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Erscheint wöchentl. 8«»lr Dienstag, Donners­tag und SamStag und kostet in Mensteig SO ^ im Bezirk SO «nßrrhalb l dar Quartal.

EinrückungSpreiS der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8^1 1892

bei mehrmaliger je S auSwLrtS je 8 j '

In Altensteig Stadt, Ebhausen und Wenden ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Gestorben: Hauptkassier Bose, Stuttgart; Buch­

druckereibesitzer Oßwald, Kirchheim u. T.

Laudesuachrichteu.

* Altensteig, 7. Okrbr. Als Seltenheit haben wir zu verzeichnen, daß sich hier 3 Ehe­paare befinden, welche vor 50 Jahren den Bund der Ehe eingegangen haben und sich eines von Gott begnadeten Alters erfreuen dürfen. Es find dies l) Joh. Gg. Henßler, Metzger, 77 Jahre alt und seine Ehefi au Eva, geb. Schmid, 78 Jahre alt (Hochzeitstag 12. April 1842);

2) Joh. David Bühler, Schmiedmeister, 77 Jahre alt und seine Ehefrau Katharine, geb. Kern, 70 I. alt (Hochzeitstag 4. Sept. 1842) und

3) Mich. Moser, Gerber, 72 I. alt und seine Ehefrau Karoline, geb. Roh, 70 I. alt (Hoch­zeitstag 4. Okt. 1842). Die meisten dieser Ehe­gatten erfreuen sich einer noch recht guten Ge­sundheit. Sämtliche 3 Paare nahmen aus Bescheidenheit von einer öffentlichen Begehung des goldenen Ehestandsjubiläums Abstand und begnügten sich damit im engeren Kreise ihrer Fa­milie den Ehrentag zu begehen. -Unser inniger Wunsch geht dahin, der liebe Gott wolle den 3 Jubelpaaren noch einen langen und schönen Lebensabend schenken.

* Alten st eig, 7. Okt. Wiederholt ist die Forderung aufgetreten, daß die Jnvaliditäts- und Altersversicherung der Dienstboten aufge­hoben werde, weil sie für diese Personen, namentlich diejenigen des weiblichen Geschlechts, von ge­ringem Nutzen sei. In einem Leitartikel der Nordd. Allg. Zig." wird es jedoch für un­möglich erklärt, einzelnen Personenklassen, denen man einen Rechtsanspruch auf Sozialfürsorge zuerkannte, diesen Anspruch wieder zu entziehen. Wir bezweifeln, daß die große Mehrheit aller Dienstboten unglücklich darüber wäre, wenn man ihnen einfach die Hälfte der bereits entrichteten Beträge zurückbezahlte und dafür die Aussicht auf eine Alters- und Invalidenrente nähme.

* Herzogsweiler. Der Bau der hiesigen Wasserleitung geht unter der umsichtigen Lei­

tung des Herrn Bautechniker Baur rasch seiner Vollendung entgegen. Quellfaffung, Pump­station und Hochbehälter sind beinahe fertig; auch die Grabaröeiten und das Rohrlegen lassen nicht mehr lange auf sich warten. Wird die Maschine früher geliefert als sie anfänglich an­gesagt war, so wird schon anfangs nächsten Monats die Wasserleitung fertig werden. (Gr.)

* B 0 ll, OA. Sulz, 5. Okt. Ein Fall von Ollolsra nostkÄZ ist hier vorgekommen. Ein hiesiger Arbeiter der Gewehrfabrik Obern­dorf ist daran nach nur zweitägigem Kranksein verwtchene Nacht gestorben.

* Stuttgart, 4. Oktbr. Vom hiesigen Schwurgerichtshof wurde heute der Konditor Ernst Henning von Leonberg, welcher mit einer Axt seine Frau, seinen Schwiegervater und sein Söhnchen schwer verletzt hatte, zu 6 Jah­ren Gefängnis nebst 5jährigem Ehrverlust ver­urteilt. Der zuerst bei dem Angeklagten ange­nommene Mangel an Zurechnungsfähigket ward von den Sachverständigen, unter denen sich auch der Direktor Beißer von der Irrenanstalt Schuffenried befand, bestritten.

