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Donnerstag dm 5. Januar

Nach - Bestellungen auf .Aus den Tannen" werden noch wriwävrend angenommen. Die bereits erschienenen Nummern, sowie der Wand­kalender trerden nvchgeliefcrt.

Die Expedition.

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Für hervorragende Treue und Leistung in der Schule, wurden u. a. folgende Lehrer mit einem Prämium bedacht: Schullehrer Griesinger in Freudenstadt; Schullehrer Schürger in Gechingen, Bez. Ealw.

Deutschland am Scheideweg,

so lautet der Titel eines Aufsatzes im Januar­heft der Deutschen Rundschau, in dem der be­kannte Generalmajor z. D. Freiherr von der Golz, türkischer Ferik (Generallieutenant), für die Militärvmlage in überzeugender Weise ein- tritt. Der geistreiche General entwickelt zu­nächst, daß thatsächlich Frankreich in seiner Wehrverfaffung das größere Deutschland weit überholt habe, setzt die Etnwände der bessern Qualität und bessern Führung auf unserer Seite auf ihr richtiges Maß herab und fährt dann fort:Wer dem Federkriege über die neue Militärvorlage folgt, kann sich leider der Ueberzeugung nicht verschließen, daß deren wahre Bedeutung im allgemeinen auch nicht annähernd richtig gewürdigt wird. Man thut vielfach, als handle es sich um eine akademische Studie über den Wert von zwei- und dreijähriger Dienstzeit. Die Frage, ob zwei oder drei Jahre gedient werden soll, darf gar nicht als Aus gangspunkt für die Ueberlcgung gewählt werden. Ist die Notwendigkeit, alle Diensttauglichen aus­zubilden, klar und kann das aus finanziellen Gründen bet dreijähriger oder gemischt zwei- und dreijähriger Dienstzeit, wie sie bisher bestand, nicht geschehen, so folgt daraus, daß mit schlichter Notwendigkeit für den größten Teil der Armee die zweijährige Dienstzeit an­genommen werden muß. Davor zurückschrecken könnte man nur, wenn jemand überzeugend nach­wiese, daß eine zweijäh.ige Dienstzeit absolut ungenügend für die soldatische Ausbildung sei. Dieser Beweis wird schwerlich erbracht werden, da jr heute schon mehr als ine Hälfte aller Mannschaften der Jnfamerie nur zwei Jahre dient. Darüber, ob die Anwesenheit einer An­zahl von Leuten, die wider ihren Wunsch und Willen ein drittes Dienstjahr in einer Compagnie festgehalten werden, für deren Tüchtigkeit wich- rig ist oder nicht, ist schwer zu streiten. Es kommt dabei viel auf persönliche Ansicht und besondere Erfahrung an. Nimmt man aber auch an, daß die Truppe durch Fehlen der Dreijährigen etwas verlöre, so wird dies Min­der doch niemals das Mehr an Zahl aufwiegen, dos wir dafür eingeheimst haben. Von einem allgemeinen Gesichtspunkt aus muß man also unbedingt für Herabsetzung der Dienstzeit und Vermehrung der Zahl stimmen. Dieser allge­meine Gesichtspunkt aber ist dadurch gegeben, daß cs sich jetzt um unsere gesamte Machtstellung und die Zukunft Deutschlands überhaupt han­delt. Wir dürfen es nicht dulden, daß ein an Bevölkerung schwächerer Nachbar jährlich 42000 Soldaten mehr erzieht, und daß die Zahl seiner ausgebildeten Mannschaft unter unseren Augen fortdauernd wächst, ohne daß wir etwas Aus­gleichendes thun. Wir dürfen uns keiner Täu­schung über die Bedeutung eines Uebergewtchts hingeben, welches so groß oder größer sein wird als die gesamte französische Streitmacht bet Ausbruch des Krieges von 1870. Wir dürfen es nicht länger dulden, daß jährlich 60 000

