Zusammenhalten, sie müssen ihre Forderungen kräftig zum Ausdruck bringen, aber sie dürfen auch nie in der Treue zu Kaiser und König Nachlassen. Der Redner brachte ein stürmisch aufgenommenes Hoch auf den Kaiser aus und alsbald wurde auch ein Huldigungstelegramm abgesandt. Dann entwickelte Herr v. Plötz die Motive der Gründung eines allgemeinen Bundes der Landwirte, der frei von jedem politischen Parteizwange sich entfallen solle. Die Bewegung dürfe nicht wieder wie ein Strohfeuer erlöschen. Besonders auch bei Wahlen müsse der Bund künftig thätig sein. Auch im Reichstag müssen die Freunde des Bundes ohne Ansehen der Partei sich vereinigen und zusammentreten, so bald es gelte, die Interessen der Landwirtschaft zu vertreten. Der Bauernstand stehe am Abgrund. Ganz Deutschland blicke heute auf diese Versammlung; möge kein Mißton sie stören. Dann sprach Rupp rech t-Ransern. Er betonte auch die Königstceue und das feste Zusammenhalten der Groß- und Kleinbesitzer. Unsere Königstreue, unsere Staatstreue ist unantastbar, aber sie schließt nicht aus, daß wir in der Notwendigkeit in eine energische Opposition getrieben werden. Wir kämpfen um unsere Existenz! (Stürmisches Bravo.) Die Interessen der Freisinnigen und der Juden tragen nicht zur Staatserhaltuug bei. Das Großkapital verteuere alles, aber die Landwirtschaft dürfe und wolle nicht zu Grunde gehen. (Beifall.) Frhr. v. Wan gen heim bezeichnte die Versammlung als einen Protest gegen künftige Handelsverträge, betonte die Notwendigkeit einer eigenen Presse für den Bund und forderte auf, das Programm seinem ganzen Umfange nach anzunehmen. Dann sprach v. Frege. Auch dieser Redner polemisierte gegen die „goldene Internationale" und erinnerte an den Kongreß der deutschen Landwirte vom Jahr 1875 , wo man sich zuerst gegen den die Gesetzgebung beherrschenden Kapitalismus um den damaligen Führer im Streite, den späteren Kultminister Grafen Zedlitz, geschart habe. Man könne der königstreueste Mann und doch Agrarier sein. »In Italien ist der Bauer verarmt, in Oesterreich hängt er vom Juden, in Rußland vom Beamten, in England von der City, in Spanien von der Generalität und ihren Launen ab, nur in Frankreich gilt er noch etwas, weil dies Land trotz allem Pariser Panamaschwindel reich ist durch die Nation, die Doppelwährung und seine Silberund Bargeldvorräte. Nur eine agrarische Majorität aus allen Parteien, außer Freisinn und Sozialdemokratie, kann uns Hilfe schaffen. Gott wird der gerechten Sache, die nicht nur die unsere, sondern die des Staates ist, den Sieg verleihen, wenn wir maßvoll, energisch, klug und ausdauernd kämpfen. Erst die Erbfeinde, den Freisinn und die Sozialdemokratie, besiegen, dann wird die Regierung unsere Forderungen erhören, jetzt kann sie es ja, auch wenn sie wollte, nicht! Dann ist es auch Zeit, gegen die unverständige Bureaukratie vorzugehen, die jeden Landwirt für einen Nabob oder böswilligen Schuldenmacher hält. Sorgen Sie dafür, daß Männer in den Reichstag kommen, die fern sind dem großstädtischen Strebertume und der Liebedienerei!" Lutz-Heidenheim (Bayern) wurde als Sprecher der Süddeutschen mit stürmischem Beifall empfangen. Der deutsche Bauer, führte er aus, sei ein Patriot und guter Unterthan, aber ec wehre sich auch seines Rechtes und ruhe, wie Fürst Bismarck es ihn gelehrt, nicht eher, als bis er es erlangt. (Stürmischer Beifall.) Namens der Süddeutschen sprach ferner Herr v. Thüngen - Roßbach. Wir kämpfen um die heimatliche Scholle; diese gilt es zu halten! Wenn wir von unserer Scholle vertrieben sind, dann kommen die Rothschilds, die Bleichröders, die Meyers und die Cohns! (Bebhafter Beifall.) Der Bauer ist lange genug Amboß gewesen, jetzt will er einmal Hammer sein. (Stürmischer Beifall.) Es sprachen noch Graf Limb urg-Stirum, v. Diest- Daber und Hofprediger Stöcker. Die vorgeschlagene Resolution, welche angenommen wurde, besagt, die Grundlagen, worauf die Stärke des Vaterlandes beruht, seien unversehrt zu erhalten; die Landwirte seien zu jedem Opfer für eine starke Militärmacht, die den Frieden erhalte, bereit. Die dauernde sicherste Grundlage der Macht und Größe des Vaterlandes sei aber das Gedeihen der Landwirtschaft. Handels-Verträge erschüttern diese Grundlage derart, daß die Eristenzfähigkeit der Landwirtschaft gefährdet werde; die drohende Gewährung weiterer Einsuhrver
günstigungen sei eine unerträgliche Schädigung. Der Reichstag wird gebeten, weiteren Zollherabsetzungen die Zustimmung zu versagen und auf Förderung der landwirtschaftlichen Ausfuhr Bedacht zu nehmen.
