keit das höchste beider Geschlechter sei und daß der Mensch nur dadurch zur höchsten Voll­kommenheit gelangen könne. Ganz anders stellt die Reformation das Weib ins Licht. Nicht Dienerin des Mannes, sondern seine Genossin wird das Weib in und durch die Ehe und beide haben die Aufgabe, daß eines das andere in den Himmel bringe. Wenn aber die Frau Mitwirken kann, den Manns in den Himmel zu bringen, so sei sie des Mannes nicht unwürdig unb könne auch kein Hindernis in des Mannes Berufsstellung sein. Das Verdienst, die falsche Auffassung der kathol. Kirche von der Ehe richtig gestellt und die Ehe zur rechten Ehre gebracht zu haben, gehöre der Reformation. Luther sagt:Wer sich der Ehe schämet, schämt sich ein Mensch zu sein" undder Ehestand zwingt den Menschen zu Gebet und Glaube." Der Frau sei durch das rechte Christentum ein priesterlicher Beruf übertragen und ihr Wirken als rechte Gattin und Mutter sei nicht hoch genug zu schätzen, wie Redner durch eine kleine hübsche Erzählung vom frommen Oettinger illustrierte. Die Reformation wolle die Frau nichtverstopft, verkocht, vernäht" wissen und im Leben der Arbeit als Magd aufgehen lassen, sie sei es gewesen, die zuerst auf Heranbildung und Ausbildung des weiblichen Geschlechts ge­drungen habe. Redner streifte am Schluffe seines Vortrags auch die Bewegungen der Neu zeit über Besserstellung des weiblichen Geschlechts und verwirft Bebels Anschauungen über die Frau. Den anderen Bestrebungen in der Frauenfrage, nämlich den Frauen weil eben viele nicht zu ihrer eigentlichen Bestimmung und ihren eigentlichen Beruf durch Heirat ge­langen können eine eigene Berufsstellungs zu schaffen, spricht Redner eine gewisse Berechtigung zu. Es sei da zu empfehlen, dem weiblichen Geschlecht eine Thätigkeit zu eröffnen, aber eine solche, die im Lichte der christlichen Bestimmung der Frauen, deren würdig sei. Aber eine solche Berufsthättgkeit, etwa die Beschäftigung als Diakonissin, höher zu stellen als das priester- liche Wirken der Frau in der Familie, wäre nicht richtig. Mit dem Wunsche, daß unsere Frauen ihre Aufgabe im Lichte der Reformation, nämlich die Stellung der Mutter und Gattin als Mitarbeiterin für die evang. Kirche, und daß die Männer, das was sie an solchen Frauen für sich und ihre Kinder haben, recht erkennen mögen, schloß Redner den Vortrag mit der be­herzigenden Ermahnung:Halte was du hast, daß dir Niemand deine Krone raube." Der dem Herrn Redner reichlich gespendete Beifall der vielen Zuhörer für den herrlichen Vortrag möchte wohl auch zugleich eine Aufforderung gewesen sein, dieselben recht bald wieder mit einem ähnlichen Vortrag zu erfreuen. Nicht un­erwähnt soll bleiben, daß der hiesige Kirchen­chor vor Beginn und nach Schluß des Vortrags einige hübsche Chöre zum Vortrag brachte.

* Altenste! g, 13. März. Nach den von der K. Forstdirekiion herausgegebenen forst­

statistischen Mitteilungen aus Württemberg für das Jahr 1891 hat betragen: die ertragsfähige Fläche am 1. April 1891 189022,74 da, Derb­bolzanfall im ganzen 882536 b'm, auf 1 Ks, 4,551'lu, GesamtbetragderEtnnahmen 10782251 Mk., darunter Holzertrag im ganzen 10372120 Mk., für 1 I'w Derbholz 11,75 Mark, Erlös aus Nebennutzungen 285 538 Mk., Einnahmen aus der Jagd 63120Mk. Gesamt-Betrag der Ausgaben 4 711472 Mk., darunter Aufwand für das Verwaltungs- und Schutzpirsonal 1361931 Mk., Kulturkosten 355 832 Mk., Weg baukosten 641150 Mk., Holzhauerlöhne 1616182 Mk., Steuern 389319 Mk., Holzberechtigungen 89 091 Mk., Ausgaben auf die Jagd 36956 Mk., Betrag der Ausgaben in Prozenten der Brutto - Einnahmen 43,7 Reinertrag im Ganzen 6070 779 Mk., auf 1 da 31,29 Mk., Reinertrag auf 1 Festmeter Derbholzansall 6,88 Mark. Die 40 Ritter haben sich gut angelassen, wenn auch um die Mittagszeit die Sonne sich in die Wolken hüllte, die Luft ferner nicht so frühlingsmäßig lau war wie gestern, wo einen Spaziergang zu machen wirk­lich eine Lust war. Das Gras an Halden und Rainen ist infolge der warmen W tterung der letzten Tage sehr ausgetrocknet, so daß nicht nur die Warnung an die bösen Buben, die so gerneFeuerle" machen, sondern auch die Mahnung an die rauchende Männerwelt, nicht völlig ausgelöschte Glimmstengelreste unachi samer Weise ins dürre Gras zu werfen, ange­bracht erscheint.

