe aus dem Jahr 1855 vor, das er bei der königlichen Regierung hier deponieren wollte. Dort wurde konstatiert, daß das Papier im

Jahr 1890 mit 150000 Mark gezogen sei. Selbstverständlich hatte die Verstorbene keine Ahnung von dem ihr zugefallenen Gewinn; es würde derselbe sie auch kaum zu einer Aenderung ihrer dürftigen Lebensweise veranlaßt haben.

* Bremerhafen, 27. März. Der Lloyd­dampferKöln* hatte in Santos (Brasilien) über dreißig Gelbfieber-Kranke. Acht Mann von der Besatzung sind gestorben.

Ausländisches.

* Rom, 25. März. DieAgenzia Stefani" meldet: Als der König sich heute zu einer Festlichkeit nach der Villa Borghese begab, schleuderte eine schlecht gekleidete Person mit weißgelber päpstlicher Cocarde auf der Brust eine mit Erde gefüllte Papierhülse gegen den Wagen des Königs. Sofort verhaftet, leistete der Mensch Wider­stand und rief, er habe nur Achtung vor Gott und der Regierung des Papstes. Auf der Zentralpolizeibehörde fand man bei dem Verhafteten andere rveißgelbe Bänder sowie Papiere mit Aufzeichnungen, woraus hervorgeht, daß der Verhaftete ein klerikaler Fanatiker ist. Er heißt Louis Berardi und ist 31 Jahr alt. Er war 1882 wegen Meuchel­mordes zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung war er nach Amerika ausgewandert, aber seit Kurzem zurückgekehrt.

* Rom, 27. März. Die hiesige Straf­kammer verurteilte den Fürsten Sciarra wegen Verkaufs von Kunstgegenständen in das Ausland zu 3 Monaten Gefängnis, 5000 Lire Geldstrafe, Rückerstattung des Kaufschillings nnd Tragung der Prozeßkosten. (Der Fürst Sciarra hatte, um seinen Finanzen wieder aufzuhelfen, einige der wertvollsten Stücke seiner berühmten Samm­lung ins Ausland verkauft. Die verkauften Gemälde waren nach Frankreich und England gegangen. Das Verbot, italienische Kunstgegen­stände ins Ausland zu verkaufen, war seinerzeit erlassen worden, um die Kunstschöpfungen der großen Meister Italien zu erhalten.)

* Paris, 27. März. Die Polizeipräfektur giebt die Verhaftung des Anarchisten Mathieu, Urhebers der Explosion im Restaurant Very, in Saint Michel (Aisne) bekannt.

* Paris, 28. März. Der Graf von Paris richtete an die Präsidenten der departementalen monarchistischen Komites ein Schreiben, worin es heißt, angesichts der gegenwärtigen Lage empfinden Männer von ehrenhafter Gesinnung das Bedürfnis, sich zur höchsten Kraftentfaltung zu vereinigen. Die Monarchisten müßten mit dem Beispiel vorangehen und jede nützliche Allianz annehmen, um Frankreich begreiflich zu machen, daß die Monarchie allein eine starke dauernde und geachtete Regierung gewähre. Er werde, von seinem Sohne unterstützt, vor keiner Anstrengung zurückscheuen, um das Vater­land wieder zu erheben.

* Schweden. König Oskar antwortete auf die Adresse, die ihm von einer Deputation des Volks-Reichstag* übergeben wurde: Schwedens König darf und will schwedischen Männern nicht verweigern, ihm! persönlich vorzutragen, was ihnen auf dem Herzen liegen kann. Ich nehme deshalb in der Regel die Schreiben entgegen, die mir persönlich überreicht werden, so jetzt auch dieses. Einen Bescheid aber darüber, was ich in Veranlassung einer so tief eingreifenden Frage, wie die von Ihnen gestellte (es handelt sich um die Einführung des allgemeinen Stimm­rechts. D. R.), in deren oder der anderen Richtung vorzunehmen gesonnen sein könnte, kann ich natürlicherweise jetzt nicht geben. Fra gen, wie diese, können nur von mir und dem Reichstage und in Uebereinstimmung mit den

Grundsätzen Schwedens, die ich beschworen und deren Heiligkeit ich pflichtgemäß aufrecht er­halten soll, entschieden werden."

