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l Erscheint wöchentl. 3wal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Exped., sowie im OA.- sBezirk Nagold 90^, außerhalb 1 <^L das Quartal.

Dienstag den 28. Ieör.

Einrückungspreis der lspalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1893.

Mr den Monat März

kann bei jeder Postanstalt, jedem Landbriefträger auf das BlattAus den Tannen" abonniert werden. Wir laden jedermann freundlichst zur Bestellung ein.

Für die bevorstehende Osterzett und Konfirmation empfehlen wir den Inseratenteil allerseits zur gef. Benützung.

Die Redaktion und Expedition.

Amtliches.

Verliehen wurde das Ritterkreuz des Ordens der württembergischen Krone dem Regierungsrat Mayer bei der Regierung für den Schwarzwaldkreis; das Ritterkreuz erster Klasse des Friedrichsordens dem Regierungsrat Kuhn bei der Regierung für den Schwarzwaldkreis; die Ver­dienstmedaille des Friedrichsordens dem Kanzlisten Dali- mus bei dem Ministerium des Innern, dem Siadtacciser Te'zle in Neuenbürg; die silberne Verdienstmedaille dem Postunterbediensteten Walter in Calw, dem Schultheißen Bertsch in Jgelsloch, Oberamts Neuenbürg, dem Forst- Wächter Haist in Ellbach, den Sensenarbeilern Johannes Weber und Friedrich Höhn in Friedrichsthal; das Commen- thurkreuz zweiter Klasse des Friedrichsordens dem Oberst a. D. Freiherrn von Gültlingen; die silberne Verdienst­medaille dem vr. moä. Haußmann, städtischen Spitalarzt in Wildllad.

Befördert wurde der erste Vorstand der General­direktion der Staatseisenbahnen, Direktor v. Balz, zugleich Vorstand der Betriebsabteilung dieser Generaldirektion, zum Präsidenten derselben.

Ernannt wurde Amtsgerichtsschreiber Igel von Freudenstadt zum Landgerichtsschreiber bei dem Landgericht Stuttgart.

Bestätigt wurde die Wahl des Gemeindepflegers Friedrich Rothfuß in Ebershardt, zum Schultheißen dieser Gemeinde.

Gestorben: Emil Buck, Calw; Fr. Dolmetsch, Ge- meinderat und Aichmeister, Crailsheim ; Kaufmann Müller, Göppingen.

D Jules Ferry

ifi am Freitag mit ansehnlicher Stimmenmehr­heit zum Präsidenten des französischen Senats gewählt worden. Das ist ein politisches Er­eignis allerersten Ranges und zwar ein frieden- verheißendcs. Denn Ferry galt zwar nie als ein besonderer Freund Deutschlands, wohl aber als ein besonnener und ruhig denkender Poli­tiker, der die Vereinzelung seines Vaterlandes schmerzlich beklagte und ii-ts in ehrlicher u. offener Weise eine Wiederannäherung an Deutschland auf Grund der bestehenden Macht- und Grenz- vcrhältniffe gesucht hat.

Aus der Erkenntnis dieses Umstandes stammte der Haß der französischen Chauvinisten gegen ihn, die s. Z. den Mißerfolg in Tonkin vur zum Vorwand nahmen, um denTonktne- seu" zu stürzen. Es war das zu einer Zeit, ÄS die famose Derouledcsche Patriotenliga in Frankreich noch eine große Rolle spielte. Die Niederlage Ferrys war damals eine so schmäh­liche, daß man ihn als einen politisch toten Mann betrachten mußte, obwohl er zweifellos einer der befähigsten, thatkräftigsten und. . . ehrlichsten Politiker seines Vaterlandes war. Als einfacher Senator sah er sich so ziemlich kalt gestellt; in seiner Eigenschaft als Präsident Des Senats dagegen darf man ihn heute bereits als den Nachfolger Carnots betrachten.

