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Samstag den 7. Januar
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Die Expedition.
Die Hufschmiedeprstfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Wilhelm Lutz von Thailfingen, OA. Herrenberg, Jakob Roller von Effriugen, OA. Nagold.
Gestorben: Kaufmann Neß, Stuttgart; Holzwaren, fabrikant Schott, Kirchheim u. T.; Reallehrer Böklen, Ludwigsburg: Regierungsdirektor a. D. v. Daniel, Stuttgart; Restaurateur Deuschle zum Bahnhof, Reutlingen; Schultheiß Vögel, Böttingen; Holzwarenfabrikant Schott, Kirchheim u. T.; Zollverwalter a- D. Nast, Reutlingen; Postsekretär Heinzmann, Stuttgart.
2 Das deutsche Erwerbslebeu
hat zwar >m verflossenen Jahre einen beträchtlichen Niedergang zu verzeichnen gehabt, indessen sind doch, wie weiter unten gezeigt werden wird, schon einzelne tröstliche Anzeichen auf Besserung vorhanden.
Was zunächst das abgelaufene Jahr betrifft, so haben sich die Hoffnungen, die auf das Inkrafttreten der Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn und Italien, sowie auf den Ausfall der Ernte gesetzt worden waren, nur zum sehr gelingen Teil verwirklicht. Der Geschäftsverkehr hatte zudem unter den vielen Choleraabsperrungen, besonders Hamburgs, sehr empfindlich zu leiden. Die Ernte war gut, aber sie brachte keine Preise; der Verbraucher hat dadurch Vorteil gehabt, der indessen bet der überwiegenden Mehrzahl wiederdurch ungünstigere Erwerbsverhältnisse allzu reichlich ausgewogen wurde. Hätte die deutsche Landwirtschaft sich durch angemessene Preise bei guter Ernte auf die Höhe der normalen Kaufkraft heben können, so würden die an die Ernte geknüpften Hoffnungen auf Hebung des Absatzes und damit des Verkehrs sicher nicht getäuscht worden sein. An der Landwirtschaft sind in Deutschland zu viele Personen, also „Verbraucher", beteiligt, als daß deren notgedrungene Einschränkung sich nicht auf allen Gebieten des Handels, der Groß und Klein-Industrie und des Handwerks empfind lich bemerkbar machen müßte.
Im letzten Viertel des Jahres machte sich eine geringe Besserung der Verhältnisse bemerkbar. Die Chülcraabspcrrungsmaßregeln wurden aufgehoben und mit ihnen wich die Cholera- surcht. Die Eisenbahnen zeigten seit längerer Zeit wieder zum ersten Male eine Vermehrung der Einnahmen aus dem Verkehr und zwar vornehmlich des Gütertransportes. Es zeigte sich auch die Hoffnung wieder, wozu wesentlich der Ausfall der nordamerikanischen Prästdent- schaftswahlen beitrug. Durch den Steg der Demokraten ist Aussicht auf eine allmähliche Abbröckelung der Mac Kinleybill entstanden, die den amerikanischen Markt für die deutsche Industrie gänzlich zu versperren drohte. Zwar ist schon angcküudigt worden, daß die Abschaffung jener verhängnisvollen Bill nur schrittweise und ganz allmählich vor sich gehen würde, aber schon der Umstand, daß das neue nordamerikanische Regiment weniger engherzig bei der Zollabfertigung verfahren will, muß als eine Besserung verzeichnet werden.
Zwar sind einstweilen die Aussichten, mit Rußland handelspolitisch zu einem Abschlüsse zu kommen, noch geringe; etwas ist aber doch schon erreicht worden: man hat russischcrseits zugestanden, einstw ilen und zwar bis zum 1. April keine Zollänl rungen gegenüber Deutsch
land eiatreten zu lassen. Diesem Zugeständnis werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach bald weitere anschließen, wenn auch die Hoffnung auf einen vollen Handelsvertrag nur mäßig ist. Aber schon die Festlegung der russischen Zollsätze für eine längere Zeit ist für die deutsche Industrie von hohem Vorteil.
