angeblich Grase, ist aus Bayern und gestand ein, seit Jahren vom Diebstahl zu leben.

' DerN. Z. Z." schreibt man aus St. Petersburg: Die Nachrichten, welche aus allen Landesteilen über die wirtschaftliche Lage und den Niedergang des Geschäfts und des Handelsverkehrs Anlaufen, sind trostlos. In Kiew, dem Zentrum des innerrussischen Han. delsverkehrs, stockt jedes Geschäft, Großhändler wie Kleinhändler wissen nicht, was sie mit ihren Warenvorräten beginnen sollen. Getreide wie Jndustrieerzeugnisse finden nur geringen Absatz und selbst die Gastwirte lassen die Köpfe hängen. Der Landmann bringt nach der Stadt sein letztes Pferd zum Verkauf, das ihn im Frühjahr 40 Rubel gekostet hat; er verlangt für dasselbe 18 Rubel, es werden ihm 3 Ru­bel geboten und nach langem Handeln verkauft er es für 5 Rubel. In Odessa beginnt die Geschäftslage verzweifelt zu werden. Die Ge­schäftswelt wie das ganze Publikum gelangt immer mehr zu der Ueberzeugung, daß man sich von dem Schlage, welcher dem Geschäft durch das einjährige Bestehen der Ausfuhrver­bote beigebracht wurde, nicht so bald wird erholen können. Ein schlimmer Winter steht bevor.

*Homestead, 7. Okt. Heute morgens wurde versucht, ein Haus, wo 40 Carnegiesche Arbeiter schliefen, die nicht dem Arbeiterfyndi- kat an gehören, mit Dynamit in die Luft zu sprengen. Das Haus wurde beschädigt, niemand verletzt.

* JmBevr River-Thal in Idaho hat ein furchtbarer Präriebrand gewütet. 1000 Stück Vieh find verbrannt und 3 Viehhirten in den Flammen umgekommen.

Haus- und Landwirtschaftliches.

* Für Nichtraucher am Bienenstand ist nichts besser, als der billige Torfmull. Einmal an­gezündet, glimmt er unter starker Rauchentwick­lung stundenlang weiter und brennt noch besser, wenn man ihn mit einer fünfprozentigen Sal­peterlösung befeuchtet und wieder trocknet. Man mache sich von Eisenblech einen kleinen Cylin- der, unten mit Zuglöchern und kleinem Rost, oben mit einem annehmbaren Hut von Messing­blech, der in eine gebogene Röhre ausmündet. Das ganze stellt einen ganz kleinen Ofen mit Handhabe vor und thut ausgezeichnete Dienste.

Handel «ud Berkehr.

* Stuttgart, 8. Oktbr. Kartoffelmarkt. Zufuhr 300 Zentner. Preis per Zentner 2 Mk. bts 2 Mk. 80 Pf. Krautmarkt: Zufuhr 3000 St. Filderkraut. Preis 16 bis 18 Mk. per 100 St.

' (Obstpreise vom 7.-9. Okrbr.) Auf dem Güterbahnhof in Stuttgart waren 47 Waggons Mostobst zugeführt; Preis CM. bts

5 M. 80 Pf. Auf dem Wilhelmsplatz waren 5000 Ztr. Mostobst zugeführt; Preis für württ.

6 M. 50 Pf. bis 6 Mk. 80 Pf., für anderes 5 M. 80 Pf. bis 6 Mk. In Eßlingen waren 15 Waggons Mostobst zugeführt; Preis 5 M. 40 Pf. bis 5 M. 80 Pf. Pr. Ztr.

* (Wei« preise vom 6.-8. Oktbr.) ES wurden Wetnkäufe abgeschloffen tu Win «en­den zu 150170 M., iu Gronau z« 162 bis 165 M.. in Ktrchheim a. R. zu 180 bis 200 M., in Löchgau zu 165168 M., in Lauffen a. N. zu 180 200 M., in Wetnsberg zu 170180 M., in Höpfig­heim zu 145167 M. Pr. 3 Hektol.

' Vom Bottwarthal, 6. Okt. Mit ungewöhn- licher Raschheit ist der größte Teil des heurigen Wein­erzeugnisses 10 bis 14 Tage vor der eigentlichen Lese bei uns verstellt bezw. verkauft worden. Die Nach­frage ist immer noch stark. Die Käufer bezahlen, ohne zu feilschen, was der Weingärtner verlangt. Manche Produzenten warten mit dem Verkauf ihres Erzeugnisse- zu, in der Hoffnung den Preis noch höher steigern z« können. Der Qualität nach ist der Wein Heuer so ziem­lich gleichmäßig, da die höheren, sonst bevorzugteren Berg­lagen nur wenige Trauben aufweisen und die mittleren und niederer gelegenen Weinberge ein überall gleichwer­tiges Produkt liefern. Einen Unterschied dürste nur der Ausschlag der Sorte ergeben.