Constans, Freycinet, Floquet galten als berechtigte Anwärter auf den Präsidcntenstuhl der Republik. Aber durch Freycinet ist Con- kans, und durch Constans sind Floquet und Freycinet unmöglich gemacht worden. Als Cavaignac seine Rede zu Gunsten der ehrlichen Leute gehalten hatte, jubelte ihm die ganze Kammer zu, und er wurde als der künftige Präsident bezeichnet. Wenige Tage darauf wurde er verhöhnt und jetzt gilt er als abge-

than. Nachdem der bisherige Senatspräsident Leroyer sein Amt niedergelegt hatte, sprach Carnot offen den Wunsch aus, seinen Freund, den Gouverneur der Bank von Frankreich, Magnin, zum Senatspräsidenten gewählt zu sehen. Nun, Magnin erhielt bet der Vorwahl 53 Stimmen, Jules Ferry dagegen 87; das ist deutlich!

Welche hohe Bedeutung man in den pan- slawistischen Kreisen Rußlands der Wahl Ferrys beilegt, zeigt folgender (natürlich vor der Wahl geschriebener) Artikel der bekannten ,Nowoje Wremjitt:

Man muß hoffen, daß die nicht opportu­nistischen Republikaner gemeinsam verhindern werden, daß Ferry den Präsidcntenstuhl im Senat erlangt. Sie müssen wissen, wie groß die Unpopularität dieses gierigen Strebers ist, der noch jetzt den Männern nicht verziehen hat, die ihn nach der unglücklichen Tonkin-Affäre stürzten. Alle Franzosen, die ihr Vaterland aufrichtig lieben, erinnern sich der Politik, die Ferry als Chef des Ministeriums verfolgte: wie er versuchte, sich Deutschland zu nähern, wie unpatriotisch er sich in das heimtückische Spiel des Fürsten Bismarck einlietz, wie sein Bild im Gothaer Allmanach erschien und viele andere Dinge, die beweise-!, daß er die dritte Republik auf den Weg einer franko-germanischen Verständigung leiten wollte. Ein solcher Mensch darf keine Stellung an der Spitze der Ver waltung des heutigen Frankreich haben."

Die radikalen Blätter Frankreichs schlagen denselben Ton an, aber sie stehen vor einer vollendeten Thatsache. Die Deputiertenkammer kann aufgelöst, Minister können gestürzt werden der Senat und sein Präsident sind von den Schwankungen der Volksmeinung unabhängig Als 1887 bei der Wahl des Präsidenten der Republik Ferry unter den Kandaten genannt war, bereiteten die Radikalen und Sozialisten einen Straßenkampf vor für den Fall seiner Wahl, aber bekanntlich werden angekündigte seiner Straßenkämpfe selten ausgeführt. In jedem Fall ist durch die Wahl Ferry zum Scnatpi äsidenten in die Bevölkerung, die schon durch die Ankündigung einer nahen Auflösung der Kammer erregt ist, ein neuer Zünder ge­worfen.

Die Aufregung wird sich legen ; wenn auch nicht die bessere Ueberlegung siegt, so wird man sich doch allgemach an die geschaffene That> sache gewöhnen. Wir in Deutschland aber können mit dem Ausgange zufrieden sein, denn sie eröffnet den Ausblick auf ein besseres Verhältnis zwischen den beiden Nachbarländern, wenngleich sich vorerst auch dieser Ausblick nur durch ein scharfes Fernrohr gewinnen läßt.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 22. Febr. Der Reichstag nahm debattelos in dritter Lesung den Gesetzentwurf, betr. die Einführung der Einheitszeit an. Bet der fortgesetzten Etats-Beratung des Reichsamts des Innern befürwortet Goldschmidt (freis.) die Ausdehnung des Aichzwanges auf die Bier­fässer. Staatssekretär Bötticher teilt mit, die preußische Regierung prüfe gegenwärtig die Bedürfnisfrage. Bei dem KapitelGesund­heitsamt" befürworten Rösicke, Gold­schmidt, Möller und Hatzfeld das Surrogatverbot bet der Bereitung untergäriger Biere. Meyer (freis.) bekämpft ein allge­meines Surrogatverbot. Staatssekretär von Maltzahn teilt mit, die Frage, ob Surrogate

