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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag 'Nk 30. u. Samstag u. kostet bei der Exped., sowie im OA.- d Bezirk Nagold 90 ^s, außerhalb 1 ^ das Quartal.
Samstag den 11. März
Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig l und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 1893.
bei mehrmaliger je k auswärts je 8 j
Amtliches.
Bestätigt wurde die Wahl des Gemeindepflegers Walz in Walddorf zum Schultheißen dieser Gemeinde.
Gestorben: Lehrer Aßfahl, Ludwigsburg-, Oberleher Breitweg, Stuttgart; Kommerzienrat und Buchdrucker«- bescher Wilhelm Kohlhammer, Stuttgart; Apotheker Salz-
D Die Politische Lage
bietet gegenwärtig c.n Bild idyllischer Ruhe, dir vielleicht einer allgemeinen Abspannung ent- sp ingt. nichtsdestoweniger aber auf den Beobachter einen angenehmen Eindruck macht. Das ist um so Merkwürdiger, als ein jeder der Großstaaten innere Fragen großen Stils zu lösen unternommen hat, bei denen sich die Parteigegensätze schroff gegenübertreten. Deutschland hat seine Militärvorlage, Frankreich den Poriamaskandal, England die Homerule - Bill, Ö sterreich die Bildung einer neu;n Parlcments- wehrheit, Ungarn die Kirchcnfrage, Italien die Regelung der Bankangelegenheit, Bulgarien die schwerwiegende Verfassungsänderung — trotzdem, oder aber vielleicht gerade weil ein jeder im eigenen Haufe alle Hände voll zu thun hat, find die internationalen Beziehungen nach jeder Hinsicht recht befriedigend; man kümmert sich um den Nachbar wenig, weil die eigenen Angelegenheiten genug zu schaffen machen.
Was zunächst die Militärvorlage betrifft, so hat es überrascht, daß in der Kommission der freisinnige Abg. Hinze im Gegensatz zu seinem Fraktionsgenoffen Richter lebhaft für die vierten Bataillone eingetreten ist, und man folgert daraus — mit welchem Recht bleibe dahingestellt — daß sich nun wohl der Weg der Verständigung finden werde, zumal auch der Reichskanzler Graf Caprivi zum ersten Mole von einem Entgegenkommen der Reichs- regterung gesprochen hat. Nach dem, wie er sich bisher stellte, mußte man annehmen, daß die verbündeten Negierungen die Militär- Vorlage als ein organisches Ganzes betrachtet wissen wollten, aus dem sich kein Stern lösen lasse, ohne das Ganze wertlos zu machen.
Der Panamaskandal in Frankreich „versumpft;" er wird den Franzosen selbst schon langweilig, Es ist riesenhaft viel gesundst;! worden, das ist klar; aber daß die schlechten Vertreter einer anderen schlechten Sache daraus politisches Kapital schlagen wollen, das mag man sich auch nicht gefallen lassen. So erregt die Stimmung war, so viele Staatsmänner von Ruf auch ihre Schmutzflecke davomrugen — die Republik ist nicht erschüttert, zumal die Beschuldigungen das Oberhaupt dieser Republik, den Präsidenten Carnot, nicht erreichen konnten.
Gladstones Homerule-Bill, die in England und Jrrland die Gemüter erregt, soll noch vor Ostern im Parlament zur entscheidenden Abstimmung gebracht werden. Beide Parteien sind stark an der Arbeit, die eine, um das Werk gelingen, die andere, um cs scheitern zu lassen. Madstones Mehrheit im Parlament, selbst wenn Man alle Iren dazu rechnet, ist nur klein; Moralischer Gewinn ist ihm, daß in der jüngsten Zeit bei vier Stichwahlen hintereinander die «rbrralen gesiegt haben. Dem steht aber an- MNetts entgegen, daß die Iren in Amerika und Australien, die ihre Partei daheim auf der snrnen Insel stets reichlich mit Geldmitteln »ersehen und daher starken Einfluß besitzen, sich
en die von Gladstone angeboiene Homerule und zwar, weil ihnen die Zugc-
"" Irland nicht weit genug gehen. Madstone aber ist trotz seiner dreiundachtzig
Jahre ein Politiker von großer Zähigkeit und er wird alles daran setzen, um das letzte Ideal seines Lebens in die Praxis zu übersetzen.
