ein aus Suppe, Fleisch und Gemüse bestehendes Mittagsbrot, das aus der Küche des Frauenverems abgeholt oder auch im Speiseraum derselben verzehrt werden kann. Es steht tm Zusammenhang damit, daß jene Volksküche, die sich seit einigen Jahren, weil ein weitergehendes Bedürfnis nicht vorhanden zu sein schien, auf die Verabreichung von Suppen zu 10 Pf. beschränkt hatte, jetzt wieder allgemein Mittagessen in der erwähnten Zusammensetzung zu 35 Pf. (mit reichlichem Brot 38 Pf.) ausgibt. Junge Mädchen helfen bei der Ausgabe.
* Würzburg, 3. Febr. Der durch seine Teufelsaustreibung bekannte Pater Aurelian ist am 1. Febr. in Altötting gestorben.
* Berlin, 3. Febr. Bei oem Generaloberst Pape fand gestern anläßlich dessen 81. Geburtstages ein Diner statt, wobei der Kriegs- Minister Kaltenborn einen Toast auf das Wohl Papes ausbrachte. Nachmittags statteten persönlich ihre Glückwünsche ab Vas Kaiserpaar und Prinz Heinrich von Preußen. Glückwunschtelegramme sandten u. a. der Kaiser von Oesterreich, die Könige von Sachsen und Württemberg und der Großherzog von Baden.
* Berlin, 4. Febr. Der Gesetzentwurf, betreffend die Pflichten der Kaufleute bet Aufbewahrung fremder Wertpapiere umfaßt 14 Paragraphen. Darnach müssen die Wertpapiere unter äußerlich erkennbarer Bezeichnung jedes Hinterlegers oder Verpfänders gesondert aufbewahrt werden. Die Wertpapiere jeden Hinterlegers müssen in einem besonderen Handelsbuch genau bezeichnet und eingetragen werden.
* In der Budgetkommtssion des Reichstages wird tüchtig gestrichen. So verlangte der Etat erste Raten für eine Anzahl neue Schiffe, die zusammen 52 Millionen gekostet hätten. Die Kommission hat aber diese Neuforderungen samt und sonders abgelehnt. In der Kommission machte Graf Hollmann noch die interessante Enthüllung, daß im Laufe der nächsten Jahre noch 5 Panzerschiffe verlangt würden, die zus. 100 Mill. kosten sollen.
* In der Budgetkommission des Reichstages wurde seitens des Abg. Buhl darauf hingewiesen, daß der Lieferant der deutschen Torpedoboote Schichau in Elbtna auch Torpedoboote liefere für alle europäischen Staaten, insbesondere für Rußland. Bei der immerhin vorhandenen Möglichkeit eines Zukunftkrieges mit Rußland sei dadurch unmittelbar Rußland in den Stand gesetzt, von den Fortschritten des deutschen Torpedowesens seinerseits Nutzen zu ziehen. Darauf erwiderte Admiral Hollmann: Wir machen uns gar nichts daraus, daß das Etablissement Schtchau auch für andere Staaten liefert. Uns ist dies gleichgültig. Wir freuen uns, daß der fremde Konsument dem deutschen Prtvatwerk etwas zu verdienen gibt, und erkennen aus der Bestellung, daß das deutsche Werk andern in diesen Lieferungen überlegen ist, denn sonst würden die Ausländer sich nicht an deutsche Werke wenden. Sind wir aber
jetzt dem Auslande voraus, so werden wir in dem Moment eines Krieges auch weiterhin im Vorsprung sein.
* Halle, 2. Febr. Für den Saalekreis sind wegen derCholeragefahr bis auf weiteres alle Versammlungen und Vergnügungen verboten worden.
* Insterburg, 2. Febr. Heute früh wurde hier ein dreifaches Todesurteil vollstceckt. Die Gutsknechte Wabulat, Bolz und August, die vom Schwurgerichte zum Tode verurteilt waren, weil sie in der Nacht zum 27. Septbr. 1891 ihren Dienstherrn, Gutsbesitzer Reiner aus Schöneberg bei Goldap, ermordet und demselben 400 Mk. geraubt hatten, wurden durch Scharfrichter Reindel aus Magdeburg enthauptet.
* Bochum, 3. Februar. Eine allgemeine Bergarbrttervcrsammlung, die von etwa 3000 Personen besucht war, beschloß, die früheren Forderungen dem bergbaulichen Verein nochmals zu unterbreiten und bis zum 10. Februar Antwort zu verlangen. Am 12. Februar soll abermals eine Versammlung stattfinden, um über die nach dem Ausfall der Antwort zu unternehmenden Schritte zu beschließen.
