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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag. Donnerstag n. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90 außerhalb 1 das Quartal.
Donnerstag dw 16. März
Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 I ^ 893.
bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 j
Amtliches.
Die Musterung der Militärpflichtigen im OA.-Bezirk Freudenstabt findet statt: In Pfalzgrafeuweiler am 13. April, in Reichenbach am 14. April, in Freudenstadt om 1b. und 17. April, je von morgens 8 Uhr an und die Losung am 18. April von morgens 9 Uhr an in Freudenstadt.
Gestorben: Kanzleirat a. D. Mützel, Stuttgart;
Pfarrer v. Moser, Schwaikheim; Karl Kusterer a. Gowpel-
D Die Krisis.
Am Freitag haben in der Mililärkommission des Reichstages die ersten grundlegenden Abstimmungen statt gefunden. Es sind sowohl die Regierungsvorlage, wie auch der Antrag Richter, es bei der bisherigen Friedensstärke zu belassen, wie endlich der Antrag Bennigsen, die vierten Bataillone schon jetzt zu bewilligen, abgelehnt worden. Ein der Regierung irgendwie annehmbarer Gegenvorschlag wurde bisher nicht gemacht und so fragt man sich allseitig, was nun kommen werde.
Unbedingte Gegner jeglicher Erhöhung der MMärlasten sind dos Zentrum, die Deutsch- freisinnigen und die Sozialdemokraten. Die freisinnige Partei ist insofern auszunehmen, als sie der zweijährigen Dienstzeit zustimmt und mit deren eventueller Einführung höhere Aus geben im Vergleich zu den jetzigen erforderlich se'n würden. Die Reichsregierung hat h erin aber kein Entgegenkommen, erblickt und als der frei stnmge Abg. Hinze (früher Major) für die vierten Bataillone eintrat und sich dom't in Gegensatz zu seinem Fraktiovsgenossen Eugen Richter brachte, hoffte man auf seiten der Konscr- vat'.ven und Nationalliberalen, es werde sich rin Teil der Freisinnigen und des Zentrums von dem Gros ihrer Parteien abzweigen und so etwas zu stände bringen helfen, was zwar nicht vollständig l ie Forderungen der Regierung befriedigt, diesem Zustande jedoch nahekommt.
Indessen ist diese Aussicht heute vollständig geschwunden. Eine Fraktionssitzung der Freisinnigen hat die Einigkeit dieser Partei wieder hei gestellt und von Zentrumsseite ist nie etwas anderes behauptet worden, als daß man jeglicher
Erhöhung der Militärlastcn entgegen sei. Welcher Partei man auch angehören mag, immer wird man anerkennen müssen, daß die Haltung des Reichskanzlers in dieser Frage eine durchaus würdige war. Er vertrat die Vorlage als ein durchdachtes und einheitliches Ganzes, von dem sich nichts abhandeln lasse. Er hat nichts oor- geschlagen, um nach Art gewisser Kaufleute später abzulassen, sondern von vornherein das nach seiner Ueberzeugung das Notwendige, — nicht weniger, aber auch nicht mehr — gefordert. Bisher hatte er durch das strenge Festhalten an dieser Forderung die Führung in der ganzen Angelegenheit. Die ihm gemachten Gegenvorschläge bezeichnte er als nicht annehmbar und in wochenlangen Verhandlungen mit der Kommission hat er den Standpunkt der Reichs- icgierung vertreten, obwohl er sich gar nicht persönlich hätte zu engagieren brauchen, sondern die Vertretung der Vorlage dem Kriegsminister hätte überlassen können. Aber hier wiederholt sich dieselbe Erscheinung wie bei der vorjährigen Schulvorlage im preuß. Landtage. Auch dort trat Graf Caprivi mit voller Verve persönlich für die Vorlage ein, Heren Vertretung doch in erster Linie dem damaligen Kultusminister abgelegen hätte.
Am Freitag, nachdem die Kommission bei der Abst mmung die Vorlage abgelehnt hatte, verließ der Reichskanzler zum eisten Male seinen bisher fest inncgehaltencn Standpunkt, indem er um annehmbare Vermittlungsvorschläge ersuchte. Der Richtersche Vorschlag war vom Reichskanzler selbst als ein solcher bezeichnet worden, über den sich nicht debattieren ließe; auch der Bevnigsensche Antrag enthielt nicht dasjenige Maß von Entgegenkommen, auf das der Kanzler rechnet. Aber selbst diese zu wenig bietenden Anträge sind von der Kommission ab- gelchnt worden; das gleiche Schicksal würden aber eist recht solche Anträge haben, die weiter- gehen und mehr als bisher zugcstehcn.
