Erfahrungssache ist es, daß Tiere der Simmen- thaler Rasse die besten Futterverwerter sind und bei richtiger Zucht die den Kälbern verabreichte Milch wie in den Molkereien sich pro Liter ebenfalls zu 14 Pf. bezahlt. Aus den angeführten Gründen sollten die einzelnen Landwirte alles daran setzen, um eS in ihren Gemeinden zu erreichen, daß endlich einmal mit der Verpachtung der Farrenhaltung ein Ende gemacht wird und daß diejenigen Gemeinden, welche hiezu wohl in der Lage sind, sich zu den Opfern der Einrichtung einer Gemeindefarren- haltung entschließen. Es ergeht hiemit an die Obmänner der Ortsvereine unserer Zuchtgenossenschaft die Bitte, eine Versammlung ihrer Mitglieder anzuberaumen, um in dieser wichtigen Sache Beratung zu pflegen. Die Erwerbung eines Original-Simmenthaler Farren ist überall anzustreben und die allmähliche Uebernahme der Farrenhaltung in Regie der Gemeinde zu vollziehen. Der Oberamtstterarzt ist bereit solchen Versammlungen auf Wunsch anzuwohnen.
* Altensteig, 10. März. Der Verkehr bei dem Kgl. Postamt Altensteig weist auch im Rechnungsjahr 1891/92 wieder eine erhebliche Steigerung auf. Im einzelnen ergeben sich aus der Jahresstatistik pro 1891/92 (1. April 1891 bis 31. März 1892) über die beförderten Gegenstände folgende Ziffern. Die Einnahme an Postporto betrug beim Amt 15 320 M., abgegangene Briefsendungen: 155 974, angekommene: 282386 Stück. Postanweisungen winden von hier abgesandt: 10 739 Stück mit dem eingezahlten Betrag von 557156 M., angekommen sind: 6365 Stück mit dem ausbezahlten Betrag von 365670 M. Der Bargeldumsatz in ein- und ausbezahlten Postanweisungen betrug demnach beim Postamt: 922 836 Mark. Postaufträge sind abgegangen: 676 Stück, angekommen: 537 Stück. Packete ohne Wertangabe wurden abgesandt: 14 700, hier angekommen sind: 12 688 Stück, zusammen 27 388 Stück. Briefe und Packete mit Wertangabe sind abgegangen: 2470 Stück, angekommen: 1950 Stück. Postnachnahmesendungen sind abgegangen 1742, angekommen : 2236 Stück. Zeitungsnummern wurden abgesandt: 71129 Stück, angekommen sind: 115995 Stück. Staats- und Privatdepeschen gingen 804 hier ab und 1137 kamen an. Mit den Posten wurden von hier aus 4649 Personen befördert. — Der Verkehr bei der Kgl. Postagentur Simmersfeld ergab pro 1891/92 folgende Zahlen. Die Einnahme an Postporto betrug bei der Agentur 1810 Mk., abgesandte Briefsendungen: 17134 St., angekommene: 27 092 Stück. Postanweisungen wurden abgesandt: 1837 Stück mit dem eingezahlten Betrag von 69 401 M., angekommen sind: 697 Stück mit dem ausbezahlten Betrag von 26 903 M. Der Bargeldumsatz in ein- und ausbezahlten Postanweisungen betrug demnach: 96304 M. Packete ohne Wertangabe gingen ab: 1508 St., angekommen sind: 2236 Stück. Briefe und Packete mit Wertangabe gingen 130 ab und 78 kamen an. Postnachnahmesendungen sind abgegangen: 52 Stück, angekommen: 624 Stück. Zeitungsnummern kamen an: 37 685 Stück. Telegramme gingen in Simmersfeld ab 224 und 163 kamen an. Mit dem Postwagenkurs Altensteig-Enzklösterle wurden von Simmersfeld aus 555 Personen befördert. — Bei dem Telegraphenamt Ett- mannsweiler gingen 95 Telegramme ab und 88 kamen on.
* Nach der letzten Statistik der Gewerbevereine umfaßte Württemberg 90 Gewerdevereine mit 10958 Mitgliedern und einem Gesamtvermögen von 80 089 Mk. Von diesen 90 Vereinen gehören 76 dem Verband der Württembergischen Gewerbevereine (Wanderversammlung) an, so daß noch 14 Vereine mit rund 3000 Mitglieder außer dem Verbände stehen. Von den 76 Verband-Vereinen zählen 21 bis zu 50, 28 von 51-100, 17 von 101—200, 7 von 204 —400 und 3 über 400 Mitglieder.