Berlin, 19. Febr. Geheimrat Gerson v. Bleichröder, Chef des Hauses S. Bleichröder, ist heute nachm, halb 2 Uhr gestorben.
* Berlin, 20. Febr. Der Kaiser besuchte heute mittag den Reichskanzler Grafen Caprivi und blieb eine Stunde bei ihm.
* Berlin, 20. Febr. Ingenieur Paasch, der Verfassec der bekannten antisemitischen Broschüre gegen den deutschen Gesandten in China, ist wegen Beleidigung des Staatsmtntsteriums verhaftet worden.
* Berltn, 20. Febr. Zum russischen Handelsvertrag erhält die „Köln. Ztg." von industrieller Seite aus Westfalen folgende Zuschrift: „Hier und da könnte es den Anschein haben, als wenn namentlich die deutsche Eisen- und Stahlindustrie von einem Handelsvertrag mit Rußland große Vorteile erwarte. Demgegenüber muß darauf htngewiesen werden, daß diese Industrie erklärt hat, ein nennenswerter Vorteil sei aus einem Handelsvertrag mit Rußland nur dann zu erwarten, wenn letzteres auf die Zölle von 1881/82 zurückzugehen bereit sei. Liege diese Bereitwilligkeit nicht vor, so seien Opfer, welche man andern Ecwerbszweigen auferlege, wenigstens was die Eisen- und Stahlindustrie anbetreffe, als vergeblich gebracht zu betrachten, da von der Möglichkeit einer Ausfuhr nach Rußland nur unter diesen Bedingungen die Rede sein könne. Wir möchten Sie ersuchen, dies festzustellen, damit der Verdachtausgeschlossen ist, als habe die Eisen- und Stahlindustrie sich in diesem Fall auf Kosten der Landwirtschaft zu bereichern bemüht. Im Gegenteil, sie hat gewarnt, der letztem Opfer aufzuerlegen, um nur solche Zugeständnisse zu erlangen, die der Industrie durchaus nichts nützen können.
* Ber l in , 21. Febr. Aus einem dem Reichstag zugegangenen Berichte des Auswanderungskommissärs geht hervor, daß im ersten Teile des verflossenen Jahres die bisher höchste Zahl der über deutsche Häfen beförderten Auswanderer noch überschritten wurde. Erst der Eintritt der Cholera brachteeine Beschränkung des Verkehrs.
* Berlin, 2l. Febr. Die telegraphische Verbindung zwischen Deutschland und Kamerun ist hergestellt.
* Barmen, 21. Febr. Unter zahlreicher Beteiligung fand gestern eine Einspruchsoersamm- lung gegen die Zulassung der Jesuiten statt. Eine entsprechende Resolution wurde dem Reichskanzler übermittelt.
' Ueber eine große Familie schreibt man den M. N. N. aus dem Elsaß: Der elsässtsche Bauer hat etwas mit alten Adels- und Fürstengeschlechtern gemein; er giebt seinem ältesten Sohne stets den Vornamen des Vaters. In Ringendorf ist dies auch Gebrauch und ein dieser Tage in der Familie Mugler geborenes Knäblein wird sich Johannes Mugler IV. nennen müssen. Das Knäblein hat nämlich außer
seinen Eltern noch die beiderseitigen Großvater und Großmütter, weiter/«och drei Urgroßmütter und vier Urgroßväter! Das Gesamtalter der sieben Letztbezeichneten erreicht die Zahl von 656 Jahren.
Ausländisches.
* Rom, 20. Febr. Der Papst celebrierte gestern anläßlich seines 50jährigen Bischofsjubiläums eine Messe, der mehr als 6000 Personen beiwohnten. Nach der Messe, die um 11 Vr beendigt war, erteilte der Papst mit kräftiger Stimme den Segen. Sein Aussehen war ein vorzügliches. Beim Betreten und Verlassen der Kirche wurde der Papst lebhaft begrüßt.