Das Ergebnis der ganzen Kommissions- Verhandlungen ist, daß vom gegenwärtigen Reichstag die Zustimmung zur Militärvorlage
nicht zu erwarten ist. Daß nach einer Reichstagsauflösung die Neuwahlen eine Mehrheit für das neue Militärgesetz ergeben werden, läßt sich nicht bestimmt Voraussagen; denn die Volks- sttmmung ist unberechenbar und die Militärvorlage würde nicht allein der Wahl-Kampagne den Charakter ausdrücken. Die agrarische Agitation gegen die Handelspolitik der Regierung, der Antisemitismus und die Sozialdemokratie sind gleichfalls Faktoren, mit denen gerechnet werden muß und die sich in einer Wahlbewegung sehr stark geltend machen würden.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 10.März. (Militäretat.) General Spitz erklärt gegenüber Hinze, die Zahl der Selbstmorde entspreche genau den Selbstmorden in den Provinzen, aus denen die Mannschaften stammen. Die meisten Selbstmorde, besonders bei Chargierten, seien aus Furcht vor Strafe zurückzuführen; bei Gemeinen bilde wohl die Hauptursache das Uebertreten in ganz fremdartige Verhältnisse. Auf Mißhandlungen seien nur 1,5°/, zurückzufuhren. Uebrigens nehme die Zahl der Selbstmorde stetig ab. Richter tadelt, daß mehrere kommand. Generale am Geburtstage des Kaisers die Militärvorlage erörterten. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wandte sich der Kriegsminister gegen die gestern und heute von den Sozialdemokraten vorgebrachten Angriffe gegen die Armee, welche nur ein Versuch seien, den Klaffenhaß auch in die Armee zu tragen. Diese Angriffe drückten den Haß der sozialdem. Führer gegen die Armee aus, welche sie mit Recht als einen Damm gegen ihre Bestrebungen betrachteten. Es werde ihnen nicht gelingen, diesen Tamm zu zerstören.
* Berlin, 11. März. (Militäretat.) Beim Titel Militärgefängniswesen schildert Hauß - mann anknöpfend an den Fall Herbert in Ulm die Zustände des württembergischen Gefängniswesens. Es sei hohe Zeit, daß diese Mißstände beseitigt würden. General Spitz bestreitet, daß auch anderswo die Gefängnisse wie das Ulmer beschaffen seien. Der Vorredner möge, wenn
Aev zweite Mann, '^druck->erb°t-„.)
Erzählung von Ewald August König.
(Fortsetzung.)
„Ihr Bruder war mit Griesheim associiert?"
„Auch darüber habe ich nie volle Klarheit erhalten."
„Sie weichen mir aus," sagte der Advokat in vorwurfsvollem Tone; „aber ich werde trotzdem erfahren, was ich zu wissen wünsche; ich bin fest entschlossen, das Interesse meines Klienten energisch zu wahren."
Ein spöttischer Zug umzuckte die Lippen Elisabeths."
„Ich kann Ihnen nur das sagen, was ich weiß," erwiderte sie, „und klagen Sie meinen verstorbenen Gatten eines Verbrechens an, so bin ich cs dem Andenken an den teuren Toten schuldig, ihn zu verteidigen."
„ ^äre in diesem Falle vergebliche Mühe, der Betrug liegt zu klar auf der Hand. Wenn Ihr Bruder zu Hause ist, so wünsche ich unverzüglich mit ihm zu sprechen."
„Er hat eine Geschäftsreise angetreten."
„Wann?"
„Vor einigen Tagen."
„Wohin 2 Wann wird er wieder zurückkehren?"
„Es thut mir wirklich leid, aber ich kann auch diese Fragen nicht beantworten," sagte Elisabeth, und wieder umzuckte der Spott ihre Mundwinkel. „Es ist möglich, daß mein Bruder in den nächsten Tagen zmuckkehrt, aber er kann auch einige Wochen fortbleiben, und wo er sich augenblicklich befindet, vermag ich ebensowenig anzugeben."
... Gustav Varnay hatte die Brauen znsammengezogen, es unterlag snr ihn jetzt keinem Zweifel, daß Elisabeth in die Betrügereien ihres
Mannes eingeweiht war und daß sie absichtlich ihm die Unwahrheit sagte, um die Sache noch mehr zu verdunkeln und sich selbst die Früchte des Betruges zu sichern.
Wie sehr hatte er sich damals in ihr getäuscht!
Wie falsch hatte er einen Charakter beurteilt, auf den er derzeit so fest wie auf einen Felsen gebaut.
„Er wird diese Reise wohl deshalb angetreten haben, um sich der Verantwortung zu entziehen," erwiderte er in scharfem Tone.
„Können Sie ihm einen Betrug beweisen?" fragte Elisabeth und aus ihren Augen traf ihn ein Zornesblitz.
„Die Beantwortung dieser Frage muß ich dem Untersuchungsrichter überlassen. Wenn Ihnen das Andenken an den Verstorbenen teuer ist, dann beugen Sie der gerichtlichen Untersuchung vor. Sie würden dadurch auch Ihrem Bruder einen großen Gefallen erzeigen."
„Wie kann ich das?"
„Einfach dadurch, daß Sie die gerechten Ansprüche des Fräulein Hagen befriedigen."
„Ich kenne diese Ansprüche nicht."
„Die Dame ist um zehntausend Thaler betrogen worden."
„Das bedauereich, aber ich bin nicht in der Lage, ihr diese Summe zurückzahlen zu können."
„Vielleicht befindet sie sich noch in dem Nachlaß Ihres Mannes."
„Das ist sehr unwahrscheinlich."
„Aber immerhin möglich. Roderich Griesheim hat dieses Geld erst kurz vor seinem Tode in Eisenbahn-Obligationen empfangen, diese Wertpapiere könnten sich ja hier noch vorfinden."
„Dann müßte ich sie längst gefunden haben."
„Haben Sie den Nachlaß schon geordnet?"