Ausländisches.
* Wien, 4. Febr. Das „Wiener Tagbl.* meldet an leitender Stelle ans informierter Quelle, daß der politische Horizont niemals so frei von schwarzen Punkten war als gegenwärtig. Als besonderer Beweis hiefür diene, daß man mit der nahen Möglichkeit einer Dreikaiserbegegnung rechnet.
* Der Budgetausschuß desösterreichischen Abgeordnetenhauses nahm den Gesetzentwurf betr. das Uebereinkommen mit Deutschland wegen der Vereinsthaler sowie betreffs deren Außerkurssetzung unverändert an. Der Bericht des Referenten erklärt mit Befriedigung, daß der von der Regierung befolgte Vorgang, wodurch die bisher strittige Angelegenheit gütlich beigelegt werde, dem Interesse der Monarchie durchaus entspreche.
* Aus Rom wird gemeldet: Ein Notar wurde im Eisenbahncoupee ermordet ausge- funden. In demselbenZuge fuhren 40Gendarmen.
* Rom, 2. Febr. Die Gerichtsakten ergeben, daß tu den Notizen Tanlongos und Lazzaronis 1229000 Lire figuriren, die für das Zustandekommen des Bankgesetzes verteilt wurden, und überdies 1045000 Fr. für erneuerte und offene Wechsel und Summen für größere Ausgaben.
* Aus Rom wird gemeldet: Giolttti erklärte in der Kammersttzung, daß bei Fortdauer der erregten Debatte kein anständiger Mensch noch am Ministertische bleiben könne.
* In Paris ist man über den Besuch des russischen Thronfolgers in Berlin noch immer recht wehmütig gestimmt. Der ,Gaulois' sucht nun seine Leser zu trösten, indem er ihnen vorlügt, im nächsten Frühjahre werde der Großfürst-Thronfolger auch nach Paris kommen und dann — viel länger dort bleiben als in Berlin.
* Paris, 2. Febr. In der Abgeordneten» kammec begründete Delasohn seine Interpellation über dir Lage in Egypten. In Beantwortung derselben äußerte der Minister des Auswärtigen, Develle u. a., wenn der jetzige zeitweilige Zustand anfinge dauernd zu werden, so bilde er eine Quelle von Gefahren für den Frieden Europas. (Beifall auf mehreren Bänken.)
* Paris, 3. Febr. Der Senat trat in die Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Bekämpfung der gegen die staatlichen Sparkaffen gerichteten Angriffe. Gablet sprach, obwohl er die Angriffe streng verurteilte, die Ansicht aus, daß die vorhandenen Gesetze, wenn nur energisch gehandhabt, ausreichten, die Angriffe zu bekämpfen. Der Justizminister Bourgeois, erwiderte, wenn man die Sparkaffcneinleger glauben mache, daß der Staat ein Dieb sei, so könne man dies nicht als Polemik und nicht als eine Frage der Preßfreiheit ansehen; es sei dies vielmehr ein ausgesprochenes Komplott gegen die Sicherheit des Staates. Demselben müsse ein Ziel gesetzt und die gebührende Strafe zu teil werden. Hierauf wurde der Gesetzentwurf mit 225 gegen 49 Stimmen angenommen.
* Von den bisher veröffentlichten russischen Geheim-Dokumenten bezüglich Bulgariens find noch besonders interessant diejenigen aus dem Jahre 1889, die auf die Verschwörung Panitzas Bezug haben. Daraus ist ersichtlich, daß man in Rußland nicht die „gesetzliche" Art der Beseitigung des Fürsten wünschte, wie dies beim Fürsten Alexander der Fall war, sondern die Verurteilung des Fürsten Ferdinand durch das Volksgericht zum Tode und die Vollstreckung des Urteils durch die Armee. Panitza erklärte sich dazu schriftlich bereit, den „österreichischen Leutnant Koburg" wegen Landesverrats hin- richten zu lassen.
* Der Erfolg des Exkönigs Milan mit der Aussöhnung, soweit er dessen materielle Seite betrifft, scheint kein glücklicher zu sein. Ein neuer unerhörter Skandal ist Belgrader Meldungen zufolge tm Anzüge. Die Pariser Tänzerin Subra hat den Pariser Gerichten eine Klage gegen den Exkönig ans sofortige Zahlung einer Viertel Million Frank und Sicherstellung dieser Summe im Wege der Pfändung seines beweglichen und unbeweglichen Eigentums in Frankreich überreicht. Das serbische Kabinett ist hiervon bereits verständigt, doch ist kaum anzunehmen, daß es zur Rettung des Exkönigs etwas thun kann und wird, da ihm seinerseits das Mandat hierzu fehlt.
