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Erscheint rvöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90^, außerhalb I^L das Quartal.

Samstag dm 4. Ieör.

Einrückungspreis der kspalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1893.

Amtliches.

Die erledigte Betriebsinspektionsassistentenstelle Aulen­dorf wurde dem Eisenbahnreferendär I. Klasse Thuma in Calw übertragen, und der Eisenbahnpraktikant I. Klasse Wdinger in Nagold wurde zum Etsenbahnassistenten in Bietigheim befördert.

Gestorben: Metzger Haydt, Calw; Oberförster Lang, Oberstadion; Kaufmann Rümelin, Ebingen; Wilhelm Ris sen., Ravensburg; Privatier Bock, Ellwangen; Hein­rich Münder sin., Künzelsau.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 31. Januar. Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats des Reichsamts d?s Innern. Scipio konstatiert, daß die Behauptungen Dresbachs über den Umfang der Arbeitslosigkeit und des Notstands im Bezirk Mannheim unzutreffend seien. Schmidt- Sachsen sucht nachzuweisen, daß die neulichen Ausführungen des Staatssekretärs v. Bötticher über die Besserung der Lage der sächsischen Industrie unrichtig feien. Der Notstand sei noch nie so groß gewesen, wie diesmal. Bebel bittet, bei statistischen Aufnahmen über den Notstand sich nicht bloß an die Arbeitgeber, sondern auch an die Arbeiter zu wenden, dann würde man eine andere Ansicht über die wirt­schaftliche Lage gewinnen. Im weiteren Ver­laufe der Debatte konstatiert Staatssekretär Bötticher nochmals, daß er den Notstand nicht schlechtweg, sondern nur einen solchen geleugnet habe, der Reichshilfe nötig mache. Kennt der sozialdemokratische Staat wirklich keinen Notstand? Wie will Bebel die Armut eigentlich aus der Welt schaffen? Durch Ver­breitung von Unzufriedenheit gelingt das jeden­falls nicht; auf diesem Wege machen wir nicht mit. Bachem führt aus, daß die Sozial­demokraten ihren auf Autorität und Berisis- freudigkeit beruhenden Staat nicht aufbauen können, weil sie nie die gesamte Arbeiterschaft hinter sich haben werden und nicht einmal die jetzigen Führer das erforderliche Maß von Autorität erringen können. Der Arbeiter ver­langt einen klaren Grundriß des Staates, den Sie ihnen vorgaukeln; können Sie den nicht

geben, dann haben Sie die Folgen

Morgen Anträge Ackermann.

Laadesaachrichtea.

' Alten steig, 3. Jan. Infolge starken vom Sturm gepeitschten Regens schwoll gegen

10 Uhr letzte Nacht die Nagold so sehr an, daß sie an einigen Stellen über ihre Ufer trat. Gegen 2 Uhr hatte das Wasser den höchsten Stand, von da ab ging es wieder, da der Regen nachließ, langsam zurück. Mehrfach war schon mit den Aufräumungsarbeiten begonnen worden. Wie wir hören, wurde letzte Nacht in der Ober­amtsstadt die Feuerwehr zur Hilfeleistung allar­miert, da der Wasserstand der Nagold ein sehr bedrohlicher war.

x. Pfalzgrafen Weiler, 1. Febr. Ein recht bedauerlicher Unglücksfall ist von hier zu berichten. Der ledige, 23jährige Johann Mast, ein nüchterner, fleißiger und sparsamer junger Mann, die Stütze der ganzen Familie, ging gestern morgen mit seinem jüngeren Bruder in das Sammeln von Tannenzapfen, fiel von einer Tanne herunter und erlitt zahlreiche innerliche Verletzungen, die seinen Tod herbeiführten. Be­wußtlos hat man ihn seinen bedauernswerten Eltern auf einem Schlitten vor das Haus ge­bracht.

* Nagold, 1. Febr. Seit heute vormitt.

11 Uhr hat die Feuerwehr unausgesetzt Dienst, da die Nagold ausgetreten ist. Die Insel steht ganz unter Wasser, ebenso steht es bei der Benz- schen Sägmühle aus. Der Eisgang begann um * z4 Uhr; doch wurden heute abend die Wachen verstärkt.

* Calw, 1. Febr. Heute mittag kam von Nagold die telegrafische Mitteilung hier an, daß Hochwasser mit Eisgang im Anzug sei. Von 2 Uhr an war ein rasches Steigen des Fluß­wassers bemerkbar; um 4 Uhr hatte die Nagold ihren höchsten Stand erreicht, so daß ein großer Teil der Leder- und Bischofstraße unter Wasser gesetzt war. Die Fluten brachten eine Menge Eisschollen mit; um 4 Uhr kam auch hier das Eis in Bewegung. Es war ein schauerlich schönes

zu tragen. Schauspiel: die Unmasse der sich drängenden mächtigen Eisschollen, die den Flußlauf voll­ständig ausfüllten und polternd an die Wasser­bauten und Brücken anstießen. Die Floßgassen den beiden Stälin'schen Fabriken, an der

Die Tochter des Gauklers.

Original-Roman von Tebh. Schätzler-Perasini.

«Fortsetzung.)

Jetzt freilich wird auf Felsberg ein mächtiger Aufruhr sein. Der Liebling Sabine ist entflohen durch Nacht und Nebel! Aber wenn sie Lei allem standhaft bleibt dann müssen sie sich zufrieden geben. Die hohen Wogen der Erregung werden sich glätten die Zeit streicht da­rüber hin. Und dann kommt wohl ein Tag, wo man der armen Sa­bine nur noch mit mitleidigem Lächeln gedenkt. Aber dieser Gedanke entlockte ihr heiße Thränen.

