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durch die Stadt, stiegen auf da» alte Schloß hinauf und fuhren hierauf nach Lichtental, wo wir da» Kloster besichtigten und kehrte« sodann durch die weltberühmte Lichtentaler Allee, in der sich die Fremden zu Fuß und zu Wagen bewege», in die Stadt zurück. Hier wurde «och kurze Rast im Krokodil gemacht und um 6.43 Uhr wurde die Rückreise angetrete»; «ach 13 Uhr nacht» kamen wir wieder hier an. Der Ausflug gehört zu den lohnendsten, die der Verein gemacht hat und mit höchster Befriedigung werde» alle Teilnehmer sich de» schöaen Tage» erinnern.
* Calw 32. Aug. Endlich ist nach langer Trockenheit wieder Regen gefalle«. Schon am Sonntag abend regnete e» und noch mehr war die» gestern der Fall, al» nach 5 Uhr ei» Gewitter ausbrach, da» zwar nicht zur volle» Entladung kam, aber «v» reichlichen Niederschlag brachte. Der ausgetroäuete Boden saugte mit Begier da» Wasser auf und wenn auch ei» längerer Regen erwünscht gewesen wäre, so hat doch da» Erdreich und die Pflanzenwelt eine Erquickung erfahren, die wohltuend auf manche Pflanzen noch einwirke» kann. Auf den Regen folgte eine leichte Abkühlung. Ob sich eine Aenderung de» Wetter» anbahnt, erscheint zweifelhaft, da heute wieder heiterer Himmel lacht und die Wolken sich zerstreut haben.
Vom Nördliche» Schwarzwald 31. Aug. (Sommerfrische.) Der Zustrom der Luftgurgäste ist anhaltend stark. Vom Rah- stei» bi» zu den großen Hotel» auf badischem Gebiet, Hundleck, Sand, Plättig ist alles besetzt. Auch die bescheidenen Sommerfrische» Hundrbach, Raumünzach, Hinterlangenbach u. a. sind gut besetzt. Die Inschrift am bekannten Auerhahn in Hinterlangenbach lautet neuerdings: „Forst- Haut zum balzende« Auerhahn, wo man gut essen, trinken und schlafen kann."
Herrenberg 21. Aug. Der ledige K. Holzapfel von Unterjesingen hat aus Aerger darüber, daß er einen Hopfenacker, den er pachten wollte, wegen zu niedrigem Angebot aber nicht erhielt, in ihm etwa 30 Hopfenstöcke abgeschnitten. Er .wurde verhaftet und dem K. Amtsgericht vorgeführt, aber am Abend nachdem er die Tat, die er vorher hartnäckig bestritt, eingestanden hatte, wieder auf freien Fuß gesetzt.
Horb 21. Aug. (Grobfeuer.) Indem benachbarten Pfarrdorf Rexinge« brach gestern abend 10 Uhr in der Scheuer de» Bauern und Fuhrmann» Matth. Seyer Feuer au», dem in kurzer Zeit 6 Wohnhäuser, 2 Scheuern und ein Schopf zum Opfer fiel. Auch die Horber Feuerwehr wurde zu Hilfe hrrbeigerufe». Der Windstille ist e» zu verdanke», daß der ganze obere Teil de» Dorfes, der in großer Gefahr war, gerettet werden konnte. Menschen und Vieh kamen nicht zu Schaden, doch ist sämtliche» Mobiliar und Fahrni» mitverbrannt. Auch etwa 500 Bargeld fielen dem Feuer zum Opfer.
Die Abgebrannten find Matth. Seyer, Seligmann Löwenstein, Veit Löwengart, Jsak Lemberger, Josef Weil, Berthold Neckarsulmer in Firma Philipp Neckarsulmer, Anton Gettling, Martin Gettling. Da» Gasthau» zum Kreuz und zur Traube habe» auch Schaden gelitten.