aus gesundheitlichen Gründen zu verbieten seien, sei zu verneinen. Staatssekretär Bötticher teilt weiter mit, aus den Untersuchungen, wie­lange der mit den Leichen in die Erde gelangte Cholerabacillus sich erhält, geht hervor, daß der Cholerabacillus bald abstirbt, weil die Erde als Filter wirkt. Die Bestimmungen über die Beerdigung von Tierleichen sollen erweitert wer­den. Die Frage der Feuerbestattung sei nicht Reichssache.

* Berlin, 23. Febr. Der Handelsvertrag mit Egypten wird in dritter Lesung ohne De­batte angenommen. Es folgt die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats des Reichs­amts des Innern. Baumbach begründet seinen Antrag, wonach auch Frauen die Appro­bation als Arzt erteilt werden soll. Staats­sekretär Bötticher führt aus, daß das Reich in dieser Frage einzugreifen außer Stande sei, so lange innerhalb der Einzelstaaten den Frauen der Besuch der Gymnasien und Universitäten unmöglich gemacht ist. Beides schreiben die ärztlichen Prüfungsvorschriften vor und davon ist auch die Erteilung der Approbation als Arzt abhängig. Nach längerer Debatte wird beschlossen, die Abstimmung über den Antrag Baumbach bis zur Beratung der bezüglichen Petitionen auszusetzen. Beim KapitelReichs- verstcherungsamt" rügt der Abgeordnete- sicke, daß auf Bundesratsbeschluß Kommunal­verbände aus den Berufsgcnofsenschaften aus­geschieden find, wonach sich eine längere Debatte über die berufsgenofsenschaftliche Organisation schließt. Morgen Fortsetzung.

LaudeSuachrichteu.

* Altensteig, 27. Febr. Die Treue des württembergischen Volkes zu seinem angestamm­ten Herrscherhause hat sich beim Geburtsfeste Sr. Majestät des Königs wieder im schönsten Lichte gezeigt. Wie aus den zahlreichen Fest­berichten zu ersehen ist, wurde in fast allen Orten des Landes der Tag auf's würdigste be­gangen. Hier wurde das frohe Fest beim Tagesgrauen durch Böllersalven verkündet, die städtische Musik spielte vom Rathause die Königs­hymneHeil unsrem König Heil" und um 11 Uhr bewegte sich ein ansehnlicher Festzug, an dem sich die königlichen und städtischen Beamten und der Kriegerverein beteiligten, in die Kirche zum Besuch des Festgottesdienstes. Die Hono­ratioren hielten mittags ein Festessen im Gast­hof zum Waldhorn, wobei Hr. Stadtschulthetß Welker auf Se. Maj. den König, den that- kräftigen Landesvater und Hr. Stadtpfarrer Hetterich auf die geliebte Landesmutter, Ihre Maj. die Königin, toastierte. Der Kriegerveretn hielt in herkömmlicher Weise sein Festessen im Gafthof zum grünen Baum, wobei Hr. Vorstand Schüller den Toast auf Se. Majestät aus­brachte. Abends fand noch eine musikalische Unterhaltung im grünen Baum statt, welche die Teilnehmer in gehobener gemütlichster Stimmung bis zu später Nachtstunde zusammenhielt. Die gediegenen Vorträge der Stadtmusik fanden die dankbarste Aufnahme, namentlich aber waren es die gespielten Polpourrtes, welche allgemein zur Begeisterung Hinriffen. Wir schließen unfern Bericht mit dem Ruse:Lang lebe der König! Hoch Württemberg und sein Herrscher­haus I"

* Alten steig, 27. Febr. Am Nachmittage des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs kamen an fünf Mitglieder der hiesigen freiwilligen Feuerwehr Dienstehrcnzeichen für geleistete 25-