und hat einzelne Bedenken gegen die Vorlage. Die infolge von Beschädigung im Dienste bewilligte Pension müsse durchweg weiter gewährt werden. Schmidt-Frankfurt wünscht anderweitige Festsetzung der Invalidität. Jetzt gehe mancher des Anspruchs auf Pension verlustig, wenn sein im Dienst verursachtes Leiden erst später bemerkbar werde. Richter weist auf die finanzielle Bedeutung der Vorlage hin, und bittet die, welche hier so freigebig sind, auch für Verminderung der sonstigen Heereslasten einzutreten. Nach längerer Debatte, wobei es zu einer Auseinandersetzung zwischen Richter, Ahlwardt und Liebermann von Sonnenberg kommt, wird die Vorlage der Budgetkommission überwiesen. Das Gesetz der Verlängerung des Zollprovisoriums wird in erster und zweiter Lesung ohne Debatte genehmigt. Es folgt die Beratung von Petitionen, die nach den Kommissionsbeschlüssen er- ledigt werden.
Württembergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 18. März. (13. Sitzung.) Beratung des Etats des Kultusministeriums. Eine Reihe von Kapiteln wird debattelos angenommen unter Genehmigung von drei neuen Exigenzen bei Kap. 52: jährlich 2000 Mark resp. 560 Mk. für den durch Einbeziehung evangelischer und katholischer Geistlichen zu militärischen Lazaretübungen entstehenden Aufwand und 3000 Mk. jährlich für 3 jährliche Lehrkonferenzen der Dekane mit den in ihrem Bezirk verwendeten unständigen Geistlichen. — Bei Kap. 64 Landwirtschaftliches Institut Hohenheim stimmt man debattelos einer Exigenz von jährlich 10 000 Mk. zum Ankauf von Sim menthaler Zuchtvieh zu. — Bei dem Kapitel der landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen entspinnt sich eine längere Debatte über den Nutzen dieser Schulen, den Wirtshausbesuch verjüngen Leute u. s. w. Beim Kapitel.Technische Hochschule hatten v. Leibbrand sowie Stältn einen Antrag der Lehrer dieser Anstalt auf Entsendung von Vertretern der Technischen Hochschule nach Chicago warm befürwortet und der Minister stellte hiefür eine Nachexigenz in Aussicht.
Laadesuachrichtea.
-r. Altensteig, 21. März. Bekanntlich hat die Kommission der Kgl. Zentralstelle bei der Ausmusterung des Viehes zur Ausstellung nach München ausgesprochen, daß die Farrenhaltung im Bezirk manches wünschen lasse. Thatsache ist aber, daß unsere Farrenhalter mit dem ihnen von der Gemeinde bestimmten Gehalt, solch teuere Tiere wie die Simmenthaler reinrassigen Fairen, die beim Verkauf nach einigen Jahren kaum noch die Hälfte des Ankaufspreises gelten, nicht kaufen können. Die hiesige Gemeinde hat nun beschlossen, den hiesigen Farrenhalter zu veranlassen, von den morgen in Nagold zum Verkauf kommenden echten
Simmenthaler Farren ein schönes Tier aufzukaufen und ihm 50 Prozent des Ankaufspreises zu ersetzen. Auch wurde das Sprunggeld vom 1. April an von 10 Pf. auf 15 Pfg. erhöht. Erwähnt sei hier noch, daß am letzten Samstag im Gasthof zum Schwanen von einer Anzahl Viehbesitzer lebhaft der Wunsch ausgesprochen wurde, daß die Verkaufskommisston bei der Versteigerung den im Simmenthal aufgekauften Tiere auch der Ankaufspreis bekanntgeben soll, welchem Wunsche gewiß Rechnung getragen werden kann.
* Stuttgart, 16. März. „Ein teurer Sohn." Ein junger Stuttgarter studierte die letzten Semester in Tübingen, wo er es glücklich fertig gebracht hat, ca. 20000 Mk. Schulden in wenigen Semestern zu machen. Der Vater zahlte 7000 Mk. und sandte seinen Gutedel nach Amerika, wo er Gelegenheit finden dürfte, über den Ernst des Lebens nachzudenken.
