Er ist bei einem Ausritt mit dem Pferde ge­stürzt, im Steigbügel mit einem Fuße hängen geblieben und so von dem rasend gewordenen Pferde zu Tode geschleift worden.

* Regensburg, 7. Febr. Dieser Tage wurde dahier ein in den siebziger Jahren stehen­der Mann in seiner Wohnung im Bett liegend halb erfroren und verhungert aufgesunden und ins Bruderhaus verschafft, allwo derArme" noch zwei Tagen verstarb. Er hinterließ etwa 40000 Mk. Vermögen. In seiner Wohnung fanden sich an Bar 7000 Mk. und Wertpapiere mit längst fälligen Coupons vor.

- Berlin. Die Zahl der Zwangsversteige­rungen von Häusern im Stadtgebiet Berlin nimmt eine besorgniserregende Höhe an. Im Monat Februar kommen 46 Häuser zur gericht­lichen Versteigerung beim Amtsgericht I. In der gleichen Zeit werden aus dem Bezirk des Amtsgerichts II Berlin, das außer den dicht bevölkerten Vororten auch die Städte Charlotten­burg, Köpenick und Oranienburg umfaßt, nur 7 Grundstücke gerichtlich zum Zwangsverkauf kom­men. Der Betrag der im vorigen Jahre aus­gefallenen letzten sogenannten Handwerker-Hypo­theken auf Berliner Häuser wird aus 40 Mill. Mk. berechnet.

* Berlin, 8. Febr. Bismarck wurde lt. N.Z. Ztg." vor einiger Zei? von hoher Stelle aufgefordcrt, von den für sein Denkmal ge­sammelten Summen (bekanntlich ungefähr IV» Mill. Mark) 600000 Mk. für den unter hoher Protektion stehenden Berliner Kirchenbaufonds herzugcben. Bismarck antwortete hierauf, daß er über jene Gelder keine Verfügung habe, man müsse sich an die Zeichner der Beträge wenden.

* Berlin, 10. Febr. Die Germania kündigt an, der Jesuiten-Antrag werde in 14 Tagen oder 3 Wochen zur Beratung gelangen. Man werde die Jesuiten sicher wieder bekommen.

* Berlin, I I. Febr. Das Berliner Tage­blatt meldet aus Graudenz: Russische Schiffer schleppten in Ragntt die schwarzen Pocken ein. Mehrere Todesfälle sind vorgekommen.

* Berlin, 11. Februar. In der Militär kommtssion des Reichstags beantragte Rickert heute die gesetzliche Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die Fußtruppen, also die Ab­änderung des Verfassungsartikels 59 vom 1. Oktober 1893 ab.

* Aus parlamentarischen Kreisen, und zwar von wohlunterrichteter Seite erhält dasStuttg. N. Tgbl." folgende Zuschrift: In neuerer Zeit werden auffällig oft Geschehnisse die nachträglich den Strafrichter beschäftigen, zum Anlaß für verschärfende Gesetzvorschläge genommen. Nach den letzten Bankbrüchen beeilten sich Konser­vative und Nationalliberale zur Einreichung der Börsen"-Anträge, der Prozeß Heinze führte zu einem umfangreichen Gesetzentwurf; einige Konkurse, die von sich reden machten, bewogen das Zentrum, den Wunsch auf Verschärfung der Konkursordnung einzureichen. Leider sind die Konkurse in einer starken Zunahme begriffen.

Aber der Grund liegt in den allgemeinen wirt­schaftlichen Verhältnissen. Es mögen ja Fälle Vorkommen, wo nach Auffassung vieler der Konkurs nichts als ein raffinierter Betrug ist, der aber dennoch aus rein juristischen Gründen straflos bleiben muß. Wegen solcher Aus­nahmen sollte nicht gleich zur Aenderung von Gesetzen geschritten werden, die sonst vorzüglich sich bewährt haben. Gerade die Konkursordnung gilt als eines unserer klarsten Gesetze. Immer­noch besser, ftn Schuldiger entgeht der Gerechtig­keit, als daß das unverschuldete Unglück durch Zusammenwirken verdächiiger Umstände zum Ver­brechen gestempelt wird! Der Reichstag verwies die Anträge des Zentrums in eine Kommission. Sie werden schwerlich wieder herausgelangen, denn die Regierung gedenkt den Anträgen keine Folge zu geben.

Ausländisches.

* Wien, 10. Febr. Infolge des Eisgangs und des Tauwettcrs sind mehrere niederöst- reichischr Ortschaften überschwemmt. Die Ein­wohner haben größlenteils ihre Wohnungen räumen müssen.

