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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Beziik Nagold 90 außerhalb 1 das Quartal.

Donnerstag den 2. Jevr.

Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1893 .

Gest or b en : Katharine Giebenrath, Küfers Wwe., Calw; Sofie Berger, geb. Schaal, Calw; Schullehrer Fausel, Hohenmemmingen; pens. Oberlehrer Elsäßer, Crails­heim ; Stadtschultheiß Dieterich, Laihingen a. E.; Major a.D. Wühler, Straßburg; Ratsschreiber Nepp; Stuttgart; Hofrat Renz, Stuttgart.

Deutscher Reichstag.

* Berlin, 28. Jan. (Zweite Lesung des Etats.) Beim Elat des Reichsamts des Innern regt Gold schmidt (freis.) an, daß zur Aus­stellung in Chicago auf Reichskosten auch Hand­werker zum Studium entsandt würden. Staats, sekretär v. Bötticher sagt die Förderung dieses Gedankens zu und dankt für das Wohl­wollen, das allseits der Ausstellung entgegcn- gebracht wird. Er kündigt zugleich an, daß trotz der größten Sparsamkeit die bewilligte Summe von 3 Millionen wahrscheinlich nicht ausreichen' werde. Lieber (Zentrum) und Hirsch (freis.) erklären, daß, wenn es nötig sei, der Reichstag auch mehr bewilligen würde. Bebel (Soz.) te cs als nützlich angesehen, wenn Deutschland die andern Nationen zu sich eingeladen hätte. Von der Entsendung von Arbeitern und Handwerkern würden nur die Arbeitgeber Nutzen haben; er empfehle die Ver­öffentlichung populär geschriebener, illustrierter Berichte über die Ausstellung. Schräder (freis.) betont, daß die Regierung alles thun müsse, damit die Ergebnisse der CH''cogoer Aus­stellung auch für uns verwertet würden. Staats­sekretär v. Bötticher: Der Bericht soll mög­lichst billig hergestellt werden. Für ein nicht zu weit Gehen der Kommission in Chicago soll gesorgt werden. Abg. Möller (nat.) wider­legt die Ausführungen Bebels, wonach die

^Ausstellung uns zeigen werde, wie weit die "Uechnik Amerikas gegen die unsere vorgeschritten Abg. Goldschmidt (freis.) bittet die Megierung, ihr Interesse der für das Jahr 1896 .^planten Berliner Gewerbe-Ausstellung zuzu- Wi-cken. Abg. Hirsch: Woher das Geld für Hi Entsendung der Arbeiter komme, sei gleich­gültig, die Entsendung aber dringend nötig. Abg. Bebel versuchte nachzuweisen, das ameri­kanische Handwerk und die Industrie seien in vielen Zweigen uns überlegen. An der De­batte beteiligten sich noch Bamberger, Möller und Singer. Nächste Sitzung Dienstag.

LaudeSaachrichtea.

* Altensteig, 1. Febr. Vom Neckar und Rhein wird über Eisstauungen und Ueber- schwemmungen berichtet. Zwischen Cannstatt und Obertürkheim, vom Wosserhaus bei Berg Ln bis nach Unter- und Obertürkheim, sind ge­waltige Eismassen aufgestaut, welche den Spiegel des Neckars um mehrere Meter gehoben haben. Oder- und unterhalb der Untertürkheimer Brücke, soweit das Auge reicht, zeigt sich endloses Eis- geschiebe. Mächtige Eisdlöcke, mehrere Meter groß und 5060 cm dick, sind teilweise auf die Ufer getrieben. Zwischen Eßlingen und Orereßlingen und bei Altbach sind gleichfalls gewaltige Eisstauungen vorhanden. Auf unserer Nagold, welche vollständig zugefroren war, ist das Eis schon vor mehreren Tagen abgegangen ohne Schaden anzurichtcn. Und auch die Ueber- schwemmungsgefahr ist gewichen; das seit 8 Tagen bestehende milde Wetter hat die Schnee- uraflen nach und nach so vermindert, daß ein überaus großer Wasserandrang ausgeschlossen erscheint. Letzte Nacht und heute gehen zwar warme Regengüsse nieder, welche den noch vorhandenen Schnee jetzt vollends rasch aufräumcn, was

allerdings ein Steigen der Flüsse, aber wie gesagt, das befürchtete enorme Austreten derselben über ihre Bette nicht im Gefolge haben wird.