* DemSt.-Anz.* wird aus Wangen i. A. geschrieben: In den Gemeinden Amtzell und Eggenreute herrscht seit ca. 14 Tagen in 17 Stallungen wiederum die Maul- und Klauen­seuche. Besonderes Interesse erregt dieselbe diesmal dadurch, daß in verschiedenen Gehöften mehrere Rindviehstücke (Großvieh) schlagartig zu Grund gingen. Es entstand daher die Ver­mutung, daß es sich um eine Komplikation mit Milzbrand handle. Der sofort an Ort und Stelle erschienene Referent des K. Medizinal­kollegiums stellte in Gemeinschaft mit dem hie­sigen Oberamtstierarzt jedoch fest, daß die be­treffenden Tiere nicht an Milzbrand, sondern an einer bösartigen Form der Maul- und Klauen­seuche gefallen sind. Die Eigentümer haben daher keinen Anspruch auf Entschädigung und ist es daher doppelt wünschenswert, daß die Tier­besitzer nicht nur alle auf den Selbstschutz ge­richteten Maßnahmen genauestens beachten, son­dern im Falle des Seuchenausbruchs auch un-

Gine Wordkandsfahrl.

(Nachdruck verboten.)

Von A. Th.

(Fortsetzung.)

Unseren Weg bezeichneten bunt angemalte Leuchttürme, von deren Galerien etwa ein Mädchen der auf Büchsenschußweite vorbeisausenden Jacht einen Gruß zuwinkte. Eidergänse erhoben sich, aus ihrer Ruhe aufgeschrekt, mit lautem Flügelschlage aus dem Wasser, der Familien­vater immer der erste, sich davon zu machen, es Frau und Kindern überlassend, selbst für sich zu sorgen. Eine Fischerbarke kreuzte gelegent­lich unseren Kurs und manchmal blies näher oder ferner ein Walfisch. Anderen Lebenszeichen begegneten wir keinen. Gegen mittag lenkten wir in den Sognefjord ein, ostwärts den hohen Bergen zusteuernd. Wie vor dem Prinz im Märchen die Felswand sich aufthut und ihm der Zutritt zu Gärten und Palästen eröffnet wird, so machten uns die scheinbar dem Laufe des Dampfers Halt gebietenden Klippen rechts und links Platz, als wir den Kurs änderten, und hinein ging's in einen der großartigsten Kanäle, den die Natur sich selbst geschaffen.

Auf Leiden Seiten zeigten sich die Mündungen zahlreicher Seiten­fjorde, viele zwanzig und mehr Kilometer ins Innere eindringend und sich wieder und wieder verzweigend, wie wir auf unserer Karte sehen konnten. Die Geschichte der alten Nordmänner wurde uns verständlich. Hier vor uns hatten wir die Schlupfwinkel, in welche die Wikinger mit ihren beutebefrachteten Schiffen einliefen und hier auch ist die Er­klärung zu suchen für ihr wildes, unstätes Leben: die wenigen Stellen, auf welchen eine Familie dem Ertrage des Bodens ihren Unterhalt ab­gewinnen könnte, liegen meilenweit auseinander. Die Wälder an den steilen Berghängen sind öde und schweigsam; wilde Tiere irgend welcher Art kamen uns nirgends zu Gesicht. Die Jagd wird hier nie ergiebig

gesäumt die pflichtmäßige Anzeige erstatten und die Behörden durch strenge Einhaltung der an­geordneten Schutzmaßregeln in der Bekämpfung der Seuche unterstützen, damit die durch eine hervorragend leichte Uebertragbarkeit ausgezeich­nete, bösartige Maul- und Klauenseuche nicht weiter Boden fassen und nicht noch größere Kreise beschädigen kann.

