freiheit und zur Sicherung der Stellung der Arbeiter im öffentlichen Recht gegenüber ihren Arbeitgebern.
"Palermo, 30. Jan. Die hiesige Universität wurde wegen Unbotmäßigkeiten der Studierenden geschloffen.
* Paris, 28. Jan. Journal Offiziell veröffentlicht ein Dekret, wodurch Kornelius Herz wegen ehrenrühriger Handlungen aus den Listen der mit dem Orden der Ehrenlegion Ausgezeichneten gestrichen wird.
* Paris, 29. Jan. Eine Diebsbande hat gestern aus dem Panamaskandal Kapital zu schlagen verstanden. In der Avenue Marceau, zwei Schritte vom Hippodrome, einem der reichsten Stadtviertel, wohnt der Marquis de Panisse- Passts; das Haus wird in diesem Augenblicke nur von dem Pförtner und dessen Frau bewohnt, da sich der Besitzer mit seiner Familie in Mentone aufhält. Gestern, beim Einbruch der Nacht, wurde die Hausglocke heftig geläutet. Der Pförtner öffnete und vier Männer traten ein, von welchem der eine sich als Poltzeikommissär vorstellte, der von Herrn Franquevtlle beauftragt sei, eine Haussuchung bei dem Marquis vorzunehmen. Da der Pförtner sich Einwendungen erlaubte, ließ ihm der Kommissär durch seine Agenten Handschellen anlegen und zwang ihn, den Eindringlingen im Hause als Wegweiser zu dienen. Die Pförtnersfrau wurde ebenfalls unschädlich gemacht und in ihrer Stube eingeschlossen. Bis gegen Mitternacht blieben die Diebe im Hause, brachen den Geldkasten auf, öffneten alle Schränke und bemächtigten sich aller Wertsachen, die sie in mehrere vor dem Hause vorgefahrene Wagen luden, worauf sie zum Abschied das Pförtnerpaar gefesselt und geknebelt in seiner Stube einschlossen. Erst gegen Tagesanbruch gelang es den Beiden, sich ihrer Fesseln zu entledigen und die Polizei herbeizurufen.
"Paris, 30. Januar. Heute nachmittag schlugen sich Pichon und Deroulede auf Degen. Pichon erhielt einen Stich in die Brust, worauf der Zweikampf ein Ende hatte. Deroulede wurde leicht am Kopf verletzt.
* Die neueste Mode sind, wie aus Paris gemeldet wird, Damenhüte aus Aluminium.
* Barcelona, 30. Jan. Eine Versammlung liberaler Studenten protestierte dagegen, daß der Eröffnung einer protestantischen Kapelle in Madrid Schwierigkeiten bereitet wurden. Der Widerspruch der anwesenden Katholiken veranlaßte eine Schlägerei. Die Polizei löste die Versammlung auf. Mehrere Studenten wurden verhaftet.
"Aus Chicago, 30. Januar wird gemeldet: Ein Teil der Gebäulichkeiten der Ausstellung ist zusammengestürzt. Der Schaden beträgt angeblich 150000 Doll.
* Auch das Königreich Hawaii hat nun seine Revolution gehabt und Königin Lilinoka lant aus dem Hause Kapaakea, des seligen Kalakaua jüngere Schwester, ist entthront. Eine provisorische Regierung ist eingesetzt und eine
Gesandtschaft, welche den Anschluß Hawaiis an die Ver. Staaten bewirken soll, befindet sich schon auf dem Wege von San Franzisco nach Washington.
* Washington, 29. Jan. DieHawaische Abordnung, deren Ankunft an Bord der „Claudine" aus San Franzisco gestern gemeldet wurde, besteht aus 5 Mitgliedern und soll hier, wie bereits berichtet, den Anschluß Hawaiis an die Vereinigten Staaten nachsuchen. In hiesigen politischen Kreisen hält man dieses Ziel für nicht wohl erreichbar, da die Annektierung Hawaiis die Vereinigten Staaten nicht auf sich nehmen könnten. Ueberdies würden die dabei interressterten fremden Mächte zu der Annektierung Hawaiis keineswegs ihre Zustimmung erteilen.
* Goldfunde im südwestafrikanischen Schutzgebiete sandte Hauptmann Francois ein; dieselben wurden der Bergakademie in Berlin zur Prüfung übergeben. Das Gold stammt aus dem Sande des Svakopsluffes.
Handel rrrrd Verkehr.
