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Donnerstag den 6. Oktober

. Erscheint roöchentl. Small DimStag, DonnerS- Är. 117. tag und SamStag und kostet in Mensteig 90 ^ im Bezirk 90 »ußrrhald 1 Xi das Quartal.

Amtliches.

Da die Maul- und Klauenseuche in der Ge­meinde Spielberg eine erhebliche Verbreitung gewon. neu hat, ist das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch Spielberg und dessen Feldmark vom K. Oberamt Nagold bis auf weiteres verboten.

Gestorben: Lehrer Mattes, Böchingen; Banin­

spektor Leube, Davos-Stuttgart; Privatier Schurr, Aalen.

LaudeSuachrichteu.

* Alten steig, 5. Okt. Die in Nr. 112 d. Bl. erwähnte Eingabe an die K. General­direktion der Staatseisenbahnen betr. Früher­legung des ersten Zugs von Nagold nach Alten- stcig an Markttagen hat eine wirklich wohlwollende Berücksichtigung ( im Sinne unseres Herrn Stationsmeisters Kettenmann) gesunden. Für den Vichmarkt, welcher heute hier stattstnden sollte, hatte die K. Generaldirektion einen Son­derzug mit Anschluß an den ersten Zug von Eutingen (Nagold ab 7,55, Altensteig an 8,35 vorm.) angeordnet, da aber der Markt wegen der im Bezirk herrschenden Maul- und Klauen­seuche nicht abgehalten werden durfte, wurde auch der Sondcrzug wieder abbestellt. Auf Grund dieser Anordnung ist begründete Aussicht vor­handen, daß jeweils an den Markttagen während desSommerhalbjahrs ein außerordentlicher Früh­zug ausgeführt wird, was als einzig richtige Abhilfe betrachtet werden muß, denn eine Früher­legung des fahrplanmäßigen ersten Zugs (wo­durch der Anschluß nach Altensteig in der Rich­tung von Calw vereitelt würde) hätte eben auch besondere Nachteile im Gefolge. Es muß an­erkannt werden, daß die K. Generaldirektion billigen Wünschen sich jeweils zugänglich erweist. Auf dem Bahnhof hat sich jetzt der Obst- Verkauf rege entwickelt. Mehrere Waggon wur­den schon abgesetzt zum Preise von Mk. 4.20, 4,60, 4.70 bis Mk. 5pr. Ztr., je nach Qualität. Zu den hiesigen Verkäufern haben sich auch aus­wärtige gesellt, welche versuchsweise einige Wag­gon hierher dirigieren ließen. Es ist allerdings ein bedeutender Bedarf vorhanden, da in unserer Gegend der Obstertrag ein ganz geringer ist. Allem Anschein nach wird der Obstpreis nicht

sehr hoch, was wesentlich auch der jetzt be­quemeren und billigeren Beifuhr zu verdanken ist! In Walddorf werden Mostäpfel mit Mk. 5.50 bis Mark 5.75 Pr. Ztr. bezahlt.

* (Bel e ucht et d ie T r e pp e n.) Die Abende werden länger, die N8cht bricht früher herein und damit macht sich auch die Notwen­digkeit der Treppenbeleuchtung wieder geltend. Wir können nur jedem Hausbesitzer zu seinem Besten anraten, die wenigen Pfennige, welche die Beleuchtung der Treppen erfordert, nicht zu sparen. Dieselben sind vom Stande des Haus- Besitzers aus als eine kleine kaum zu bemerkende Verstcherungsgebühr aufzufassen, durch die sich derselbe vor einem empfindlichen Verlust großer Summen schützen kann.

* Nagold, 1. Okt. Straßenwärter Breyer von hier fiel, gestern morgen in seiner Scheuer von der Leiter und verletzte sich hiebei so schwer, daß er heute abend starb. (N. Tgbl.)