Dagegen sind die Aussichten für einen regeren Geschäftsverkehr mit der Schweiz ziemlich günstige. Dieses Land muß die gleichen Erfahrungen wie Italien mit Frankreich machen. Die engen politischen Freundschaftsbande, die die Schweiz mit der französischen Republik verknüpften, scheinen nur einseitig zu sein; sie haben nicht verhindert, daß die französischen Schutzzöllner unter Melrnes Leitung den mit der Schweiz vereinbarten Handelsvertrag ablehnten, so daß nun ein Zollkrieg zwischen Frankreich und der Schweiz entbrannt ist. Die Schweizer sind empört und wollen nun nach Möglichkeit alle die von ihnen nicht selbst erzeugten Waren, die sie bisher von Frankreich bezogen, von deutschen Firmen entnehmen. Die Agitation dafür ist in der Eidgenossenschaft, selbst in dem französisch sprechenden Teile, sehr lebhaft. Wenngleich die Schweiz an und für sich nicht groß ist, so sind doch ihre Bedürfnisse des sommerlichen Fremdenbesuchs wegen ganz erheblich und aus diesem Grunde ist der Umschwung in der Stimmung zu gunsten Deutschlands, das den Schweizern einen annehmbaren Handelsvertrag gewährt hat, als ein erfreuliches Anzeichen für das deutsche Erwerbswesen freudig zu begrüßen.
Wenngleich an der Ausfuhr nur die Großindustrie beteiligt ist, so greift doch im Erwerbsleben einer Nation ein Rad in das andere; wenn an der einen Stelle der Maschine etwas nicht in Ordnung ist, so stockt das ganze Werk. Umgekehrt kann man dieses Bild zwar nicht anwenden, aber auch ohne figürlichen Redeschmuck wird man verstehen, daß das Gedeihen der Industrie auch allen anderen Erwerbsarten zu gute kommt, und deshalb wollen wir wünschen, daß die wenigen günstigen Anzeichen, die die Hoffnung auf eine Verbesserung unserer wirtschaftlichen Lage erwecken, nicht trügen.
Laadesaachrichteu.
* Altensteig, 6. Jan. Die Mißstimmung in Handelskretsen des Landes über das Versah ren der K. Eisenbahnverwaltung bei Einführung des neuen Frachtbriefes macht sich in der Presse vielfach Luft. Man klagt insbesondere darüber, daß die betr. Bekanntmachung erst im Dezem ber erfolgte. Eine Buchdruckerei in Heilbronn ließ noch im November 48000 Frachtbriefe abstempeln. Die Eisenbahndirektion führte diesen Auftrag aus und erhob 96 Mark Stempelgebühr ohne auch nur mit einer Silbe anzudeuten, daß schon nach wenigen Wochen diese Frachtbriefe ungültig sein würden. Eine Menge weiterer Geschäfte wurden auf diese Weise schwer geschädigt. In Baden und Preußen dürfen im inneren Verkehr die alten Frachtbriefe bis zu deren Aufbrauch verwendet werden. Was nun dort gestattet ist, könnte doch füglich auch bei uns gestattet werden. Sodann hat der Staat den Druck der Frachtbriefe monopolisiert. Durch eine Stempelgebühr von 2 Mark für das Tausend hält er sich jede Konkurrenz vom Halft. Man hat ohne Rücksicht auf die anderen doch auch Steuer zahlenden Druckereien in Württemberg die Anfertigung einer einzigen F rma in Stuttgart zugewandt. Auf diese Weise wird wahrhaftig das Kleingewerbe nicht unterstützt.
So ist auch der gesamte Bedarf der K. Forstverwaltung an Formularien, wie überhaupt der Bedarf an Drucksachen der meisten K. Beam- tungen an einige Stuttgarter Firmen vergeben und die andern Druckereien haben das Nachsehen.
