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kann bei jeder Postanstalt, jedem Landbriefträger auf das Blatt „Aus den Tannen" abonniert werden. Wir laden jedermann freundlichst zur Bestellung ein.
Für die bevorstehende Osterzett und Konfirmation empfehlen wir den Inseratenteil allerseits zur gef. Benützung.
Die Redaktion und Expedition.
Amtliches.
* Uebertragen wurde die Revieramtsassistenteustelle in Wildberg dem Hermann Finckh in Aalen.
* Für Schmiede finden in den Tagen vom 4. bis IS. April an den verschiedenen Lehrwerkstätten des Landes Prüfungen im Huibeschlag statt. Interessenten verweisen wir auf die diesbezügl. Bekanntmachung im Staatsan- zeiger Nr. 45.
* Gestorben: Bahnerpedient K. Nürnberger, Ulm; Pauline v. Schröder, Stuttgart; Michael Rentschler aus Zavelstein in Chicago; Christine Schmälzte, geb. Wagner, aus Böfingen, in New-Hafen. Conn.
D Die Wiihnmgsfrage.
In dem großen Meinungsstreit, der in den letzten Tagen sowohl im Reichstage wie im preußischen Landtage zwischen den parlamentarischen Vertretern der Landwirtschaft und der Regierung ausgefochten wurde, hat auch die Währungsfrage eine wichtige Rolle gespielt, insofern. als die Forderung nach Doppelwährung immer mehr Anhänger gewinnt.
Für kleine und einfache Verhältnisse ist diese Frage scheinbar ohne Gewicht. Ob ich zehn Mark in einzelnen Markstücken oder in Form einer „Krone" besitze, ist gleichgültig; das scheinbar geringe Interesse des kleinen Mannes an dieser Frage hat auch zur Folge, Laß man sich in den breiten Schichten des Volkes über die Bedeutung derselben nicht klar ist. Es soll deshalb hier versucht werden, eine Darstellung des Streites, der Gründe und Gegengründe zu geben.
Unstreitig sind die Goldmünzen bei größeren Zahlungen ein bequemeres Geld als das Silber.
Deutschland ist auch aus diesem Grunde und um seine Währung recht solide zu sondieren, zum Golde als gesetzlichem Zahlmittel übergegangen. Der Schuldner ist jedoch im allgemeinen günstiger gestellt, wenn ihm die Wahl gelassen ist zwischen zwei verschiedenen Zahlungsmitteln. Wenn ich gezwungen bin, entweder eine Tonne Roggen oder 150 Mk. baren Geldes zu liefern, so bin ich besser daran als derjenige, der streng verpflichtet ist, eine Tonne Roggen, und noch besser daran als der, der streng verpflichtet ist, 150Mk. Geld zu zahlen. Habeich Ueberfluß an Roggen ».Mangel an Geld so liefere ich Roggen, und im entgegengesetzten Falle zahle ich Geld. Ich erspare mir dadurch mindestens die Mühe, mir für dasjenige, woran ich Ueberfluß habe, dasjenige zu verschaffen, woran ich Mangel leide.
Noch klarer tritt der Unterschied hervor, wenn ich heute die Verpflichtung übernehme, am 1. April eine Tonne Roggen zu liefern oder 160 Mk. zu zahlen. Wenn heute die Tonne Roggen 150 Mk. wert ist, so wird sie am 1. April entweder mehr oder weniger wert sein. Jede Preisschwankung trifft meinen Gläubiger und läßt mich unberührt. Bet jedem Wahlrecht, das in einem Vertrage einer der beiden Parteien eingeräumt ist, hat derjenige einen Vorteil, der das Wahlrecht ausübt und derjenige einen Nachteil, der dies über sich ergehen lassen muß.
Bei der Doppelwährung ist also der Schuldner im Vorteil. Zwar sagen die Anhänger der Doppelwährung, wenn letztere gesetzlich eingeführt sei, könne es dem Schuldner gleichgültig sein, in welchem Metall er zahlt. Die Erfahrung aber spricht dagegen. In Frankreich besteht die Doppelwährung seit mehr als hundert Jahren. In dem ganzen Zeitraum von 1786 bis 1850 hat wohl kaum ein einziger französischer Schuldner seine Gläubiger in Gold bezahlt und zwar, weil es ihm wohlfeiler war, ihn in Silber zu bezahlen. Als nach Aufdeckung der kalifornischen Goldlager sich für einige Jahre der Preis des Goldes drückte, hat jeder Schuldner seinen Gläubiger in Gold bezahlt und es wurde
zeitweise in Paris recht schwer, auch nur ein silbernes Fünffrankstück aufzutreiben.
Gelangten wir also zur gesetzlichen Doppelwährung, so würde tatsächlich Silberwährung bestehen; denn jedermann, der Gold besitzt, würde es zu teuerem Preise im Auslande verkaufen und seine Schulden und Zinsen mit dem allmählich aber stetig im Preise sinkenden Silber bezahlen. Die Landwirtschaft, das immobile Kapital, hat also ein Interesse an der Doppelwährung — das mobile Kapital dagegen hat das entgegengesetzte Interesse. Da nun die meisten Hypotheken auf Güter dereinst nach dem Silbermünzfuß gegeben worden sind, so hat die gesetzliche Einführung der Goldwährung in der Thal eine Belastung des immobilen Kapitals zu gunsten des mobilen zu Wege gebracht, indem die Zinsen in gutem Golde gezahlt werden müssen. Ob man sich aber an zuständiger Stelle je entschließen wird, anstatt des einen festen Wertmessers „Gold" deren zwei zu setzen, von denen das Silber eben nicht fest, sondern erheblichen Preisschwankungen unterworfen ist, scheint doch sehr fraglich.