* Stuttgart, 30. Sept. Das Gasglüh­licht nach der neuesten Erfindung von Dr. Carl Auer von Wellsbach in Wien findet auch, wie die zahlreichen Läden zeigen, in Stuttgart immer mehr Anklang. Die Leuchtkraft desselben er­reicht eine Helligkeit bis 70 Normalkerzen, wäh­rend gewöhnlich Gasflammen 12 bis 15, Ar- gandbrenner 2025 Kerzen Helligkeit ergeben. Dabei ist der Gasverbrauch ein sehr geringer und stellt sich bei hiesigem Gaspreis mit Steuer pro Stunde auf höchstens 2 Pfg., während die Kosten bei gewöhnlichen Brennern mindestens 3Vs Pst, bet Argandbrennern bis zu 5 Pfg. betragen.

* Stuttgart, 3. Okt. Der erste Jah­restag des Todes von König Karl am 6. Okt. wird im Schlosse zu Friedrichshofen, dem Aufenthalt der Königin Olga, durch einen feier­lichen Gottesdienst begangen werden. Dem­selben wird auch die Frau Herzogin Wera mit ihren beiden Töchtern, den Prinzessinnen Elsa und Olga anwohnen, welche sich zu diesem Zwecke von hier aus nach Friedrichshafen be­geben. '

'(Volksfestlotterie.) Der erste Ge­

winn der Volksfestlotterie ist dem Metzgermeister Spieth in Eßlingen zugefallen, der das Glücks­los Nr. 78,459 bei Adolf Mauz daselbst gekauft hat. Der zweite Gewinn fiel auf das Los eines Arbeiters der Cannstatter Maschinenfabrik Eß­lingen, der noch 4 andere Kollegen zur Beteili­gung aufgefordert hatte.

* Ludwtgsburg, 1. Okt. Gestern vor­mittag wurde der vom Militärgericht wegen Fälschung zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilte Lieutenant Krapf vom Militärgefängnis aus in einem Gefährt des Trainbataillons unter mili­tärischer Bedeckung ins Zuchthaus abgeliefert. In dem Konkurs über sein Vermögen belaufen sich die Forderungen auf rund 47,000 Mk. Die Gläubiger erhalten 20°/«.

* Göppingen, 3. Okt. Die Desertion des früheren Schullehrers und Redakteurs des demokr. Hohenstaufen in Göppingen, Cappus, der nach Ulm zur Ableistung seiner Dienstpflicht eingezogen war, teilt der Hohenstaufen, wie folgt, mit:Der bisherige Redakteur unsres Blattes, Herr Cappus, hat sich dem Vergnügen, drei Jahre in der Ferienkolonie zubringen zu dürfen, durch die Flucht entzogen. So ent­schieden man diesen Schritt des Herrn Cappus als einen ungesetzlichen mißbilligen muß, so er­klärlich wird man ihn, wenn menschlich betrach­tet, finden." Eine eigentümliche Auffassung der Ehrenpflicht des Dienstes im deutschen Akkl'L!

*Künzelsau, 2. Okt. Zur Eröffnung der neuen Bahnlinie von hier nach Waldenburg trafen gestern früh die H.H. Minister v. Mitt­nacht und v. Riecke ein. Beim Bankett sagte in seiner Rede Herr v. Mittnacht:Was eine Eisenbahn wert ist, brauche ich den Herren nicht auseinander zu setzen; sie wissen es ganz genau, sonst würden sie nicht so eifrig darnach gestrebt haben. Für die Landwirtschaft bedeutet die Bahn Erleichterung des Absatzes er jmöchte nur wünschen, daß in diesem Herbst mehr Wein zum Transport vorhanden wäre, für die Industrie sind hier viele Ansätze und Grund­lagen gegeben. In dieser Stadt, welche ihren

Kine Wordlandsfahrl. (Nachdruck 0 ^°.°.,.)

Von A. Th.

(Fortsetzung.)

Haben Sie keine Armen hier?" fragte ich einen Großhändler, der an Bord gekommen war, um wegen Kohlenlieferung Rücksprache zu nehmen.

