ItteMetz.M
Mmlsblall für
Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag n. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 80 außerhalb 1 ^ das Quartal.
Einruckungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8
Samstag dm 17. Aezör.
Zweites Alalt.
Linlaäung
zur Mestellungs- Er- neueruug.
7^
n die geehrten Leser des Blattes „Aus den Tannen"
_und solche, die es werden wollen, richten
wir hieinit die freundliche Einladung, das Abonnement auf das erste Kakvjahr 1893 ungesäumt erneuern zu wollen, indem von rechtzeitiger Bestellung der ununterbrochene Be- zug des Blattes abhängt. Der Preis und die Erschein- ungsweise desselben bleiben wie bisher.
Die stets wachsende Abonnentenzahl und die zunehmende Benützung des Inseratenteils von Behörden, Handel- und Gewerbetreibenden, giebt uns den Beweis, daß sich das Blatt des allgemeinen Vertrauens erfreut. Wir wollen uns redlich bemühen, dasselbe auch in Zukunst in jeder Hinfickt zu rechtfertigen.
Der Neujahrs-Nr. wird der Wand-Kalender für das Jahr 1893 beigelegt.
Hochachtungsvoll!
Aktensteig. Uedaktion «nd Expedition.
Kie Tochter des Gauklers.
Original-Roman von Gebh. S chätz l er-P erasini. (Fortsetzung.)
(Nachdruck
verboten.)
„Ich werde alt; mein Herz will nicht mehr mit. Das hat zu viel erlebt und möchte hinunter zu meinen Herren, denen es angehörte mein ganzes Leben lang. Aber für den einen muß es noch schlagen. Ob es der letzte ist!?"
Unterdessen sprachen Doktor Bronnig und die Gräfin darüber, wie sie ihre Mitteilungen am besten anbringen könnten.
Es ist keine alltägliche Aufgabe, einem jungen Mädchen, das neunzehn Frühlinge alt geworden ist, in dem glücklichen Wahne, Komtesse von Felsberg zu sein, das einen guten Bruder zu haben wähnte und eine liebende Mutter schlankweg zu sagen:
„Dies alles ist nicht wahr; das war ein Lustgebilde, ein Traum — nun erwache! Alle die lieben Menschen um dich her, mit denen du eins geworden bist in den Jahren, sind dir gänzlich fremde Menschen; du bist die Tochter des Feuerfressers Stanislaus Ferina!"
Das letztere wollten übrigens der Doktor, wie die Gräfin Sabinen noch verschweigen; das war auch ohne Belang. Mochte sie denn in dem Glauben bleiben, Vater und Mutter wären ihr längst verstorben, den vollkommenen Sachverhalt konnte Kurt ihr Mitteilen; doch nicht eher, als bis sie wirklich Gräfin von Felsberg, sein angetrautes Weib war.
Bis dahin sollte auch Kurt nichts von dieser einen Thatsache erfahren.
„Ich kalkuliere, das beste wird sein, ich übernehme Kurt," sagte Bronnig; „er kann mir seine Begleitung durch den Park nicht abschlagen. Der junge Herr muß sich nun eben dazu bequemen, eine Weile mit meiner Gesellschaft vorlieb zu nehmen. Es wird ihn zwar Mühe kosten; er wird es nicht sonderlich gern thun — Sabine wäre ihm lieber — aber es Hilst ihm nichts; er muß mit! Und dann entschädige ich ihn reichlich für den Verdruß, den er darüber empfindet. Sie sollen sehen, Gräfin^ wie er zurückstürmen wird, wenn er erst alles weiß! Ich freue mich innig auf diese Augenblicke. Ich kenne das Herz des jungen Herrchens zu gut. Er kann es längst nicht begreifen, dieses mächtige Drängen, diese Sehnsucht nach dem Schwesterchen. Und glauben Sie, Gräfin, bei Sabine etwas anderes voraussetzen zu dürfen? Nein; alles wird sich gestalten, wie ich Ihnen einstens sagte, und ich freue mich unendlich, zwei, nein, lauter glückliche Menschen gemacht zu haben. Der alte Fluch ist in alle Winde zerstoben vor dem Geist der Liebe."
„Ich hoffe das beste, mein theurer Freund," entgegnete Franziska; „ich habe Sabine wirklich lieb gewonnen; ich darf wohl sagen, wie mein eigen Blut. Es ist keine Sünde; hat sie mir doch, wenn auch unbewußt, dies eine erhalten, was noch mein einzig lichter Lebenspunkt war, und sollen sie doch beide auch Eins in sich werden. Und ich glaube daran: ist erst Sabine sein treues Weib, so wird sie als sein Schutz
geist ihm immer zur Seite stehen. An Leib und Seele ist er jetzt gesund; allen Hang zu gefährlicher Schwärmerei hat sie ihm weggelacht."
Doktor Bronnig nickte zufrieden.
„Vielleicht, wenn mein unglücklicher Gatte mir damals alles vertraut und nicht das drückende Gefühl, das doch nur ein Phantom, ein Hirngespinnst sein kann, mit sich selbst herumgetragen hätte, wäre es doch anders geworden. Vielleicht hätte ich es doch auch vermocht, die finsteren Gedanken von seiner Stirn zu verscheuchen.
