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Widrigkeit" nicht dulden werde. Die Vosstsche Zeitung deutet die Aeußerung als Spitze gegen den Grafen Waldersee, der für einen erklärten Gegner des Entwurfs gelte.
* Berlin, 2. Jan. Der Kaiser äußerte bei dem gestrigen Neujahrsempfang der komman- direnden Generale, daß die Durchführung der beabsichtigten Heeresrefocm für Deutschland eine militärische und polirische Notwendigkeit sei. Er erwarte zuversichtlich, die Erkenntnis hievon werde sich immer weitere Bahn brechen. Er stehe fest zu der von den verbündeten Regierungen eingebrachten Vorlage.
* Der Zentrumsantrag auf Beschränkung des Hausierhandels will ein Verbot des Kol- portierens aller Lieserungswerke herbeiführen: der Wandergcwerbcschein soll künftig Frauen versagt werden. Bezüglich der Abzahlungsgeschäfte wird die Hinzufügnng einer Strafbestimmung erstrebt, daß, wenn jemand zu Anschaffungen beredet worden ist, welche den wirtschaftlichen Verhältnissen des Betreffenden offenbar nicht entsprechen, der Verkäufer mit Gefängnis bis zu 6 Monaten und Geldstrafe bis zu 2000 Mk. bestraft wird. Ein weiterer Antrag null unredliche Konkurrenz im Gewerbebetriebe, Schwindelverkäufe u. s. w. unter Geldstrafe bis zu 1000 Mk., im Unvermözensfall Gefängnis, stellen.
* Aus Sigmaringen geht der „Post" die Nachricht zu, daß der Kaiser dort am 8. Januar abends spät auf dem Schlosse ein- treffen, im Kreise der Fürstlichkeiten am 9. und 10. verweilen und am 11. Januar über Karlsruhe, wo den grobherzoglichen Herrschaften ein Besuch zugedacht ist, die Rückreise nach Berlin anlreten wird.
* Bonn. Das Opfer blinder Sammelwut ist ein hiesiger Postsekretär geworden. Als großer Liebhaber von Briefmarken har er, um seltene Exemplare zu gewinnen, verschiedene aus entlegenen Ländern kommende Korrespondenzen unterschlagen. Der pflichtvergessene Mann, der bereits auf eine dreißigjährige Thätigkeit im Postsache blickt, ist vorläufig seines Amres enthoben worden.
* Die Neujahrsbetrachtung der „Hamb. Nachr." läßt an Schärt und Pessimismus nichts zu wünschen übrig, und häuft Anklagen über Anklagen auf die Regierung. Unter anderem wird auch geklagt, in den deutschen Bundesstaaten beginne der Partikularismus sich aufs neue zur Geltung zu bringen. Ueberall bestehe der Eindruck, daß in Deutschland immer komplizierter und kostspieliger regiert werde, daß die Bürger immer mehr unter übermäßiger Flskalität zu leiden hätten, ohne daß andererseits Erfolge erzielt würden, welche dies ausglichen. Der Artikel schließt: Die einzigen lichten Momente im nationalen Leben des deutschen Volks wurden durch die Kundgebungen der Dankbarkeit, der Treue und der Verehrung gebildet, die dem Fürsten Bismarck als dem Vertreter der alten großen Zeit um so intensiver von allen Seiten dargebracht wurden, je mehr die neue Regierung versucht hatte, den Gründer des Deutschen Reiches in den Augen des deutschen Volkes und des Auslandes herabzuseyen. Die Frage, ob eine baldige Besserung der Situation, in der wir uns befinden, wahrscheinlich sei, ist schwer zu beantworten. In Preußen liegt die Entscheidung beim Monarchen, der unabhängig von den parlamentarischen Beschlüssen die Politik des
Reiches bestimmt, die Minister anstellt und entläßt. Wie die Dinge liegen, läßt sich nur wünschen, daß die Ereignisse und ihre Lehren auf die Entschließungen des Staatsoberhauptes denjenigen Einfluß gewinnen, der ihnen im Interesse des Landes zu wünschen ist. Wir halten die erzieherische Kraft der Ereignisse für die einzig erfolgreiche. Der Eintritt ihrer Wirkung kann sich verzögern, aber nicht ganz ausbleibcn. Das ist eine Hoffnung, die trösten kann, wenn wir auf der Schwelle des neuen Jahres nicht sehr rosig in die Zukunft zu sehen vermögen.
'Hamburg, 2. Januar. Die Cholerakommission des Senats giebt bekannt, daß bei einem am Samstag erkrankten Arbeiter in der Asylstraße die Cholera sestgestellt worden ist.
* Saarbrücken, 3. Januar. Heute sind 283 Mann ungefähren; 23000 streiken. Das Revolverschicßen dauert fort; ein Bergarbeiter wurde wegen Aufreizung verhaftet.