"Freuden st adt, 3. Jan. Der Brand des Stock'schen Hauses, von dem am 1. d. M. berichtet wurde, dauerte nahezu 24 Stunden. Es erlosch erst, als das Gebäude bis auf den Grund niedergebrannt war. Während des Brandes wurden im Oehrn eines anderen Hauses am Marktplatz mehrere Päckchen Pulver gefunden, von denen eines bereits zu brennen begonnen hatte. Die Entstehungsursache des großen Brandes ist nicht bekannt. Die Abgebrannten sind versichert.
* Nach einer neuen Verfügung des Ministeriums des Kriegswesens und des Innern ist die Vergütung für die Naturalverpflegung dec Trupprn für das Jahr 1893 dahin festgesetzt worden, daß für die volle Tageskost mit Brot 85 Pf. (ohne Brot 65 Pf.), für die Mittagskost 40 Pf. (ohne Brot 35 Pf.), für die Abendkost 25 Pf. (ohne Brot 20 Pf.), für die Morgenkost 15 Pf. (ohne Brot 10 Pf.) zu vergüten sind.
"Stuttgart, 4. Jan. Heute vormittag sollte die Revision des Frhrn. O. v. Münch betr. seine Verurteilung in der Strafklage des Herrn Geh. Hofrats Colin gegen ihn wegen Beleidigung vor dem Oberlandesgericht verhandelt werden. Frhr. v. Münch lehnte jedoch einige Mitglieder des Gerichtshofs ab, welche früher (4. Juli 1891) in einer Entscheidung gegen ihn mitgewirkt hatten. Nach kurzer Beratung wurde mitgeteilt, daß der Beschluß über die Ablehnung am Samstag, 7. Jan-, vorm. 9 Uhr verkündigt und je nach Ausfall der Sache weiter verhandelt werde.
* Winzerhausen, 2. Jan. Die hiesige Schulthetßenwahl hatte ein blutiges Nachspiel. Infolge von Neckereien nach Bekanntwerden des Wahlresultats entstanden Streithändel, die zu einer regelrechten Keilerei ausarteten. Dabei spielte dann auch das Messer wieder eine leidige Rolle. Mehrere Männer wurden derart gestochen, daß sie bewußtlos vom Platze getragen werden mußten. Einer erhielt 11 Stiche in den Kopf, so daß es ein wahres Wunder ist, daß er nicht tot auf dem Platze blieb.
* Vom württemb.Oberland, 2.Jan. Eine aufregende Scene spielte sich in der Wohnung eines früheren Holzmachers in Atten- weiler ab. Töne, wie unterdrückte Hilferufe, welche bald stärker, bald schwächer zu vernehmen waren, machten die Nachbarn aufmerksam. Als sogar Kinder jämmerlich zu weinen anfingen, drangen einige beherzte Männer in die Wohnung, aus welcher die Jammerlöne kamen, ein, um nach der Ursache derselben zu sehen. Welcher Anblick bot sich ihnen nun dar! Der Hauseigentümer hatte seine Ehehälfte in eine Ecke des Kanapees gedrückt und machte sich mit einem eisernen Gegenstand in Gesicht derselben zu schaffen. „Ein Mord! Ein Mord!" Mit diesen Worten wollten sich die Männer eben auf das Ungeheuer von einem Ehemann werfen, als derselbe mit dem Ruf: „Scho wieder stebazg Pfennig profitiert!" von seinem Opfer abltcß, in der Rechten eine Beißzange, in der Linken einen großen Stockzahn. den er soeben feiner besseren Hälfte ausgerissen hatte, haltend. Die also Operierte erfreut sich des besten Wohlseins, krobatuM est!
"(Verschiedenes.) In der Gemeinde Königs Herrn sind im vergangenen Herbst für über 5000 Mk. Tannenzapfen gesammelt worden. — Im jugendlichen Alter von 19 Jahreu mußte der in der Rein au bei Sulz dienende