Stuttgart 21. Aug. Da» Preisgericht auf der Bäckereiausstellung hat in erster Linie die fachmännische Bedeutung der Leistung jede» Au»steller» gewürdigt, gewöhnliche Marktware von der Bewertung au»geschlossen und solche Gegenstände, die in loser Beziehung zu Bäckerei, Konditorei und verwandten Gewerben stehen, nur bei besonder» guter Leistung und eivdruckvoller Ausstellung berücksichtigt. Außer Wettbewerb standen von den 400 Auk- stellern 40 Firmen, die also von Anfang an ausschieden. Staatsmedaille» erhielten Schühle, Plüderhausev, Schneider, Saarbrücken und die Wirtschafttgenofsenschaft der Innung Stuttgart. Mit goldenen Medaillen wurde» 43 Aussteller bedacht. Hievon entfielen an württembergische Aussteller: Lieb-Stuttgart, Hävßermann-Feuerbach (Ehrenpreis), Schweik- hardt - Stuttgart (Ehrevprei»), Höß - Stuttgart (Ehrenpreis), Rottacker- Stuttgart (Ehrenpreis), Model-Feuerbach, Krumm-Plüderhausen, Stängel und Ziller-Untertürkheim, Innung-Stuttgart (Ehrenpreis), Schweikhardt-Cannstatt (Ehrenpreis), Eckhardt-Stuttgart (Ehrenpreis), Van de» Bergh, Niederlage-Stuttgart, Innung Reutlingen (Ehrenvreis), Gruner-Stuttgart, Hartvagel und Dürr-Zuffenhausen (Ehrenpreis), Stumpp-Stutt- gart, Maentler - Stuttgart, Heim-Stuttgart (Ehrenpreis), Brrgmüller-Vaihingen (Ehrenpreis), Benz u. Co., Vertretung-Stuttgart, Leibrecht- Kirchheim (Ehrenpreis), Hetz-Stuttgart (Ehrenpreis), Reich-Stuttgart, Schwörer - Stuttgart (Ehrenpreis), Rettich-Stuttgart (Ehrenpreis), Bäckermeistersöhne-Stuttgart (Ehrenpreis). Sil- berneMedaillen wurden 83 verteilt, davon etwa die Hälfte an württembergische Aursteller. Auch unter den etwa 70 Empfängern von bronzenen Medaille» ist Württemberg gut vertreten, wie e» auch die Hälfte der mit einem Diplom Ausgezeichneten stellt. Diejenige« Mitglieder, die sich an der Gesamtausftellung der Bäckerzwangrinvung Stuttgart beteiligt habe«, erhielten je das Diplom zur goldenen Medaille.
Bietigheim 21. Aug. (Schauerlicher Fund.) Beim Graben eine» Keller» stieß man in einer Tiefe von einem halben Meter auf ein menschliche» Gerippe. Die Leiche dürste etwa schon hundert Jahre an der Stelle gelegen habe». Man vermutet ei» Verbrechen, besten Aufklärung heute natürlich nicht mehr möglich ist.
Markgröningen. Kommenden Donnerstag, 24. August wird hier wieder der Schäferlauf in der üblichen Weise abgehalten. Schäferinnen und Schäfer springe« barfuß auf einem 300 Schritte lange« Stoppelfeld um die Wette.
Da» siegende Paar führt nach dem Wettlauf vor de» Schautribünen de« Schäfertanz auf, wozu die Schäfermusik mit Pfeifen und Dudelsack spielt. An den Wettsprung werden avgereiht: Keulenschwingen, gemeinsam au»grführt durch Turnerinnen und Turner, Sacklaufen, Jugendreigen ausgeführt durch die Damenriege de» Turnverein», Wastertragen. Da» altertümliche Rathau» mit seinen weiten Räumen bildet da» eigentliche Festlokal. Der Festzug wird Gruppen mit Trachten aus Geschichte und Sage des Festes enthalte».
Oberndorf21.Aug. (Zurdrohenden F «1 ter» ot.) In einer vom Vorstand, Geheimer Komerzienrat Mauser hier, geleiteten Ausschuß - fitzung des landwirtschaftlichen Bezirksverein», in der Maßnahmen gegen eine drohende Futternot beraten wurde», ist festgestellt worden, daß im Bezirk Oberndorf von einer Futternot nicht gesprochen werden könne. Der Viehstand brauche durchaus nicht reduziert zu werde», wen» da» noch reichlich vorhandene vorjährige Futter mit heurigem Heu vier Stroh vermischt, verwendet und FrühjahrSfutter (Wickeneic) angesät werde». Als Ersatz für das zum füttern gebrauchte Stroh wird zu Streuzwkcke« Sägmehl und Torfstreu empfohlen. Endlich wird der landwirtschaftliche Verein auch den gemeinsamen Ankauf von Kraftfuttermitteln und Torfstreu anstreben.
Pfedelbach OA. Oehringen 21. Aug. (Explosionsunfall.) Am Samstag abend waren Malermeister E. Schoch und Frau damit beschäftigt, Sikkativ abzufülle», als plötzlich, wie e« scheint, infolge Rinnens die Kanne mit starkem Knall explodierte. Die Frau, die sich eben darüber gebeugt hatte, erlitt im Gesicht und am Kopf fürchterliche Verbrennungen, sodaß sie unter heftigen Schmerzen schwer darniederliegt. Der Manw-ist etwa» leichter weggekomme«, doch ist auch ihm die eine Gesicht-Hälfte so sehr verbrannt, daß er, wie seine Frau, längere Zeit arbeitsunfähig sei» wird. Den fleißigen, soliden Leuten, denen die Sorge für sechs unmündige Kinder obliegt, wendet sich allgemeine» Bedauern zu.