* Metz. Einzig in seiner Art dürste der hiesige Gesindemarkt dastehen, der von alters her alljährlich am zweiten Weihnachtsfeiertage stattfindei. Von nah und fern strömen Knechte und Mägde zusammen, um sich einem neuen Mietshern zu verdingen. Die Bauern gehen prüfenden Blickes durch die Reihen des zu Hunderten sich anbictenden Gesindes, um die kräftigsten und billigsten für die Zeitdauer eines Jahres zu dingen. Zartere Verhältnisse werden auch nicht selten angeknüpft. Die urwüchsige Art dieses Vermielungswesens wird von den dabei Beteiligten eher als eine Annehmlichkeit als Last empfunden, haben sie doch neben dem Geschäftlichen auch Gelegenheit, die große Stadt zu sehen.
Ausländisches.
* Bern, 1. Jan. Beim Neujahrsempfange sprach der französische Gesandte den Wunsch aus, der momentane Abbruch möge die traditio nellenHandelsbeziehungen nicht vernichten. Mäßigung sei erwünscht. Er werde für die Verständigung thätig sein. Bundesrat Schenk erwiderte, er bedaure die Wendung, welche die Ereignisse genommen; die Schweiz könne die Maßregeln nicht ändern, solange Frankreich nicht die Thore seines Marktes den schweizerischen Produkten öffne.
' In schweizerischen Blättern ist zu lesen: Der Zollkrieg mit Frankreich hat in L> t. Gallen eine komische Blüte getrieben. Einige Realschüler und Realschülerinnen erlassen nämlich im „St. Galler Stadtanz." folgenden Ausruf: „Wir Realschüler wollen in der Verteidigung der Schweiz gegen Frankreich nicht Zurückbleiben und mit unserer schwachen Kraft beitragen, daß der Zollkrieg wuchtig geführt wird. Es freut uns, daß unsere Mütter keine französischen Hüte und Kleider mehr kaufen und die Väter keine französischen Weine mehr trinken wollen. Damit wir aber auch dabei sind, haben wir einmütig beschlossen, uns fernerhin nicht mehr mit der Erlernung der französischen Sprache zu befassen. Wir hoffen, daß auch die Herren Lehrer diesen unseren patriotischen Entschluß achten werden." Diese Hoffnung wird sich wohl schwerlich erfüllen.
' Paris, 2. Jan. Die „Ltbre Parole" beschuldigt Floquet. er habe veranlaßt, daß aus dem Panamagelde einem persönlichen Freunde, ehemaligen russischen Diplomaten, jetzigem Mitarbeiter der Nowoje Wrmija. 500 000 Franks ausgezahlt wurden.
* Paris, 2. Jan. Seit dem Ausbruch der letzten politischen Krise haben, wie ein hiesiger Fachmann berichtet, die in den französischen Händen befindlichen in- und ausländischen Renten und Papiere um mehr als 2800 Milt, an Wert verloren. Der eingreifendste Verlust betrifft die französische dreiproMtige Rente, welche um 4V2V0 gefallen ist, was bei einem Bestand von 30 Milliarden allein einen Wert- Verlust von 1300 Millionen ausmacht; natürlich zunächst blos für diejenigen, welche die Rente in Geld umsctzen wollen.
* Paris. Cornelius Herz soll, um der Auslieferung zuvorzukommen, von London nach New-Aork abgereist sein. Er ist amectk. Bürger.
'Die französische Regierung richtete, wie es heißt, eine Note an den schweizerischen Bundesrat wegen Wiedcrankuüpfung der Handelsvertrags-Verhandlungen mit der Schweiz, da Aussicht vorhanden sei, daß die Kammer ihren letzten Beschluß umstoße. Ist dem so, dann muß die französische Volksvertretung vor aller Welt das schöne Geständnis ablegen, daß sie zuweiten unzurechnungsfähig ist.
' Endlich hat sich der belgische Ministerpräsident Beernaert entschlossen, den Regierungs- entwurf zur Verfaffungsrevisiou vorznlegen. Die Grundzüge lauten: 1) Der Wahlzensus (Klassenwahl) ist abgeschafft. 2) Das Wahlrecht steht allen Staatsbürgern zu, die m einem mit mirdestens 10 Fr. Grundsteuer belasteten Hause wohnen. 3) Alle Staatsbürger, die diese Bedingung nicht erfüllen, können trotzdem das Wahlrecht erwerben, falls sie sich einer Wahlprüfung unterziehen. 4) Die Ausübung des Wahlrechts ist obligatorisch, die Nichtausübung wird unter Strafe gestellt. 5) Einführung des Proporiionalsystems, d. h. Vertretung der Minderheiten. 6) Den Kammern steht es frei, ohne Verfassungsänderung das allgemeine Stimmrecht einzuführen, sobald sich tn beiden Häusern des Parlaments eine ^/z-Mehrheit dafür findet.