* Stuttgart, 19. März. Unter dem Vorsitz des Freiherrn Hermann (Wain) tagte die Vereinigung Württembergischer Landwirte. Der Berliner Deputierte Gutspächier Kraus (Ammerhof) schilderte die Tivoliversammlung, begründete die Notwendigkeit des Anschlusses der Württemberger an den Bund der Landwirte und bekämpfte unter stürmischem Beifall den russischen Handelsvertrag, sowie die Verhöhnung von Seiten der großstädtischen Presse. Der Bund sei nicht konservativ, sondern stehe über den Parteien; er beabsichtige nicht die Aufhebung der bereits vorhandenen landwirtschaftlichen Vereine. Redner erkennt das Wohlwollen der württembergischen Regierung an, und toastiert auf den Landesherrn. Rittergutsbesitzer Rösike (Görsdorf) überbringt warme Größe der preu fischen Bauern; er betont die loyale Gesinnung der Landwirte und tritt den Bestrebungen entgegen, Uneinigkeiten zu säen durch Gegenüberstellung der Großbauern; ein gemeinsames In teresse umschlinge Alle. Schultheiß Bosch (Helden- fingen) sagt, die Kleinbauern müßten mitthun, sonst werde die Reichsregierung nichts berücksichtigen. Der konservative Redakteur Schrempf hebt die Verdienste seiner Partei hervor und wünscht bei anderen gleichen Erfolg. Fürst Hohenlohe-Langenburg bittet die Agitation durch das ganze Land zu tragen. Der Beitritt zum Bund wird einstimmig beschlossen. Württemberg verlangt Aufhebung des Staffeltarifs der preußischen Staatsbahnen und Beibehaltung des Identitätsnachweises beim Getreide.
* Heilbronn, 17. März. In die hiesige Pfennigsparkasse sind während der 10 Jahre ihres Bestehens nahezu 300 000 M. einbezahlt worden.
* (Verschiedenes.) In Loffenau stehen die zahlreich an den Wohnhäusern angebrachten Aprtkosenspaliere nunmehr in schönster Blüte und versprechen viele Früchte. — In Göppingen stürzte sich ein verheirateter Maler vom dritten Stockwerk seiner Wohnung auf die Straße, wobei er sich lebensgefährliche
Verletzungen zuzog. — InNürtingen wurde eine Zigeunerin verhaftet, die bei einem dortigen Ehepaar wiederholt größere Geldsummen abzuschwindeln versuchte, unter dem Vorgeben, in ihrem Keller liege ein Schatz verborgen, dessen Hebung sie bewerkstelligen könne. — Die Gemüsetrockenfabrik in Rottweil hat sich veranlaßt gesehen, ihren Betrieb wegen mangelnder Rentabilität aufzugeben. — Vom Schwarz- wald wird dem „D. V." geschrieben: So ein gewonnenes „Prozeßle", wo das Streitobjekt gerichtlich zu 50 Pfg. — sage fünfzig Pfennig — angeschlagen ist, hatte für den Gewinner ein besonderes Beigeschmäckle, indem zwar der Beklagte zum Ersatz der halben Mark und Vio der Koken verurteilt wurde, dagegen hat der Glückliche Via der Kaken zu tragen, was im vorliegenden Fall 9 mal 26 Mk. gleich 234 Mk. ausmacht.
'
SIZ!
-<-» ü-
* Aus Baden, 17. März. Im Laufe der letzten Monate haben nun eine ganze Reihe von Gemeinden nach dem Vorgänge der größeren Städte allgemeine Schulgelddesreiung beschlossen. Wie groß der Apparat war, der bisweilen für die Eintreibung des verhältnismäßig gewiß nicht hoch bemessenen Schulgeldes in Bewegung gesetzt werden mußte, geht daraus hervor, daß z. B. in Karlsruhe 1891/92 an Schulgeldern 7914 M. eingehen sollten, von welcher Summe von vornherein 3394 M. als unbeibringlich abgestrichen werden mußten. Zur Beitreibung des restierenden Betrages von 4520 M. waren nicht weniger als 3050 Mahnungen und 467 Fahrnispfändungen erforderlich. Diese Zahlen gewähren mehr als lange Reden emen Einblick in die soziale Not, die unsere größeren Städte bergen.
* Mannheim, 20. März. Der hiesige Schneidermeister Dowe hat aus einem verhältnismäßig leichten Sroff einen Brustpanzer erfunden, der vollkommen geeignet sein soll, die Durchschlagskraft des kleinen Kalibers aufzuheben. Die Kugel werde, wie in den letzten Tagen bet den Schießoersuchen einer Kompagnie des hiesigen Grenadier-Regiments sich gezeigt habe, von dem Stoff aufgefangen und verliere ihre Kraft vollständig. Das Schutzmittel wiegt 10—12 Pfund, ein Gewicht, das allerdings noch zu vermindern sein wird.
