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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag 33. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- ^ ^ Bezirk Nagold 80^, außerhalb I^LdasQuartal.

Samstag dm 18. März

Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 ^ ! js 893 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 j '

Amtliches.

An die Gmeinde-Kehörden

betreff, die Düngung der Gemeindeobstbäume.

Das Oberamt hat erhoben, daß den auf Gemeinde-Areal stehenden Obstbäumell meistens nicht die notige Pflege durch Düngung zu Teil wird, weil die Gemeindebehörden vielfach den hohen Wert der Düngung für das Gedeihen der Obstbäume verkennen.

Die Erfolge solcher Düngung stehen un­zweifelhaft fest. Die Bäume wachsen viel kräf­tiger, setzen mehr Fruchtholz an, tragen viel reichlicher, das Obst wird viel schöner und voll­kommener.

Auf Grund des Z 24 Abs. 2 des Ver­waltungs-Edikts, wornach der Gemeinderat über die bestmögliche Benützung des Gemeindevermö- gens zu erkennen hat, wird hiemit von Gemeinde- aussichtswegei! angeordnet, daß die Düngung der Gemeinde-Obstbäume nach Anleitung der Gemeindebauinwärter im Frühjahr oder Sommer (letzterenfalls bei regnerischer Witte­rung) zu erfolgen hat.

, Eine Anweisung des Pomologen Roll von Amlishagen über die richtige Düngung der Obst­bäume wird im Gesellschafter bekannt gegeben werden.

Der Vollzug vorstehender Anordnung wird vom Oberamt kontroliert werden.

Aagokd,.den 15. März 189,-.

K. Oberamt.

Mögt.

Gestorben: Oberamtspfleger Mischer. Mergentheim; Oberjustizprokurator Wunderlich, Ellwanzen.

D Die Wahlen in Serbien.

Die Neuwahlen, die in den letzten Tagen in Serbien stattgefunden haben, brachten der nkuen liberalen Regierung nicht die erwarteten Erfolge. Zwar ist die Mehrheit der Gewähl­ten liberal, aber diese Mehrheit ist so klein, daß zufällige Abwesenheit einiger Mitglieder häufig Entscheidungen bringen kann, die der Regierung unangenehm sind.

In Serbien werden die Wahlen anders gewacht," als beispielsweise in Spanien. In Serbien darf nur der wählen, der seine Steuern bezahlt hat. Ist man Regierungsanhänger, so werden einem die Steuerngestünde:", nicht etwaerlassen"; die Regierungsgegner aber müssen prompt zahlen, sonst werden sie ausge- psändet. So haben es die Radikalen gchand- habt, als sie am Ruder waren, und die Liberalen, die nach ihnen zur Macht gelangt sind, haben es ihnen gleichgelhan. Da nun die radikalen Wähler große Steuerrückstände hatten, die sie mcht alle sogleich decken konnten, so mußten viele von ihnen der Wahlurne fernbleiben und so erklärt es sich, daß die Liberalen, trotzdem ihr Anhang im Lande ziemlich gering ist, zur Mehrheit gelangt sind.

Die Regierung hat aber auch in anderer Weise in die Wahlbewegung eingegriffen. Sie hat eine große Anzahl radikaler Bürgermeister »nd Gemeindevertretungen ihrer Aemter entsetzt, angeblich weil sie Betrügerkien und Unredlich­keiten verübt haben. Ergiebt die Untersuchung die Grundlosigkeit dieser Beschuldigungen, so schadet das weiter nichts, denn inzwischen haben liberale Kommissare die Wahlengeleitet" und was das in Serbien besagen will, ersieht man aas den vielen Berichten über Mord und Tot­schlag, die sich an die Wahlbewegung knüpften. Die radikale Partei war aber auch nicht müßig;

aus Rußland waren reichliche Summen zu Wohlzwccken gekommen und Paschitsch, der frühere (radikale) Ministerpräsident hatte 100(00 Gewehre angekauft und unter das Landvolk, an die Miliz, verteilen lassen. Prima-Waffen sollen das zwar nicht sein, aber 100000 schlechte Flinten können auch so manches Unheil anrichten.

König Milan hat seine Ansicht dahin ge­äußert, die Regenten, die nun bald ihrer Aemter quitt sind, wollten sich durch die liberale Partei dis Landes ein gefügiges Werkzeug schaffen, um auch noch dcr Volljährigkeit des jungen Königs Alexander am Ruder zu bleiben. Jeden­falls würde die Stellung des jungen Königs dadurch nur gestärkt, denn die Radikalen tanzen lieber nach russischer Pfeife und würden sich auch kein Gewissen daraus machen, den Sohn des schwarzen Peter Karageorgewitsch an Stelle des jungen Alexander auf den Thron zu setzen. Es heißt, daß dieser Thronprätendent sich gegen­wärtig heimlich in Serbien aufhalte und die Regierung ihn steckbrieflich verfolgen lasse. Karageorgewitsch ist bekanntlich der Schwieger­sohn des Fürsten von Montenegro, desein­zigen Freundes Rußlands;" er ist als solcher auch mit dem Zarenhause eng verwandt.

Allerdings ist auch die Exkönigin Natalie ein Schützling des Zaren. Aber das russische Interesse geht dem Zaren immer über persönliche Beziehungen und Neigungen. Wendet sich in Serbien die liberale Partei mit Geflissenheit von Rußland ab, um sich wieder, wie dies früher der Fall war, ganz in österreichisches Fahrwasser zu begeben, dann hat König Ale­xander von Serbien dasselbe Sch'cksal zu er­warten, wie cs s. Z. den Fürsten Alexander von Battenberg betroffen hat.