Deutscher Reichstag.
* Berlin, 21. Febr. Der Handelsvertrag mit Egypten wird in erster und zweiter Lesung angenommen, nachdem Graf Kanitz, Oechelhäuser und Barth sich für ihn ausgesprochen. Folgt Forts, der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Beim Titel Kommission für Arbetterstatistik giebt Hirsch eine Ueberstcht über die bisherige Thätigkeit der Kommission, die ohne Parteirücksichten in bester Absicht ihres Amtes gewaltet und die schweren Angriffe des „Vorwärts" nicht verdient habe. Staatssekretär Bötticher freut sich über die Anerkennung des Vorredners. Ein ständiges Reichsamt für Arbeiterstatistik werde vielleicht später notwendig werden. Bebel ist mit den Ergebnissen der Kommission gar nicht zufrieden und empfiehlt das englische Enquetesystem, welches allein ein richtiges Bild der Arbeiterzustände gewährleiste. Bei dem Kapitel „Schiffs-
Aer zweite HAcrnn. ^->4^ verboten.)
Erzählung von Ewald August König.
1.
„Ich kann's noch immer nicht fassen, meine liebe Frau Griesheim — vor acht Tagen noch relativ gesund und wohlauf und heute schon tot und begraben!"
Die junge, in Trauer gekleidete Frau, die dem alten Herrn grgenübersaß, strich mit dem weichen Battisttuche über die Augen und seufzte dabei tief und schmerzlich.
„Wer hätte dies auch ahnen können, Herr Medizinalrat," erwiderte sie, „das alte Sprichwort: Heute rot, morgen tot, hat sich hier wieder einmal bewahrheitet. Als Sie vor acht Tagen kurz vor Ihrer Abreise hier Abschied nahmen, war mein lieber Mann noch so sehr vergnügt, aber nachher äußerte er doch einmal die Besorgnis, Sie hätten seine Krankheit wahrscheinlich nicht richtig erkannt."
„Ach was, ich konnte, außer einer ganz unbedeutenden und gefahrlosen Erkältung, keine Krankheit finden. Herr Roderich Griesheim war in dieser Beziehung etwas allzu peinlich. Wie verlief die Sache weiter?"
„Einige Tage nach Ihrer Abreise klagte er über stechende Schmerzen in der Brust, Ohrensausen, heftigen Durst und Schwindel, aber er wollte nicht haben, daß ich einen anderen Arzt rufen ließ. In der Nacht brach's los, ein furchtbarer Blutsturz, wie er Ihnen in Ihrer langjährigen Praxis vielleicht selten vorgekommen ist. Mein Bruder holte sofort einen Arzt, der die Sache auch durchaus nicht leicht nahm und energische Mittel anordnete. Aber der Doktor war kaum aus dem Hause, als ein zweiter Blutsturz eintrat, der dem geliebten Leben ein Ende machte."
Der Medizinalrat hatte das sorgfältig rasierte Kinn auf den Kopf seines Stockes gestützt, seine klugen Augen ruhten sinnend auf dem blassen, aber fein geformten und wirklich schönen Antlitz der jungen Frau.
„Welcher Arzt hat ihn behandelt?" fragte er.
„Doktor Kleinschmidt. Von einer wirklichen Behandlung kann eigentlich keine Rede sein, wir hatten noch keine Zeit gefunden, die angeordneten Mittel anzuwenden, als das Leben schon entflohen war."
„Ließen Sie nicht den Arzt sofort wieder rufen?"
„In den ersten Minuten waren wir so sehr in Anspruch genommen, daß wir nicht daran dachten, und dann sagte mein Bruder, es sei ganz unnötig, der Arzt könne doch nicht mehr helfen."
„Aber er kam doch am andern Morgen?"
„Mein Bruder ging zu ihm und berichtete das Vorgefallene. Sie wissen ja. der Doktor Kleinschmidt ist ein vielbeschäftigter Arzt, er nahm die Nachricht sehr gleichgültig auf. Wie viel hätte ich darum gegeben, wenn Sie, der alte, treue Freund meiner Familie, hier gewesen wären!"
Der Medizinalrat rückte die weiße Halsbünde zurecht und wiegte mit teilnehmender Miene das ehrwürdige graue Haupt.
„Da hätte ich auch nicht helfen können," sagte er, „gegen den Tod ist nun einmal kein Kraut gewachsen. Ich versichere Sie meiner herzlichsten Teilnahme; hoffentlich hat der Herr Gemahl geordnete Verhältnisse hinterlassen, so daß Ihnen wenigstens drückende Sorgen fern bleiben."
„Ich will das auch hoffen," seufzte die junge Frau; „mein guter Mann hat gewiß das Seinige gethan, um meine Existenz auch nach seinem Tode sicher zu stellen. Im vergangenen Jahre hat er sich in die Lebensversicherung eingekauft — er überraschte mich mit der Police an