Leutkirch 21. Aug. Auf dem Haberfeld de» Oekouomen Notz in Willeratzhofe« brach Feuer au«, durch das der ganze Acker Getreide fast völlig zerstört wurde. Der Brand ist auf unvorsichtige» Rauchen zurückzuführe«. — Ganz merkwürdige Vorkommnisse kann man gegenwärtig in der Natur beobachten. So steht am Landjägerhaus in Aitrach zur Zeit ei« Apfelbaum in voller Blüte, während er gleichzeitig noch die Früchte diese» Jahre» trägt. — Noch viel merkwürdiger aber ist die Tatsache, daß trotz der tägliche» Sonnenhitze am 16. August morgen» in einem eisernen Brunneutrog in Gurben, Gde. Hauerz eine 5 wm dicke Eisschicht zu finden war.
Wie eine Magd vom Dorf sah diese Barbe au» mit ihren gestärkte» steifen Kattuaröcke», den glatt angeklebte» Scheitel» und dem braunen, derben Gesicht.
Lisette, die junge Köchin, warf im Spiegel eine» befriedigten Blick auf ihr modisch gekreppte» Haar, über dem da» Häubchen kokett saß, den hübsch fallenden Voilerock und die hellblaue Zephirblouse standen ihr gut. Sie konnte sich schon sehen lasse». Und Sofie, in den Kleidern ihrer frühere« Herrin mit dem tadello» frisierten Kopf und den Seiteukämm- chen, na, die war fast eine Schönheit.
Sie sprachen absichtlich recht laut vom Theater, von ihren Verehrer», den Romane», welche sie abend» lasen, und den glänzenden Posten, welche sie innegehabt. Sofie war sogar einmal sechs Woche» Zofe bei einer Gräfin gewesen.
Barbe, der die ganze Wirtschaft nicht paßte, und die überhaupt nur ihrer Fra« den Wille» getan hatte, hier zu kochen, weil fie wohl sah, wie Frau Fabriziu» förmlich auflebte dabei, hörte grimmig zu. Sie verstand auch öfter ein leise geflüsterte» Wort und wetzte sich da« Kicher« der beide« „affig aufgeputzten Frauenzimmer" wohl zu deuten. Und der Boden brannte ihr unter de» Füßen.
Darum atmete sie auf, al» jetzt Frau Lore erschien, alle» kostete und in Ordnung fand.
„Dann kann ich ja wohl endlich gehen?" fragte fie.
„Ja, liebe Barbe, Du kannst jetzt nach Hause gehen. In einer halben Stunde komme» sie und dann komme ich auch bald hinüber."
„Na, Sie werden fie doch nicht fortlassev heut abend?" bemerkte Barbe mißtrauisch, obwohl fie da» im Grunde nach dem, wa» sie so nebenher beobachtet hatte, gar nicht für auSgeschlofsen hielt.
„Doch, doch, ich gehe, versicherte Fra« Lore, „junge Leute müsse«
allein sei», weißt Du. Später hoff' ich ja, daß sie mir manch schöne»
Abend schenken werde« drüben bei «ns. Aber heute-" fie wandte
sich an die junge Köchin. „Sie sind wohl so gut und sehen nun weiter nach dem Braten, ja?"
„Gewiß, gnädige Frau."
„Schön. Ich will nun noch die Blumen auf dem Tisch oben arrangieren."
Die beide« Mädchen blickten ihr spöttisch nach.
„Na, wie ich den Herrn beurteile", meinte Sofie, „wird hier die Schwiegermutter zum letzten Mal da» große Wort geführt haben. Da» könnte un» auch noch fehlen! Man hat an einer Frau gerade genug."
Frau Lore stieg indessen die paar Slufe» zur Halle hinauf. ES war acht Uhr vorüber und Robert hatte eben Licht gemacht. Die Fenster nach dem Garten zu standen offen und eine Flut von Lindenduft drang herein.
Eben al» Fra« Lore die Halle betrat, keuchte von oben ein kleiner dicker Herr die Treppe herab. Er hatte ein rote» pausbäckige» Gesicht, war mit etwa» auffälliger Eleganz gekleidet und guckte Fra« Fabriziu» au» seine» kleinen verschwommenen Aeuglein erstaunt an.
Fragend blickte sie auf den Diener.
Dieser beeilte sich, die Anwesenheit de» Herrn, den er selbst nicht kannte, zu erklären, so gut er vermochte.
„Der Herr brachte einen Blumenstrauß für die Fra» Direktor und wollte ihn selbst auf der Tafel placieren."
Fra« Lore verbeugte sich leicht.
„Ein Freund meine» Schwiegersöhne» also?" sagte fie freundlich und reichte dem Herrn die Hand.
(Fortsetzung folgt.)