Daß Francesco Crtspi den aufgedeckten Bavkenschwindel in Italien benutzen würde, um daraus einen Strick für das Ministerium Gio- litti zu drehen, hat zwar allgemein überrascht; bisher merkt man aber wenig Erfolg. Indessen auch Crtspi ist von gleicher Zähigkeit wieGlad- stoue und wenngleich der Baum nicht auf den ersten Hieb fällt, so pflegt er doch fortgesetzten Hieben nicht lange zu widerstehen. Und an solchen wird cs Crispi nicht fehlen lassen.
Das hervorstechendste Moment bei den am Sonntag in Spanien begonnenen Corteswahlen ist die Nominierung einer ganzen Reihe ausgesprochener Republikaner, von denen die Hauptstadt allein, die acht Abgeordnete zu wählen hat, sechs stellt. Wenngleich aus dieser That- sache eine unmittelbare Gefahr für das Königtum noch nicht erwächst, so läßt sich doch nicht verkennen, daß der Republikanismus auf der iberischen Halbinsel ein schnelles Fortwachsen aufweist, für das man besonders in Frankreich Verständnis und Sympathie hat.
Die inneren Angelegenheiten Oesterreich- Ungarns charakterisieren sich am besten durch die Wiener Redensart, die auch schon von den Dentsch-Lieberalen in bezug auf die Politik des Grafen Taaffe zur Anwendung gebracht wurde: „es wird fortgewurstelt." Graf Taaffe hat keine bestimmten Grundsätze, außer dem einen vielleicht, auf keinen Fall zurückzutreten; er regiert eben so gut es geht, heute mit dieser, morgen mit jener Parteigruppterung, und die Deutsch-Liberalen sind einfältig genug, sich immer und immer wieder als gelegentlichen Notnagel anzubieten und verwerten zu lassen.
Die internationalen Beziehungen empfangen ihre Signatur durch die deutsch-russischen Handelsvertragsverhandlungen und die Verwässerung der französisch russischen „Annäherung." Der Panamaskandal konnte in Petersburg nicht ohne Einfluß bleiben; man hat dort die Freunde an der Seine, die sich blosstellen lassen, dick bekommen. Bekanntlich kommen in Rußland seitens offizieller Persönlichkeiten Bestechungen und Unterschlagungen nicht vor!!
Deutscher Reichstag.
' Berltn, 6. März. (Postetat.) Bebel kommt auf die Frage des Postassistentenverbandes zurück und schildert die Lage der Postunterbeamten. Direktor Fischer legt die Notwendigkeit dar, die finanziellen Verhältnisse der Beamten zu überwachen, und hebt hervor, daß die Kriminalstatistik der Postbeamten eine außerordentlich günstige sei. Die Zahl der unzufriedenen Beamten sei unerheblich, v. d. Schulen- burg erklärt namens der Konservativen, der Abg. Stöcke- habe vorgestern bezüglich des Assistentenverbandes nur für seine Person gesprochen. Die Partei dagegen danke Stephan für sein entschiedenes Vorgehen gegen die Assistenten. Gegenüber den Angriffen Bebels erinnert Redner an die Errichtung des Weltpostvereins durch Stephan. Marquardsen (nat.-lib.) rühmt gleichfalls die ungeheuren Verdienste Stephans um das Postwesen, wenngleich er dessen Vorgehen gegen die Assistenten nicht als entsprechend ansehe. Der Titel „Besoldung des Staatssekretärs" wird bewilligt. Die Resolution, betreffend die Dtenstalterstufen der Unterbeamten, wird angenommen. Der Rest des Postetats wird ohne erhebliche Debatte
gemäß den Anträgen der Budgetkomm, erledigt.