"Stuttgart, 30. Jan. (Landesprodukten- Börse). Die Börse ist gut besucht. Umsatz ca. 10 000 Ztr. Wir notieren per 100 Ktlogr.: Weizen, bayr. Mk. 17.30 bis 17.80, rumän. Mk. 17.75, Land Mk. 17.75 bis 17.80, Kernen Mk. 17.75, Gerste, württ. Mk. 16, Tauber Mk. 18, Hafer prima Mk. 14.85 bis 14.90, gewöhnl. Mk. 13.75 bis 14.50, Mais, Ungar., Mk. 13. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. tnkl. Sack bei Wagenladung: Suppengries: Mk. 30, Mehl Nr. 0: Mk. 29 bis 29.50, Nr. 1: Mk. 27 bis 28, Nr. 2: Mk. 26 bis 26.50, Nr. 3: Mk. 23.50 bis 24, Nr. 4: Mk. 20 bis 20.50. Kleie mit Sack Mk. 8.50 per 100 Kilo je nach Qualität.
MH!" Wegen der Choleragefahr ist in den Bereinigten Staaten von Amerika bis auf weiteres die Einfuhr von gebrauchten Kleidungsstücken und Haushaltunzsgegenständen in PHfrachtstücken nur daun zugelassen, wenn die Sendungen von einem durch die Ortsbehörde des Abgangsorts unter Beidrückung des Dienstsiegels ausgestellten Zeugnisse begleitet sind, in welchem bescheinigt wird, daß am Abgangsort zur Zeit der Absenkung des Packets die Cholera nicht geherrscht hat.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altensteig.
' (Äh so!) Herr: „Ihr Dienstmädchen ist wohl recht ordnungsliebend?" — Dame: „O ja, jeden Augenblick schaut sie uach'm Spiegel, ob der noch sauber ist."
* (Ein Fachmann.) Gutsbesitzer (bei
dem Mittagsttsch seiner Nachbarin Salat präsentierend): „Ist Ihnen etwas Grünfutter gefällig^_
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waren, ein Ergebnis, gegenüber welchem alles Kunstbrüten nicht aufkommen kann. DerSchwanen- wirt will versuchen, die Küchlein in warmen Räumen aufzuziehen.
* Straß bürg. Es ist bekannt, daß die Bevölkerung Elsaß-Lothringens bei dem Panamakrach ganz bedeutende Summen verloren hat und dies ein Anlaß wurde, daß man sich für die Anlage seiner Kapitalien etwas den deutschen Papieren zuwandte, namentlich ist nach elsaßlothringischer Rente stets lebhafte Nachfrage. Trotzdem ist noch der größte Teil des Privatvermögens in den Reichslanden in französischen Werten angelegt. Auch die Gewohnheit der Grenzbevölkerung, ihre Ersparnisse den benachbarten französischen Sparkassen anzuvertrauen, blieb bestehen, und es ist deshalb ein interessantes K nn,Zeichen für die Beurteilung, die die neuesten Pariser Panamavorgänge auch in diesen Kreisen der Bevölkerung Elsaß-Lothringens findet, daß die Leute.jetzt ihr Geld zurückholen und in reichsländischen Sparkassen niederlegen.
* (Voreilig!) In einer Wirtschaft in Zweibrücken fand die Kellnerin auf dem Boden der Wtrtsstube ein zusammengewickeltes Zeitungspapier, welches sie in den Ofen warf. Später stellte sich heraus, daß ein Handels- mann das Papier verloren hatte und in demselben Staatspaptere im Werte von 1500 M. eingewickelt waren.
Ausländisches.
* Meran, 28. Jan. Am Donnerstag abend mach 9 Uhr ist Herzog Albrecht von Württemberg mit seiner Gemahlin Margarete Softe von Oesterreich hier angekommen. Dieselben haben Schloß Rotterstein in Obermats, die herrlich -gelegene Besitzung des Erzherzogs Karl Ludwig, bezogen. Es war jeder Empfang verbeten.
" Pest, 29. Jan. Zur Zeit der Katastrophe in dem Kohlenbergwerk bei Gran hielten 300 Nachtarbeiter im Schacht Rast. Die 20 geretteten Arbeiter meinen, es sei unmöglich, daß ihre Genossen sich gerettet hätten, weil sie von der Ausfahrtstelle zu entfernt gewesen seien. Zur Unterdrückung des Brandes wurden die Oeffnungen verstopft, jeder, der noch im Bergwerk weilte, war rettungslos verloren.
* Buoapest, 31. Jan. Große Bestürzung ruft die Nachricht hervor, daß der Pedell der Hiesigen Universität gestern an der Cholera gestorben ist.