„Ja, hätte der Graf Waldemar Vertrauen zu seinem Weibe gefaßt," stimmte Bronnig bei, „wäre es wohl anders geworden. Aber die furchtbare Wahrheit, daß tatsächlich keiner seiner Vorfahren seinem Lose entging, raubte ihm jede Erkenntnis, jede Ueberlegung. Freilich ist's nur ein Phantom — es kann nicht anders sein — aber dennoch würde mancher bedeutende, aufgeklärte Mann vor diesem lähmenden Nichts sich beugen." — Er richtete einen Hellen Blick auf die Gräfin, welche ihn stagend ansah.. — „Ich habe mit manchem alten Uebel, mancher Ansicht aufgeräumt, die fest bestanden," fuhr er fort; „manchen Schrecken, der nur in der Einbildung existierte, habeich zu nichte gemacht, was nicht gerade gleicht ist. Und ich hoffe, nein, ich weiß es gewiß, meine glücklichste Kur ist mir hier gelungen. Zudem kommt uns zu gute, daß Ihr unglücklicher Gatte nun einmal die Thatsachen kannte, was bei unserem jungen Herrn nicht der Fall ist. Ist es auch nur eine Einbildung, so ist diese doch gefährlich. Und deshalb hielt ich dafür, daß Kurt niemals etwas Bestimmtes über das Ende seines Vaters erfährt. Das Verschweigen kann uns nützlich, das Enthüllen nur schädlich sein."
„Aber gewiß, Doktor," fiel die Gräfin ein, „ich dachte nie daran, meinem Sohne eine derartige Aufklärung zu geben. Wozu auch? Das Andenken an seinen Vater würde nur getrübt — im gelindesten Falle. — Doch ich glaube das Lachen Sabinens zu hören. Oder nicht, Doktor?"
Bronnig horchte eine Sekunde.
Silberhell klang es durch den Park.
„Sie sind es wirklich!" antwortete er und erhob sich, um die Zurückkehrenden vielleicht jetzt schon entdecken zu können.
„Wie fröhlich die Kinder sind!" meinte Franziska.
„Und das ist mein größtes Vergnügen," sagte Bronnig.
Kurt und Sabine waren näher gekommen.
„Nun behalten Sie Sabine hier," sprach der Doktor, „und teilen Sie ihr das nötigste schonend mit. Und nicht zu überraschend. — Aber was spreche ich da?! Ein so feinfühlendes, edles Herz, wie in Ihrer Brust schlägt, findet von selbst die richtigsten und zartesten Töne."
Sie reichte ihm lachend die Weiche Hand, die er an seine Lippen führte und küßte.
„Welch' ein Schmeichler Sie immer noch sind, Doktor!"
„Und so alt schon — nicht wahr?" meinte er achselzuckend und mit Humor. „Aber was wollen Sic, liebe Gräfin — mein Herz gehört nun einmal Ihnen!"
Er durfte sich derartige harmlose Scherze schon erlauben; seine lange Freundschaft hatte ihm ein Recht dazu gegeben; früher waren ihm derlei Worte gar nicht in den Sinn gekommen. Mit den Jahren aber hatte sein Verkehr mit Franziska etwas Heiteres, Gemütvolles angenommen. Er hoffte ja nicht mehr, erging sich aber gern in derlei Scherzen. Und die Gräfin schätzte ihn zu sehr als ihren liebsten Freund, als daß sie etwa deretwegen gezürnt hätte.
(Fortsetzung folgt.)
Freue.
Wenn schon alle Vögel schweigen In des Sommers schwülem Drang, Sieht man, Lerche, Dich noch steigen Himmelwärts mit frischem Klang.
Wenn die Bäume all' verzagen Und die Farben rings verblüh'», Tanne, deine Kronen ragen Aus der Oede ewig grün.
Darum halt' nur fest die Treue, Wird die Welt auch alt und bang, Brich den Frühling an aui's Neue. Wunder thut ein rechter Klang.
(Lesefrucht.) Arbeit macht das Leben süß, macht eS nie zur Last; Der hat nur Bekümmernis, der die Arbeit haßt.
K L t s e l.
Ein Jeder hat's und wird's wohl auch einmal. Der Stolze rühmt sich einer großen Zahl, Es lebe wie in gegenwärtiger Zeit,
Denn ganz gehört es der Vergangenheit. Doch and're Deutung kommt sogleich hinein. Willst du 8 Köpfe ihm verleihn.
Dann nennt's, worauf man fährt und geht. Dann ist's bekannt dies als Poet,
Dann steht man's in Gewässern gleiten, Dann gauckelt's um uns alle Zeiten,
Ein Flüßchen dann mit kurzem Lauf,
Dann weckt es dich frühmorgens auf,
Dann giebt's von edlem Mann dir Kunde, Zum Schluß: ein Jeder führt'S im Munde.
Auflösung des Rätsel» folgt in nächster Nr.