* Altensteig, 13. März. Der Schaden den die Maul- und Klauenseuche im Jahre 1892 für Württemberg gebracht hat, beträgt nahezu 500000 Mark.

' Nagold, 9. März. Zu der am Montag im hiesigen Seminar beginnenden Schulaspiran­tenprüfung haben sich 40 Knaben gemeldet, von denen etwa 2830 besteh n können. Seit 10 Jahren hat der Zudrang von Jahr zu Jahr nachgelassen.

* Nagold, 9.März. Seit 3Jahrenhaben wir neben der Massigen Lateinschule auch eine Realschule, die ebenfalls zweiklasstg genannt zu werden verdient, da der Lateinkollabocator zu­gleich die jüngeren Jahrgänge der Realschule unterrichtet. Angesichts der lleberbürdung des Reallehrers (gegen 50 Schüler in 3 Jahrgängen) haben die bürgerlichen Kollegien auf Vorschlag des Visitators, Rektor Ramsler von Tübingen beschlossen, auf Georgii noch einen Hilfsreallehrer anzustellen, so daß die Anstalt Massig wird und die aus ihr hervorgehenden Schüler den Anforderungen bei Uebertritt in höhere Klassen vollständiger Realanstalten um so besser ge­nügen können.

' Stuttgart, 10. März. Nach einer Meldung derF. Z." gehe man in den Kreisen der Volkspartei mit dem Gedanken um, der all gemeinen Stimmung gegen die Mtlitärvorlage , durch eine über das ganze Land sich erstreckende I Protestbewegung Ausdruck zu verschaffen.

* Ueber den Gebrauch von Schulbüchern in ver­schiedenen Auflagen schreibt derS«.-A-": Eine nicht unwichtige, wenn auch nur die mehr äußerliche Seite deS Unterrichtsbetriebs betreffende Schuliraze hat jüngst von der Kultministerialabteilung für Gelehrten- und Real- schule» in den ihr unterstellten Schulen mit Genehmigung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens eine Regelung erfahren, die auch in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Es handelt sich um, die Ein­führung und den Gebrauch neuer Lehrbücher und insbe­sondere um den Gebrauch neuer Auflagen eines schon ein­geführten Schulbuchs. Wenn auch nicht zu bestreiten ist, daß die Benützung verschiedener Auflagen von Seiten der Schüler einer und derselben Klasse für Lehrer und Schüler mancherlei Unzuträglichkeilen im Gefolge hat, so ist es doch im Interesse der beteiligten Familie wünschenswert, daß der mit der Forderung der Anschaffung jeder neuen Ausgabe verbundene Mehraufwand thnnlichst vermieden werde. Zn diesem Zweck erteilt die erwähnte Verfügung der Ministerialabteilung den Vorständen der ihr unter­stellten Anstalten hierüber die entsprechenden Weisungen. Grundsätzlich w rd den Schulvorständen zur Pflicht ge­macht, darauf hinzuwirken, daß den Elter» und Ver­tretern der Schüler durch den Wechsel in den Schul­büchern, soweit immer möglich, ein Mehraufwand nicht erwachse, und daher ein häufiger oder nicht genügend be­gründeter Wechsel in den Schulbüchern überhaupt zu ver­meiden sei. Für den Fall, daß ans irgend welchem Grunde die Neuauflegung eines schon im Gebrauche be­findlichen Lehrbuchs nötig geworden ist, wird auf den Weg hingewiesen, aus dem vermieden werden kann, daß nicht alle Schüler einer Klaffe, auch diejenigen, die etwa schon im Besitze einer früheren Auflage find, die neue Auflage anschaffen müssen. Die Verfasser und Verleger sollen bei Herstellung einer neuen Ausgabe durch beige­druckte Hinweisung auf die betreffenden Abschnitte und Seitenzahlen in der früheren Ausgabe es ermöglichen, daß auch diele noch gebrauchsfähig bleibt. Nötigenfalls sollen die Lehrer hiebei vermittelnd einlrelen und den Schülern die nötigen Hinweisungen angeben. Den Verfassern von Lehrbüchern sollen i» der Verbesserung ihrer Bücher und in der Benützung der bei ihrem Gebrauch in der Schule gemachten Erfahrungen beengende Schranken nicht gezogen werden. Jedoch wird die Erwartung ausgesprochen, daß von denselben nur da und nur dann in einer neuen Auf­lage Tertänderungen vorzenommen werden, wenn und wo ganz dringende Gründe es erheischen. Endlich wird für den Fall, daß ein Lehrbuch durch Neuauflegung eine so durchgreifende Umgestaltung erfahren hat, daß die früheren Auflagen daneben nicht mehr w hl verwendbar sind, an­geordnet, daß für die Zulassung dieser neuen Auflage in den Schulgebrauch auch eine neue behördliche Genehmigung einzuholen ist.