* Madrid, 2. Febr. Das Befinden des Königs hat sich gebessert; die Aerzte versichern, daß die Krankheit ohne ernste Bedeutung sei.
* Newyork, 1. Febr. In Parts, einer Stadt in Texas, ist ein Neger, der ein weißes 4jährtges Mädchen getötet hatte, von der Menge ergriffen und am Hellen lichten Tage, um 1 Uhr mittags, am Pfahle verbrannt worden.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rreler, Alrenftetg.
„Ein Vagabund!" murmelte er. Aber weshalb kam er nicht zu mir?"
Sabine wußte es wohl; aber sie schwieg. Was konnte es nützen, nun, da alles zu Ende sein mußte? !
„Ich weiß es nicht!" sagte sie.
„Aber es kann sich doch nur um eine Abfindesumme handeln. Was willst du denn bei ihm, einem Menschen, der dir fremd ist?"
„Er ist mein Vater," sagte sie einfach darauf.
„Und was nun?" fragte er erregt. „Laß mich mit ihm sprechen; alles ist dann wie vordem. Ins Schloß braucht er ja nicht zu kommen; man veranlaßt ihn, auszuwandern, und du, Sabine —"
„Ich wurde schon einmal gekauft," unterbrach sie ihn; „ein zweites Mal will ich das nicht!"
Es schmerzte sie, daß sie ihm so wehe thun mußte.
„Wer — wer kaufte dich denn?"
„Ihre Mama; als Spielzeug — für den Erben Felsbergs."
Schritt für Schritt ging sie vorwärts und ob sie auch mit jedem Worte tief in das Herz des geliebten Mannes einschnitt, ob auch ihr eigenes dabei verblutete — es mußte sein!
„Für mich?" stöhnte er schmerzlich. „O, nun begreife ich! Der verbannte Vater kommt und fordert sein Recht. Und du, Sabine? du —"
„Ich folge ihm! Ich sage Ihnen Lebewohl — auf ewig!"
Niedergeschlagen stand er vor ihr. Noch vermochte er nicht den ganzen Umfang ihrer Worte zu fassen. Aber so viel hatte er verstanden, daß sie tötlich verletzt war durch den Kindeshandet.
„Also — du kommst nicht mit mir nach Hause, Sabine?"
„Nein!" antwortete sie bebend. „Das Kind eines Vagabunden kann nicht als Gräfin auf dem Schlosse leben!"
„Sabine, meine heiße Liebe macht alles gleich. Du kannst mich nicht so lieben wie ich dich, wenn du daran zweifelst!*
„Ein einziger Tag hat alles geändert mit einem Male*, sagte Ke mit weichem Klange in der Stimme: «ich denke anders als vor emtgen Tagen. Ich könnte nie — nie an ihrer Seite glücklich werden. Darum bitte ich Sie — gehen Sie, Graf; vergessen Sie mich.'
„Sabine! Du schickst m ch trostlos fort?" schrie ec heraus.
„Ich maß!"
„Weißt du denn nicht, daß du mir das Leben damit nimmst? Du bist meist alles a n der Well ! Ohne d-ch ist Felsberg kalt und ich
erfrier^ ^ ^ s^^e! diese Oral, dieser eigenen Qual mußte ein Ende gemacht w-rdcn.
„S'e werden sich daran gewöhnen müssen — auch ohne mich zu leben, für Ihre gute Mutter und Ihr Haus."
Er aber machte eine kurze abwehrende Bewegung. Alles gebrochen — alles Glück und alle Lust. Was lag ihm an Felsberg nun! Was silbst an seiner engelsguten Matter! Sabine war sein alles gewesen; jetzt war seine Spannkraft gc- eottin!
„Jetzi — leben Sie wohl — ">rai Kurt!"
Sübmc fühlte, daß ihre Kratt zn Ende ging. Nur noch ein Weilchen M»t; dann 0'r'S vo.nti r.
,,L.d' wohl — San n ! '
Es war ein unendlich u.ü.ar. gebrochener Ton. Kart wendete sich um und g ng zur Thür h n >u . A-S er d e Trippe hinmtterstreg, lachte er v rzwcnetl nun Seine L ebe war in den schmutzigen Sumpf gefallen und ob er auch schrie und sich wih flinn g wehrte, es war au- damit.
(Fortsetzung folgt.)
AuNchung des Nagels m vir. 1ö: „Pfefsermünze."