* Bietigheim, 6. Okt. Dem ViehmarkL waren zugetrieben 211 Stück aller Gattungen. Gehandelt wurde wenig, da die Eigner höhere Preise verlangten. Fettvieh war sehr gesucht. Dasselbe erlitt eine kleine Preiserhöhung. Dreijährige Kühe kosteten 220230 Mark.

Vermischte-.

* Folgendes Ballgespräch Mt derPariser ,Figaro" mit. Tänzer (während des Walzers): Hielten Sie es nicht auch für praktisch zur Erleichterung der Heiratseinleitungen, wenn die Eltern die jungen Mädchen Broschen tragen ließen, auf denen die Ziffer der Mitgift ein­graviert wäre?* Tänzerin:Ich hätte nichts dagegen, unter der Bedingung, daß die Freier auf ihrer Kravattennadel die Höhe ihrer Schul­den angäben.*

* (Ein Menschenkenner.)Freunde in der Not zu haben, ist doch etwas Schönes! Nicht wahr?"Ich für meine Person danke dafür, kaum ist einer meiner Freunde in Not, so pumpt er mich auch schon an!*"

* (Dieguten Freundinnen.")Mein Bräutigam schenkt mir zu jedem Geburtstag irgend ein hübsches Buch."Das ist aber nett. Da hast Du gewiß schon eine ganze Bibliothek beisammen?"

* (Die strenge Obrigkeit.) Ortspo­lizeidiener (nachts 1 Uhr):Meine Herren, es ist schon 1 Uhr und um 12 war Polizeistund. Ich mach jetzt noch eine Padrull! Wenn ich in einer Stund wiederkomm und die Herren find noch hier, dann bleib ich auch da!"

Verantwortlicher Redakteur: W. Riekrr, Mensteig.

bis 5.85 p. Met. (ca. 450 versch. Dispofit.) so-; wie schwarze, weiße und farbige Seidenstoffe von 75 Pf.> bis Mk. 18.65 per Meter glatt, gestreift, karrirt, ge-i mustert, Damaste rc. (ca. 240 versch. Qual, und 2000 s versch. Farben, Dessins rc.), porto- und zollfrei. Muster umgehend.

Seiden-Iavrik H. Kenneverg (k. u. k. Hoff), ISrich.

Leim Ausbruch der Epidemie die Vögel in großen Schaaren die verseuchte Gegend ver­ließen und erst nach dem Erlöschen der Epi­demie zurückkehrten. In Brünn z. B. sollen im Hochsommer des Jahres 1866, als die Cholera dort zahlreiche Opfer forderte, die Sper­linge die infiztrten Stadtteile verlassen haben, so daß dort nicht ein einziges Exemplar derselben zu sehen war. Da die Richtigkeit dieser Beob­achtung betheuert wftd, so wäre es interessant, zu ersahren, ob man sie in diesem Jahre auch in Rußland und Hamburg gemacht hat.

Ausländisches.

'Wien, 7. Okt. Wegen starken Umsich­greifens der Cholera wurde der Orientexpreß- zug zwischen Wien und Belgrad Wert.

* Wien, 7. Okt. Ueber den Exkönig Milan wird aus Bukarest gemeldet, daß er um das rumänische Siaatsbürgerrecht nachgesucht habe.

Der Ministerpräsident Lascar Catargi, der sein Onkel ist, und der Minister des Aeußern, Ale­xander Lahovari, haben es zugesagt, sein Gesuch, welches der Kammer und dem Senat vorgelegt werden muß, zu unterstützen. Milan wird als Graf von Takowa in den Unterthanenverband Rumäniens treten und will in die Armee ein- treten. Sollte das vom rumänischen Offizier­corps nicht gern gesehen werden, so will er auf dem Gute seines Onkels Lascar Catargi leben, bts er sich auf seinem eigenen Gute niederlasfen kann. Die Ursache, weshalb Milan die rumä­nische Staatsbürgerschaft anstrebt, ist seine Ab­sicht, eine schöne und reiche Rumänin zu heiraten, eine Verwandte Catargis, deren Vermögen auf 60 Millionen Francs geschätzt wird.

* Wien, 8. Okt. Die Cholera macht in Budapest große Fortschritte. Heute werden sämtliche Schulen gesperrt. Da die Behörden Las infizierte Eigentum der armen Bevölkerung haben verbrennen lassen, finden viele Ausschrei­tungen statt. Gestern rotteten sich 600 Par­teien eines großen Gebäudes in der Weizner- straße zusammen, um die Desinfekteure abzu­weisen; 70 Mann berittener Polizei mußten einschreiten. Die Bewohner erbauten förmliche Barrikaden und empfingen die Polizei mit Steinen; die eindringenden Polizisten wurden von den rasenden Weibern mit heißem Wasser begossen, und viele erlitten Brandwunden. Bis­her sind 260 Erkrankungen vorgekommen, da runter 104 mit tödlichem Ausgang.