* Freuden st adt, 30. Jan. Mit welcher Gleichgültigkeit von manchen Fuhrleuten deren Fuhrwerke geleitet werden, zeigt solgendcr, sich heute hier zvgetragener Unfall. Zwei hinter­einander befestigte, mit Langholz schwer be­ladene Schlitten, auf denen der Fuhrmann saß, statt neben seinen Pferden zu laufen, gerieten auf der Bahnhofzufahrtsstraße bei demKnaben- schulgcbäude infolge des Gefälls in raschen Lauf, was, da der Fuhrmann die Einlegung des Krätzers unterließ, zur Folge hatte, daß ein Schlitten brach, der Fuhrmann herabge­schleudert wurde und der andere Schlitten, auf dem nun die ganze Ladung ruhte, über ihn hinwegfuhr. Die Pferde rasten weiter, wovon eines eine längere Strecke geschleift wurde, bis beide Pferde stürzten und das Fuhrwerk beim Gasthof zum König Karl vollends zerschellte. Der Fuhrmann, welcher zudem bloß einen Arm hat, ist schwer verletzt, ebenso haben die beiden Pferde starke Verletzungen erlitten.

' Stuttgart, 29.Jan. Seine Königliche Majestät sind heute vormittag 8.30 mit Ge­folge von Berlin wieder hier eingetroffen.

* Stuttgart, 30. Jan. Wie derSch' M." vernimmt, hat der Abgeordnete von Balin­gen K. Haußmann dem Abgeordneten Essich für die dem letzteren in der Kammersitzung vom 19. Jan. d. I. zugesügten Beleidigungen jede Genugthuung verweigert.

* Stuttgart, 30. Jan. Heute beging die Redaktion desSchw. Merkurs", dessen ge­samtes Personal, Freunde der Familie Elben, die Deutsche Partei rc. die Feier des 70. Ge- buitsfestes des langjährigen Chefs des Blattes, Herrn Dr. Otto Elben. Die Kapelle des 7. Infanterieregiments unter Leitung des Musik­direktors Prem brachte dem Jubilar ein Ständchen.

* DerBeobachter" schreibt: In der Römer­schule zu Stuttgart ist eine Famulusstelle aus­geschrieben mit folgenden Gehaltstcilen: Be­soldung 850 M., Reinigung, welche der Be­treffende mit einer Magd und seiner Frau selbst besorgen kann und nur ca. viermal im Jahre eine Beihilfe erheischt, 1230 M., Kaffenmanko 5 M., Aufsicht beim Baden der Schüler, welche in die Schul-, also Amtszeit des Famulus fällt, 200 M., in Summa 2285 M. nebst freiem Logis, freiem Holz und Licht! Der Gehalt der Lehrer der Römerschule (exkl. freier Wohnung und staatlicher Zulage) bewegt sich aber zwi­schen ca. 121700 M. Diese Gegenüberstellung ist freilich sehr lehrreich.

* (Verschiedenes.) Von Reutlingen wird berichtet: Die Wirkungen der neuesten Ministerialverfügung über das Schließen der öffentlichen Schulen bei ansteckenden Krankheiten der Kinder zeigen sich da und dort. In Deger­schlacht, Sickenhausen, Undingen mußten wegen Scharlach und Diphtherie die Schulen geschlossen werden. Der 71jähr. Werkmeister Lumpp von Reutlingen ist bei einer Bauschau in Pful­lingen auf der glatten Treppe ausgeglitten, wobei er einen Fuß brach und sich sonstige schwere innere Verletzungen zuzog, denen er nach einigen Tagen erlag. In Ludwigs­burg hat sich der Pächter einer gut frequen­tierten Wirtschaft erschossen. Beweggrund un­bekannt. In Rosenfeld kaufte ein Hof­bauer seinem Gutsnachbar eine fette Ziege um den Preis von 8Mk. zum Schlachten ab. Beim