* Petersburg. Wie sehr man mit der Befürchtung recht hatte, daß der infolge der Mißernte des vorigen Jahres so grell hervor- getrctene Notstand chronisch werden würde, beweist wiederum folgendes Telegramm: Aus 0 elen Kreisen mehrerer Gouvernements kommen Klagen über die große Not der Bevölkerung. Besonders schwer leidet das Gouvernement Kasan. Das dortige Semstwo (Laudschafts- oeriretung) suchte bei der Regierung um ein Darlehen von 2V2 Millionen Rubel für die Volksverpflegung und Bestellung der Felder nach.
' Nach der „Pol. Korr." wird in Peter s- burg demnächst den meisten thätigen jüdischen Advokaten die behördliche Weisung zugchen, ihre Berufsthäiigkeit lediglich tn den Städten auszuüben, wo die Ansiedelung von Juden gesetzlich gestattet ist. Des Wetteren wird dorther gemeldet, daß auch die Zahl der Apotheken in Petersburg, deren Besitzer Juden sind, erheblich vermindert werden soll.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rteker, Altensteig.
Mama sollte damit erfreut werden. Wie sie sich wundern wird, daß Sabine schon so frühe auf und im Parke draußen war!
Jetzt bog das Mädchen um den großen Fliederstrauch, und ein Ausruf des Schreckens entschlüpfte ihrem Munde.
Mitten auf dem Wege stand regungslos Stanislaus Ferina und starrte seine Tochter mit großen Augen an.
Er hatte sie erkannt auf den ersten Blick: das war Sabine, schön wie ihre Mutter gewesen. Ein eigentümliches Gefühl, das beinahe etwas von Stolz in sich hatte, bemächtigte sich des verkommenen Vaters.
Das war seine Tochter, sein Kind, wie es vor ihm stand — schön und herrlich.
Sabine zitterte vor Schreck am ganzen Leibe und hoffte vergeblich, daß der heimliche Mensch ihr die Passage frei mache.
Allein er that dies nicht, sondern trat im Gegenteil einen Schritt näher.
Mit entsetzten Blicken bemerkte es Sabine.
„Was — was wollen Sie denn?" rief sie angstvoll.
Er mußte lächeln über den Schreck seines Kindes.
„O, nichts nichts!" meinte er; aber einigermaßen that es ihm doch lcid, daß sein eigen Fleisch und Blut sich so vor ihm entsetzte. Aber da trugen nur die oben im Schlosse die Schuld daran. Und dann — noch wußte sie ja nicht, daß er der Vater war. „Nichts Uebels!" fuhr er fort mit etwas Umflortem in der Stimme. „Ich bin nur ein armer Mann; aber ich thue niemand ein Leid. Ihnen am wenigsten, schönes Kind! Ich kam eben so in den Park — wie man eben hinkommt, irgendwo."
Er schlenkerte die Hand hin und her; er wußte nicht recht den Anfang zu finden.
„Sie wollen ein Almosen? Warten Sie ein Weilchen; ich schicke Ihnen den Diener heraus."
Sie wollte gehen; sie wußte nicht, weshalb sie plötzlich einiges Mitleid mit dem Manne empfand.
Aber Stanislaus trat nicht zur Seite, sondern bat sie durch eine Handbcwegung, zu bleiben.
„Den Diener?" sagte er mit bitterer Ironie. „Der würde mich wahrscheinlich zum Thore hinausbefördern mit einer Schnelligkeit, die ihresgleichen sucht. Sehen Sie, und ich habe eigentlich gewissermaßen ein Recht, hier zu stehen. Ich war vor langen Jahren schon einmal da — und nun bin ich eben wieder da und möchte das zurückholen, was ich damals hierließ."
„Ich verstehe Sie nicht!" sagte Sabine bange. „Wozu erzählen Sie das mir?"
„Ja, ich glaube wohl, daß Sie mich nicht verstehen; das ist auch nicht gut möglich," erwiderte gelassen Ferina; „aber eben deshalb bitte ich Sie ja, mich ein paar Minuten ruhig anzuhören. Sie werden dafür entschädigt; iä> garantiere dafür! Das gibt eine Ueberraschung, wie sie schöner in keinem Theaterstück vorkommt!"
Verwundert hörte Sabine dem sonderbaren Menschen zu.
„War es ein Wahnsinniger? Allein er sprach ganz ruhig und gelassen. Nur die stechenden Blicke, welche sie mit eigentümlichem Glanze trafen, waren ihr unangenehm. Durch die rätselhaften Worte, welche er sprach, hatte er bei Sabine ein gewisses Interesse erweckt; harmlos schien er ja zu sein. Vielleicht suchte er doch etwas im Schlosse, und sie konnte ihm helfen.
Sie ward ruhig. Sabine war nicht das Mädchen, das sich groß ängstigte; nur das völlig unerwartete, plötzliche Erscheinen des ManneS mußte sie erschrecken. _ (Fortsetzung folgt.)
(Lesefrucht.) Streben ohne Hoffen Har oft sein Glück getroffen; Hoffen ohne Streben Fuhr immer nur daneben.