(Verschiedenes) Durch ein schänd­liches Bubenstück wurde ein Notgelder in B a ck- nang geschädigt. Demselben wurden 14 an der Stange hängende Häute, sowie 2 Schläuche vollständig zerschnitten. Daselbst stahl ein Gerbecgeselle einer aus Amerika zurückgekehrten Witwe ihre Barschaft an Golddollars und ver­duftete damit. Der Steinbrucharbeiter Glück von Gruppenbach wurde von einem im Bruch herabfallenden Stein getroffen und starb an der erhaltenen Verletzung nach einigen Ta­gen. Die Gemeinde Kirchentellins­furts hat den diesjährigen Anfall an Neckar­kies um 4250 Mark verpachtet. Den hohen Gewinn verdankt die Gemeinde dem letzten Hoch­wasser. En 22jähr. Schloffergeselle in Neh­ren machte seinem Leben durch Erhängen ein Ende. In einem Putzgeschäft in Aalen kam dieser Tage ein Brief an, welcher 3 Mk. 40 Pfg. in einem Umschlag enthielt, auf welchem geschrieben stand:Von einer früheren Dienst-

Z>er zweite Mann. Nachdruck °-rb°t°n.)

Erzählung von Ewald August König.

(Fortsetzung.)

Es war ein unangenehmer Auftrag, aber er hatte ihn übernommen, nun gebot ihm die eigene Pflicht, mit aller Energie ihn auszuführen.

So trat Gustav denn am nächsten Tage, nachdem er seine Pflichten im Gerichtssaal erfüllt, den schweren Gang an.

Seit jenem Bruch hatte er Elisabeth selten und dann auch nur flüchtig gesehen, nie aber ein Wort mit mir gewechselt und jetzt berührte es ihn unangenehm, als sie ihn so freundlich, mit einem Lächeln auf den Lippen, empfing.

In der Not lernt man die treuen Freunde kennen," sagte sie, ihm die Hand bietend;ich danke Ihnen, Herr Doktor. Wenn ich auch einstweilen Ihrer Hilfe nicht bedarf, so thut Ihre Freundschaft doch meinem Herzen wohl."

Um so schmerzlicher ist es mir, Ihnen erwidern zn müssen, daß ich nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Aufträge einer anderen Per­son zu Ihnen komme," antwortete er, während er sich auf einen Stuhl niederließ, und die Schatten, die seine Stirn umwölkten, wurden immer dunkler.Es handelt sich um gefälschte Angelegenheiten Ihres ver­storbenen Mannes und zwar um eine Sache, die ihn vielleicht ins Zucht­haus bringen würde, wenn er noch unter den Lebenden wäre."

Er hatte die letzten Worte mit scharfer Betonung gesprochen, ohne die Bestürzung zu beachten, die in dem starren Blick Elisabeths sich spiegelte.

Sie erschrecken mich," sagte sie;ich bin in die Geschäfte meines Mannes niemals eingeweiht gewesen, und aus Ihren Worten glaube ich entnehmen zu müssen, daß Sie ihn eines Verbrechens beschuldigen wollen."

Ist Ihnen der Name Paula Hagen bekannt?"

Nein!"

Sollte Ihr Mann nie mit Ihnen über diese Dame gesprochen haben?"

Niemals, Herr Doktor."

Er hat sie um eine Summe von zehntausend Thalern betrogen und ihr dafür ein Unterpfand gegeben, das völlig wertlos ist."

Der Advokat holte ein elegantes Etui aus der Tasche und öffnete es.

Kennen Sie diesen Schmuck?" fragte er.

Ich habe den Schmuck nie zuvor gesehen," erwiderte die junge Witwe kopfschüttelnd;ich verstehe auch zn wenig von Brillanten, um den Wert dieser Steine schätzen zu können."

Roderich Griesheim hat ihn als echten Schmuck der Dame ver­pfändet, aber die Steine sind falsch und somit wertlos."

Ich kann Ihnen darüber nichts sagen, Herr Doktor, vielleicht hat Roderich selbst nicht gewußt, daß d eser Schmuck unecht ist, er kann ja ebenfalls betrogen sein."

Das läßt sich nicht wohl annehmen," sagte Gustav Varnay, während er das Etui wieder schloß.Ist Ihnen von einer Erfindung etwas bekannt, die Griesheim gemacht haben soll?"

Nein; ich wiederhole, daß er über Geschäftsangelegenheiten nie mit mir gesprochen hat."

Ueber Hoffnungen, die sich an solche Erfindungen knüpfen, pflegt man doch mit seinen Angehörigen zu sprechen." .

Roderich war in dieser Beziehung sehr verschlossen; die Schuld mochte auch wohl an mir liegen, ich habe vielleicht zu wenig Terl- nahme gezeigt." _ (Forts, folgt.)

Auflösung des NätselS in Nr. 30 (Beilage):Herz.

SD

>»d- ^

L

r

!