Im allgemeinen könnte es ja gleichgültig scheinen, was die Serben in ihrem eigenen Hause treiben; aber es sind zwei Punkte, die auch das Ausland angehen. Erstens hat Serbien für Bahn-, Straßen- und . . . Mili­tärzwecke eine große Menge ausländischen Ka­pitals an sich gezogen, dessen Verzinsung schon seit Jahresfrist unsicher geworden ist, wenn nicht gar die Kapitalien selbst bedroht sind; zweitens aber ist Serbien kin Glied des Balkan­körpers, dessen Nervosität für ganz Europa be­unruhigend ist. Schon einmal hat dasbiß­chen Herzogewina" einen blutigen Krieg ent­zündet und ganz Europa fieberisch erregt; mit Bulgarien war es ebenso und Griechenland ringt nach Ausdehnung. Da giebt man denn sorgsam auf alle Symptome acht, die eine neue Krankheit ankündigen könnten und darum sind auch die serbischen Wahlen für das übrige Europa nicht gleichgültig.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 13. März. Der Reichstag nahm in zweiter Lesung die Postdampfer-Gesetznovelle unverändert an und lehnte die Resolution Barth ab, daß mit dem Norddeutschen Lloyd ver­handelt werden solle behufs Wegfalls der Samoalinie unter Reduktion der dasur be­willigten Subvention. Bei dem Etat für die Verwaltung der Reichseisenbahnea teilt Minister Thielen mit, das laufende Jahr ergebe gegen das Vorjahr ein Mehr von 2433 000 Mark. Gegenüber Bebel verteidigte Thielen die Bestimmung der Arbeitsordnung für die Staatseisenbahnarbeiter, wonach sozialdem. Ar­beiter nicht beschäftigt werden dürfen. Die von der Kommission gestrichene Position zur Her­stellung der Eisenbahnlinie Wingen-Metsenthal-

Münzthal wird nach Befürwortung durchThielen, Adt,Manges und Baumbach einstimmig bewilligt.

* Berlin, 14. März. Vor der Tages­ordnung erklärt Ahlwardt, er werde bei der dritten Lesung des Etats ausführlich auf die neulich ihm gemachten Vorwürfe antworten. (Zwischenruf links: Das wird ja ein welter­schütterndes Ereignis werden! Große Heiter­keit.) Es folgt die zweite Lesung des Etats der Zölle und Verbrauchssteuern. Hug befür­wortet die Abänderung des Schweizer Handels­vertrags dahin, daß im Grenzverkehr Kilo­grammbruchteile nicht wie ein ganzes Kilo­gramm behandelt werden, worauf Geheimrat Huber erwidert, daß Bemühungen in dieser Hinsicht bisher keinen Erfolg gehabt hätten. Scipio und Goldschmtdt begründen ihren Antrag auf Schaffung einer Auskunftsstelle in Zollstreitsachen. Staatssekretär v. Maltzahn betont, daß bet der Auslegung des Zolltarifs und Warenverzeichnisses der Bundesrat nach bestem Gewissen entscheide und nirgends ge­schrieben stehe, daß dem Reichstage die authen­tische Auslegung der Gesetze obliege. Der vor­liegende Antrag bedeute einen Verzicht auf Souveränitätsrechte des Reiches und der Ein­zelstaaten, sowie eine Verfassungsänderung. Ob die Einzelstaaten ihre verfassungsmäßigen Rechte aufgeben würden, sei abzuwarten. Nach längerer Debatte wird der Antrag Sc-pio angenommen. Beim Etat des Reichsschatzamts entsteht eine mehrstündige Währungsdebatte. Um 6V<, Uhr wird die Etatsberatung abgebrochen. Morgen Fortsetzung.

Württembergischer Landtag.

Kammer der Abgeordnete«.

* Stuttgart, 14. März. Heute nahm die Kammer der Abgeordneten nach zweimonat­licher Vertagung ihre Beratungen wieder auf. Präsident v. Hohl begrüßte die Mitglieder und gab eine Ueberstcht über die Geschäfte, die der Erledigung harren. Dann trat die Kammer in die Tagesordnung ein: Beratung des Be­richts über die Prüfung der Staatsfinanzver­waltung von 1889/91. Ans eine Anregung von Sachs gab der Finanzminister Dr. von Riecke Mitteilungen über die Vorarbeiten zur gesetzlichen Regelung der Kontrolle des Staats­haushalts. Auch über die Einnahmen an Strafen wegen Kapitalsteuergefährdunz, die seit 10 Jahren erheblich zurückgegangen sind, und über Nachholungen zu wenig bezahlter Steuern machte der Finanzminister Mitteilung. Schließ­lich wurde der Antrag, wonach der Nachweis der richtigen Verwendung der Steuern pro 1889/91 erbracht wird, angenommen.

* Stuttgart, 16. März. (9. Sitzung.) In der gestrigen Sitzung trat die Kammer in die Beratung des Etats ein, die durch den Abgeordneten v. Hofacker mit einigen all­gemeinen Bemerkungen eingeleitet wurde, worin derselbe im Hinblick aus die ungünstige Ge­staltung der Finanzlage die Notwendigkeit größter Sparsamkeit betonte, von der sich bereits die Regierung bei Aufstellung des Etats hatte leiten lasten. Sachs betonte, daß es im Lande große Ueberraschung hervorgerufen habe, daß man wieder zu den früheren Steuersätzen für die direkten Steuern zurückgreifcn wolle, und sprach weiter setn Bedauern darüber aus, daß die Staatsbeiträge für die Gemeinden im gegen­wärtigen Etat nicht wieder eingestellt worden seien, da man sich an vielen Orten in Erwartung derselben aus größere Straßenbauten eingelassen