* (Auf dem Wege nach Sibirien.) Einem Telegramm aus Moskau zufolge wurde ein Zug von Verbannten auf dem Marsche nach Sibirien unweit Tomsk von einem furchtbaren Schneesturm ereilt. Von 374 Personen erreich­ten nur 91 unversehrt ihren Bestimmungsort. Unter den Umgekommenen befinden sich 6 Frauen, 4 Kinder und 62 politische Verbrecher.

* Konstantinopel, 27. März. Königin Natalie stattete gestern dem Sultan in Anwesen­heit des Großvezters einen Besuch ab, welchen der Sultan erwiderte. Die Besuche trugen den herzlichsten Charakter.

* New-Aork, 24. März. Der New-Iork Herald berichtet über ein außergewöhnliches Naturereignis in Columbien. Danach wäre der in der Nähe der Stadt Popayan gelegene Berg Eruizloma plötzlich verschwunden. Nachdem man mehrereTage hindurch beunruhigende unterirdische Geräusche gehört, habe sich der Berg plötzlich gespalten und sei zusammengestürzt, während ungeheure Erdmassen in die Lufi geschleudert wurden, die sich über die benachbarte Landschaft ausbreiteten. Mehrere Flüsse hätten infolge­dessen ihren Lauf gehemmt. Etwa 12 Menschen sollen bei der Katastrophe umgekommen sein, auch heißt es, daß einige 100 Stück Lieh ver­loren gegangen sind.

* Einen eigenartigen Beschluß zu Gunsten der Frauen hat unlängst dieGroß-Jury des Bezirks Mercer im Staate New-Jersey gefaßt. In Anbetracht dessen, daß seit einiger Zeit die Prügeleien zwischen Eheleuten in erschreck­licher Weise zunehmen, hat die Groß-Jury beschlossen, die Legislatur des Staates New-Jsrscy aufzufordern, in allen Städten und Dörfern Stationen für körperliche Züch« tigungen einzurichten, wo jeder Ehemann, der, sei es mit oder ohne Grund, sein Weib geprügelt hat, entkleidet, an einen Pfahl gebunden und mit Ruthenhieben traktiert werden soll, deren Anzahl je nach der Schwere der Schuld und des Rezidivs vom Richter festzusetzen ist. Die höchste zu­lässige Zahl der Streiche soll 250 betragen; in keinem Falle wird es weniger als 35 Hiebe geben! Der Ehe­mann hat außerdem noch die Kosten für die Anschaffung der Ruthen und für die Besoldung der Männer, die ihn bearbeiten, zu tragen!! Was geschieht aber im um­gekehrten Falle, d. h. wenn die Frau den Mann prügelt, was ja auch hin und wieder Vorkommen soll?

Pandel «nd Derkehr.

* Heilbronn, 27. März. In dem soeben veröffent­lichten Bericht des Herrn Oberforstrats Fischbach über das Ergebnis des am 21. d. abgehaltenen Heilbronner Rinden­markts wird demnächst konstatiert, daß das heurige An­gebot der Rindenmenge wiederum erheblich kleiner war, als im vorigen Jahr, nämlich um rund 8800 Ztr. Die Zahl der sich an dem Markt beteiligenden Gemeinden ist von 1881 auf 1893 fast auf die Hälfte zurückgegangen. Hierin zeigt sich eine Gesetzmäßigkeit, aus welcher hervor­gehen dürfte, daß, wenn die Rindenpceise, deren stetiges und erhebliches Fallen eben der Hauptgrund für diese Er­scheinung ist nicht bald sich bessern, der Schälbetrieb und damit notwendig auch der Heilbronner Rindenmarkt ihrem Ende entgegengehen müssen. Bei dem Verkauf selbst zeigte sich wohl hauptsächlich infolge der erheblich ermäßigten Ansprüche der Verkäufer ein etwas besserer Zug, als in den letzten Jahren, aber die Erlöse für die verkaufte Ware waren recht mäßig. Dieselben hielten sich im Durch­schnitt auf der Höhe derjenigen des vorjährigen Marktes, d. h. auf beiläufig 4 Mk. 70 Pf. für Glanzrinde, obwohl bei der vorausgegangenen Versteigerung in Hirschhorn dem Vorjahr gegenüber ein Mehrerlös von etwa 50 Pf. für den Zentner erfolgt war. Der höchste Erlös, welcher in Heilbronn erzielt wurde, sieht auf 5 Mk. 20 Pf.

* (Gefahr im Verzug.) Hausherr

(zum Dienstmädchen):Nun machen Sie doch endlich Feuer, Rosa! Meine Frau zittert sich ja alle Zähne aus dem Gebiß heraus!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenstng.

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