' Nagold, 6. März. Nach nunmehriger Fertigstellung des hiesigen Elektrizitätswerks durch Baumeister Klingler und nachdem derselbe sich die Abgabe von etwa 12 Pferdekräften für Kleinmotoren an hiesige Handwerker und etwa 200 Lampen für Private durch Verträge gesichert hat, galt cs in der letzten gemeinsamen Sitzung der lürgerl'chen Kollegien, darüber zu beraten,
ob bei dieser günstigen Gelegenheit nicht auch die gesamte städtische Straßenbeleuchtung durch elektrisches Licht eingeführt werden solle. Das überaus weitgehende Entgegenkommen seitens des Unternehmers ermöglichte einen einmütigen bejahenden Beschluß nach kurzer Beratung und so wird unsere Stadt in kurzer Zeit vor mancher größern in hellstem Lichte erscheinen. (Sch. M.)
*Oberriexingen,OA. Vaihingen, 8. März. Nachdem auf unserer Markung schon manches Stück aus altdeutscher und römischer Zeit gefunden worden und in die Sammlung vaterländischer Altertümer gewandert ist, nahm der Vertrauensmann unserer Gegend, Oberförster Fribolin von Bietigheim, gestern im sog. Reitwald Ausgrabungen vor. Den Anlaß hatte der unlängst erfolgte Fund einer in Sandstein gemeißelten Hand und einer Ztegelplatte gegeben, die auf römischen Ursprung htnwies. Auch der gestrige Tag sollte nicht ohne Ausbeute verlaufen. Zunächst fand sich eine ziemlich große steinerne Konsole, die allem Anschein nach an eine Wand angemauert war, und bald darauf ein noch gut erhaltener männlicher Kopf in halber Größe, der nach dem würdevollen Antlitz, der durchfurchten Stirne uad dem schön ausgearbetteten Barte auf die Abbildung eines Jupiters schließen läßt. Die nachmittags vorgenommene Aufdeckung eines Hünengrabes ergab neben Auffindung weniger menschlicher Ueber- reste die eines gut erhaltenen bronzenen Armreifes.
* (Vers ch te denes.) In einem Hause der Tübinger-Straße in Stuttgart hat sich ein Dienstmädchen vergiftet. — Die überall zu beobachtende Unsitte der Kinder, sich an Gefährte anzuhängen oder an die Hintere Wagenachse aufzusetzen, ist dem 4jähr. Söhnchen des Wtrtschafts Pächters Werner in Reutlingen sehr verhängnisvoll geworden. Dasselbe setzte sich hinten auf die Achse eines ruhig dahinfahrenden Wagens, geriet aber mit einem Fuß in die Radspeichen; der Fuß wurde dem bedauernswerten Kleinen am Knie vollständig vom Leibe gerissen. Als man das Kind vom Wagen auf- hob, lag das Glied, noch im Schuh steckend, einige Schritte davon entfernt. — In Rieden (Hall) wurde der Bauer Friedrich Hoffmann erstochen. Der Thäter, sein Nachbar, fft verhaftet worden. — In der Kciegsbergstraße in Stuttgart wurden durch einen Erdrutsch zwei Arbeiter verschüttet, wovon der eine mit einigen Abschürfungen und Quetschungen davon kam, während der andere tot war. — Ein 19 Jahre alter Bursche, der am Sonntag wegen Ruhestörung in Heilbronn zur Wache gebracht werden sollte, widersetzte sich, packte den Schutzmann am Halse und biß ihn in die Hand. Auch zwei zu Hilfe geeilte Personen erhielten Bißwunden. — Wegen Beleidigung des Ulm er Gemeinderats wurde der dortige Rechtsanwalt Mayer nunmehr zu einer Geldstrafe von 300 M. verurteilt.
* München. Im Zuchthause in der Au wurde seitens eines Gefangeneu ein Mordversuch < an einem Aufseher verübt. Der wegen Totschlags zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilte Sträfling Zettl war wegen Uebertretung der Hausordnung krumm geschlossen worden und sollte nach Verbüßung dieser Disziplinarstrafe von den Springern befreit werden. Zu diesem Zweck begab sich der Aufseher Ludwig mit einem anderen Aufseher und einem zur Hilfeleistung herbeigezogenen Sträfling in die Zelle des Zettl. Kaum waren die Springer gefallen, als Zettl blitzschnell dem Ludwig an die Kehle fuhr. Ludwig warf den Zettl auf die Pritsche, aber dieser zog ihm ein Messer aus der Tasche und schlitzte ihm damit den Bauch auf. Der Mörder wurde sofort wieder in Fisteln gelegt und in eine Isolierzelle gebracht. Der Zustand des verwundeten Aufsehers soll hoffnungslos sein.
* Berlin, 8. März. Die Morgenblätter melden aus Graudenz: Mit der Tivoliver- sammlung in Berlin unzufriedene Landwirte, Kausleute und Industrielle sammeln Geld und Unterschriften für den Aufruf zur Bildung eines deutschen „Landbundes"; sie wollen eine selbständige parlamentarische Wirtschaftspartei schaffen. Der Bundesvorstand soll aus neun Mitgliedern verschiedener Parteien, außer der sozialdemokratischen, bestehen.
