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Erscheint ivöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erped«, sowie im OA.- Bezirk Nagold 90 <-Z, außerhalb 1 das Quartal.
Dienstag den 31. Januar
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1893.
^ Die Militärvorlage.
Der Heeresausschuß des Reichstages, dessen Abstimmungen man mit Spannung entgegen- fieht, ist immer noch nicht über die Generaldebatte hinaus. Aus der letzten Sitzung ist erwähnenswert, daß der Reichskanzler erklärte, der Vorschlag einer erhöhten Rekrutencinstellung innerhalb der gegenwärtigen Präsenzstärke enthalte überhaupt kein Angebot gegenüber der Regierungsvorlage; seine Annahme würde die Ausbildung gesährden, die Mobilmachung in gewissen Zeiten des Jahres unmöglich machen, also die Armee schwächen.
Damit ist zum ersten Male klargestellt, daß das Anerbieten der Deutschfreisinnigen und der Zentrumsfraktion für die Regierung keine annehmbare Grundlage zu weiteren Kompromißverhandlungen bietet. Von jener Seite ist auch das letzte Wort noch nicht gesprochen worden. Gab doch der Abg. Payer namens der Volkspartet die Erklärung ab, die übrigens mit der vorherigen der Abgg. Hitze und Eugen Richter übereinstimmte, daß man außer einer Erhöhung der zweijährigen Rekruteneinstellung um 26 000 Mann auch die Beibehaltung der Einstellung einer Ersatzreserve von 18000 Mann zu bewilligen gedenke. Da die Militärverwaltung Lei der geplanten Neuorganisation auf die Ersatzreserve allem Anschein nach einen Wert nicht legt, vielmehr die zweijährige Dienstzeit ganz allgemein durchgeführt wessen will, so wird sich vielleicht die Basis zu einer Verständigung in der Weise finden, daß man statt 18 000 Mann Ersatzreserve eine Erhöhung der Re- Iruteneinstellung um 18000Mann über den Rahmen der gegenwärtigen Präsenzziffer hinaus bewilligt. Das ist ungefähr das Anerbieten der Nationalliberalen auch.
Es mag bet dieser Gelegenheit auf die vielen Volksversammlungen hingewiesen werden, die sich teils für, teils gegen die Heeresvermeh- rung ausgesprochen haben. Eine Wählerver- fammluug in Crimitschau beschloß vor wenigen Tagen eine Resolution, die da lautet: „Die Versammlung spricht die Erwartung aus, es werde durch Verständigung zwischen Reichsregierung und Reichstag das Ziel der vollen Militärischen Sicherstellung des Reiches, unter Berücksichtigung der finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen Volkes erreicht werden.* In ähnlichem Sinne sind noch an mehreren Orten Resolutionen angenommen worden, die aber zur Klärung über die Volksstimmung nur wenig beitragen. Denn ihr Inhalt entspricht zwar der Anschauung weiter Volkskreise, ist aber selbstverständlich. Die volle militärische Sicherstellung Deutschlands muß eine jede Partei wollen, wenn sie sich nicht selbst ihre Existenz zu untergraben beabsichtigt; die Streitfrage dreht sich aber eben darum, was zur Aufrechterhaltung dieser Sicherung notwendig erscheint, und hier gehen die Ansichten weit auseinander. Die volle militärische Sicherstellung des Reiches unter Berücksichtigung der finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen Volkes, — das ist ein Programm, das jeder annehmen muß, weil es einen Widerspruch hiergegen nicht geben kann. Praktisch freilich kommt man mit solchem allgemeinen Programm nicht Wetter, denn die Frage besteht darin, une weit die prinzipiellen und wirtschaftlichen Verhältnisse des deutschen Volkes eine Berücksichtigung verlangen und an welchem Punkte die volle militärische Sicherstellung des Reiches erzielt ist.
Unter Berücksichtigung des Stärkeverhältnisses der Parteien weiß der Reichskanzler gegenwärtig, was er von dem Reichstage erlangen kann. Die freisinnige und die Zentrumspartei wollten die Erhöhung der Rekruten-Einstellung innerhalb der gegenwärtigen Präsenzziffer bei Einführung der zweijährigen Dienstzeit bewilligen; die Freisinnigen wollten außerdem 18000 Ersatzreservisten bewilligen. Das ist als unzureichend von den verbündeten Regierungen zurückgewiesen worden. Die National- liberalen haben sich durch Herrn v. Bennigsen bereit erklärt, eine Bewilligung eintreten zu lassen, die sich von der von den Freisinnigen angebotenen nur dadurch unterscheidet, daß statt der Ersatzreservtsten zu zwanzigwöchiger Uebung Rekruten zu zweijährigem Dienst eingestellt werden. Hierauf ist von seiten der Vertretung der Reichsregierung eine Antwort nicht erfolgt.
Da nun der Herr Reichskanzler, als er die Anerbietungen des Freisinns und des Zentrums als ungenügend ablehnte, auch das Anerbieten der Nationalliberalen bereits kannte, dieses aber nicht auch ausdrücklich abgelehnt hat, so darf man wohl annehmen, daß mit diesem Anerbieten die Grundlage gegeben worden ist, auf der zu einer Einigung zu gelangen wäre. Je früher das ausgesprochen wird, um ss besser wird es sein und um so schneller wird eine Vereinbarung erfolgen. Diese aber würde die Quelle mancher Beunruhigung und Aufregung im Volke verstopfen und damit zugleich das Gespenst der Reichstagsauflösung bannen.
Deutscher Reichstag.