Leeren und Putzen des Wanstes fand sich, ein­gewachsen, ein 20-Markstück (in Gold) vor. Am letzten Mittwcch wurde einem betagten, ver- möglichen Bauern in Frommenhausen während seiner kurzen Abwesenheit aus einem verschlossenen Kasten die Summe von 2300 M. in Papier, Gold und Silber gestohlen. In Laup heim fuhr ein lediger Mann eine Frau, welche mit Glaswaren handelte, nieder. Die Frau kam ohne Schaden davon, dagegen wurde ihre Ware total zertrümmert. Ein friedlicher Vergleich ordnete diese Angelegenheit, 45 Mk. wurden der Händlerin als Schadensersatz aus­bezahlt. In einer Oberamtsstadt des Schwarz- waldcs hat ein pfiffiges BäuerleinEinen" dran kriegt. Der Bauer wettete nämlich mit einem Gast, er sei im Staude in Gemeinschaft mit zweiAnderen" 100 Stück Häringe zu verzeh­ren. Wie dies bei Jedermann der Fall ge­wesen wäre, so auch bei unserem Gast: erhielt dies für ein Ding der Unmöglichkeit u. glaubte die gewetteten 10 Märklein schon gewonnen in der Tasche zu haben. Aber die Sache kam an­ders der Bauer verzehrte in aller Gemüts­ruhe einen der eingepöckelten Meeresbewohner, die übrigen 99 aber brachte er den beidenAn­deren", nämlich den vor dem Hause auf ihren Herrn harrenden, an den Wagen gespannten zwei Hornisten," die sich denn auch die seltene Speise ohne Kater zu haben und ohne Beigabe von Essig und Oel trefflich schmecken ließen. So kamen der Wettende um 10 Mark und zwei Ochsen zu einer außerordentlichen Mahlzeit! Der Wcingärtner Müller von Großbottwar glitt auf dem Heimwege auf dem Eise aus, fiel auf den Hinterkopf und verschied bald nachher.

* Mannheim, 30. Jan. Ein schweres Verbrechen wurde in dem benachbarten Ludwigs­hafen verübt. Die Brüder Johannes und Mar­tin Schmidt lebten schon seit längerer Zeit in Unfriede. Gestern trafen sich die Beiden auf offener Straße, und hier stellte Johannes Schmidt seinen Bruder wegen einer von diesem gemachten Aeußerung zur Rede. Es kam zu beiderseitigem Wortwechsel und zu Thätlichkeiten, bis schließlich Martin Schmidt zu seinem Messer griff, das er seinem Bruder in das Herz stieß. Johannes Schmidt war sofort eine Leiche. Der Thäter wurde verhaftet. Der Ge­tötete war ein ruh ger, fleißiger Mann.

* Mannheim, 31. Jan. Rheineis und Neckareis haben sich nach Istündigcm Eisgang gestaut, infolge dessen sind die Neckarufer über­schwemmt. Rhein und Neckar stark steigend. Ilvesheim, Seckenheim, Ladenburg melden Hoch­wasser.

* Augsburg. Ein Paar Trckotstrümpfe für einen Pfennig man wird geneigt sein, das für einen Scherz zu halten, aber es ist Thatsache, daß in der vorigen Woche zahlreiche Augsburger, Männlein und Wetblein, neue Trikotstrümpfe, jedes Paar in Seidenpapier gewickelt und mit einem Bändchen zierlich um­wunden, zu einem Pfennig Reichsmünze das Paar gekauft haben. Die Sache ist so ge­kommen: Zwei hiesige Geschäfte, ein älteres und ein neu entstandenes, führen einen wüten­den Konkurrenzkampf gegen einander. Unter anderem haben sie im Laufe von acht Tagen den Preis der in der jetzigen Zeit der Bälle und Tänze viel gekauften billigen Trtkotstrümpfe von 18 Pfennig sich gegenseitig pfennigweise bis auf 4 Pfennig abgeboten, worauf das jüngere Geschäft die Strümpfe um einen Pfennig,

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