»Kurt! Wie wird der toben! Vielleicht verachtet er sie, die ihn Eilos verließ. Treulos! Sie wäre so gern für ihn gestorben. Sie wußte kaum mehr, was Recht und Unrecht; ihre Gedanken stürmten durcheinander. Des Vaters Streich hatte das Kind schwer getroffen.

In der Umgebung, in der sie aufwuchs, hatte sich Sabine ein un­schuldig harmloses Gemüt erhalten; jetzt drang alles auf sie ein, urplötz­lich, ohne Vorbereitung.

Was Wunder, daß sie nahe daran war, wahnsinnig zu werden! Nur eines stand fest bei ihr: nach Felsberg durste sie nicht zurück. Eine eiserne Kette trennte sie von dort.

Stanislaus blieb jetzt vor ihr stehen ,md fragte kurz:

Was sagst du nun auf meine Auseinandersetzung?"

Sabine wendete sich von ihm ab und sagte vibrierend:

Erspart mir doch den nochmaligen Ausdruck für Euer Gebühren. Nach Felsberg gehe ich aber nimmer; macht was Ihr wollt! Ich Hab' wich Euch ausgeliefert nehmt mich! Das ist Euer Recht vor Gott ob vor den Menschen, will ich nicht sagen ein weiteres steht Euch nicht zu. Nun thut, wie Ihr für gut findet. Aber das, was Ihr denkt, geschieht nie, nie!"

an

Stalk- und äußeren Mühle haben bedeutenden Schaden erlitten, viele Bäume wurden beschädigt. Die Thalwiesen und teilweise auch die Bischof­straße find noch mit Eisschollen bis zu einer Dicke von 60 om bedeckt."

Stuttgart, 31. Jan. Eine auswär­tige Versicherungsgesellschaft bemüht sich bei der Württ. Eisenbahnverwaltung um die Erlaubnis zur Aufstellung von Versicherungs-Automaten auf allen größeren Bahnhöfen und in den Warte­sälen. Die Sache ist so gedacht, daß jeder Reisende sich durch den Einwurf eines Nickels auf eine bestimmte Strecke gegen Eisenbahnun­fälle versichern kann. Als Entgegnung auf die Schrempf'sche Behauptung, daß Christus für ihn nur ein Mensch mit gewissen Schicksalen sei, hielt heute der Stadtdekan Weitbrecht einen Vor­trag überdie Gottheit Christi".

* Untertürkheim, 2. Febr. Einen ge­fährlicheren Eisgang hat unser Ort wohl noch nicht gehabt. Nachdem derselbe Sonntag nachm, begonnen, haben sich die Eismaffen seitdem in Zwischenpausen mehrmals, doch nur in der Dauer von einigen Minuten vorwärts geschoben, so daß nun nachm. 4 Vs Uhr das ganze Neckarbett eine mannshohe Eismaffe bildet, die etwa 100 Meter oberhalb unserer Neckarbrücke beginnt und oberhalb des Cannstatter Wasserhauses endigt. Das Eis steht beinahe so hoch als die Brücke. Seit gestern ergießt sich das Wasser über das linksseitige Gestade, und als heute mittag um 12 Uhr das Eis wieder einen Ruck that, wurden durch den vermehrten Abfluß die größten Eis­stücke mit auf die Gärten und Baumwiesen ge­schwemmt. Der Schaden ist groß.

* Besigheim, 31. Jan. Heute mittag endlich ist es dem Neckar gelungen, sich aus dem Eisbann, in den ihn die strenge Kälte einen ganzen Monat lang geschlagen, zu befreien. Dem herandrängenden Schnee- und Regenwasser

Stanislaus hatte eine scharfe Entgegnung vorbereitet; aber er unterdrückte sie durch kurzes Lachen.

Wir werden ja sehen, wie du sprichst, wenn die von da oben ankommen!"

Er verließ die Stube. Sabine schaute ins Leere.

19.

In den gepflasterien Hofraum des Stern-Gasthofes sprengte aus seinem 'Rappen Kurt von Felsberg.

Dem armen Pferde stand der Schaum vor dem Munde; der Schweiß lief ihm von den dampfenden Flanken und die Erzhufe schlugen funkensprühend den Steinboden.

Kurt stieg vom Pferde ab und taumelte. Er sah zum Erschrecken aus. Die großen Augen irrten glühend umher. Ueber die bleiche Stirn legte sich wirr das Haar ins Gesicht.

Erschrocken sprang der herumlungernde Hausknecht dem Reiter zu Hilfe.

Von den Fenstern herunter blickten neugierige Gesichter. Er be­achtete sie nicht, auch nicht das eine davon, das hastig von der blanken Scheibe zurückfuhr.

Mit einem Aufschrei war Sabine bis in die hinterste Ecke der Stube geflohen. Er! Wenn er sie fand!

Kurt fuhr sich mehrmals über die Stirn, als fehlten ihm die Ge­danken; er mußte erst Atem schöpfen, ehe er den Burschen befragen konnte nach einem Vagabunden oder einem Komödianten, der ein Mädchen bei sich hätte.

Der Landstraße nach, durch das Städtchen war er mit dem Pferde gerast; wohin, wußte er nicht. Es war ihm genug, daß Sabine diesen Weg ging.