* Am Dienstag beendete das Haus die erste Lesung des Wuchergesetzes. Von allen Rednern wurde zugegeben, daß man mit diesem Gesetz nicht alle Arten des Wuchers treffen könne; aber man treffe hier eine Art Wucher, der besonders die Handwerker und Arbeiter ausgesetzt sind. Nach kurzer weiteren Debatte wurde die Vorlage an eine Kommission verwiesen. Sodann wurde der Gesetzentwurf betr. die Begründung der Revision in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten in erster Lesung erledigt. Ferner wurde der Entwurf eines Gesetzes gegen den Verrat militärischer Geheimnisse an eine Kommission verwiesen. Schließlich folgten Berichte der Wahl- Prüfungs-Kommission.
* In der Sitzung am Mittwoch stand der Antrag Rmtelen über die Unterbrechung der Verjährung im Falle der Immunität, die sogenannte „iiox Ahlwardt", zur ersten Beratung. Der Antragsteller erklärte zunächst, daß er seinen Entwurf auch ohne den „Fall Ahlwardt" eingebracht haben würde, durch letzteren sei er zu seinem Anträge nicht veranlaßt worden. Die Debatte, die sich darauf entwickelte, drehte sich hauptsächlich um die Frage, ob das Gesetz in der Thal notwendig sei, oder ob der Richter schon jetzt ohne dasselbe die Verjährung verhindern könne, indem er einfach ein -schreiben an den Reichstag richtet mit dem Ersuchen, die Immunität aufzuh^ben; werde das Gesuch auch abgelehnt, so genüge doch schon diese richterliche Handlung, daß nun eine neue Verjährungsfrist von 6 Monat beginne. Die zweite Lesung des Entwurfs wird im Plenum stattfinden. Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Antrag Ackermann betr. die Konsum- Vereine, der zusammen mit den Zentrumsan- trägen über die Erwerbs- und Wirtschaftsge-
noffenschaften, die Abänderung der Gewerbeordnung und die Konkursordnung beraten wurde. Nach dem Wunsche der Antragsteller soll den Konsumvereinen verboten werden, Waren an Nichtmitglieder zu verkaufen und die Verkäufer sollen bestraft werden, auch wenn sie unbewußt dieses Verbot übertreten. Hierauf wurde ein Vertagungs-Antrag angenommen.
* Am Donnerstag begann die zweite Lesung des Etats mit dem Spezial-Etat des Reichstags, der bewilligt wurde. Es folgte der Etat: „Reichskanzler und Reichskanzlei." Beim Titel „Reichskanzler" führte der Abg. Barth (dfr.) aus, daß die Fortsetzung der Handelsvertragspolitik, insbesondere der Abschluß von Verträgen mit denjenigen Staaten, mit denen Verhandlungen eingeleitet sind, erwünscht wäre, welcher Meinung der Abg. Graf Kanitz (kons.) widersprach. Staatssekretär v. Marschall erklärte, daß die Verhandlungen mit Rußland eingeleitet find und Aussicht auf Erfolg bieten. Nach weiterer Debatte wurde der Titel „R eichs- kanzler" bewilligt, ebenso der Rest des Spezial-Etats.
Laadesuachrichteu.
* Altensteig, 30. Jan. Am Freitag abend beging der Liederkranz und Kriegerverein die Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des deutschen Kaisers im Gasthaus zur Linde. Die Beteiligung war eine sehr zahlreiche auch von seiten der Bürgerschaft; die geräumigen Lokale waren vollbesetzt. Der Liederkranz verschönerte die Feier durch seine patriotischenGesangsvorträge, die mit vielem Beifall ausgenommen wurden, auch einige Baßsolos fanden gleichfalls dankbare Aufnahme. Unser verehrter Herr Stadtpfarrer Hetterich hielt die Festrede. Er nahm Bezug resp. versinnbildlichte die alte Walkürensage, nach welcher der Ritter Siegfried die schöne Brunhilde hinter den Flammenmauern eines Berg- schloffes hervorholte und sie glücklich rettete mit unserem schönen neuerstandenen deutschen Reiche, das auch von äußeren und inneren Gefahren schwer bedroht sei. Möchte wie dort der edle Siegfried unser junger thatkräftiger Kaiser Wilhelm II. unserem herrlichen Vaterland heraushelfen aus allen Wirrnissen und Gefahren und es einem schönen und herrlichen Ziele zuführen. Sein Hoch gelte an dem heutigen Geburtsfeste dem Kaiser. Begeistert stimmte jedermann in das 3malige Hoch ein. Der gemeinsame Gesang „Deutschland, Deutschland über alles" reihte sich der Ansprache an und die Feier, die bis gegen 12 Uhr die Teilnehmer vereinigte, verlief in gehobener würdiger Weise.
-u- Grömb ach, 25. Jan. Der heutige Tag wird ein freudiger Gedenktag sein und bleiben. Schon viele Jahre war es der sehnlichste Wunsch der Einwohnerschaft, daß der Wasserarmul abgeholfen werde, besonders in den vergangenen Jahren, wo die Gemeinde durch verschiedene Brandunglücke heimgesucht wurde, mußte man den Wassermangel schwer empfinden. Durch reifliche Ueberlegung und nach manchem Kampf beschlossen heute die bürgerlichen Kollegien in überwiegender Mehrzahl, daß eine Wasserleitung nach Kröber'schem System zur Ausführung kommen solle. Es darf mit Sicherheit gehofft werden, daß wenn die Wohithat der Wasserleitung, mit deren Bau sofort begonnen wird, sich fühlbar macht, die ganze Einwohnerschaft über den zeitgemäßen Beschluß befriedigt ist.