* Berlin, 19. März, lieber die kirchlichen Verhältnisse in der deutschen Reichshauptstadt macht der Korrespondent der „N. Zürch. Zlg." nachstehende interessante Angaben: Von Kirchen- tum und Gottesdienst sieht man äußerlich so gut wie nichts in Berlin. Aber auch innerlich spielt die Kirche keine bedeutende Rolle in dem Leben des Berliners. Der kirchliche Sinn ist in der erdrückenden Mehrheit gar nicht ausgebildet, der Besuch der Gotteshäuser ein äußerst geringer und der Einfluß der Geistlichkeit beschränkt sich auf sehr beschränkte Schichten der Bevölkerung. Der Berliner ist durchschnittlich ganz unkirchlich. Wer mit dem Hofe zusammen-
L5'
^5 > -S
rr ^
K
cS —-
TU ^
"SÄ-SL L> L --
-r r-
<2
* s r
^r
..
„Diese Frage ist leicht zu beantworten," erwiderte er, während er auf- und niederwanderte, um seinen Groll zu bemeistern. „Entweder hat Frau Griesheim vermutet, deine Freundin werde die Geschichte aus deinen Schilderungen kennen und dann mußte ihr daran liegen, sie in anderem Lichte zu zeigen, oder sie hat vorausgesetzt, diese Freundin werde dir ihre Mitteilungen sofort berichten."
„Und was hätte sie damit bezwecken wollen?"
„Nichts weiter, als die Auflösung unserer Verlobung. Ihre Absicht liegt sonnenklar vor mir und je tiefer ich in das Gewebe hineinschaue, desto klarer wird es mir, daß jene Frau die Früchte der schlimmen Saat ihres Gatten geerntet hat."
„Und welches Interesse sollte sie an der Auflösung unserer Verlobung haben können?" fragte Paula, noch immer zweifelnd. „Was kümmert sie unser Geschick?"
„Sehr wenig, darin gebe ich dir recht," erwiderte der Advokat; „es kann ihr ja außerordentlich gleichgültig sein, ob wir auf unseren Pfaden Dornen oder Blüten finden. Aber betrachte diese Angelegenheit einmal von einer anderen Seite. Wenn sie auch im Gespräch mit deiner Freundin nichts davon erwähnt hat, so muß sie doch aus der Zeitung erfahren haben, daß du meine Brant bist. Sie wird auch mit Personen, die hier wohnen, in Briefwechsel stehen, und diese können ebenfalls es ihr milgeteilt haben. Nun habe ich vor kurzem an sie, an ihren Bruder und an die Behörde in Luzern geschrieben; das muß ihr beweisen, daß ich entschlossen bin, die Verfolgung gegen sie wieder aufzunehmen. Sie denkt natürlich, es liege jetzt in meinem eigenen Interesse, die verlorene Summe zu retten und dieses Interesse zu beseitigen ist ihre Absicht. Gelänge es ihr, uns beide zu trennen und zwar in einer Weise, die in meinem Herzen Groll gegen dich erwecken müßte, dann wäre auch nach ihrer Ansicht die Absicht erreicht — ich würde mir dann keine Mühe
weiter geben, die Frau zu verfolgen. So denkt sie und eben darum hat sie mich bei deiner Freundin verleumdet."
Es lag so viel Wahrheit in diesen Worten, daß jeder Zweifel in der Seele Paulas schwinden mußte; sie trat zu ihm und schlang den Arm um seinen Nacken.
„Verzeihe mir, daß ich zweifeln konnte," sagte sie, und aus ihren blauen Augen leuchtete wieder eine Fülle inniger Liebe; „du hättest mir auch trüher Mitteilen sollen, daß du mit jener Frau verlobt gewesen bist."
„Und hätte ich es gethan, würdest du dann mir dein volles Vertrauen geschenkt haben? An jenen kurzen Traum, in dem ich nur herbe Täuschungen erfuhr, dachte ich selbst nicht mehr, und weshalb sollte ich dich mit der Erinnerung an ihn beunruhigen?"
Sie bot ihm die schwellenden Lippen zum Kuß, dann schritten sie Arm in Arm zum Divan.
„Ich fürchte, daß nun der Versuch, deinen Glauben au mich zu erschüttern, noch oft wiederholt wird," sagte er; „scheint es doch leicht, durch solche Mittel zum Ziele zu gelangen. Bleibe fest, Geliebte, und vor allen Dingen verschweige mir nichts, wenn in deinem Herzen wieder Zweifel geweckt werden sollten; ich werde stets deine Fragen offen und rückhaltslos beantworten."
„Und ich werde meiner Freundin schreiben —"
„Halt, überlegen wir erst, was nun geschehen soll. Die Machinationen dieser Frau zwingen uns. energische Maßregeln zu treffen, überdies gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, daß es mir gelingen wird ihr den Raub zu entreißen."
„Wir können auf das Geld verzichten, und ich glaube, von der Rettung jenes Kapitals hängt unser Glück nicht ab."
(Fortsetzung folgt.)
«LZ
^01 L»
,2 !«-> L
.Ä2
r-» 0
SO 2 v
as- T
SD
Z
Z. T