* Paris, 9. Febr. Das heute nachmittag verkündete Urteil im Panamaprozeß lauter gegen beide de Lesseps auf 5 Jahre Gefängnis und je 3000 Fr. Geldbuße, gegen Fontane auf zwei Zfthre Gefängnis und 3000 Fr. Geldbuße, ebenso gegen Cottu wegen betrügerischer Hand­lungen und Vertrauensmißbrauchs, endlich gegen Eiffel auf zwei Jahre Gefängnis und 20 000 Fr. Geldbuße wegen Vertrauensmißbrauchs. In den Erwägungsgründen steht:Wenn die Angeklagten auch trotz der Enttäuschungen, welche sie erfahren hatten, an das Zustande­kommen nicht des Niveau-, aber des Schleusen kanals glauben konnten, so konnten sie doch nicht daran glauben, daß der Kanal 1890 fertig werde und daß die von dem öffentlichen Kredit geforderte Summe hinreichen werde. Das Gericht kann also ihre bona üäss nicht annehmen, hebt vielmehr zu ihrer Belastung als wesentliche Merkmale der betrügerischen Absicht die organisierte Publizität hervor, welche das Publikum täuschen mußte, die Verschweigung der wahren Lage i» den Generalversammlungen, die Organisierung der Syndikate, etn verstecktes Mittel, unerlaubte Hilfe zu verschaffen."

* Paris, 11. Febr. Cavaignacs Redner­erfolg ruft eine sehr starke Reaktion in den republikanischen Rethen gegen den Versuch her­vor, die Republik den Monarchisten auszuliefern, so daß der Versuch, Cavoignac als Präsident­schaftskandidaten aufzustellen, als gescheiter! an­zusehen ist.

* Kopenhagen, 9. Febr. Soweit bis jetzt bekannt, haben 123 Fischer infolge dcs jüngsten Sturmes bet den Lofoten ihr Leben verloren; ein Aufruf zur Unterstützung der Hinterbliebenen wurde erlassen.

* Petersburg, 10. Febr. Die heutige Nummer der Gesetzsammlung enthält den kaiser­

lichen Befehl znr Umbenennung der Städte Dor­pat und Dünaburg in Jurjew bezw. Dwinsk.

* Aus Petersburg klingen jetzt die lieb­lichen Töne der Friedensschalmei. Der Besuch des Großfürsten - Thronfolgers in Wien und Berlin sei nur eine äußerlich sichtbare Bethäti- gung der zwischen den drei Kaisermächten be­werkstelligten thatsächltchen Annäherung gewesen. Die Möglichkeit, die bisher die friedliebenden Mächte beunruhtigte, war die Aussicht auf ein vollkommenes Einvernehmen gar nicht oder nicht mehr. Zugleich wird auswärtigen Blättern übereinstimmend aus Petersburg berichtet, daß am russischen Hofe die Friedenspartei jetzt die Oberhand gewonnen habe. Hoffentlich dauert diese frtedselige Stimmung recht lange an.

* Aus Konstantinopel wird gemeldet: Ungeheure Zolldefraudationen find beim Zollamt in Galata entdeckt worden. Der Chef der Bande, sowie 25 Zollbeamten und Schmuggler sind verhaftet.

* New-Uork, 9. Febr. Dem Newyorker Herald zufolge ist die Goldreserve des ameri­kanischen Staatsschatzes gegenwärtig so gering, daß die New Aorker Bankiers dem Staatsschatz bereits 2 Mill. Doll, vorgefchoffen und ver­sprochen haben, wenn nötig, noch weitere Aus­hilfe zu gewähren.

* Das Bureau Reuter meldet aus Hono­lulu: Der Gesandte der Vereinigten Staaten erklärte auf Ersuchen der interimistischen Re­gierung das provisorische amerikanische Protek­torat über die Inselgruppe und ließ auf dem Regierungsgebäude die Flagge der Vereinigten Staaten, auf den übrigen öffentlichen Gebäu­den, sowie auf den Schiffen die hawaiische Flagge hissen. Eine Proklamation des ameri­kanischen Gesandten besagt, der Zweck des Vor­gehens sei, die Ordnung aufrecht zu erhalten und den Ausgang der Verhandlungen in Wa­shington zwischen der Regierung der Union und den hawaiischen Gesandten abzuwarlen.

Handel «nd Berkehr.

* Stuttgart, 11. Febr. Der Ledermeffe am 7. Febr. waren rund 900 Zlr. (gegen 1025 Zir. fernd) zugeführt. Die Leder besserer Qua- ltläl waren rasch verkauft. Verkauft und »er­wogen wurden: Sohlleder 93 Ztr. 72 Pfd. Vacheleder 48 Ztr. 8 Pfd. Wüdschmalleder 535 Ztr. 75 Psd. Deutsches Schmalleder 55 Ztr. 12 Pfd. Kalbleder 82 Ztr. 77 Pfd. Zaum-Zeug rc. Leder 26 Ztr. 47 Pfd. Zu­sammen 84l Ztr. 9l Pfd. mit einem Gesamt­umsatz von rund 110000 Mark.

Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

T)ei Mecrrnterr, Schneider, Schrchrnacher. überhaupt bei allen fitzenden Werufsarten stellen sich gern in Folge mangelnder Bewegung Storungen in den Verdauungsorganen. Hämorrhoidaldeschwerden ein, bei welchen sich, wie Tausende amtlich beglaubigte Dank­schreiben beweisen, die ächten ApothekerRichard Brandt's Schweizerpillen mir dem weißen Kreuz in rotem Grunde vorzüglich bewährt haben (erhältlich nur in schachteln L Mk. 1 in den Apotheken.)

Franziska versuchte ihn mit zitternder Stimme zu trösten, aber sie glaubte selbst nicht an ihre Worte.

Fasse Mut und Hoffnung! Noch ist nicht alles verloren! Du stehst in der Blüte der Jahre. Blicke vor dich in die Zukunft, die noch hell und sonnig werden kann!"

Es schüttelte ihn wie Fieberfrost und lange schaute er vor sich hin.

Dann aber küßte er im Uebermaße der Gefühle die Hände der Mutter, die ihn getragen hatten und gehegt mit Zagen und Zittern, der Mutter, deren Liebling er war und deren Licht im Leben.

Aber auch Sonnen gehen unter, ein jedes Licht verlöscht!

Er stand auf und versuchte es, in seinen Ton eine gewisse Leich­tigkeit zu legen, was ihm aber nur schwer gelang.

Ich möchte mich ein wenig ausruhen, Mutter; ich bin müde, entsetzlich müde! Der Doktor wird gleich kommen; empfange ihn und tröste dich mit ihm. Er war dir doch stets ein treuer Freund; einen besseren findest du nie wieder. Er blieb es dir bei allen Schicksalsschlägen."

Franziska neigte schmerzlich das Haupt.

So gehe schlafen, Kurt, und erwache freudiger, mutvoller! Denke dabei an deine Mutter!"

Ich will an dich denken, Mutter!"- flüsterte er zärtlich unh ging müden Schrittes hinaus.

Gräfin Franziska trat an das hohe Bogenfenster, um über den Park hinweg nach der Landstraße zu spähen.

Mit rötlicher Angst erwartete sie den Wagen; sie fühlte es, er mußte gleich kommen und dann war noch alles gut. Er brachte Sabine zurück, und dann war nichts mehr zu befürchten.

Jetzt biegt der Wagen wirklich um die Waldecke; die Pferde greifen mächtig aus.

Ausdem Fenster flattert ein weißes Tuchund grüßt zum Schlosse hinauf.

Kurt!" ruft Franziska mit einem jubelnden Aufschrei.

Sie will hinauseilen in die Zimmer Kurts aber plötzlich stockt ihr Fuß.

Ein entsetzlicher Ton, kurz und abgerissen, war an ihr Ohr ge­klungen; er trieb ihr das Blut zum Herzen.

Durch den langen Gang wankte Friedrich mit bleichem, gram­vollen Gesichte. Er sah seinen Herrn ankommen und folgte ihm nun in unwiderstehlichem Drange.

Kurt kam aus den Zimmern der Mutter zurück; taumelnd und mit stierem Blicke ging er in die seinen.

Als die Thür sich schloß, kauerte sich der Alte davor. Es zog ihn hin an diese Stelle; er mußte ja da sein, wenn das Ende kam und das kam bald. (Schluß folgt.)

Der jungen Frau eines Kaufmanns in Nürnberg war das Schnarchen ihres Gatten ein Greuel und sie beschloß, der Untugend durch ein energisches Mittel ein Ende zu machen. Als in einer der letzten Nächte der Herr Gemahl mit Emsigkeit daran war,Bretter zu sägen", warf sie ihm plötzlich ein vorher in kaltes Wasser getauchtes Tuch über den Kopf. Der auf diese unvermutete Weise aufgeschreckte Mann, der sich angegriffen wähnte, sprang auf und schlug um sich, wobei er den neben dem Bett befindlichen Nachttisch umwarf, dessen Mamorplatte der bei dem Applizieren des Mittels anwesenden Schwiegermutter aus den Fuß fiel und ihr dabei zwei Zehen zerquetschte. Außerdem brach sie dabei einen Finger. Die junge Frau aber erhielt, da die Szene sich in voller Finster­nis abspielte, einen Schlag ins Gesicht, der das Einsetzen eines ganzen Gebisses zur Folge haben dürfte. Das Schnarchen hat der Mann aber doch nicht verlernt."

Auflösung des Rätsels in Nr. 18:Renz Lenz.