Staatssekretär Stephan teilt mit, daß die Einnahmen des laufenden Etatsjahres dis einschließlich Januar um 2Mill. größer seien, als die der gleichen Periode des Vorjahres.
* Berlin, 7. März. (Marineetat.) Unter den fortdauernden Ausgaben wird die Forderung für eine neue Matrosen-Artillerie-Compagnie in Cuxhaven entgegen dem Kommissionsbeschluß bewilligt. Beim Kapitel: „Betrieb der Flotte" bringt Ha mm ach er die Frage des Kohlenbezugs aus England zur Sprache. DieMarine- verwaltung habe die westfälischen Zechen nur bei der ersten Submission berücksichtigt, später sich gleich mit den englischen Händlern in Verbindung gesetzt und die letzten billigen Angebote der westfälischen Zechen zurückgewiesen. Das sei nicht recht. Staatssekretär Hollmann verteidigt die Haltung der Marineverwaltung. Gerade bei diesem Kapitel werde am meisten gestrichen, umsomehr müsse die Marineverwaltung selbst auf Ersparnisse bedacht sein. Bebel hält das Verhalten der Marineverwaltung für unanfechtbar und nachahmungswert und schildert die preisverteuernde Wirkung der Syndikate. Der Reichstag könne nichts Besseres thun, als die von der Kommst fion vorgeschlagene Resolution annehmen, laut welcher der Reichstag erklärt, daß die Martneverwaltung bei dem Kohlenbezug den gebotenen finanziellen und wirtschaftlichen Rücksichten entsprechend gehandelt habe. Brömel schließt sich diesen Ausführungen an, worauf die Beschlüsse der Kommission nebst der Resolution angenommen werden. Der Rest des Ordinariums des Marine-Etats wird ohne erhebliche Debatte nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Der Präsident schlägt vor, die Fortsetzung der Etatsberatung morgen vorzunehmen. Ballestrem bittet, die Initiativanträge auf die Tagesordnung zu setzen, damit der Jesuiten-Antrag vor Ostern erledigt werden könne. Die Abstimmung ergiebt Beschlußunfähigkeit desHauses, worauf der Präsident die Fortsetzung der Etatsberatung auf die morgige Tagesordnung setzt.
Laudesaachrichteu.
* Alten steig, 10. März. (Eoang. Bund.) Auf den Vortrag des Herrn Stadtpfarrer Hetterich: „Die Frau im Lichte der Reformation," welcher am nächsten Sonntag nachmittag im Gasthof zur Traube statistndet, und wobei auch der Kirchenchor Mitwirken wird, möchten wir hiemit noch besonders aufmerksam machen. Speziell auch die Beteiligung von Frauen ist sehr erwünscht.
* Altensteig, 9. März. Es geht uns folgende Einsendung zu, welche allgemein gelesen und beherzigt zu werden verdient: „Es ist erfreulich, daß viele unserer Landwirte bestrebt sind, Tiere zu züchten, welche den gestellten Anforderungen der Neuzeit (möglichst viel Fleisch, Arbeitsleistung und Milch in großer Quantität und guter Qualträt) entsprechen, welche Verzüge in der Simmenthaler Raffe am meisten vereinigt sind. Um so befremdender muß cs erscheinen, daß diesem Fortschritt von Seiten vieler Gemeindevertretungen noch so wenig gehuldigt wird und daß die Farrenhaliungen immer noch im Abstreich verpachtet werden. Jene Bezirke und Länder, in welchen dieser alte Zopf ausgehoben ist, erfreuen sich einer viel lohnenderen Viehzucht und sie würden die alten Zustände wie sie bei uns allenthalben noch vorhandensind, um keinen Preis mehr zurückwünschen.