* In der Schweiz wird demnächst die Unterschriften-Sammlung für ein Volksbegehren zur Aufnahme eines neuen Artikels in die Bundesverfassung, der „das Recht auf ausreichend lohnende Arbeit jedem Schweizer gewährleisten" soll, beginnen. Die Sozialisten rechnen auf 75 000, anstatt der nötigen 50 000 Unterschriften. Von dem Recht, das Begehren in Form eines ausgearbettelen Entwurfs zu stellen, macht die sozialdemokratische Partei ausgiebigen Gebrauch, indem sie dabei auch Bestimmungen verlangt zum Schutze der Veretns-
Eine lange Weile wartete er auf eine Erwiderung; er bekam jedoch wieder keine.
„Am besten ist's," platzte er voll Aerger heraus, „ich sage dir gleich, was ich denke! Meinst du, ich habe vor, dich von hier mitzunehmen ?"
Jetzt wendete ihm Sabine den Kopf zu.
„Warum nicht? Was denn?"
„Du sollst nach Felsberg wieder zurück — in die Arme deines Bräutigams."
Er glaubte damit ein großes Wort gesprochen zu haben; aber Sabine schaute ihn nur einen Moment ruhig an.
„Das geschieht nie!" sagte sie dann.
„Oho!" stieß er heraus. „Weshalb nicht?"
Er sah immer mehr ein, wenn er nicht kurz und bündig sprach, kam er zu keinem Ziele.
„Du würdest das Leben bei mir bald satt bekommen!" versetzte er. „Dazu Hab' ich dich auch gar nicht mitgenommen."
„Weshalb denn?" fragte Sabine.
„Um denen im Schlosse einen Streich zu spielen — dem geistreichen Doktor," wich er noch aus. „Wer will behaupten, daß du mir nicht freiwillig gefolgt bist?! Aber ich bin kein Unmensch; ich lasse mich bestimmen. Noch heute schreibe ich an den Grafen — er kann dich wiederholen!"
Sie blickte ihn mit entsetztem Blicke an.
„Natürlich verlange ich eine Entschädigung!"
„Ach so," machte Sabine mit unendlicher Bitterkeit, „Ihr wollt Mich noch einmal verkaufen!"
Wie erbärmlich und gemein kam ihr der Mann vor. Dieser aber dünkte sich in seinem Rechte.
„Das ist ein falscher Ausdruck," sagte er gereizt; „aber nenne es meinetwegen „verkaufen," wenn ich einen Teil von dem haben will, was du genießest. Für sie ist's eine Kleinigkeit. Und gebe ich ihnen dafür nicht mein Kind?"
Sabine gab einen verzweifelten Ton von sich.
.,O, wie erbärmlich komme ich mir selbst vor. Ich bin nichts als eine Ware, die man erhandelt und hin und her tauscht! Erst die Gräfin — o, sie war lieb und gut zu mir, mein lebenlang! — aber sie hat mich doch gekauft!" Jetzt habt Ihr mich zurückgenommen, stellt Euch auf Euer Vaterrecht, um wieder einen möglichst hohen Preis zu erzielen! O, dieses ganze Gebühren ist so niederträchtig, so gemein —"
Ihre Stimme brach in Schluchzen; sie sank auf den Stuhl.
Er durchmaß die Stube mit dröhnenden Schritten.
„Dein Philosophieren hat nicht den mindesten Wert!" sagte er brutal. „Kurz gesagt: ich Hab' dich mitgenommen, um eine anständige Geldsumme von denen im Schlosse zu bekommen. Dafür gebe ich dich dann wieder zurück. Und was willst du denn?! Wie die Sachen nun liegen, gewinnen alle Teile dabei. Mir ist geholfen; du kehrst in das Glück zurück und die oben sind herzlich froh, wenn sie dich unversehrt wieder haben. Den Vater müßt ihr natürlich mit in d m Kauf nehmen — aber nicht gleich; ich sagte dir ja schon, daß ich eine Reihe von Jahren verschwinden will. Und bis ich wiederkomme, wirst du ohne Zweifel die Dinge in dem Lichte sehen, in dem ich, Ser erfahrene Mann, sie immer sah."
Ein ganzer Abgrund von Gemeinheit öffnete sich dem harmlos empfindenden Gemüt Sabinens. Allein sie war fest entschlossen, alU die erbärmlichen Machinationen ihres Vaters zunichte zu machen. Es würde sie zwar ihr Herzblut kosten; aber sie wollte denen im Schlosse, die allein sie liebte und verehrte, die Ruhe erhalten. (Fortfepuug folgt.)