* Koblenz, 6. März. Innerhalb weniger Tage kamen in der hiesigen Garnison drei Selbstmorde vor. Ein Artillerist sprang während seiner Ueberführung nach dem Arrest von der Schiffbrücke in den Rhein und ertrank. Vorgestern erhängte sich ein Soldat im Militärarrest und gestern abend erschoß sich der Militärposten am hiesigen Zivilarresthaus.
* Braunschweig, 8. März. In Wolfenbüttel erschoß der 30jährige Gärtner Höltje den Bierbrauereibesitzer August Vieth und dann sich selbst. Die Ursache war ein langjähriger Streit um einen Zwetschgenbaum.
' Riga. Wegen widergesetzlicher Trauung eines Lutheraners mit einer „Rechtgläubigen" ' wurde abermals ein lutherischer Pastor von dem hiesigen Bezirksgericht zu achtmonatlicher Gefängnishaft verurteilt.
* Lübeck, 9 März. Der Lübecker Dampfer „Ostsee" ist gestern Mittag um 12 Uhr auf der Fahrt nach Libau im Eis gesunken. Der Steuermann und 6 Mann wurden vom Dampfer „Rußland" gerettet. Das Schicksal der übrigen 7 Schtffsleute ist noch unbekannt.
Ausländisches.
'Paris, 7. März. (Kammer.) Develle > befürwortete den Gesetzentwurf, betr. die Be- > letdigung der Souveräne und Gesandten. Ribot s erklärte namens der Regierung das Emverständ- ' nis mit den Ausführungen Develles. Nach Er- ! klärungen von Millevoye und Peleton, welche den Entwurf bekämpfen, stellte Ribot die Ver- ! trauensfrage. Die Kammer beschloß mit 237 ^ gegen 188 Stimmen, zur Beratung der einzelnen i Artikel des Entwurfs überzugehen. Der Gesetz- ^ entwurf wurde schließlich angenommen.
' Paris, 7. März. Der „Jour" behauptet, daß zahlreiche französische Kapitalisten, durch den Panamaskandal beunruhigt, ihr Geld im Auslande anzulegen suchen. In mehrere englische Banken seien in der letzten Woche über f 300 Millionenfranzös. Kapitals eingelegt worden.
* Brüssel, 8. März. Das sozialistische ! Hauptblatt „Peuple" fordert die Arbeiter auf, ^ zu den Waffen, gegebenenfalls auch zu Dynamit ; zu greifen, um das allgemeine Stimmrecht zu i erzwingen. Die Regierung beschloß die straf- ^ gerichtliche Verfolgung des „Peuple".
* Sofia, 7. März. Die Wahl zur großen Sobranje, die über die Verfassungsänderung beschließen soll, ist auf 30. April festgesetzt.
* Die japanische Hauptstadt hatte zu Anfang dieses Jahres unter einer B'völkeruug von einer Million 12906 Personen, die über 80 Jahre alt waren. Von dieser Ziffer waren 214 über 90 Jahre alt, 13 über 95 Jahre und 4 über 100 Jahre alt.
Handel «ttd Verkehr.
* Ulm, 8. März. (Ledermarktbericht.) Es wurden verkauft und amtlich vermögen: Sohlleder 30632 Pfund, Schmal- und Wildleder 38 860 Pfund, Kalbleder 3906 Pfund, Zeugleder 7966 Pfund, zusammen 81 364 Pfund, gegen 80 582 Pfund vom letzten Markt. Um- satzsumme ca. 106000 Mark. Die Tendenz des Marktes war entschieden lebhafter, insofern derselbe bis zum Montag abend fast vollständig geräumt war. Für gute Qaalitä'en war die Kauflust anhaltend, nur in Sohlleder, welches besonders stark vertreten war, erlitten die Preise zum teil eine Abschwächung. Schafleder war wenig am Platz und wurde rasch zu sehr guten Preisen umgesetzt. Der nächste Ledermarkt findet hier am 18. September d. I. statt.
* (K as e r n en ho s bl üte.) Unteroffizier:
„Kerls, wenn ihre mir eure Bäuche nicht besser einzieht, dann werd' ich euch mit dem Schießprügel davor stoßen, daß euch die Kartoffeln von heut Mittag wie Leuchtkugeln durch die Knopflöcher geflogen kommen!"
"Die klerne Else: „Mama, warum sagte Papa gestern abend: es fliegt ein Engel durchs Zimmer?!" — Mutter: „Wenn man in Gesellschaft ist, liebes Kind, und wenn da die Unterhaltung plötzlich stockt und es ganz stille ist, so pflegt man zu sagen: es fliegt ein
Engel durchs Zimmer!"-Einige Tage
später ist groß: Kaffeeschlacht und als die Unter- - Haltung über eine der abwesenden Damen sehr lebhaft wird, fragt die kleine Else: „Mama, fliegt jetzt ein Teufel durchs Zimmer?",
Verantwortlicher Reoakteur: W. Rieker, AUenstetg.