* Rom, 20. Febr. Der Papst hat die Anstrengungen sehr gut ertragen. Der Kaiser von Oesterreich sandte ihm in einem Schmucktaften 100 000 Francs in Gold, die Kaiserin ein mit Diamanten geschmücktes Hirtenkreuz.
* Brüssel, 18. Febr. Den Juweleudieben ist man auf der Spur.
'Brüssel, 21. Febr. Eine große Erregung herrscht hier, nachdem von einem Zug der Dampfstraßenbahn ein Kind zermalmt worden. Die aufgeregte Menge versperrte dem folgenden Bahn- zuge die Passage und drohte, die Schienen aufzureißen. Nachdem Polizeiverstärkungen eingetroffen undeineAnzahlVerhaftungenvorgeno armen worden waren, wurde die Ruhe wieder hergestellt.
* Belgrad, 21. Febr. Die Klage Mllans gegen den Korrespondenten der „Frankfurter Zeitung" soll auf die Führer der Radikalen als die Urheber der Ausstreuungen ausgedehnt werden.
* New-Orleans, 21. Febr. Der General der konföderierten Staaten während des amerikanischen Bürgerkriegs, Beauregard, ist ge- storben.
Handel ««d Berkehr.
* Stuttgart, 20. Febr. (Landesprodukten- Börse). Die Börse ist ziemlich gut besucht. Umsatz ca. 20000 Zentner. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bahr. Mk. 17 bis 18.25, rumän. prima Mk. 17.75 bis 18.25, azima Mk. 14.74 unverzollt, Kernen Mk. 17.50 bis 18, Dinkel Mk. 12.80 bis 13, Gerste daher. Mk. 18, TaaberMk. 18.25, ungar.Mk.17.60b!s 18.25, Haber Mk. 13.80 bis 14.50, prima Mk. 15 bis 15.10, Mais, Ungar, neu Mk. 13, I-s, plat» Mark 12.80. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk. 30, Mehl Nr. 0: Mk. 29 bis 29.50, Nr. 1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 4: Mk. 20 bis 20.50. Kleie mit Sack Mk. 8.50 per 100 Klo je nach Qualität.
* Ellwangen, 20. Febr. (Biehmarkt.) Heule waren hier etwa 1000 Stück Bieh zaze- trieben, Handel ziemlich lebhaft, vorzugsweise waren Fuhrochsen begehrt; bezahlt wurden laufende Preise. Der höchste Preis für ein Paar Ochsen war 1150 Mark.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
Vaildmrtslhllstlicher Bezirksverem Nagold.
Herr Pomolog Schultheiß Roll von Amlishagen, O.-A. Gera- bronn, seit vielen Jahren einer der ersten Fachmänner auf dem Gebiete des Obstbaus, von der K. Centralstelle für die Landwirtschaft mit der Abhaltung von Obstbau-Lehrkursen betraut, wird im Oberamtsbezirk Nagold an nachstehend bezeichneten Tagen Vorträge über
GWau
mit praktischen Demonstrationen abhalten:
1. in Haiterbach im Bären
am Sonntag, den 26. Februar, nachmittags V-,2 Uhr,
2. in Ebhausen im Waldhorn
am Montag, den 27. Februar, nachmittags Vs2 Uhr,
3. in GüMingen im Hirsch
am Dienstag, den 28. Februar, nachmittags ^2 Uhr.
Die Landwirte des Bezirks werden bei der hohen Bedeutung des Obstbaus als Einnahmequelle zu zahlreichem Besuche dieser Vorträge eingeladen.
Die Herren Ortsdvrsteher der umliegenden Gemeinden wollen dafür Sorge tragen, daß jedenfalls die Gemeindebaumwarte und eine Anzahl weiterer Ortsangehörtger die gedachten Vorträge besuchen.
Ten 21. Februar 1893.
Der Vereinsvorstand:
Oberamtmann Wogt.
Alten steig.
Da ich mein Lager in
Iilzßüten
in allen Fassonen und Farben ganz neu und reich- halttig sortiert habe, verkaufe ich einen Teil meines ^ älteren Lagers um damit zu räumen, so lange Vorrat
zu außergewöhnlich billigen Wreisen.
Zu dieser Gelegenheit besonders aufmerkam machend zeichnet
Achtungsvoll
Zahlreiche Zeugnisse
Sons bei Aeiiima durch ihre vorzüglich lösende Eigenschaft. Dieselben wer-^'"'""^ den deshalb jedem, der an diesem Uebel leidet, zu einem Versuch warm empfohlen. Zu haben in Packeten L 25 Pf. und 50 Pf., sowie in Schachteln ä Mk. 1.— in Altensteig bei M. Naschold, Konditor.
Neue Frachtbriefe
sind zu haben bei
W. Kicker.