O, doch, Arme haben wir schon," entgegnete er;aber freilich solche Arme wie in England gibt's bei uns nicht. Jeder hat hier ge­nug zu essen."

Uns machte sich die Kälte ganz empfindlich bemerkbar: etwa wie im Februar in England. Aber Kälte und Wärme sind relative Be­griffe und ein englischer Februar mag den an halbarktische Winter Ge­wöhnten wie ein Hochsommermonat Vorkommen. Jedenfalls nahmen die Bergener ihren Juli in allem Ernste für Sommer, denn wir kamen zu einem öffentlichen Garten, wo eine Musikkapelle spielte und Familien an kleinen Tischen ihren Nachmittagskaffee tranken. Die verschiedensten Bäume und Sträucher einer nicht einheimischen Flora sind akklimatisiert. Kastanien, Akazien und Flieder standen in voller Blüte. Die Rosen­stöcke trugen Knospen und die Gärtner setzten eben Geranien ins Freie. Wir besuchten den Fischmarkt am Hafen, sahen uns die gefangenen Fische an und deren Fänger mit ihren Booten und Netzen, die Markt­weiber und die einkaufenden Bürgersfrauen. Um Fische dreht sich alles in Bergen. Die Telegramme am schwarzen Brett der Börse berichten über die jeweiligen Fischpreise in Holland und Dänemark. Auf der nackten Felsenküste außerhalb der Stadt sind mächtige Schober aufge­schichtet; von ferne meint man Heudiemen vor sich zu haben, beim Näher- kommen finden mir, daß diese Hauken aus getrockneten Stock- und Schell­fischen aufgebaut sind.

Ein großer Dampfer, für Hüll bestimmt, war nicht weit von unserer Jacht verankert; über seine Ladung hätten einem die Geruchs­organe auf einen Kilometer Abstand schon Auskunft gegeben. Abgesehen von dem überall gegenwärtigen Fischdnft, gefiel uns Bergen gut genug. Nirgends wirst du von einem Bettler belästigt. Diese Nordlandsleute wissen zu arbeiten und für sich zu sorgen; für Bummler und Tagediebe gibt's da keinen Platz. Es ist ein einfaches, ruhiges, hart schaffendes Volk; jeder geht eifrig seinen Geschäften nach und kümmert sich Znicht mehr als absolut notwendig um die Angelegenheiten anderer. Die Po­litik spielt keine so hervorragende Rolle wie bei uns, sie drängt sich nicht in jedes Gespräch; die anderswo so beliebte Kannegießerei ist so gut wie unbekannt. Die Norweger sind Lutheraner, sogar orthodoxe Lutheraner. Es gibt in Bergen zwar eine katholische Kirche für die fremdm Seeleute, aber ich glaube nicht, daß es schon jemals geglückt ist, einen Norweger zu bekehren. Für die intellektuelle Ausbildung ist wohl gesorgt: die Schulen sind gut und werden fleißig besucht. Das Bergener Museum ist ein Musterinstitut seiner Art. In den unteren Galerien ist das alte Norwegen, das Norwegen der Seekönige, ver­treten: Runentafeln, Kettenpanzer, Schwerter, Schlachtkolben, Streit­äxte; irdene Gefässe und Steinwerkzeuge aus noch weiter mrückliegenden Zeitepochen. Zahlreiche Andenken aus den Raub- und Plünderuugszügen: griechische und römische Statuetten, Ringe, Ketten, Armbänder und Becher: einige dieser letzteren aus Glas und darum besonders merkwürdig, denn dieses Material war in jenen Zeiten selten und kostbar. Die Glas­becher sind mehrfach zerbrochen und an den Bruchstellen mit Silber zu­sammengekittet. All' dies sind offenbar au den Küsten des Mittellän­dischen Meeres zusammengelesene Beutestücke; auch goldenes und silber­nes Kirchengeschirr befindet sich darunter und spricht seine eigene stumme Sprache. Neben solchen Dingen finden sich Fischereigerätschaften aus