* (Entschädigung an die Vtehbesitzer.) Im Etatsjahre 1891/92 wurden in Württemberg an die Viehbesitzer für Entschädigungen bei Viehseuchen (Rotz, Milzbrand, Lungenseuche) bezahlt: Für Pferde 15,379 Mk., für Rindvieh 92,542 Mk. Im Vorjahre wurden bezahlt für Pferde 19,752 Mk., für Rindvieh 85,385 Mk.

* (Verschiedenes.) In Ulm hat sich ein Profefforatskandidat, der in den nächsten Tagen das Professoratsexamen ablegen sollte, mit Karbolsäure vergiftet. In Stuttgart hat ein fremder Mann bei einem Kleider­händler 2 neue Anzüge gekauft und diese mit einer württ. Staatsobligation bezahlen wollen, was dem betreff. Kleiderhändler verdächtig er­schien. Er verständigte die Polizei hievon, die den Verdächtigen verhaftete. Bei den weiter angestellten Nachforschungen stellte sich heraus, daß derselbe die Obligation nebst einem Porte­monnaie mit Geld auf dem Ztllhartshof (OA. Waiblingen) gestohlen hatte. Dem Kronen­wirt Scholl in Saulgau wurden am Jahr­markt 500 Mk. gestohlen. Im Abort des Bahnhofs wurde der Dieb alsbald festgenommen. Derselbe, welcher elegant gekleidet war, Zwicker und Ueberzieher trug, war noch in dem vollen Besitz des Geldes und gab sich als Karl Müller, Kaufmann aus Ulm aus. In Tübingen ist das mit einem Aufwand von 90000 Mark erbaute ev. Knabenschulhaus in feierlicher Weise eingeweiht worden. In Heilbronn ist die Maschinenfabrik von Wetpert u. Söhne größtenteils abgebrannt.

* München, 5. Okt. Ein schweres Un­glück hat sich heute abend gegen 6 Uhr ereignet. In der Zweibrückenstraße am Eingang zur

gewesen sein. Bären, die heute in den Klüften Hausen, haben sich er' wiesenermaßeu dort erst eingefunden, seit von den Ansiedlern die Schaf­zucht eingeführt worden ist. Vor tausend Jahren gab's in jenen, gut sechs Monate unter dem Banne der schwersten Winterkälte stehenden Baumwildnissen wahrscheinlich wenig, womit Bär oder Mensch seinen Hunger hätte stillen können. Von Fischen allein kann eine Bevölkerung nicht gut leben und die alten Norweger wurden Abenteurer und See­räuber durch den Zwang der Verhältnisse. In den dichten Tannen­forsten hatten sie ihre Arsenale, dort erbauten sie aus den schlanken Stämmen ihre Fahrzeuge, die besten und fltnkesten der damaligen Welt. Ueber das Meer führten ihre Hochstraßen, die Existenz des Seemannes war ihnen zur zweiten Natur geworden und alle im Verlaufe eines Sommers zu erreichenden Küstenländer galten für legitime Erntegebiete.

Wir hielten Umschau nach einem Platze, welchen wir auf der Karte, seinem dort bildlich wiedergegebenen Charakter nach, als geeignet für unsere ersten norwegischen Angelversuche ausgewählt hatten. Der Lotse erklärte, den Ort zu kennen, konnte uns aber keine verständliche Beschreibung davon geben. Hatte di: großartige Szenerie im Haupt­fjord schon unsere Bewunderung herausgefordert, das, was wir zu sehen bekamen, als die Jacht seitwärts ablenkte, war noch grandioser: die Wälder an den Ufern waren noch dichter und düsterer, die Abhänge der Berge noch steiler und die verwitterten Klippen und schueebekappten Felsgipfel strebten in noch stolzerer Unnahbarkeit und Majestät den Wolken zu. ^

Zwischen solchen Getänden verfolgten wir eine gute Stunde lang unseren Weg, bis wir, ein weit vorspringendes Kap umfahrend, in eine Bucht einliefen, in deren einer geschliffenen Stahlplatte gleichenden Fläche die vom flüssigen Golde des Abendsonnenscheines verklärte östliche Land­schaft sich spiegelte, während die Berge der Westseite dunkelgrüne und

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