wehrpflichtige Deutsche, welche auch thatsächlich wehrfähig sind, nicht zum Dienst eingestellt und ausgebildet werden, so daß wir, wenn es sich eines Tages um unsere Existenz handeln sollte, durch eigene Verschuldung nicht in der Lage sind, alle Kräite cinsetzen zu können oder Hun­derttausende ohne jede militärische Vorbereitung auf das Schlachtfeld führen müssen. Kein Zweifel, daß die durch den erforderten Mehr­aufwand erzeugte Last drückend ist. Aber eine Ausgabe von jährlich 65000000 Mk. ist nicht entscheidend für den Wohlstand Deutschlands. Längerer Aufschub der Reform ist ohne Nach­teil nicht möglich. Die Regierung hat mit der Militärvorlage eine sehr ernste patriotische Pflicht erfüllt. Deutschland steht am Scheide­wege and muß sich entschließen. Erfolgt die Ablehnung, so überlassen wir Frankreich den einmal gewonnenen Borsprung mit vollem Be wußtsein. Ihn später einzuholen, wird von Jahr zu Jahr schwieriger, endlich fast unmög­lich werden. Eine Anzahl von Altersklassen geht immer verloren. Wird die Vorlage Ge­setz, so thut Deutschland nach kurzer Versäum­nis einen Schritt vorwärts, den Frankreich ihm nicht mehr nachthun kann, da dieses that­sächlich an den Grenzen seiner natürlichen Kräfte angekommen ist. Die Ueberlegenheit, die Deutschland allein in seiner Volkszahl be­sitze, ist dann nutzbar gemacht.. Die Hoffnung, im Notfälle eines Doppelkrieges durch glückliche und schnelle Operationen zwischen den feindlichen Heeren den endlichen Triumph auf unserer Seite zu sehen, tritt wieder in ihre Rechte, und das Genie unserer Feldherren erhält, wenn auch nicht in so reichem Maße wie 1870, so doch immerhinlänglich, die Mittel, sich zu brthättgen. Das Bewußtsein aber, daß im Frieden alles geschehen ist, was füglich geschehen konnte, um Deutschland stark zu machen, wird auch in den schwierigsten Lagen eines großen Krieges Generale, Offiziere und Mannschaften mit festem Ver trauen auf den endlichen Sieg erfüllen. Fragt man sich, ob es überhaupt noch möglich ist, der Forderung aus dem Wege zu gehen, so muß man mit einem entschiedenenNein" antworten. Deutschland ist zu jung und lebenskräftig, um endgültig auf eine große Rolle der euro­päischen Völker verzichten zu können. Das wird nimmermehr geschehen, und daraus folgt, daß, wenn in unserer Zeit die Vermehrung unseres Heeres verworfen würde, sie in einer künftigen nach trüben Erfahrungen doch vorgenommen werden müßte. Wir hoffen, daß es dazu nicht kommt, und daß der unab- weisltche Schritt jetzt geschieht, daß auf den Glanz des jungen Reiches kein, wenn auch nur vorübergehender Schatten fallen wird."

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Übertragung wird nächste Woche Hr. Ober­ingenieur Cox von der Maschinenfabrik Eß­lingen in Nagold einen Vortrag halten und damit Demonstrationen unter Benützung einer Dampfmaschine verbinden. Da der interessante Vortrag zweifelsohne viele Zuhörer anziehen wird, beabsichtigt der hies. Gewerbeverein Hrn. Cox zu einem zweiten Vortrag zu gewinnen, um dadurch den Mitgliedern Gelegenheit zu geben, einem solchen vollzählig und mit Muse anwohnen zu können. Eine große Anzahl der Mitglieder hat bereits unterschrieben, an dem Vortrag, der ebenfalls in Nagold stattfindet, sich zu beteiligen. Nähere Bekanntmachung wird noch erfolgen.

* Alten steig, 4. Jan. Wie von Hal­te r b a ch berichtet wird, ist der Maurer Schüler an seinen schrecklichen Brandwunden gestorben und also seinen 3 Kindern im Tode nachgefolgt. Auch die Ehefrau Schüler hat schwere Brand­wunden erhalten. Das schreckliche Brandunglück findet die allgemeinste Teilnahme. Alten- steig zählte zu Ende des alten Jahres 2156 Seelen. Geboren wurden im letzten Jahr 61, konfirmiert 63 Kinder, getraut 22 Paare, zum heil. Abendmahl gingen 988 und gestorben sind 48 Personen. In Nagold wurden im Jahr 1892 105 Kinder geboren, 63 Personen starben, 28 Trauungen fanden statt und 82 Kinder wurden konfirmiert. In Nagold ist ein weiterer Polizetdiener angestellt worden, da­gegen wird kein Nachtwächter mehr die Runde machen. Seit dem 31. Dezbr. ist der alther­kömmliche Gesang derselben verstummt.

* Freuden st adt, 1. Januar. In der Neujahrsnacht mischten sich kurz nach dem Schlag 12 Uhr unter das Lärmen und Schießen Feuerrufe. Das am Marktplatz gelegene Haus des Kaufmanns Fritz Stockzur Linde", eines der größten der Stadt, stand in Hellen Flammen. Das Haus war von 18571866 eineGustav- Werner'sche Bruderhausanstalt gewesen. Jetzt beherbergte es das große Warenlager des Kauf­manns. Im zweiten Stock wohnte Gerichts­notar Leonhardt mit Familie. Das Feuer brach im Dachstock aus, wo Zündhölzchen, Zünd­schnüre, Pechfackeln, Gtpserrohre u. drgl. ihm reichlich Nahrung boten. Hie und da zuckten Raketen und Sternkästchen auf. Die Leonhardt- sche Familie konnte nur das nackte Leben retten. Dagegen konnte die erste, von der Stock'schen

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