* Lüttich, 6. Okt. Der Postwagen des Expreßzuges nach Brüssel wurde erbrochen und Werte in größerem Betrag geraubt; der Thäter wurde indessen rechtzeitig entdeckt und verhaftet. Das Attentat wurde in der Mitte der Stadt verübt; es war auf die Wertsachen abgesehen, welche vom Bahnhof nach dem Post­bureau per Wagen gebracht werden. Der Attentäter erbrach eine Wertküste mit einem Brecheisen und raubte 100000 Frs., welche er, als er verfolgt wurde, wegwarf. Er heißt

der Jacht setzten, war's Mitternacht nach der Uhr, aber nur leichte Dämmerung lag über der Landschaft.

In Nord Gulen gewannen wir den ersten Einblick in norwegisches Landleben und ich für meinen Teil wäre ganz zufrieden damit gewesen, dort zu bleiben, mich der uns auf allen Seiten umgebenden Naturschön­heiten zu erfreuen, die nähere Bekanntschaft des Thalpatriarchen und seiner Hausgenossen zu machen und Norwegen und die Norweger an diesem typischen Modell in aller Ruhe und Bequemlichkeit zu studieren. Ein Arkadien ist das Laud nicht; es stellt harte Anforderungen an die nüchterne Thatkraft seiner Bewohner; der Romantik und Idylle ist Wenig Spielraum gelassen. Das junge Volk zieht im Sommer mit den Schafherden auf die dicht au der Schneegrenze liegenden Bergweiden. Frauen und Mädchen arbeiten am Tage an der Seite der Männer in Wald, Feld und Fjord; an den langen Winterabenden spinnen und we­ben sie mit emsigen Fingern. Sie kleiden sich einfach aber geschmackvoll. Die Geistesbildung wird nicht vernachlässigt. Auf einer meiner Streife­reien begegnete mir ein Knabe, der mich englisch anredete. Ich fragte ihn, wann er in England gewesen sei. Er hatte sein abgelegenes hei­matliches Thal nie verlassen und aus Grammatik und Lesebüchern seine Sprachkenntnis ohne Lehrer sich ungeeignet.

Es ist nicht zu verwundern, daß Leute mit so vorzüglichen körper­lichen und geistigen Anlagen, so fleißig und genügsam und mit ihrem auf das Praktische gerichteten Sinn auch in der Fremde gute Ansiedler abgeben. Der Ueberschuß der Bevölkerung, der einst die Küstenländer Europas in für diese so schmerzhaft empfindliche Weise heimsuchte, fin­det heute seinen Weg nach den Ver. Staaten, wo neben schweizerischen Ein­wanderern keine anderen so willkommen geheißen werden, als die Norweger.

Verweilen dursten wir in Nord Gulen nicht länge; schon am zweiten Tage nach unserer Ankunft wurde der Anker Witter gehoben

und aus dem Sognefjord heraus, dem Nordfjord zugesteuert. Nach einer Fahrt von sechs Stunden lagen wir in emem Bergkssel fest, nicht unähnlich dem am Morgen verlassenen. Nur war's hier weniger ein­sam : Mehrere große Farmen ringsum verstreut und nahe der Mündung eines in das Bassin sich ergießenden Flusses ein ganzes Dorf, der Kern­punkt des den Namen führenden Gemeinwesens, dem alle Gehöfte auf fünf Stunden im Umkreise angehören. Einen Büchsenschuß von unserem Ankerplätze entfernt, erhob sich aus einem felsigen Ufervorsprung die hölzerne, weißgestrichene Kirche. Wir machten dem Gemeindevorsteher ernen Besuch und erbaten uns von ihm die Erlaubnis, in dem einett Kilometer landeinwärts gelegenen See, durch den der Fluß seinen Weg nimmt, zu fischen. Das Wasser war zu reißend, um stromaufwärts zst fahren. Sechs unserer Matrosen mußten die Jolle der Jacht bis zuttt See tragen, über einen prächtigen, mit Blumen bunt durchwobenen Wiesenteppich. Wir ruderten uns zum oberen Seeende und machtest in ein paar Stunden reiche Beute; einen ganzen Korb voll Fische, da­runter ein halbes Dutzend Seeforellen mächtige Kerle von sieben bis zwölf Pfund Gewicht. Ausgezeichneter Sport sie zu fangen, eine Freude sie anzuschauen und ein Hochgenuß sie zu verspeisen.

Der nächste Tag war ein Sonntag und die von allen Richtunge« her der Kirche zurudernden Boote gewährten mit ihren festlich geschmückten Insassen einen reizenden Anblick. Ich wohnte dem Gottesdienst bei und beobachtete, da ich dem Gange der Liturgie nicht zu folgen ver­mochte, auch von der Predigt kaum ein Wort verstand, um so aufmerk­samer die um mich Versammelten. In den ernsten, ruhigen Gesichtern der Männer war nichts za entdecken, was an die Wilden, seeräuberischest Vorfahren hätte erinnern können. (Fortsetzung folgt.)

Auflösung des Riiljels in Nro. 118.

Preis, Reis, EkS.